des Fetus, als dem sichersten Merkmale, nur im ungestörten Fortgange der Schwangerschaft und in der Abwesenheit von den Kennzeichen des Todes liegen. Die Kenuzeichen des Todes der Frucht sind aber folgende, von denen jedoch keins allein als völlig untrüglich betrachtet werden darf: a) vor- ausgegangene Schädlichkeiten welche das Absterben des Fetus veranlassen konnten, als Krankheiten, gewaltsame Erschütte- rungen, Blutflüsse u. s. w. b) Schauder und Frost, welche von Zeit zu Zeit wiederkehren und ein allgemeines unbehag- liches Gefühl nach sich lassen. c) Verlorner Appetit, faulig- ter Geschmack im Munde, und Schwäche des ganzen Kör- pers. d) Gefühl von Schwere und Kälte des Unterleibes, welcher sich gern auf die Seite hinneigt, auf welcher eine Schwangere sich niederlegt, und eben so leicht bei der Wen- dung des Körpers auf die andere Seite fällt. e) Zusammen- fallen und kühlere Beschaffenheit der Brüste sowohl, als der Mutterscheide und äußern Geschlechtstheile. f) Gänzlicher Mangel der Bewegungen des Kindes.
5) Kennzeichen der ersten und der wiederhol- ten Schwangerschaft.
§. 783.
Wir müssen hierbei auf das zurückweisen, was im ersten Theile (§. 53.) über die Zeichen vorausgegangener Geburten gesagt worden ist (als größere Schlaffheit der Bauchbedeckun- gen, schlafferer Scheidenkanal, eingerissenes oder sehr erschlafftes Schambändchen, dunklere Warzen u. s. w.) deren Anwesenheit oder Abwesenheit schon hierüber Aufschluß geben kann; in- deß ist auch im Verlauf der Schwangerschaft selbst ein Unter- schied wahrzunehmen, je nachdem es die erste oder wieder- holte ist, und hiervon jetzt noch Einiges: -- Es sind aber erstens die Beschwerden der Schwangerschaft gewöhnlich in der ersten Schwangerschaft beträchtlicher, als in der zwei- ten oder dritten, ungefähr so wie die Molimina ad men- struationem bei dem ersten Eintritt der Menstruation hefti- ger zu seyn pflegen, als bei der Wiederkehr derselben. Ferner
des Fetus, als dem ſicherſten Merkmale, nur im ungeſtoͤrten Fortgange der Schwangerſchaft und in der Abweſenheit von den Kennzeichen des Todes liegen. Die Kenuzeichen des Todes der Frucht ſind aber folgende, von denen jedoch keins allein als voͤllig untruͤglich betrachtet werden darf: a) vor- ausgegangene Schaͤdlichkeiten welche das Abſterben des Fetus veranlaſſen konnten, als Krankheiten, gewaltſame Erſchuͤtte- rungen, Blutfluͤſſe u. ſ. w. b) Schauder und Froſt, welche von Zeit zu Zeit wiederkehren und ein allgemeines unbehag- liches Gefuͤhl nach ſich laſſen. c) Verlorner Appetit, faulig- ter Geſchmack im Munde, und Schwaͤche des ganzen Koͤr- pers. d) Gefuͤhl von Schwere und Kaͤlte des Unterleibes, welcher ſich gern auf die Seite hinneigt, auf welcher eine Schwangere ſich niederlegt, und eben ſo leicht bei der Wen- dung des Koͤrpers auf die andere Seite faͤllt. e) Zuſammen- fallen und kuͤhlere Beſchaffenheit der Bruͤſte ſowohl, als der Mutterſcheide und aͤußern Geſchlechtstheile. f) Gaͤnzlicher Mangel der Bewegungen des Kindes.
5) Kennzeichen der erſten und der wiederhol- ten Schwangerſchaft.
§. 783.
