kehre oder nicht, in welchem letztern Falle sodann gewöhnlich nur die Vermeidung von allen das Gefäß- und Nervensy- stem gewaltsam erregenden Einflüssen das allgemeine Wohl- befinden zu erhalten vermag.
II.Von der zu lange fortdauernden Men- strualfunction.
§. 632.
Auch diese Regelwidrigkeit läßt sich, gleich der vorher- gehenden, nicht nach einem gewissen Lebensalter, sondern nach der Rückwirkung auf das allgemeine Befinden definiren, und steht in sofern namentlich der zu reichlichen oder zu häufigen Menstruation nahe.
§. 633.
Die krankhafter Weise zu lange fortdauernde Menstrua- tion kann vorzüglich in dreifacher Hinsicht verursacht wer- den: entweder durch allgemeine Vollsaftigkeit in Folge sehr reichlich nährender Diät und sitzender Lebensweise, wobey durch die Menstruation selbst zwar für den Augenblick Er- leichterung geschafft wird, aber zugleich durch die öfters wie- derkehrenden Congestionen nach den Geschlechtsorganen pas- sive Blutungen und vielfältige Degenerationen vorbereitet wer- den; oder die andauernde Menstruation wird bedingt durch sehr erhöhte Erregbarkeit der Geschlechtsorgane, welche die Folge ist einer im Allgemeinen sehr reizbaren Constitution, oder einer reizenden, erhitzenden Diät, oder ausschweifender Lebensart; oder endlich, es sind organische Krankheiten der Geschlechtstheile und namentlich des Uterus vorhanden (wo- hin vorzüglich die fehlerhaften Lagen und die schwammige Auflockerung seiner Substanz gehören), welche diese andauern- den periodischen Blutergießungen bedingen.
kehre oder nicht, in welchem letztern Falle ſodann gewoͤhnlich nur die Vermeidung von allen das Gefaͤß- und Nervenſy- ſtem gewaltſam erregenden Einfluͤſſen das allgemeine Wohl- befinden zu erhalten vermag.
II.Von der zu lange fortdauernden Men- ſtrualfunction.
§. 632.
Auch dieſe Regelwidrigkeit laͤßt ſich, gleich der vorher- gehenden, nicht nach einem gewiſſen Lebensalter, ſondern nach der Ruͤckwirkung auf das allgemeine Befinden definiren, und ſteht in ſofern namentlich der zu reichlichen oder zu haͤufigen Menſtruation nahe.
§. 633.
Die krankhafter Weiſe zu lange fortdauernde Menſtrua- tion kann vorzuͤglich in dreifacher Hinſicht verurſacht wer- den: entweder durch allgemeine Vollſaftigkeit in Folge ſehr reichlich naͤhrender Diaͤt und ſitzender Lebensweiſe, wobey durch die Menſtruation ſelbſt zwar fuͤr den Augenblick Er- leichterung geſchafft wird, aber zugleich durch die oͤfters wie- derkehrenden Congeſtionen nach den Geſchlechtsorganen paſ- ſive Blutungen und vielfaͤltige Degenerationen vorbereitet wer- den; oder die andauernde Menſtruation wird bedingt durch ſehr erhoͤhte Erregbarkeit der Geſchlechtsorgane, welche die Folge iſt einer im Allgemeinen ſehr reizbaren Conſtitution, oder einer reizenden, erhitzenden Diaͤt, oder ausſchweifender Lebensart; oder endlich, es ſind organiſche Krankheiten der Geſchlechtstheile und namentlich des Uterus vorhanden (wo- hin vorzuͤglich die fehlerhaften Lagen und die ſchwammige Auflockerung ſeiner Subſtanz gehoͤren), welche dieſe andauern- den periodiſchen Blutergießungen bedingen.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><p><pbfacs="#f0477"n="457"/>
kehre oder nicht, in welchem letztern Falle ſodann gewoͤhnlich<lb/>
nur die Vermeidung von allen das Gefaͤß- und Nervenſy-<lb/>ſtem gewaltſam erregenden Einfluͤſſen das allgemeine Wohl-<lb/>
