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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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nicht Heilmittel, bey den stechenden Schmerzen, welche den
Uebergang in Carcinom bezeichnen, verwirft dagegen den von
Andern ebenfalls empfohlnen Gebrauch der Sabina als zu
reizend.

§. 461.

Außer der Anwendung solcher Mittel, welche eigent-
liche Heilung des Uebels bewirken sollen, und wohin wir
denn auch noch die im Folgenden zu betrachtende Operation
rechnen, hat indeß der Arzt noch theils auf die häufigen Blu-
tungen, theils auf die oft so heftigen Schmerzen und die
dadurch erregte äußerste Schlaflosigkeit und Entkräftung Rück-
sicht zu nehmen. Was zunächst die Blutungen betrifft, wel-
che durch die immer fortschreitenden Zerstörungen des Uterus
veranlaßt werden, so muß erstlich sorgfältige Ruhe, Vermei-
dung aller aufregenden Gemüthsbewegungen, Speisen und
Getränke prophylaktisch beobachtet, und allgemeiner Erethis-
mus oder Congestionen müssen durch kühlende Getränke, ver-
dünnte mineralische Säuren und ähnliche Mittel beseitigt wer-
den, dahingegen die eingetretenen Blutungen selbst durch
Anwendung adstringirender Mittel, durch Tampons von
Schwämmen in das Decoctum cort. salicis, quercus, ulmi
camp.
getaucht und mit rothem Wein besprengt oder mit
einem styptischen Pulver bestreut, baldigst zu stillen, jedoch
auch stärkere Blutungen bey der Entzündung, welche noch
den bloßen Skirrhus begleitet, durchaus nicht zu schnell
zu unterdrücken sind. -- Was die Schmerzen betrifft, so sind
sie theils Folgen erhöhter Entzündung und werden durch anti-
phlogistisches Regimen gemildert, theils Folgen des Nerven-
reizes, und werden dann narkotische Mittel, Opiate, Lave-
ments mit Laudanum u. s. w. erfordern, obwohl sich die Kran-
ken bald an diese Mittel gewöhnen und dann zu beträchtli-
chen Dosen steigen müssen, um nur einige Wirkung zu em-
pfinden. Bey heftigem zuweilen hierbey sich zeigendem Er-
brechen ist oft bloß die nicht genugsame Berücksichtigung re-
gelmäßiger Stuhlentleerungen die Ursache; wo es Nervenlei-
den ist, verdienten Narcotica und die von Siebold em-

nicht Heilmittel, bey den ſtechenden Schmerzen, welche den
Uebergang in Carcinom bezeichnen, verwirft dagegen den von
Andern ebenfalls empfohlnen Gebrauch der Sabina als zu
reizend.

§. 461.

Außer der Anwendung ſolcher Mittel, welche eigent-
liche Heilung des Uebels bewirken ſollen, und wohin wir
denn auch noch die im Folgenden zu betrachtende Operation
rechnen, hat indeß der Arzt noch theils auf die haͤufigen Blu-
tungen, theils auf die oft ſo heftigen Schmerzen und die
dadurch erregte aͤußerſte Schlafloſigkeit und Entkraͤftung Ruͤck-
ſicht zu nehmen. Was zunaͤchſt die Blutungen betrifft, wel-
che durch die immer fortſchreitenden Zerſtoͤrungen des Uterus
veranlaßt werden, ſo muß erſtlich ſorgfaͤltige Ruhe, Vermei-
dung aller aufregenden Gemuͤthsbewegungen, Speiſen und
Getraͤnke prophylaktiſch beobachtet, und allgemeiner Erethis-
mus oder Congeſtionen muͤſſen durch kuͤhlende Getraͤnke, ver-
duͤnnte mineraliſche Saͤuren und aͤhnliche Mittel beſeitigt wer-
den, dahingegen die eingetretenen Blutungen ſelbſt durch
Anwendung adſtringirender Mittel, durch Tampons von
Schwaͤmmen in das Decoctum cort. salicis, quercus, ulmi
camp.
getaucht und mit rothem Wein beſprengt oder mit
einem ſtyptiſchen Pulver beſtreut, baldigſt zu ſtillen, jedoch
auch ſtaͤrkere Blutungen bey der Entzuͤndung, welche noch
den bloßen Skirrhus begleitet, durchaus nicht zu ſchnell
zu unterdruͤcken ſind. — Was die Schmerzen betrifft, ſo ſind
ſie theils Folgen erhoͤhter Entzuͤndung und werden durch anti-
phlogiſtiſches Regimen gemildert, theils Folgen des Nerven-
reizes, und werden dann narkotiſche Mittel, Opiate, Lave-
ments mit Laudanum u. ſ. w. erfordern, obwohl ſich die Kran-
ken bald an dieſe Mittel gewoͤhnen und dann zu betraͤchtli-
chen Doſen ſteigen muͤſſen, um nur einige Wirkung zu em-
pfinden. Bey heftigem zuweilen hierbey ſich zeigendem Er-
brechen iſt oft bloß die nicht genugſame Beruͤckſichtigung re-
gelmaͤßiger Stuhlentleerungen die Urſache; wo es Nervenlei-
den iſt, verdienten Narcotica und die von Siebold em-

