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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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kenen Uterus der Wöchnerin, den Grund gewöhnlich mehr vor-
wärts, den Muttermund mehr nach rückwärts gerichtet.

§. 859.

2) Die Mutterscheide und die äußern Scham-
theile
sind in den ersten Tagen des Wochenbetts noch sehr
erschlafft, die Querfalten der Vagina sind fast unmerklich ge-
worden, und der Turgor aller dieser Theile, wie er bei
Schwangern bemerkt wurde, ist in der ganzen Poriode des
Wochenbetts fast verschwunden, sie scheinen gleichsam abge-
welkt. Erst in der dritten oder vierten Woche nach der Entbin-
dung findet man den Scheidenkanal wieder etwas mehr zu-
sammen gezogen.

§. 860.

3) Die Brüste sind nun die Organe deren Funktion
jetzt vorzüglich von Wichtigkeit ist. Gegen sie richtet sich
nun der stärkere Zudrang der Säfte, welche früher im Uterus
ausgesondert worden waren, die Milchgefäße, die oft schon
in der Schwangerschaft etwas mehr angeschwollen waren,
turgesciren jetzt noch stärker, und sondern nun zuerst eine dünne
wäßrige Milch aus (man nennt sie Colostrum oder Co-
lostra
) welche gleichsam den Uebergang darzustellen scheint
zwischen dem Schafwasser (welches im Uterus in den Darm-
kanal des Kindes eindrang) und der spätern, fettigern und
nahrhaftern Milch *). Diese fettigere und nahrhaftere Milch
tritt gewöhnlich um den zweiten oder dritten Tag (also nach-
dem der Uterus aufgehört hat helles Blut auszuscheiden) ein,
und dieses stärkere Anfüllen der Milchgefäße ist häufig mit
einem gelinden Gefühl von Frost oder Schauer **) verbunden,

*) Merkwürdig ist, daß nach D. Schübler (s. Meckel's Archiv
f. Physiol. IV. Bd. 4. Heft.) das Colostrum der Kühe statt wahrer
Butter eine mehr Eigelb- ähnliche Substanz liefert.
**) Dieser Schauer ist mehr ein in dem Hautorgan sich verbreitender
krampfhafter, bald vorübergehender Zustand (ungefähr dem bei Ent-
leerung der Blase sich öfters einstellenden flüchtigen Schauer, oder

kenen Uterus der Woͤchnerin, den Grund gewoͤhnlich mehr vor-
waͤrts, den Muttermund mehr nach ruͤckwaͤrts gerichtet.

§. 859.

2) Die Mutterſcheide und die aͤußern Scham-
theile
ſind in den erſten Tagen des Wochenbetts noch ſehr
erſchlafft, die Querfalten der Vagina ſind faſt unmerklich ge-
worden, und der Turgor aller dieſer Theile, wie er bei
Schwangern bemerkt wurde, iſt in der ganzen Poriode des
Wochenbetts faſt verſchwunden, ſie ſcheinen gleichſam abge-
welkt. Erſt in der dritten oder vierten Woche nach der Entbin-
dung findet man den Scheidenkanal wieder etwas mehr zu-
ſammen gezogen.

§. 860.

3) Die Bruͤſte ſind nun die Organe deren Funktion
jetzt vorzuͤglich von Wichtigkeit iſt. Gegen ſie richtet ſich
nun der ſtaͤrkere Zudrang der Saͤfte, welche fruͤher im Uterus
ausgeſondert worden waren, die Milchgefaͤße, die oft ſchon
in der Schwangerſchaft etwas mehr angeſchwollen waren,
turgeſciren jetzt noch ſtaͤrker, und ſondern nun zuerſt eine duͤnne
waͤßrige Milch aus (man nennt ſie Colostrum oder Co-
lostra
) welche gleichſam den Uebergang darzuſtellen ſcheint
zwiſchen dem Schafwaſſer (welches im Uterus in den Darm-
kanal des Kindes eindrang) und der ſpaͤtern, fettigern und
nahrhaftern Milch *). Dieſe fettigere und nahrhaftere Milch
tritt gewoͤhnlich um den zweiten oder dritten Tag (alſo nach-
dem der Uterus aufgehoͤrt hat helles Blut auszuſcheiden) ein,
und dieſes ſtaͤrkere Anfuͤllen der Milchgefaͤße iſt haͤufig mit
einem gelinden Gefuͤhl von Froſt oder Schauer **) verbunden,

