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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820.

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wird veranlaßt durch die Venenmündungen auf der innern
Uterinfläche, welche in der Schwangerschaft durch die Mem-
brana decidua
verschlossen waren, jetzt aber, da diese Flo-
ckenhaut, welche mit der flockigen Oberfläche des Eies, und
zuletzt mit dem aus Zellgewebe gebildeten Oberhäutchen
der Placenta innig zusammen hängt, nothwendig durch das
Abtrennen der Placenta verletzt wird, geöffnet erscheinen. Da
ich nun die Mündungen aber oft gegen 1/4 Zoll weit gefun-
den habe*), so wird gewiß stets eine beträchtliche Blutmenge
sich ergießen müssen, träte nicht alsbald die Zusammenziehung
des Uterus ein, durch welche die Mündungen großentheils
geschlossen werden, und die Quantität des Bluts auf einige
Unzen beschränkt wird.

§. 816.

Ist nun der Mutterkuchen völlig gelöst, so treiben die
erneuerten Wehen denselben, und zwar umgestülpt, mit der
innern Fläche voran, und die Eihäute nach hinten über die
äußere Fläche zurück geschlagen in die Mutterscheide herab,
welche ihn sodann nach und nach durch ihre eigenen Con-
traktionen völlig ausstoßen würde, pflegte man nicht ge-
wöhnlich um Reinlichkeit und Bequemlichkeit der Neuentbun-
denen zu befördern, ihn von hier durch einen gelinden Zug
zu entfernen. -- Sind vorher Zwillinge oder Drillinge ge-
boren worden, so gehen in dieser Periode die Nachgeburten
derselben zusammen ab. Immer aber soll sich der Uterus,
nachdem er sich von Kind und Nachgeburt entleert hat, zu
einer festen über dem Schambogen deutlich fühlbaren Kugel
(Mutterkugel) zusammen ziehen, um sodann in der nun fol-
genden Periode des Wochenbetts wieder in den frühern Zu-
stand, wie er vor der Conception Statt fand, zurückzu-
kehren **).


*) S. auch Hunter Anatomia uteri gravidi T. X. f. III.
**) Auch für das Kind selbst ist übrigens die Geburt der Beginn
wichtiger innerer Umänderungen, welche wir in der Geschichte des
Wochenbettes, indem wir den Zustand des Säuglings mit dem des
Fetus vergleichen, näher erwägen werden.

wird veranlaßt durch die Venenmuͤndungen auf der innern
Uterinflaͤche, welche in der Schwangerſchaft durch die Mem-
brana decidua
verſchloſſen waren, jetzt aber, da dieſe Flo-
ckenhaut, welche mit der flockigen Oberflaͤche des Eies, und
zuletzt mit dem aus Zellgewebe gebildeten Oberhaͤutchen
der Placenta innig zuſammen haͤngt, nothwendig durch das
Abtrennen der Placenta verletzt wird, geoͤffnet erſcheinen. Da
ich nun die Muͤndungen aber oft gegen ¼ Zoll weit gefun-
den habe*), ſo wird gewiß ſtets eine betraͤchtliche Blutmenge
ſich ergießen muͤſſen, traͤte nicht alsbald die Zuſammenziehung
des Uterus ein, durch welche die Muͤndungen großentheils
geſchloſſen werden, und die Quantitaͤt des Bluts auf einige
Unzen beſchraͤnkt wird.

§. 816.