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[354/0374] nicht Heilmittel, bey den ſtechenden Schmerzen, welche den Uebergang in Carcinom bezeichnen, verwirft dagegen den von Andern ebenfalls empfohlnen Gebrauch der Sabina als zu reizend. §. 461. Außer der Anwendung ſolcher Mittel, welche eigent- liche Heilung des Uebels bewirken ſollen, und wohin wir denn auch noch die im Folgenden zu betrachtende Operation rechnen, hat indeß der Arzt noch theils auf die haͤufigen Blu- tungen, theils auf die oft ſo heftigen Schmerzen und die dadurch erregte aͤußerſte Schlafloſigkeit und Entkraͤftung Ruͤck- ſicht zu nehmen. Was zunaͤchſt die Blutungen betrifft, wel- che durch die immer fortſchreitenden Zerſtoͤrungen des Uterus veranlaßt werden, ſo muß erſtlich ſorgfaͤltige Ruhe, Vermei- dung aller aufregenden Gemuͤthsbewegungen, Speiſen und Getraͤnke prophylaktiſch beobachtet, und allgemeiner Erethis- mus oder Congeſtionen muͤſſen durch kuͤhlende Getraͤnke, ver- duͤnnte mineraliſche Saͤuren und aͤhnliche Mittel beſeitigt wer- den, dahingegen die eingetretenen Blutungen ſelbſt durch Anwendung adſtringirender Mittel, durch Tampons von Schwaͤmmen in das Decoctum cort. salicis, quercus, ulmi camp. getaucht und mit rothem Wein beſprengt oder mit einem ſtyptiſchen Pulver beſtreut, baldigſt zu ſtillen, jedoch auch ſtaͤrkere Blutungen bey der Entzuͤndung, welche noch den bloßen Skirrhus begleitet, durchaus nicht zu ſchnell zu unterdruͤcken ſind. — Was die Schmerzen betrifft, ſo ſind ſie theils Folgen erhoͤhter Entzuͤndung und werden durch anti- phlogiſtiſches Regimen gemildert, theils Folgen des Nerven- reizes, und werden dann narkotiſche Mittel, Opiate, Lave- ments mit Laudanum u. ſ. w. erfordern, obwohl ſich die Kran- ken bald an dieſe Mittel gewoͤhnen und dann zu betraͤchtli- chen Doſen ſteigen muͤſſen, um nur einige Wirkung zu em- pfinden. Bey heftigem zuweilen hierbey ſich zeigendem Er- brechen iſt oft bloß die nicht genugſame Beruͤckſichtigung re- gelmaͤßiger Stuhlentleerungen die Urſache; wo es Nervenlei- den iſt, verdienten Narcotica und die von Siebold em-

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 354. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/374>, abgerufen am 22.12.2024.