II.Von der Art und Weise, die verschiedenen Zustände des weiblichen Körpers auszumit- teln und zu untersuchen.
§. 89.
Wir können hierbey unterscheiden: a) das allgemeine nach regelmäßig geordneten Fragen eingeleitete Vernehmen der zu Untersuchenden, ihrer frühern Geschichte nach sowohl, als nach der Art ihrer gegenwärtigen besonderen Empfindun- gen; und b) die durch den Sinn des Gesichts oder des Getasts, ja selbst durch Instrumente vorzunehmende Unter- suchung der weiblichen Körperbildung sowohl im Allgemeinen, als insbesondre den Geschlechtstheilen, so wie (bey Hinsicht auf Geburt) dem Becken nach.
§. 90.
Was zuvörderst die Ordnung und Folge der zum Be- hufe solcher Ausmittelungen zu stellenden Fragen betrifft, so werden zwar im Ganzen wie bey männlichen Individuen auch hier Alter, Eigenthümlichkeiten bey der Geburt, Ge- sundheitsumstände der Eltern, Kinderkrankheiten, äußere Ver- hältnisse, Temperatur, vorherrschende Neigungen, späterhin erfahrene Krankheiten u. s. w. erörtert werden müssen; es wird ferner der gegenwärtige Zustand nach den einzelnen organi- schen Systemen zu erwägen seyn, so daß man z. B. von der Funktion der Dauungsorgane beginnt, übergeht sodann zur Funktion des Gefäßsystems, der Absonderungs- und Ath- mungsorgane, und endlich die Verrichtungen des höhern thie- rischen Lebens, nach Sensation und Muskularthätigkeit unter- sucht; allein immer wird nun noch einen sehr wesentlichen Theil dieser Untersuchung die Berücksichtigung der eigentlichen Geschlechtsverhältnisse ausmachen, wobey dann auf nachste- hende Punkte vorzügliches Gewicht zu legen seyn würde. --
§. 91.
Zunächst aber gehört hierher die Entwicklung des Ge- schlechtscharakters im Erscheinen der Menstruation, welche
I. Theil. 5
II.Von der Art und Weiſe, die verſchiedenen Zuſtaͤnde des weiblichen Koͤrpers auszumit- teln und zu unterſuchen.
§. 89.
Wir koͤnnen hierbey unterſcheiden: a) das allgemeine nach regelmaͤßig geordneten Fragen eingeleitete Vernehmen der zu Unterſuchenden, ihrer fruͤhern Geſchichte nach ſowohl, als nach der Art ihrer gegenwaͤrtigen beſonderen Empfindun- gen; und b) die durch den Sinn des Geſichts oder des Getaſts, ja ſelbſt durch Inſtrumente vorzunehmende Unter- ſuchung der weiblichen Koͤrperbildung ſowohl im Allgemeinen, als insbeſondre den Geſchlechtstheilen, ſo wie (bey Hinſicht auf Geburt) dem Becken nach.
§. 90.
Was zuvoͤrderſt die Ordnung und Folge der zum Be- hufe ſolcher Ausmittelungen zu ſtellenden Fragen betrifft, ſo werden zwar im Ganzen wie bey maͤnnlichen Individuen auch hier Alter, Eigenthuͤmlichkeiten bey der Geburt, Ge- ſundheitsumſtaͤnde der Eltern, Kinderkrankheiten, aͤußere Ver- haͤltniſſe, Temperatur, vorherrſchende Neigungen, ſpaͤterhin erfahrene Krankheiten u. ſ. w. eroͤrtert werden muͤſſen; es wird ferner der gegenwaͤrtige Zuſtand nach den einzelnen organi- ſchen Syſtemen zu erwaͤgen ſeyn, ſo daß man z. B. von der Funktion der Dauungsorgane beginnt, uͤbergeht ſodann zur Funktion des Gefaͤßſyſtems, der Abſonderungs- und Ath- mungsorgane, und endlich die Verrichtungen des hoͤhern thie- riſchen Lebens, nach Senſation und Muskularthaͤtigkeit unter- ſucht; allein immer wird nun noch einen ſehr weſentlichen Theil dieſer Unterſuchung die Beruͤckſichtigung der eigentlichen Geſchlechtsverhaͤltniſſe ausmachen, wobey dann auf nachſte- hende Punkte vorzuͤgliches Gewicht zu legen ſeyn wuͤrde. —
§. 91.
Zunaͤchſt aber gehoͤrt hierher die Entwicklung des Ge- ſchlechtscharakters im Erſcheinen der Menſtruation, welche
I. Theil. 5
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II. Von der Art und Weiſe, die verſchiedenen
Zuſtaͤnde des weiblichen Koͤrpers auszumit-
teln und zu unterſuchen.
§. 89.
Wir koͤnnen hierbey unterſcheiden: a) das allgemeine nach
regelmaͤßig geordneten Fragen eingeleitete Vernehmen der
zu Unterſuchenden, ihrer fruͤhern Geſchichte nach ſowohl,
als nach der Art ihrer gegenwaͤrtigen beſonderen Empfindun-
gen; und b) die durch den Sinn des Geſichts oder des
Getaſts, ja ſelbſt durch Inſtrumente vorzunehmende Unter-
ſuchung der weiblichen Koͤrperbildung ſowohl im
Allgemeinen, als insbeſondre den Geſchlechtstheilen, ſo wie
(bey Hinſicht auf Geburt) dem Becken nach.
§. 90.
Was zuvoͤrderſt die Ordnung und Folge der zum Be-
hufe ſolcher Ausmittelungen zu ſtellenden Fragen betrifft, ſo
werden zwar im Ganzen wie bey maͤnnlichen Individuen
auch hier Alter, Eigenthuͤmlichkeiten bey der Geburt, Ge-
ſundheitsumſtaͤnde der Eltern, Kinderkrankheiten, aͤußere Ver-
haͤltniſſe, Temperatur, vorherrſchende Neigungen, ſpaͤterhin
erfahrene Krankheiten u. ſ. w. eroͤrtert werden muͤſſen; es wird
ferner der gegenwaͤrtige Zuſtand nach den einzelnen organi-
ſchen Syſtemen zu erwaͤgen ſeyn, ſo daß man z. B. von
der Funktion der Dauungsorgane beginnt, uͤbergeht ſodann
zur Funktion des Gefaͤßſyſtems, der Abſonderungs- und Ath-
mungsorgane, und endlich die Verrichtungen des hoͤhern thie-
riſchen Lebens, nach Senſation und Muskularthaͤtigkeit unter-
ſucht; allein immer wird nun noch einen ſehr weſentlichen
Theil dieſer Unterſuchung die Beruͤckſichtigung der eigentlichen
Geſchlechtsverhaͤltniſſe ausmachen, wobey dann auf nachſte-
hende Punkte vorzuͤgliches Gewicht zu legen ſeyn wuͤrde. —
§. 91.
Zunaͤchſt aber gehoͤrt hierher die Entwicklung des Ge-
ſchlechtscharakters im Erſcheinen der Menſtruation, welche
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/85>, abgerufen am 22.12.2024.
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