Iſt nun der Mutterkuchen voͤllig geloͤſt, ſo treiben die
erneuerten Wehen denſelben, und zwar umgeſtuͤlpt, mit der
innern Flaͤche voran, und die Eihaͤute nach hinten uͤber die
aͤußere Flaͤche zuruͤck geſchlagen in die Mutterſcheide herab,
welche ihn ſodann nach und nach durch ihre eigenen Con-
traktionen voͤllig ausſtoßen wuͤrde, pflegte man nicht ge-
woͤhnlich um Reinlichkeit und Bequemlichkeit der Neuentbun-
denen zu befoͤrdern, ihn von hier durch einen gelinden Zug
zu entfernen. — Sind vorher Zwillinge oder Drillinge ge-
boren worden, ſo gehen in dieſer Periode die Nachgeburten
derſelben zuſammen ab. Immer aber ſoll ſich der Uterus,
nachdem er ſich von Kind und Nachgeburt entleert hat, zu
einer feſten uͤber dem Schambogen deutlich fuͤhlbaren Kugel
(Mutterkugel) zuſammen ziehen, um ſodann in der nun fol-
genden Periode des Wochenbetts wieder in den fruͤhern Zu-
ſtand, wie er vor der Conception Statt fand, zuruͤckzu-
kehren **).


*) S. auch Hunter Anatomia uteri gravidi T. X. f. III.
**) Auch fuͤr das Kind ſelbſt iſt uͤbrigens die Geburt der Beginn
wichtiger innerer Umaͤnderungen, welche wir in der Geſchichte des
Wochenbettes, indem wir den Zuſtand des Saͤuglings mit dem des
Fetus vergleichen, naͤher erwaͤgen werden.
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[105/0129] wird veranlaßt durch die Venenmuͤndungen auf der innern Uterinflaͤche, welche in der Schwangerſchaft durch die Mem- brana decidua verſchloſſen waren, jetzt aber, da dieſe Flo- ckenhaut, welche mit der flockigen Oberflaͤche des Eies, und zuletzt mit dem aus Zellgewebe gebildeten Oberhaͤutchen der Placenta innig zuſammen haͤngt, nothwendig durch das Abtrennen der Placenta verletzt wird, geoͤffnet erſcheinen. Da ich nun die Muͤndungen aber oft gegen ¼ Zoll weit gefun- den habe *), ſo wird gewiß ſtets eine betraͤchtliche Blutmenge ſich ergießen muͤſſen, traͤte nicht alsbald die Zuſammenziehung des Uterus ein, durch welche die Muͤndungen großentheils geſchloſſen werden, und die Quantitaͤt des Bluts auf einige Unzen beſchraͤnkt wird. §. 816. Iſt nun der Mutterkuchen voͤllig geloͤſt, ſo treiben die erneuerten Wehen denſelben, und zwar umgeſtuͤlpt, mit der innern Flaͤche voran, und die Eihaͤute nach hinten uͤber die aͤußere Flaͤche zuruͤck geſchlagen in die Mutterſcheide herab, welche ihn ſodann nach und nach durch ihre eigenen Con- traktionen voͤllig ausſtoßen wuͤrde, pflegte man nicht ge- woͤhnlich um Reinlichkeit und Bequemlichkeit der Neuentbun- denen zu befoͤrdern, ihn von hier durch einen gelinden Zug zu entfernen. — Sind vorher Zwillinge oder Drillinge ge- boren worden, ſo gehen in dieſer Periode die Nachgeburten derſelben zuſammen ab. Immer aber ſoll ſich der Uterus, nachdem er ſich von Kind und Nachgeburt entleert hat, zu einer feſten uͤber dem Schambogen deutlich fuͤhlbaren Kugel (Mutterkugel) zuſammen ziehen, um ſodann in der nun fol- genden Periode des Wochenbetts wieder in den fruͤhern Zu- ſtand, wie er vor der Conception Statt fand, zuruͤckzu- kehren **). *) S. auch Hunter Anatomia uteri gravidi T. X. f. III. **) Auch fuͤr das Kind ſelbſt iſt uͤbrigens die Geburt der Beginn wichtiger innerer Umaͤnderungen, welche wir in der Geſchichte des Wochenbettes, indem wir den Zuſtand des Saͤuglings mit dem des Fetus vergleichen, naͤher erwaͤgen werden.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/129>, abgerufen am 21.11.2024.