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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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§. 477.

Die Prognose richtet sich bey diesem Uebel nach dem
Grade, nach der Dauer und der Entstehungsweise desselben.
Ein unvollkommner, beweglicher, erst in Folge von Schwäche
neuentstandener Vorfall macht im Ganzen wenig Beschwerde,
nimmt jedoch in der Regel nach und nach immer mehr zu,
und fordert daher baldige Beseitigung; ein beträchtlicher Vor-
fall hingegen stört oft nicht nur die Sexualfunctionen be-
deutend, sondern wird durch Veranlassung zu Ausartung der
Uterinsubstanz sogar gefährlich, so wie zugleich die Möglich-
keit radicaler Heilung sich immer mehr verringert. Ein Vor-
fall des Uterus endlich, welcher bereits Vergrößerung der
Uterinsubstanz und regelwidrige Verwachsungen desselben mit
benachbarten Theilen zur Folge gehabt hat, ist nicht nur un-
heilbar, sondern auch durch immer weiter gehende Degene-
rationen, Blutergießungen u. s. w. oft gefährlich.

§. 478.

In der Behandlung des Gebärmuttervorfalls ver-
dienen nun insbesondre drey Indicationen Erwägung: 1) die
dringendsten Krankheitszustände, welche durch den Vorfall
veranlaßt wurden, zu beseitigen und die etwa noch fortwir-
kenden Gelegenheitsursachen desselben zu heben; 2) den vor-
gefallnen Uterus in seine natürliche Lage zurückzuführen, und
3) ihn in dieser Lage theils durch Hebung der nächsten
Krankheitsursache, d. i. der Erschlaffung seiner Bänder, theils
durch mechanische Unterstützungsmittel zu erhalten.

§. 479.

Die Erfüllung der ersten Indication richtet sich nach
der Natur der durch den Vorfall veranlaßten Zufälle. Bey

den Mastdarm sich entleetender Eitersack den Vorfall herabdrängte,
in den allgemeinen medicin. Annalen 1811. Annal. der Heilkunst
S. 841.
§. 477.

Die Prognoſe richtet ſich bey dieſem Uebel nach dem
Grade, nach der Dauer und der Entſtehungsweiſe deſſelben.
Ein unvollkommner, beweglicher, erſt in Folge von Schwaͤche
neuentſtandener Vorfall macht im Ganzen wenig Beſchwerde,
nimmt jedoch in der Regel nach und nach immer mehr zu,
und fordert daher baldige Beſeitigung; ein betraͤchtlicher Vor-
fall hingegen ſtoͤrt oft nicht nur die Sexualfunctionen be-
deutend, ſondern wird durch Veranlaſſung zu Ausartung der
Uterinſubſtanz ſogar gefaͤhrlich, ſo wie zugleich die Moͤglich-
keit radicaler Heilung ſich immer mehr verringert. Ein Vor-
fall des Uterus endlich, welcher bereits Vergroͤßerung der
Uterinſubſtanz und regelwidrige Verwachſungen deſſelben mit
benachbarten Theilen zur Folge gehabt hat, iſt nicht nur un-
heilbar, ſondern auch durch immer weiter gehende Degene-
rationen, Blutergießungen u. ſ. w. oft gefaͤhrlich.

§. 478.

In der Behandlung des Gebaͤrmuttervorfalls ver-
dienen nun insbeſondre drey Indicationen Erwaͤgung: 1) die
dringendſten Krankheitszuſtaͤnde, welche durch den Vorfall
veranlaßt wurden, zu beſeitigen und die etwa noch fortwir-
kenden Gelegenheitsurſachen deſſelben zu heben; 2) den vor-
gefallnen Uterus in ſeine natuͤrliche Lage zuruͤckzufuͤhren, und
3) ihn in dieſer Lage theils durch Hebung der naͤchſten
Krankheitsurſache, d. i. der Erſchlaffung ſeiner Baͤnder, theils
durch mechaniſche Unterſtuͤtzungsmittel zu erhalten.

§. 479.

Die Erfuͤllung der erſten Indication richtet ſich nach
der Natur der durch den Vorfall veranlaßten Zufaͤlle. Bey

den Maſtdarm ſich entleetender Eiterſack den Vorfall herabdraͤngte,
in den allgemeinen medicin. Annalen 1811. Annal. der Heilkunſt
S. 841.
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[368/0388] §. 477. Die Prognoſe richtet ſich bey dieſem Uebel nach dem Grade, nach der Dauer und der Entſtehungsweiſe deſſelben. Ein unvollkommner, beweglicher, erſt in Folge von Schwaͤche neuentſtandener Vorfall macht im Ganzen wenig Beſchwerde, nimmt jedoch in der Regel nach und nach immer mehr zu, und fordert daher baldige Beſeitigung; ein betraͤchtlicher Vor- fall hingegen ſtoͤrt oft nicht nur die Sexualfunctionen be- deutend, ſondern wird durch Veranlaſſung zu Ausartung der Uterinſubſtanz ſogar gefaͤhrlich, ſo wie zugleich die Moͤglich- keit radicaler Heilung ſich immer mehr verringert. Ein Vor- fall des Uterus endlich, welcher bereits Vergroͤßerung der Uterinſubſtanz und regelwidrige Verwachſungen deſſelben mit benachbarten Theilen zur Folge gehabt hat, iſt nicht nur un- heilbar, ſondern auch durch immer weiter gehende Degene- rationen, Blutergießungen u. ſ. w. oft gefaͤhrlich. §. 478. In der Behandlung des Gebaͤrmuttervorfalls ver- dienen nun insbeſondre drey Indicationen Erwaͤgung: 1) die dringendſten Krankheitszuſtaͤnde, welche durch den Vorfall veranlaßt wurden, zu beſeitigen und die etwa noch fortwir- kenden Gelegenheitsurſachen deſſelben zu heben; 2) den vor- gefallnen Uterus in ſeine natuͤrliche Lage zuruͤckzufuͤhren, und 3) ihn in dieſer Lage theils durch Hebung der naͤchſten Krankheitsurſache, d. i. der Erſchlaffung ſeiner Baͤnder, theils durch mechaniſche Unterſtuͤtzungsmittel zu erhalten. §. 479. Die Erfuͤllung der erſten Indication richtet ſich nach der Natur der durch den Vorfall veranlaßten Zufaͤlle. Bey *) *) den Maſtdarm ſich entleetender Eiterſack den Vorfall herabdraͤngte, in den allgemeinen medicin. Annalen 1811. Annal. der Heilkunſt S. 841.

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 368. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/388>, abgerufen am 22.12.2024.