Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Hierher gehören: 1) Injectionen von Abkochungen der Sal-
via, des Serpillum, Absinthium, der Eichen-, Ulmen- oder
Weidenrinde, auch wohl mit etwas rothem Wein oder Alaun-
auflösung versetzt; 2) Einreibung spirituöser Mittel auf den
Unterleib, Tragen des aromatischen Pflasters auf der regio
hypogastrica
u. s. w.; 3) Einbringung eines Schwammes
in die Vagina, welcher mit den genannten bittern und ad-
stringirenden Mitteln befeuchtet wird, oder eines Säckchens
mit Eichenrindenpulver gefüllt und mit rothem Weine be-
sprengt.

§. 483.

Kann man nun hoffen, daß durch diese Maaßregeln
die Erschlaffung der Gebärmutterbänder und Scheidenwände
gehoben sey, so erlaubt man der Kranken etwas aufzustehen,
und achtet darauf, ob bey aufrechter Stellung und bey ge-
linder willkührlicher Pressung der Bauchmuskeln der Vorfall
nicht von neuem erscheint. Ist dies nun nicht der Fall, so
läßt man die Kranke allmählig länger auf seyn, warnt in-
deß vor allen heftigen und anstrengenden Bewegungen, nimmt
Rücksicht auf Erhaltung leichter und natürlicher Harn- und
Stuhlausleerungen (bey denen alles Pressen streng zu unter-
sagen ist), und fährt noch einige Zeit mit Anwendung des
örtlich die Contraktilität erhöhenden Apparats fort.

§. 484.

Wo dagegen der Vorfall überhaupt zu veraltet ist, als
daß man auf dem angegebenen Wege dessen Heilung erwar-
ten dürfte, oder auch die angezeigte Methode fruchtlos ge-
blieben ist, fordert das Uebel ein Mittel, welches wenigstens
die mit der tief herabgetretenen Gebärmutter nothwendig ver-
bundenen Beschwerden etwas mindert. Dieses wird bewirkt
durch eine mechanische Unterstützung des Uterus, zu deren
Ausführung man sehr verschiedene Mittel in Vorschlag ge-
bracht hat. Eins der zweckmäßigsten zu diesem Behuf ist
die schon erwähnte Einbringung eines hinlänglich großen
Schwammes in die Vagina, bey welchem alle nachtheilige

Hierher gehoͤren: 1) Injectionen von Abkochungen der Sal-
via, des Serpillum, Abſinthium, der Eichen-, Ulmen- oder
Weidenrinde, auch wohl mit etwas rothem Wein oder Alaun-
aufloͤſung verſetzt; 2) Einreibung ſpirituoͤſer Mittel auf den
Unterleib, Tragen des aromatiſchen Pflaſters auf der regio
hypogastrica
u. ſ. w.; 3) Einbringung eines Schwammes
in die Vagina, welcher mit den genannten bittern und ad-
ſtringirenden Mitteln befeuchtet wird, oder eines Saͤckchens
mit Eichenrindenpulver gefuͤllt und mit rothem Weine be-
ſprengt.

§. 483.

Kann man nun hoffen, daß durch dieſe Maaßregeln
die Erſchlaffung der Gebaͤrmutterbaͤnder und Scheidenwaͤnde
gehoben ſey, ſo erlaubt man der Kranken etwas aufzuſtehen,
und achtet darauf, ob bey aufrechter Stellung und bey ge-
linder willkuͤhrlicher Preſſung der Bauchmuſkeln der Vorfall
nicht von neuem erſcheint. Iſt dies nun nicht der Fall, ſo
laͤßt man die Kranke allmaͤhlig laͤnger auf ſeyn, warnt in-
deß vor allen heftigen und anſtrengenden Bewegungen, nimmt
Ruͤckſicht auf Erhaltung leichter und natuͤrlicher Harn- und
Stuhlausleerungen (bey denen alles Preſſen ſtreng zu unter-
ſagen iſt), und faͤhrt noch einige Zeit mit Anwendung des
oͤrtlich die Contraktilitaͤt erhoͤhenden Apparats fort.

§. 484.

