sichtigt wird. Ist es gegen die Bauchdecken, welches durch Zunahme und deutlichere Fluctuation der Geschwulst sich zu erkennen geben wird, so befördere man diese Entleerung durch eine Seitenlage, durch fortgesetzten Gebrauch der erweichenden Umschläge und Bäder; ist es das Scheidengewölbe, gegen welches der Absceß hindrängt, welches durch Pressen in den Geburtstheilen und durch die innere Untersuchung abgenommen werden kann, so sind erweichende Injectionen vortheilhaft; in beiden Fällen aber wird man immer die Eröffnung selbst am liebsten der Natur überlassen, und zur künstlichen Oeffnung wenigstens nicht eher schreiten, bis man sich von der Ver- wachsung des Eitersackes mit den Bauchdecken oder dem Schei- dengewölbe (in welchem Falle von Osiander's Hysterotom Ge- brauch zu machen wäre) hinlänglich überzeugt hat.
§. 540.
Sucht der Absceß den Uebergang in den Darmkanal, so giebt sich dieses durch vermehrtes Drängen auf den Mast- darm zu erkennen, und ist durch eröffnende Klystiere zu be- fördern, wobey denn die Ausleerungen selbst stets zu unter- suchen sind, um die beginnende Entleerung, welche als ei- terigter Durchfall erscheint, nicht zu übersehen. -- Von in- nern Mitteln können außer demulcirenden, gelind die Auslee- rung befördernden Dingen, als Molken, Decoctum rad. Al- thaeae, Graminis, Liquirit. u. s. w. zum Getränk keine füglich angewendet werden, und die Diät muß sehr leicht und gelind nährend seyn. Ist dagegen der Absceß geöffnet, so findet die Anwendung der China Statt, um die Kräfte zu erhalten und gutartige Eiterung, so wie Heilung des Absces- ses zu bewirken. Bey der unmittelbar nach außen erfolgen- den Entleerung des Eiters ist übrigens dann dieselbe ganz nach den Regeln der Chirurgie zu behandeln.
ſichtigt wird. Iſt es gegen die Bauchdecken, welches durch Zunahme und deutlichere Fluctuation der Geſchwulſt ſich zu erkennen geben wird, ſo befoͤrdere man dieſe Entleerung durch eine Seitenlage, durch fortgeſetzten Gebrauch der erweichenden Umſchlaͤge und Baͤder; iſt es das Scheidengewoͤlbe, gegen welches der Abſceß hindraͤngt, welches durch Preſſen in den Geburtstheilen und durch die innere Unterſuchung abgenommen werden kann, ſo ſind erweichende Injectionen vortheilhaft; in beiden Faͤllen aber wird man immer die Eroͤffnung ſelbſt am liebſten der Natur uͤberlaſſen, und zur kuͤnſtlichen Oeffnung wenigſtens nicht eher ſchreiten, bis man ſich von der Ver- wachſung des Eiterſackes mit den Bauchdecken oder dem Schei- dengewoͤlbe (in welchem Falle von Oſiander’s Hyſterotom Ge- brauch zu machen waͤre) hinlaͤnglich uͤberzeugt hat.
§. 540.
Sucht der Abſceß den Uebergang in den Darmkanal, ſo giebt ſich dieſes durch vermehrtes Draͤngen auf den Maſt- darm zu erkennen, und iſt durch eroͤffnende Klyſtiere zu be- foͤrdern, wobey denn die Ausleerungen ſelbſt ſtets zu unter- ſuchen ſind, um die beginnende Entleerung, welche als ei- terigter Durchfall erſcheint, nicht zu uͤberſehen. — Von in- nern Mitteln koͤnnen außer demulcirenden, gelind die Auslee- rung befoͤrdernden Dingen, als Molken, Decoctum rad. Al- thaeae, Graminis, Liquirit. u. ſ. w. zum Getraͤnk keine fuͤglich angewendet werden, und die Diaͤt muß ſehr leicht und gelind naͤhrend ſeyn. Iſt dagegen der Abſceß geoͤffnet, ſo findet die Anwendung der China Statt, um die Kraͤfte zu erhalten und gutartige Eiterung, ſo wie Heilung des Abſceſ- ſes zu bewirken. Bey der unmittelbar nach außen erfolgen- den Entleerung des Eiters iſt uͤbrigens dann dieſelbe ganz nach den Regeln der Chirurgie zu behandeln.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0425"n="405"/>ſichtigt wird. Iſt es gegen die Bauchdecken, welches durch<lb/>
Zunahme und deutlichere Fluctuation der Geſchwulſt ſich zu<lb/>
erkennen geben wird, ſo befoͤrdere man dieſe Entleerung durch<lb/>
