sich die schmerzhaften Empfindungen zuweilen bis in die Len- den und Inguinalgegend, welches alles denn leicht Veranlas- sung geben kann und auch in einem von Levret beschriebe- nen Falle wirklich gegeben hat, die Krankheit mit Steinbe- schwerden zu verwechseln. Das sicherste Kennzeichen derselben ist daher nur aus der innern Untersuchung zu entnehmen, bey welcher man die Vaginalportion weit nach rückwärts und oft so hoch gestellt findet, daß man ihn kaum erreicht, da hin- gegen durch den vordern Theil des Scheidengewölbes der auf der Harnblase liegende Grund des Uterus wahrgenommen wird.
§. 496.
Die Entstehung des Uebels ist verschieden. Begün- stigt wird sie durch Einflüsse, welche Erschlaffung der Gebär- mutterbänder bewirken, so wie durch den Zustand des Wochen- bettes; ferner durch sehr starke Neigung oder Krümmung des Beckens mit stark hervorragendem Vorberge; ferner entsteht sie durch Erweiterungen der Flexura sigmoidea des Coli von angehäuften Excrementen, durch Knochenauswüchse an der hintern Beckenwand, Ausartungen der Gebärmuttersubstanz selbst, oder widernatürliche Verbindungen derselben, nament- lich mit dem Mastdarme in Folge ursprünglicher Mißbildung (s. §. 138.).
§. 497.
Die Prognose ist für leichtere Grade des Uebels nicht ungünstig, indem theils die Beschwerden davon nicht beträcht- lich sind (außer daß dadurch öfters die Conception gehindert wird), theils auch die Zurückführung der normalen Lage keinen besondern Schwierigkeiten unterworfen zu seyn pflegt, da hin- gegen die höheren Grade, theils wegen der Störung der Urinexcretion, theils wegen gern entstehender Hämorrhoidal- zufälle, vorzüglich wenn Mißbildungen des Beckens oder der Gebärmutter zum Grunde liegen, eine üble Prognose geben und im letztern Falle oft als ganz unheilbar zu betrach- ten sind.
ſich die ſchmerzhaften Empfindungen zuweilen bis in die Len- den und Inguinalgegend, welches alles denn leicht Veranlaſ- ſung geben kann und auch in einem von Levret beſchriebe- nen Falle wirklich gegeben hat, die Krankheit mit Steinbe- ſchwerden zu verwechſeln. Das ſicherſte Kennzeichen derſelben iſt daher nur aus der innern Unterſuchung zu entnehmen, bey welcher man die Vaginalportion weit nach ruͤckwaͤrts und oft ſo hoch geſtellt findet, daß man ihn kaum erreicht, da hin- gegen durch den vordern Theil des Scheidengewoͤlbes der auf der Harnblaſe liegende Grund des Uterus wahrgenommen wird.
§. 496.
Die Entſtehung des Uebels iſt verſchieden. Beguͤn- ſtigt wird ſie durch Einfluͤſſe, welche Erſchlaffung der Gebaͤr- mutterbaͤnder bewirken, ſo wie durch den Zuſtand des Wochen- bettes; ferner durch ſehr ſtarke Neigung oder Kruͤmmung des Beckens mit ſtark hervorragendem Vorberge; ferner entſteht ſie durch Erweiterungen der Flexura sigmoidea des Coli von angehaͤuften Excrementen, durch Knochenauswuͤchſe an der hintern Beckenwand, Ausartungen der Gebaͤrmutterſubſtanz ſelbſt, oder widernatuͤrliche Verbindungen derſelben, nament- lich mit dem Maſtdarme in Folge urſpruͤnglicher Mißbildung (ſ. §. 138.).
§. 497.
Die Prognoſe iſt fuͤr leichtere Grade des Uebels nicht unguͤnſtig, indem theils die Beſchwerden davon nicht betraͤcht- lich ſind (außer daß dadurch oͤfters die Conception gehindert wird), theils auch die Zuruͤckfuͤhrung der normalen Lage keinen beſondern Schwierigkeiten unterworfen zu ſeyn pflegt, da hin- gegen die hoͤheren Grade, theils wegen der Stoͤrung der Urinexcretion, theils wegen gern entſtehender Haͤmorrhoidal- zufaͤlle, vorzuͤglich wenn Mißbildungen des Beckens oder der Gebaͤrmutter zum Grunde liegen, eine uͤble Prognoſe geben und im letztern Falle oft als ganz unheilbar zu betrach- ten ſind.
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ſich die ſchmerzhaften Empfindungen zuweilen bis in die Len-
den und Inguinalgegend, welches alles denn leicht Veranlaſ-
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nen Falle wirklich gegeben hat, die Krankheit mit Steinbe-
ſchwerden zu verwechſeln. Das ſicherſte Kennzeichen derſelben
iſt daher nur aus der innern Unterſuchung zu entnehmen, bey
welcher man die Vaginalportion weit nach ruͤckwaͤrts und oft
ſo hoch geſtellt findet, daß man ihn kaum erreicht, da hin-
gegen durch den vordern Theil des Scheidengewoͤlbes der auf
der Harnblaſe liegende Grund des Uterus wahrgenommen
wird.
§. 496.
Die Entſtehung des Uebels iſt verſchieden. Beguͤn-
ſtigt wird ſie durch Einfluͤſſe, welche Erſchlaffung der Gebaͤr-
mutterbaͤnder bewirken, ſo wie durch den Zuſtand des Wochen-
bettes; ferner durch ſehr ſtarke Neigung oder Kruͤmmung des
Beckens mit ſtark hervorragendem Vorberge; ferner entſteht
ſie durch Erweiterungen der Flexura sigmoidea des Coli
von angehaͤuften Excrementen, durch Knochenauswuͤchſe an der
hintern Beckenwand, Ausartungen der Gebaͤrmutterſubſtanz
ſelbſt, oder widernatuͤrliche Verbindungen derſelben, nament-
lich mit dem Maſtdarme in Folge urſpruͤnglicher Mißbildung
(ſ. §. 138.).
§. 497.
Die Prognoſe iſt fuͤr leichtere Grade des Uebels nicht
unguͤnſtig, indem theils die Beſchwerden davon nicht betraͤcht-
lich ſind (außer daß dadurch oͤfters die Conception gehindert
wird), theils auch die Zuruͤckfuͤhrung der normalen Lage keinen
beſondern Schwierigkeiten unterworfen zu ſeyn pflegt, da hin-
gegen die hoͤheren Grade, theils wegen der Stoͤrung der
Urinexcretion, theils wegen gern entſtehender Haͤmorrhoidal-
zufaͤlle, vorzuͤglich wenn Mißbildungen des Beckens oder der
Gebaͤrmutter zum Grunde liegen, eine uͤble Prognoſe geben
und im letztern Falle oft als ganz unheilbar zu betrach-
ten ſind.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 380. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/400>, abgerufen am 24.11.2024.
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