Wo dagegen der Vorfall uͤberhaupt zu veraltet iſt, als
daß man auf dem angegebenen Wege deſſen Heilung erwar-
ten duͤrfte, oder auch die angezeigte Methode fruchtlos ge-
blieben iſt, fordert das Uebel ein Mittel, welches wenigſtens
die mit der tief herabgetretenen Gebaͤrmutter nothwendig ver-
bundenen Beſchwerden etwas mindert. Dieſes wird bewirkt
durch eine mechaniſche Unterſtuͤtzung des Uterus, zu deren
Ausfuͤhrung man ſehr verſchiedene Mittel in Vorſchlag ge-
bracht hat. Eins der zweckmaͤßigſten zu dieſem Behuf iſt
die ſchon erwaͤhnte Einbringung eines hinlaͤnglich großen
Schwammes in die Vagina, bey welchem alle nachtheilige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0391" n="371"/>
Hierher geho&#x0364;ren: 1) Injectionen von Abkochungen der Sal-<lb/>
via, des Serpillum, Ab&#x017F;inthium, der Eichen-, Ulmen- oder<lb/>
Weidenrinde, auch wohl mit etwas rothem Wein oder Alaun-<lb/>
auflo&#x0364;&#x017F;ung ver&#x017F;etzt; 2) Einreibung &#x017F;pirituo&#x0364;&#x017F;er Mittel auf den<lb/>
Unterleib, Tragen des aromati&#x017F;chen Pfla&#x017F;ters auf der <hi rendition="#aq">regio<lb/>
hypogastrica</hi> u. &#x017F;. w.; 3) Einbringung eines Schwammes<lb/>
in die Vagina, welcher mit den genannten bittern und ad-<lb/>
&#x017F;tringirenden Mitteln befeuchtet wird, oder eines Sa&#x0364;ckchens<lb/>
mit Eichenrindenpulver gefu&#x0364;llt und mit rothem Weine be-<lb/>
&#x017F;prengt.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 483.</head><lb/>
                          <p>Kann man nun hoffen, daß durch die&#x017F;e Maaßregeln<lb/>
die Er&#x017F;chlaffung der Geba&#x0364;rmutterba&#x0364;nder und Scheidenwa&#x0364;nde<lb/>
gehoben &#x017F;ey, &#x017F;o erlaubt man der <choice><sic>Krankeu</sic><corr>Kranken</corr></choice> etwas aufzu&#x017F;tehen,<lb/>
und achtet darauf, ob bey aufrechter Stellung und bey ge-<lb/>
linder willku&#x0364;hrlicher Pre&#x017F;&#x017F;ung der Bauchmu&#x017F;keln der Vorfall<lb/>
nicht von neuem er&#x017F;cheint. I&#x017F;t dies nun nicht der Fall, &#x017F;o<lb/>
la&#x0364;ßt man die Kranke allma&#x0364;hlig la&#x0364;nger auf &#x017F;eyn, warnt in-<lb/>
deß vor allen heftigen und an&#x017F;trengenden Bewegungen, nimmt<lb/>
Ru&#x0364;ck&#x017F;icht auf Erhaltung leichter und natu&#x0364;rlicher Harn- und<lb/>
Stuhlausleerungen (bey denen alles Pre&#x017F;&#x017F;en &#x017F;treng zu unter-<lb/>
&#x017F;agen i&#x017F;t), und fa&#x0364;hrt noch einige Zeit mit Anwendung des<lb/>
o&#x0364;rtlich die Contraktilita&#x0364;t erho&#x0364;henden Apparats fort.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 484.</head><lb/>
                          <p>Wo dagegen der Vorfall u&#x0364;berhaupt zu veraltet i&#x017F;t, als<lb/>
daß man auf dem angegebenen Wege de&#x017F;&#x017F;en Heilung erwar-<lb/>
ten du&#x0364;rfte, oder auch die angezeigte Methode fruchtlos ge-<lb/>
blieben i&#x017F;t, fordert das Uebel ein Mittel, welches wenig&#x017F;tens<lb/>
die mit der tief herabgetretenen Geba&#x0364;rmutter nothwendig ver-<lb/>
bundenen Be&#x017F;chwerden etwas mindert. Die&#x017F;es wird bewirkt<lb/>
durch eine mechani&#x017F;che Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung des Uterus, zu deren<lb/>
Ausfu&#x0364;hrung man &#x017F;ehr ver&#x017F;chiedene Mittel in Vor&#x017F;chlag ge-<lb/>
bracht hat. Eins der zweckma&#x0364;ßig&#x017F;ten zu die&#x017F;em Behuf i&#x017F;t<lb/>
die &#x017F;chon erwa&#x0364;hnte Einbringung eines hinla&#x0364;nglich großen<lb/>
Schwammes in die Vagina, bey welchem alle nachtheilige<lb/></p>
                        </div>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0391] Hierher gehoͤren: 1) Injectionen von Abkochungen der Sal- via, des Serpillum, Abſinthium, der Eichen-, Ulmen- oder Weidenrinde, auch wohl mit etwas rothem Wein oder Alaun- aufloͤſung verſetzt; 2) Einreibung ſpirituoͤſer Mittel auf den Unterleib, Tragen des aromatiſchen Pflaſters auf der regio hypogastrica u. ſ. w.; 3) Einbringung eines Schwammes in die Vagina, welcher mit den genannten bittern und ad- ſtringirenden Mitteln befeuchtet wird, oder eines Saͤckchens mit Eichenrindenpulver gefuͤllt und mit rothem Weine be- ſprengt. §. 483. Kann man nun hoffen, daß durch dieſe Maaßregeln die Erſchlaffung der Gebaͤrmutterbaͤnder und Scheidenwaͤnde gehoben ſey, ſo erlaubt man der Kranken etwas aufzuſtehen, und achtet darauf, ob bey aufrechter Stellung und bey ge- linder willkuͤhrlicher Preſſung der Bauchmuſkeln der Vorfall nicht von neuem erſcheint. Iſt dies nun nicht der Fall, ſo laͤßt man die Kranke allmaͤhlig laͤnger auf ſeyn, warnt in- deß vor allen heftigen und anſtrengenden Bewegungen, nimmt Ruͤckſicht auf Erhaltung leichter und natuͤrlicher Harn- und Stuhlausleerungen (bey denen alles Preſſen ſtreng zu unter- ſagen iſt), und faͤhrt noch einige Zeit mit Anwendung des oͤrtlich die Contraktilitaͤt erhoͤhenden Apparats fort. §. 484. Wo dagegen der Vorfall uͤberhaupt zu veraltet iſt, als daß man auf dem angegebenen Wege deſſen Heilung erwar- ten duͤrfte, oder auch die angezeigte Methode fruchtlos ge- blieben iſt, fordert das Uebel ein Mittel, welches wenigſtens die mit der tief herabgetretenen Gebaͤrmutter nothwendig ver- bundenen Beſchwerden etwas mindert. Dieſes wird bewirkt durch eine mechaniſche Unterſtuͤtzung des Uterus, zu deren Ausfuͤhrung man ſehr verſchiedene Mittel in Vorſchlag ge- bracht hat. Eins der zweckmaͤßigſten zu dieſem Behuf iſt die ſchon erwaͤhnte Einbringung eines hinlaͤnglich großen Schwammes in die Vagina, bey welchem alle nachtheilige

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/391
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/391>, abgerufen am 22.12.2024.