eine Seitenlage, durch fortgeſetzten Gebrauch der erweichenden<lb/>
Umſchlaͤge und Baͤder; iſt es das Scheidengewoͤlbe, gegen<lb/>
welches der Abſceß hindraͤngt, welches durch Preſſen in den<lb/>
Geburtstheilen und durch die innere Unterſuchung abgenommen<lb/>
werden kann, ſo ſind erweichende Injectionen vortheilhaft; in<lb/>
beiden Faͤllen aber wird man immer die Eroͤffnung ſelbſt am<lb/>
liebſten der Natur uͤberlaſſen, und zur kuͤnſtlichen Oeffnung<lb/>
wenigſtens nicht eher ſchreiten, bis man ſich von der Ver-<lb/>
wachſung des Eiterſackes mit den Bauchdecken oder dem Schei-<lb/>
dengewoͤlbe (in welchem Falle von Oſiander’s Hyſterotom Ge-<lb/>
brauch zu machen waͤre) hinlaͤnglich uͤberzeugt hat.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 540.</head><lb/><p>Sucht der Abſceß den Uebergang in den Darmkanal,<lb/>ſo giebt ſich dieſes durch vermehrtes Draͤngen auf den Maſt-<lb/>
darm zu erkennen, und iſt durch eroͤffnende Klyſtiere zu be-<lb/>
foͤrdern, wobey denn die Ausleerungen ſelbſt ſtets zu unter-<lb/>ſuchen ſind, um die beginnende Entleerung, welche als ei-<lb/>
terigter Durchfall erſcheint, nicht zu uͤberſehen. — Von in-<lb/>
nern Mitteln koͤnnen außer demulcirenden, gelind die Auslee-<lb/>
rung befoͤrdernden Dingen, als Molken, <hirendition="#aq">Decoctum rad. Al-<lb/>
thaeae, Graminis, Liquirit.</hi> u. ſ. w. zum Getraͤnk keine<lb/>
fuͤglich angewendet werden, und die Diaͤt muß ſehr leicht<lb/>
und gelind naͤhrend ſeyn. Iſt dagegen der Abſceß geoͤffnet,<lb/>ſo findet die Anwendung der China Statt, um die Kraͤfte zu<lb/>
erhalten und gutartige Eiterung, ſo wie Heilung des Abſceſ-<lb/>ſes zu bewirken. Bey der unmittelbar nach außen erfolgen-<lb/>
den Entleerung des Eiters iſt uͤbrigens dann dieſelbe ganz<lb/>
nach den Regeln der Chirurgie zu behandeln.</p></div></div><lb/></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[405/0425]
ſichtigt wird. Iſt es gegen die Bauchdecken, welches durch
Zunahme und deutlichere Fluctuation der Geſchwulſt ſich zu
erkennen geben wird, ſo befoͤrdere man dieſe Entleerung durch
eine Seitenlage, durch fortgeſetzten Gebrauch der erweichenden
Umſchlaͤge und Baͤder; iſt es das Scheidengewoͤlbe, gegen
welches der Abſceß hindraͤngt, welches durch Preſſen in den
Geburtstheilen und durch die innere Unterſuchung abgenommen
werden kann, ſo ſind erweichende Injectionen vortheilhaft; in
beiden Faͤllen aber wird man immer die Eroͤffnung ſelbſt am
liebſten der Natur uͤberlaſſen, und zur kuͤnſtlichen Oeffnung
wenigſtens nicht eher ſchreiten, bis man ſich von der Ver-
wachſung des Eiterſackes mit den Bauchdecken oder dem Schei-
dengewoͤlbe (in welchem Falle von Oſiander’s Hyſterotom Ge-
brauch zu machen waͤre) hinlaͤnglich uͤberzeugt hat.
§. 540.
Sucht der Abſceß den Uebergang in den Darmkanal,
ſo giebt ſich dieſes durch vermehrtes Draͤngen auf den Maſt-
darm zu erkennen, und iſt durch eroͤffnende Klyſtiere zu be-
foͤrdern, wobey denn die Ausleerungen ſelbſt ſtets zu unter-
ſuchen ſind, um die beginnende Entleerung, welche als ei-
terigter Durchfall erſcheint, nicht zu uͤberſehen. — Von in-
nern Mitteln koͤnnen außer demulcirenden, gelind die Auslee-
rung befoͤrdernden Dingen, als Molken, Decoctum rad. Al-
thaeae, Graminis, Liquirit. u. ſ. w. zum Getraͤnk keine
fuͤglich angewendet werden, und die Diaͤt muß ſehr leicht
und gelind naͤhrend ſeyn. Iſt dagegen der Abſceß geoͤffnet,
ſo findet die Anwendung der China Statt, um die Kraͤfte zu
erhalten und gutartige Eiterung, ſo wie Heilung des Abſceſ-
ſes zu bewirken. Bey der unmittelbar nach außen erfolgen-
den Entleerung des Eiters iſt uͤbrigens dann dieſelbe ganz
nach den Regeln der Chirurgie zu behandeln.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/425>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.