*) Merkwuͤrdig iſt, daß nach D. Schuͤbler (ſ. Meckel’s Archiv
f. Phyſiol. IV. Bd. 4. Heft.) das Colostrum der Kuͤhe ſtatt wahrer
Butter eine mehr Eigelb- aͤhnliche Subſtanz liefert.
**) Dieſer Schauer iſt mehr ein in dem Hautorgan ſich verbreitender
krampfhafter, bald voruͤbergehender Zuſtand (ungefaͤhr dem bei Ent-
leerung der Blaſe ſich oͤfters einſtellenden fluͤchtigen Schauer, oder
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[134/0158] kenen Uterus der Woͤchnerin, den Grund gewoͤhnlich mehr vor- waͤrts, den Muttermund mehr nach ruͤckwaͤrts gerichtet. §. 859. 2) Die Mutterſcheide und die aͤußern Scham- theile ſind in den erſten Tagen des Wochenbetts noch ſehr erſchlafft, die Querfalten der Vagina ſind faſt unmerklich ge- worden, und der Turgor aller dieſer Theile, wie er bei Schwangern bemerkt wurde, iſt in der ganzen Poriode des Wochenbetts faſt verſchwunden, ſie ſcheinen gleichſam abge- welkt. Erſt in der dritten oder vierten Woche nach der Entbin- dung findet man den Scheidenkanal wieder etwas mehr zu- ſammen gezogen. §. 860. 3) Die Bruͤſte ſind nun die Organe deren Funktion jetzt vorzuͤglich von Wichtigkeit iſt. Gegen ſie richtet ſich nun der ſtaͤrkere Zudrang der Saͤfte, welche fruͤher im Uterus ausgeſondert worden waren, die Milchgefaͤße, die oft ſchon in der Schwangerſchaft etwas mehr angeſchwollen waren, turgeſciren jetzt noch ſtaͤrker, und ſondern nun zuerſt eine duͤnne waͤßrige Milch aus (man nennt ſie Colostrum oder Co- lostra) welche gleichſam den Uebergang darzuſtellen ſcheint zwiſchen dem Schafwaſſer (welches im Uterus in den Darm- kanal des Kindes eindrang) und der ſpaͤtern, fettigern und nahrhaftern Milch *). Dieſe fettigere und nahrhaftere Milch tritt gewoͤhnlich um den zweiten oder dritten Tag (alſo nach- dem der Uterus aufgehoͤrt hat helles Blut auszuſcheiden) ein, und dieſes ſtaͤrkere Anfuͤllen der Milchgefaͤße iſt haͤufig mit einem gelinden Gefuͤhl von Froſt oder Schauer **) verbunden, *) Merkwuͤrdig iſt, daß nach D. Schuͤbler (ſ. Meckel’s Archiv f. Phyſiol. IV. Bd. 4. Heft.) das Colostrum der Kuͤhe ſtatt wahrer Butter eine mehr Eigelb- aͤhnliche Subſtanz liefert. **) Dieſer Schauer iſt mehr ein in dem Hautorgan ſich verbreitender krampfhafter, bald voruͤbergehender Zuſtand (ungefaͤhr dem bei Ent- leerung der Blaſe ſich oͤfters einſtellenden fluͤchtigen Schauer, oder

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 134. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/158>, abgerufen am 25.11.2024.