Zweiter Abschnitt. Von der Eigenthümlichkeit in den Krankheiten des weiblichen Geschlechts (allgemeine Pathologie).
§. 77.
So wie der weibliche Körper rücksichtlich des Physiolo- gischen zwar schon im Allgemeinen durch eigenthümliche Ver- hältnisse seiner organischen Systeme und äußern Gesammt- bildung von dem männlichen abweicht, allein nur durch die geschlechtlichen Funktionen und Organe vollkommen von ihm sich unterscheidet, so auch rücksichtlich der pathologischen Zu- stände. -- Es veranlaßt dieß die Krankheiten des weiblichen Organismus einzutheilen in solche, welche er mit dem männ- lichen gemein hat, und welche in ihrem Verlauf nur modi- ficirt werden durch die Individualität des Körpers, an wel- chem sie vorkommen, und in andere, welche als auf die be- sondere Organisation des Weibes gegründet, nur in diesem Geschlecht möglich und ihm ganz eigenthümlich sind. Zur erstern Klasse gehört demnach das ganze Heer von Krankhei- ten, welchen der Mensch überhaupt unterworfen ist, als: Fieber, Entzündungen, Lähmungen, Krämpfe, Störungen organischer Bildung u. s. w.; zur zweiten Klasse hingegen rechnen wir die Störungen weiblicher Geschlechtsverrichtung und die daraus sich ergebenden allgemeinen oder örtlichen Krankheiten.
§. 78.
Hier nur kann es allein unser Zweck seyn, von der zweiten Klasse eine ausführlichere Darstellung zu geben, und wir erwähnen daher von der erstern blos dasjenige, wodurch die Individualität des weiblichen Körpers auch in den ihr nicht ausschließend eigenthümlichen Krankheitszuständen be- zeichnet wird. Es ist aber hierüber zu bemerken: erstens, daß die größere Receptivität des weiblichen Organismus ihn im Allgemeinen für Einwirkung schädlicher Einflüsse empfäng- licher, folglich zu Kränklichkeit überhaupt geneigter macht;
Zweiter Abſchnitt. Von der Eigenthuͤmlichkeit in den Krankheiten des weiblichen Geſchlechts (allgemeine Pathologie).
§. 77.
So wie der weibliche Koͤrper ruͤckſichtlich des Phyſiolo- giſchen zwar ſchon im Allgemeinen durch eigenthuͤmliche Ver- haͤltniſſe ſeiner organiſchen Syſteme und aͤußern Geſammt- bildung von dem maͤnnlichen abweicht, allein nur durch die geſchlechtlichen Funktionen und Organe vollkommen von ihm ſich unterſcheidet, ſo auch ruͤckſichtlich der pathologiſchen Zu- ſtaͤnde. — Es veranlaßt dieß die Krankheiten des weiblichen Organismus einzutheilen in ſolche, welche er mit dem maͤnn- lichen gemein hat, und welche in ihrem Verlauf nur modi- ficirt werden durch die Individualitaͤt des Koͤrpers, an wel- chem ſie vorkommen, und in andere, welche als auf die be- ſondere Organiſation des Weibes gegruͤndet, nur in dieſem Geſchlecht moͤglich und ihm ganz eigenthuͤmlich ſind. Zur erſtern Klaſſe gehoͤrt demnach das ganze Heer von Krankhei- ten, welchen der Menſch uͤberhaupt unterworfen iſt, als: Fieber, Entzuͤndungen, Laͤhmungen, Kraͤmpfe, Stoͤrungen organiſcher Bildung u. ſ. w.; zur zweiten Klaſſe hingegen rechnen wir die Stoͤrungen weiblicher Geſchlechtsverrichtung und die daraus ſich ergebenden allgemeinen oder oͤrtlichen Krankheiten.
§. 78.
Hier nur kann es allein unſer Zweck ſeyn, von der zweiten Klaſſe eine ausfuͤhrlichere Darſtellung zu geben, und wir erwaͤhnen daher von der erſtern blos dasjenige, wodurch die Individualitaͤt des weiblichen Koͤrpers auch in den ihr nicht ausſchließend eigenthuͤmlichen Krankheitszuſtaͤnden be- zeichnet wird. Es iſt aber hieruͤber zu bemerken: erſtens, daß die groͤßere Receptivitaͤt des weiblichen Organismus ihn im Allgemeinen fuͤr Einwirkung ſchaͤdlicher Einfluͤſſe empfaͤng- licher, folglich zu Kraͤnklichkeit uͤberhaupt geneigter macht;
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Zweiter Abſchnitt.
Von der Eigenthuͤmlichkeit in den Krankheiten des
weiblichen Geſchlechts (allgemeine Pathologie).
§. 77.
So wie der weibliche Koͤrper ruͤckſichtlich des Phyſiolo-
giſchen zwar ſchon im Allgemeinen durch eigenthuͤmliche Ver-
haͤltniſſe ſeiner organiſchen Syſteme und aͤußern Geſammt-
bildung von dem maͤnnlichen abweicht, allein nur durch die
geſchlechtlichen Funktionen und Organe vollkommen von ihm
ſich unterſcheidet, ſo auch ruͤckſichtlich der pathologiſchen Zu-
ſtaͤnde. — Es veranlaßt dieß die Krankheiten des weiblichen
Organismus einzutheilen in ſolche, welche er mit dem maͤnn-
lichen gemein hat, und welche in ihrem Verlauf nur modi-
ficirt werden durch die Individualitaͤt des Koͤrpers, an wel-
chem ſie vorkommen, und in andere, welche als auf die be-
ſondere Organiſation des Weibes gegruͤndet, nur in dieſem
Geſchlecht moͤglich und ihm ganz eigenthuͤmlich ſind. Zur
erſtern Klaſſe gehoͤrt demnach das ganze Heer von Krankhei-
ten, welchen der Menſch uͤberhaupt unterworfen iſt, als:
Fieber, Entzuͤndungen, Laͤhmungen, Kraͤmpfe, Stoͤrungen
organiſcher Bildung u. ſ. w.; zur zweiten Klaſſe hingegen
rechnen wir die Stoͤrungen weiblicher Geſchlechtsverrichtung
und die daraus ſich ergebenden allgemeinen oder oͤrtlichen
Krankheiten.
§. 78.
Hier nur kann es allein unſer Zweck ſeyn, von der
zweiten Klaſſe eine ausfuͤhrlichere Darſtellung zu geben, und
wir erwaͤhnen daher von der erſtern blos dasjenige, wodurch
die Individualitaͤt des weiblichen Koͤrpers auch in den ihr
nicht ausſchließend eigenthuͤmlichen Krankheitszuſtaͤnden be-
zeichnet wird. Es iſt aber hieruͤber zu bemerken: erſtens,
daß die groͤßere Receptivitaͤt des weiblichen Organismus ihn
im Allgemeinen fuͤr Einwirkung ſchaͤdlicher Einfluͤſſe empfaͤng-
licher, folglich zu Kraͤnklichkeit uͤberhaupt geneigter macht;
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/77>, abgerufen am 23.11.2024.
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