der Weiber begleiten, daß Schmerzen, Krämpfe, Lähmungen, Sinnes-Täuschungen oder Ueberspannungen hier so ausge- zeichnet häufig erscheinen und Rückwirkungen des Nervensy- stems auf andere Systeme und Organe auch öfters zu wei- tern Verstimmungen Anlaß geben, wenn hingegen Reaktionen des Muskularsystems, in Form von Convulsionen, Ausbrü- chen von Manie u. s. w. weniger heftig als im männlichen Geschlecht zu seyn pflegen.
§. 80.
Wie nun durch die erwähnten Momente sowohl die Aetiologie als Symptomatologie weiblicher Krankheiten man- ches Eigenthümliche erhält, so ist auch endlich rücksichtlich der Prognose noch anzumerken, daß, so wie überhaupt der geringern Energie der Reaktionen wegen das weibliche Ge- schlecht mehr zu chronischen als acuten Krankheiten geneigt ist, auch acute Krankheiten selbst im Allgemeinen hier min- der leicht eine so gefahrdrohende Höhe erreichen; woraus denn die Erfahrung erklärlich wird, daß in typhösen Epide- mieen z. B. der Regel nach mehr Männer als Frauen ver- starben. Ungünstiger hingegen muß eben dadurch die Prog- nose werden bey chronischen Krankheiten, theils wegen der größern Neigung zu organischen Verbildungen, Wasseran- sammlungen u. s. w.; theils wegen der schneller eintretenden Atonie, welche häufig durch den mehrmals sich wiederholen- den Cyclus der höhern, so tief in den weiblichen Organis- mus eingreifenden Geschlechtsverrichtungen von Schwanger- schaft, Geburt und Wochenbett unterhalten, befördert, oder doch vorbereitet wird; vorzüglich ungünstig muß jedoch die Prognose im Allgemeinen bey den chronischen Krankheitszu- ständen solcher Organe werden, deren Funktion schon an und für sich im weiblichen Körper beschränkter ist, z. B. bey Krankheiten der Lungen.
§. 81.
Was die zweite Klasse weiblicher Krankheiten, nämlich die diesem Geschlecht ausschließend eigenthümlichen betrifft, so ist von ihnen im Allgemeinen zu bemerken, daß, so wie die
der Weiber begleiten, daß Schmerzen, Kraͤmpfe, Laͤhmungen, Sinnes-Taͤuſchungen oder Ueberſpannungen hier ſo ausge- zeichnet haͤufig erſcheinen und Ruͤckwirkungen des Nervenſy- ſtems auf andere Syſteme und Organe auch oͤfters zu wei- tern Verſtimmungen Anlaß geben, wenn hingegen Reaktionen des Muskularſyſtems, in Form von Convulſionen, Ausbruͤ- chen von Manie u. ſ. w. weniger heftig als im maͤnnlichen Geſchlecht zu ſeyn pflegen.
§. 80.
Wie nun durch die erwaͤhnten Momente ſowohl die Aetiologie als Symptomatologie weiblicher Krankheiten man- ches Eigenthuͤmliche erhaͤlt, ſo iſt auch endlich ruͤckſichtlich der Prognoſe noch anzumerken, daß, ſo wie uͤberhaupt der geringern Energie der Reaktionen wegen das weibliche Ge- ſchlecht mehr zu chroniſchen als acuten Krankheiten geneigt iſt, auch acute Krankheiten ſelbſt im Allgemeinen hier min- der leicht eine ſo gefahrdrohende Hoͤhe erreichen; woraus denn die Erfahrung erklaͤrlich wird, daß in typhoͤſen Epide- mieen z. B. der Regel nach mehr Maͤnner als Frauen ver- ſtarben. Unguͤnſtiger hingegen muß eben dadurch die Prog- noſe werden bey chroniſchen Krankheiten, theils wegen der groͤßern Neigung zu organiſchen Verbildungen, Waſſeran- ſammlungen u. ſ. w.; theils wegen der ſchneller eintretenden Atonie, welche haͤufig durch den mehrmals ſich wiederholen- den Cyclus der hoͤhern, ſo tief in den weiblichen Organis- mus eingreifenden Geſchlechtsverrichtungen von Schwanger- ſchaft, Geburt und Wochenbett unterhalten, befoͤrdert, oder doch vorbereitet wird; vorzuͤglich unguͤnſtig muß jedoch die Prognoſe im Allgemeinen bey den chroniſchen Krankheitszu- ſtaͤnden ſolcher Organe werden, deren Funktion ſchon an und fuͤr ſich im weiblichen Koͤrper beſchraͤnkter iſt, z. B. bey Krankheiten der Lungen.
§. 81.
Was die zweite Klaſſe weiblicher Krankheiten, naͤmlich die dieſem Geſchlecht ausſchließend eigenthuͤmlichen betrifft, ſo iſt von ihnen im Allgemeinen zu bemerken, daß, ſo wie die
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der Weiber begleiten, daß Schmerzen, Kraͤmpfe, Laͤhmungen,
Sinnes-Taͤuſchungen oder Ueberſpannungen hier ſo ausge-
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ſtems auf andere Syſteme und Organe auch oͤfters zu wei-
tern Verſtimmungen Anlaß geben, wenn hingegen Reaktionen
des Muskularſyſtems, in Form von Convulſionen, Ausbruͤ-
chen von Manie u. ſ. w. weniger heftig als im maͤnnlichen
Geſchlecht zu ſeyn pflegen.
§. 80.
Wie nun durch die erwaͤhnten Momente ſowohl die
Aetiologie als Symptomatologie weiblicher Krankheiten man-
ches Eigenthuͤmliche erhaͤlt, ſo iſt auch endlich ruͤckſichtlich
der Prognoſe noch anzumerken, daß, ſo wie uͤberhaupt der
geringern Energie der Reaktionen wegen das weibliche Ge-
ſchlecht mehr zu chroniſchen als acuten Krankheiten geneigt
iſt, auch acute Krankheiten ſelbſt im Allgemeinen hier min-
der leicht eine ſo gefahrdrohende Hoͤhe erreichen; woraus
denn die Erfahrung erklaͤrlich wird, daß in typhoͤſen Epide-
mieen z. B. der Regel nach mehr Maͤnner als Frauen ver-
ſtarben. Unguͤnſtiger hingegen muß eben dadurch die Prog-
noſe werden bey chroniſchen Krankheiten, theils wegen der
groͤßern Neigung zu organiſchen Verbildungen, Waſſeran-
ſammlungen u. ſ. w.; theils wegen der ſchneller eintretenden
Atonie, welche haͤufig durch den mehrmals ſich wiederholen-
den Cyclus der hoͤhern, ſo tief in den weiblichen Organis-
mus eingreifenden Geſchlechtsverrichtungen von Schwanger-
ſchaft, Geburt und Wochenbett unterhalten, befoͤrdert, oder
doch vorbereitet wird; vorzuͤglich unguͤnſtig muß jedoch die
Prognoſe im Allgemeinen bey den chroniſchen Krankheitszu-
ſtaͤnden ſolcher Organe werden, deren Funktion ſchon an und
fuͤr ſich im weiblichen Koͤrper beſchraͤnkter iſt, z. B. bey
Krankheiten der Lungen.
§. 81.
Was die zweite Klaſſe weiblicher Krankheiten, naͤmlich
die dieſem Geſchlecht ausſchließend eigenthuͤmlichen betrifft, ſo
iſt von ihnen im Allgemeinen zu bemerken, daß, ſo wie die
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 59. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/79>, abgerufen am 22.11.2024.
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