befinden zu erhalten vermag.</p></div></div><lb/><divn="6"><head><hirendition="#aq">II.</hi><hirendition="#g">Von der zu lange fortdauernden Men-<lb/>ſtrualfunction</hi>.</head><lb/><divn="7"><head>§. 632.</head><lb/><p>Auch dieſe Regelwidrigkeit laͤßt ſich, gleich der vorher-<lb/>
gehenden, nicht nach einem gewiſſen Lebensalter, ſondern nach<lb/>
der Ruͤckwirkung auf das allgemeine Befinden definiren, und<lb/>ſteht in ſofern namentlich der zu reichlichen oder zu haͤufigen<lb/>
Menſtruation nahe.</p></div><lb/><divn="7"><head>§. 633.</head><lb/><p>Die krankhafter Weiſe zu lange fortdauernde Menſtrua-<lb/>
tion kann vorzuͤglich in dreifacher Hinſicht verurſacht wer-<lb/>
den: entweder durch allgemeine Vollſaftigkeit in Folge ſehr<lb/>
reichlich naͤhrender Diaͤt und ſitzender Lebensweiſe, wobey<lb/>
durch die Menſtruation ſelbſt zwar fuͤr den Augenblick Er-<lb/>
leichterung geſchafft wird, aber zugleich durch die oͤfters wie-<lb/>
derkehrenden Congeſtionen nach den Geſchlechtsorganen paſ-<lb/>ſive Blutungen und vielfaͤltige Degenerationen vorbereitet wer-<lb/>
den; oder die andauernde Menſtruation wird bedingt durch<lb/>ſehr erhoͤhte Erregbarkeit der Geſchlechtsorgane, welche die<lb/>
Folge iſt einer im Allgemeinen ſehr reizbaren Conſtitution,<lb/>
oder einer reizenden, erhitzenden Diaͤt, oder ausſchweifender<lb/>
Lebensart; oder endlich, es ſind organiſche Krankheiten der<lb/>
Geſchlechtstheile und namentlich des Uterus vorhanden (wo-<lb/>
hin vorzuͤglich die fehlerhaften Lagen und die ſchwammige<lb/>
Auflockerung ſeiner Subſtanz gehoͤren), welche dieſe andauern-<lb/>
den periodiſchen Blutergießungen bedingen.</p></div><lb/></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[457/0477]
kehre oder nicht, in welchem letztern Falle ſodann gewoͤhnlich
nur die Vermeidung von allen das Gefaͤß- und Nervenſy-
ſtem gewaltſam erregenden Einfluͤſſen das allgemeine Wohl-
befinden zu erhalten vermag.
II. Von der zu lange fortdauernden Men-
ſtrualfunction.
§. 632.
Auch dieſe Regelwidrigkeit laͤßt ſich, gleich der vorher-
gehenden, nicht nach einem gewiſſen Lebensalter, ſondern nach
der Ruͤckwirkung auf das allgemeine Befinden definiren, und
ſteht in ſofern namentlich der zu reichlichen oder zu haͤufigen
Menſtruation nahe.
§. 633.
Die krankhafter Weiſe zu lange fortdauernde Menſtrua-
tion kann vorzuͤglich in dreifacher Hinſicht verurſacht wer-
den: entweder durch allgemeine Vollſaftigkeit in Folge ſehr
reichlich naͤhrender Diaͤt und ſitzender Lebensweiſe, wobey
durch die Menſtruation ſelbſt zwar fuͤr den Augenblick Er-
leichterung geſchafft wird, aber zugleich durch die oͤfters wie-
derkehrenden Congeſtionen nach den Geſchlechtsorganen paſ-
ſive Blutungen und vielfaͤltige Degenerationen vorbereitet wer-
den; oder die andauernde Menſtruation wird bedingt durch
ſehr erhoͤhte Erregbarkeit der Geſchlechtsorgane, welche die
Folge iſt einer im Allgemeinen ſehr reizbaren Conſtitution,
oder einer reizenden, erhitzenden Diaͤt, oder ausſchweifender
Lebensart; oder endlich, es ſind organiſche Krankheiten der
Geſchlechtstheile und namentlich des Uterus vorhanden (wo-
hin vorzuͤglich die fehlerhaften Lagen und die ſchwammige
Auflockerung ſeiner Subſtanz gehoͤren), welche dieſe andauern-
den periodiſchen Blutergießungen bedingen.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/477>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.