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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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§. 623.

Man hat aber bey der Steinoperation im weiblichen
Geschlecht mehrere Arten zu unterscheiden: erstens nämlich
die Extraction ohne Schnitt, durch die bloße Ausdehnung
der Urethra, wobey der Stein entweder aus der Harnblase
selbst, oder aus der Harnröhre, wenn er bereits in diese
herabgetreten ist, ausgezogen wird, und zweytens die Ex-
traction durch den Schnitt.

§. 624.

Da, wie schon oben erwähnt, die Ausdehnbarkeit der
weiblichen Harnröhre sehr groß ist, so verdient die Auszie-
hung des Steins ohne Schnitt in allen Fällen, wo man
sich durch sorgfältige Untersuchung von der Kleinheit des
Steins überzeugt hat, den Vorzug. Die Ausdehnung selbst
muß, damit nicht ein Unvermögen, den Harn zu halten, zu-
rückbleibe, sehr langsam gemacht werden, und man kann sich
zu diesem Endzweck entweder nach Bromfield eines klei-
nen thierischen Blinddarms bedienen, welcher erst durch eine
Sonde in die Blase gebracht, und dann durch eingespritztes
Wasser ausgedehnt wird, oder, nach Richter, zweyer Con-
ductoren, von welchen der männliche zuerst auf einer geraden
Hohlsonde, und dann der weibliche auf dem männlichen ein-
gebracht wird, und wodurch man, indem der eine unbeweg-
lich unter dem Schambogen liegt und der zweyte beweglich
nach unten und rechts und links bewegt wird, die Urethra
allmählig so weit ausdehnt, bis der Stein gefaßt und, wie
in andern Fällen durch die Schnittwunde, ausgezogen wer-
den kann. -- Steckt der Stein bereits in der Harnröhre
(welches jedoch beym weiblichen Geschlecht selten vorkommt),
so kann er gewöhnlich mittelst eines kleinen gebogenen Stein-
löffels ausgezogen werden; außerdem müßte die Harnröhre
seitwärts gespalten, und dann das Ausziehen verrichtet
werden.


§. 623.

Man hat aber bey der Steinoperation im weiblichen
Geſchlecht mehrere Arten zu unterſcheiden: erſtens naͤmlich
die Extraction ohne Schnitt, durch die bloße Ausdehnung
der Urethra, wobey der Stein entweder aus der Harnblaſe
ſelbſt, oder aus der Harnroͤhre, wenn er bereits in dieſe
herabgetreten iſt, ausgezogen wird, und zweytens die Ex-
traction durch den Schnitt.

§. 624.

Da, wie ſchon oben erwaͤhnt, die Ausdehnbarkeit der
weiblichen Harnroͤhre ſehr groß iſt, ſo verdient die Auszie-
hung des Steins ohne Schnitt in allen Faͤllen, wo man
ſich durch ſorgfaͤltige Unterſuchung von der Kleinheit des
Steins uͤberzeugt hat, den Vorzug. Die Ausdehnung ſelbſt
muß, damit nicht ein Unvermoͤgen, den Harn zu halten, zu-
ruͤckbleibe, ſehr langſam gemacht werden, und man kann ſich
zu dieſem Endzweck entweder nach Bromfield eines klei-
nen thieriſchen Blinddarms bedienen, welcher erſt durch eine
Sonde in die Blaſe gebracht, und dann durch eingeſpritztes
Waſſer ausgedehnt wird, oder, nach Richter, zweyer Con-
ductoren, von welchen der maͤnnliche zuerſt auf einer geraden
Hohlſonde, und dann der weibliche auf dem maͤnnlichen ein-
gebracht wird, und wodurch man, indem der eine unbeweg-
lich unter dem Schambogen liegt und der zweyte beweglich
nach unten und rechts und links bewegt wird, die Urethra
allmaͤhlig ſo weit ausdehnt, bis der Stein gefaßt und, wie
in andern Faͤllen durch die Schnittwunde, ausgezogen wer-
den kann. — Steckt der Stein bereits in der Harnroͤhre
(welches jedoch beym weiblichen Geſchlecht ſelten vorkommt),
ſo kann er gewoͤhnlich mittelſt eines kleinen gebogenen Stein-
loͤffels ausgezogen werden; außerdem muͤßte die Harnroͤhre
ſeitwaͤrts geſpalten, und dann das Ausziehen verrichtet
werden.


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[452/0472] §. 623. Man hat aber bey der Steinoperation im weiblichen Geſchlecht mehrere Arten zu unterſcheiden: erſtens naͤmlich die Extraction ohne Schnitt, durch die bloße Ausdehnung der Urethra, wobey der Stein entweder aus der Harnblaſe ſelbſt, oder aus der Harnroͤhre, wenn er bereits in dieſe herabgetreten iſt, ausgezogen wird, und zweytens die Ex- traction durch den Schnitt. §. 624. Da, wie ſchon oben erwaͤhnt, die Ausdehnbarkeit der weiblichen Harnroͤhre ſehr groß iſt, ſo verdient die Auszie- hung des Steins ohne Schnitt in allen Faͤllen, wo man ſich durch ſorgfaͤltige Unterſuchung von der Kleinheit des Steins uͤberzeugt hat, den Vorzug. Die Ausdehnung ſelbſt muß, damit nicht ein Unvermoͤgen, den Harn zu halten, zu- ruͤckbleibe, ſehr langſam gemacht werden, und man kann ſich zu dieſem Endzweck entweder nach Bromfield eines klei- nen thieriſchen Blinddarms bedienen, welcher erſt durch eine Sonde in die Blaſe gebracht, und dann durch eingeſpritztes Waſſer ausgedehnt wird, oder, nach Richter, zweyer Con- ductoren, von welchen der maͤnnliche zuerſt auf einer geraden Hohlſonde, und dann der weibliche auf dem maͤnnlichen ein- gebracht wird, und wodurch man, indem der eine unbeweg- lich unter dem Schambogen liegt und der zweyte beweglich nach unten und rechts und links bewegt wird, die Urethra allmaͤhlig ſo weit ausdehnt, bis der Stein gefaßt und, wie in andern Faͤllen durch die Schnittwunde, ausgezogen wer- den kann. — Steckt der Stein bereits in der Harnroͤhre (welches jedoch beym weiblichen Geſchlecht ſelten vorkommt), ſo kann er gewoͤhnlich mittelſt eines kleinen gebogenen Stein- loͤffels ausgezogen werden; außerdem muͤßte die Harnroͤhre ſeitwaͤrts geſpalten, und dann das Ausziehen verrichtet werden.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 452. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/472>, abgerufen am 21.11.2024.