Wir muͤſſen hierbei auf das zuruͤckweiſen, was im erſten Theile (§. 53.) uͤber die Zeichen vorausgegangener Geburten geſagt worden iſt (als groͤßere Schlaffheit der Bauchbedeckun- gen, ſchlafferer Scheidenkanal, eingeriſſenes oder ſehr erſchlafftes Schambaͤndchen, dunklere Warzen u. ſ. w.) deren Anweſenheit oder Abweſenheit ſchon hieruͤber Aufſchluß geben kann; in- deß iſt auch im Verlauf der Schwangerſchaft ſelbſt ein Unter- ſchied wahrzunehmen, je nachdem es die erſte oder wieder- holte iſt, und hiervon jetzt noch Einiges: — Es ſind aber erſtens die Beſchwerden der Schwangerſchaft gewoͤhnlich in der erſten Schwangerſchaft betraͤchtlicher, als in der zwei- ten oder dritten, ungefaͤhr ſo wie die Molimina ad men- struationem bei dem erſten Eintritt der Menſtruation hefti- ger zu ſeyn pflegen, als bei der Wiederkehr derſelben. Ferner
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[86/0108]
des Fetus, als dem ſicherſten Merkmale, nur im ungeſtoͤrten
Fortgange der Schwangerſchaft und in der Abweſenheit von
den Kennzeichen des Todes liegen. Die Kenuzeichen des
Todes der Frucht ſind aber folgende, von denen jedoch keins
allein als voͤllig untruͤglich betrachtet werden darf: a) vor-
ausgegangene Schaͤdlichkeiten welche das Abſterben des Fetus
veranlaſſen konnten, als Krankheiten, gewaltſame Erſchuͤtte-
rungen, Blutfluͤſſe u. ſ. w. b) Schauder und Froſt, welche
von Zeit zu Zeit wiederkehren und ein allgemeines unbehag-
liches Gefuͤhl nach ſich laſſen. c) Verlorner Appetit, faulig-
ter Geſchmack im Munde, und Schwaͤche des ganzen Koͤr-
pers. d) Gefuͤhl von Schwere und Kaͤlte des Unterleibes,
welcher ſich gern auf die Seite hinneigt, auf welcher eine
Schwangere ſich niederlegt, und eben ſo leicht bei der Wen-
dung des Koͤrpers auf die andere Seite faͤllt. e) Zuſammen-
fallen und kuͤhlere Beſchaffenheit der Bruͤſte ſowohl, als der
Mutterſcheide und aͤußern Geſchlechtstheile. f) Gaͤnzlicher
Mangel der Bewegungen des Kindes.
5) Kennzeichen der erſten und der wiederhol-
ten Schwangerſchaft.
§. 783.
Wir muͤſſen hierbei auf das zuruͤckweiſen, was im erſten
Theile (§. 53.) uͤber die Zeichen vorausgegangener Geburten
geſagt worden iſt (als groͤßere Schlaffheit der Bauchbedeckun-
gen, ſchlafferer Scheidenkanal, eingeriſſenes oder ſehr erſchlafftes
Schambaͤndchen, dunklere Warzen u. ſ. w.) deren Anweſenheit
oder Abweſenheit ſchon hieruͤber Aufſchluß geben kann; in-
deß iſt auch im Verlauf der Schwangerſchaft ſelbſt ein Unter-
ſchied wahrzunehmen, je nachdem es die erſte oder wieder-
holte iſt, und hiervon jetzt noch Einiges: — Es ſind aber
erſtens die Beſchwerden der Schwangerſchaft gewoͤhnlich in
der erſten Schwangerſchaft betraͤchtlicher, als in der zwei-
ten oder dritten, ungefaͤhr ſo wie die Molimina ad men-
struationem bei dem erſten Eintritt der Menſtruation hefti-
ger zu ſeyn pflegen, als bei der Wiederkehr derſelben. Ferner
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 2. Leipzig, 1820, S. 86. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie02_1820/108>, abgerufen am 25.11.2024.
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