härtung und Verdickung der Scheidenwand, so wie selbst krebsartige Beschaffenheit der Vaginalportion ein.
§. 474.
Zu erkennen ist im Ganzen der Gebärmuttervorfall sehr leicht durch genau angestellte geburtshülfliche Untersu- chung, wobey man jedoch die Vorsicht brauchen muß, bey kleinern Vorfällen, welche zuweilen in der Rückenlage gänz- lich zurückgehen und daher in den Morgenstunden mitunter selbst nach angenommener aufrechter Stellung nicht mehr be- merkt werden, stets in aufrechter Stellung und nachdem die Kranke schon einige Zeit außer dem Bette sich befunden hat, die Untersuchung vorzunehmen. Ohne sorgfältige innere Un- tersuchung hingegen wird das Uebel allerdings öfters verkannt, und oft ein bloßes Symptom desselben, z. B. weißer Fluß oder Blutung, für die eigentliche Krankheit genommen, oder aber man schließt wohl auch aus der Empfindung des Drän- gens in den Geburtstheilen, aus der Verstopfung u. s. w. auf einen Vorfall, wo keiner vorhanden ist, sondern diese Beschwerden von Hämorrhoidalcongestionen u. s. w. abhängen. Endlich könnte auch wohl der theils bey der Menstruation, theils in dem zweyten Schwangerschaftsmonat regelmäßig etwas tiefer stehende Uterus für vorgefallen gehalten werden, welcher Irrthum jedoch durch gehörige Berücksichtigung der übrigen Umstände und kurze Beobachtung des Uebels bald berichtigt werden kann. Eben so leicht ist es, den stärkern Gebärmuttervorfall nach den oben angegebenen Zeichen von dem Gebärmutterpolypen oder von der Umstülpung des Ute- rus (wovon weiter unten) zu unterscheiden, indem er sich immer durch den am untersten Ende der Geschwulst fühlba- ten quergespaltnen Muttermund hinlänglich charakterisirt.
§. 475.
Aetiologie. Das Wesentliche des Uebels be- steht immer in abnormer Verlängerung, Erschlaffung und Aus- dehnung der Gebärmutterbänder. Die entfernten veranlassen- den sowohl als Gelegenheitsursachen sind sehr verschieden.
haͤrtung und Verdickung der Scheidenwand, ſo wie ſelbſt krebsartige Beſchaffenheit der Vaginalportion ein.
§. 474.
Zu erkennen iſt im Ganzen der Gebaͤrmuttervorfall ſehr leicht durch genau angeſtellte geburtshuͤlfliche Unterſu- chung, wobey man jedoch die Vorſicht brauchen muß, bey kleinern Vorfaͤllen, welche zuweilen in der Ruͤckenlage gaͤnz- lich zuruͤckgehen und daher in den Morgenſtunden mitunter ſelbſt nach angenommener aufrechter Stellung nicht mehr be- merkt werden, ſtets in aufrechter Stellung und nachdem die Kranke ſchon einige Zeit außer dem Bette ſich befunden hat, die Unterſuchung vorzunehmen. Ohne ſorgfaͤltige innere Un- terſuchung hingegen wird das Uebel allerdings oͤfters verkannt, und oft ein bloßes Symptom deſſelben, z. B. weißer Fluß oder Blutung, fuͤr die eigentliche Krankheit genommen, oder aber man ſchließt wohl auch aus der Empfindung des Draͤn- gens in den Geburtstheilen, aus der Verſtopfung u. ſ. w. auf einen Vorfall, wo keiner vorhanden iſt, ſondern dieſe Beſchwerden von Haͤmorrhoidalcongeſtionen u. ſ. w. abhaͤngen. Endlich koͤnnte auch wohl der theils bey der Menſtruation, theils in dem zweyten Schwangerſchaftsmonat regelmaͤßig etwas tiefer ſtehende Uterus fuͤr vorgefallen gehalten werden, welcher Irrthum jedoch durch gehoͤrige Beruͤckſichtigung der uͤbrigen Umſtaͤnde und kurze Beobachtung des Uebels bald berichtigt werden kann. Eben ſo leicht iſt es, den ſtaͤrkern Gebaͤrmuttervorfall nach den oben angegebenen Zeichen von dem Gebaͤrmutterpolypen oder von der Umſtuͤlpung des Ute- rus (wovon weiter unten) zu unterſcheiden, indem er ſich immer durch den am unterſten Ende der Geſchwulſt fuͤhlba- ten quergeſpaltnen Muttermund hinlaͤnglich charakteriſirt.
§. 475.
Aetiologie. Das Weſentliche des Uebels be- ſteht immer in abnormer Verlaͤngerung, Erſchlaffung und Aus- dehnung der Gebaͤrmutterbaͤnder. Die entfernten veranlaſſen- den ſowohl als Gelegenheitsurſachen ſind ſehr verſchieden.
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krebsartige Beſchaffenheit der Vaginalportion ein.
§. 474.
Zu erkennen iſt im Ganzen der Gebaͤrmuttervorfall
ſehr leicht durch genau angeſtellte geburtshuͤlfliche Unterſu-
chung, wobey man jedoch die Vorſicht brauchen muß, bey
kleinern Vorfaͤllen, welche zuweilen in der Ruͤckenlage gaͤnz-
lich zuruͤckgehen und daher in den Morgenſtunden mitunter
ſelbſt nach angenommener aufrechter Stellung nicht mehr be-
merkt werden, ſtets in aufrechter Stellung und nachdem die
Kranke ſchon einige Zeit außer dem Bette ſich befunden hat,
die Unterſuchung vorzunehmen. Ohne ſorgfaͤltige innere Un-
terſuchung hingegen wird das Uebel allerdings oͤfters verkannt,
und oft ein bloßes Symptom deſſelben, z. B. weißer Fluß
oder Blutung, fuͤr die eigentliche Krankheit genommen, oder
aber man ſchließt wohl auch aus der Empfindung des Draͤn-
gens in den Geburtstheilen, aus der Verſtopfung u. ſ. w.
auf einen Vorfall, wo keiner vorhanden iſt, ſondern dieſe
Beſchwerden von Haͤmorrhoidalcongeſtionen u. ſ. w. abhaͤngen.
Endlich koͤnnte auch wohl der theils bey der Menſtruation,
theils in dem zweyten Schwangerſchaftsmonat regelmaͤßig
etwas tiefer ſtehende Uterus fuͤr vorgefallen gehalten werden,
welcher Irrthum jedoch durch gehoͤrige Beruͤckſichtigung der
uͤbrigen Umſtaͤnde und kurze Beobachtung des Uebels bald
berichtigt werden kann. Eben ſo leicht iſt es, den ſtaͤrkern
Gebaͤrmuttervorfall nach den oben angegebenen Zeichen von
dem Gebaͤrmutterpolypen oder von der Umſtuͤlpung des Ute-
rus (wovon weiter unten) zu unterſcheiden, indem er ſich
immer durch den am unterſten Ende der Geſchwulſt fuͤhlba-
ten quergeſpaltnen Muttermund hinlaͤnglich charakteriſirt.
§. 475.
Aetiologie. Das Weſentliche des Uebels be-
ſteht immer in abnormer Verlaͤngerung, Erſchlaffung und Aus-
dehnung der Gebaͤrmutterbaͤnder. Die entfernten veranlaſſen-
den ſowohl als Gelegenheitsurſachen ſind ſehr verſchieden.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 366. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/386>, abgerufen am 24.11.2024.
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