tigkeit der Verdauungsorgane, durch den Aufenthalt in freyer gesunder Luft, durch Aufheiterung des Gemüths und mäßige Bewegung hingewirkt werden muß. Stärkende Arzneymittel, wie China, Wein, Eisen u. dgl., sind jedoch immer nur höchst sparsam oder gar nicht anzuwenden, indem gewöhnlich auf der einen Seite hierbey mehr geschadet wird (nämlich in Er- höhung des örtlichen Entzündungszustandes), als im Allge- meinen (durch Erhöhung der Lebensthätigkeit) genützt werden kann. Wichtiger sind daher vorzüglich bey scrophulösem Ha- bitus, die Mittel, welche das Lymphsystem in Anspruch neh- men und eben dadurch, unterstützt von den Bädern, Injectio- nen, Einreibungen u. s. w., das Zurückbilden jener Verhär- tungen und die Auflösung derselben begünstigen, zu welchem Behufe denn, außer den oben schon in anderer Hinsicht em- pfohlnen Merkurialien, der Cicuta und Belladona, noch die frischen bittern und seifenhaften ausgepreßten Kräutersäfte gehören.
§. 459.
Ist nun aber schon, selbst bey geringern Graden des Skirrhus, die ärztliche Behandlung oft keineswegs von ge- wünschtem Erfolg, und zwar eben weil die verbildeten Stel- len zu sehr aus der Gemeinschaft mit dem gesammten Orga- nismus herausgetreten sind und sich dadurch zugleich der Ein- wirkung dynamischer Mittel zu sehr entziehen, so ist nun, wie schon bemerkt, noch weniger auf diese Weise bey wirkli- chem aufgebrochenem Krebsgeschwür zu thun möglich, weshalb wir hier nur noch einiger Mittel gedenken, von welchen man selbst noch auf dieser Stufe des Uebels hülfreiche Wirkung gesehen haben will. -- Hierher gehört zunächst, nach We- string's, *) wie nach ältern Beobachtungen, die Ringel- blume (Calendula officinalis), deren Extrakt nach Westring
*) J. P. Westring's, Königl. Schwed. Leibarztes, Erfahrungen über die Heilung der Krebsgeschwüre. Aus d. Schwed. übers. mit Zusätzen von C. Sprengel. Halle 1817.
tigkeit der Verdauungsorgane, durch den Aufenthalt in freyer geſunder Luft, durch Aufheiterung des Gemuͤths und maͤßige Bewegung hingewirkt werden muß. Staͤrkende Arzneymittel, wie China, Wein, Eiſen u. dgl., ſind jedoch immer nur hoͤchſt ſparſam oder gar nicht anzuwenden, indem gewoͤhnlich auf der einen Seite hierbey mehr geſchadet wird (naͤmlich in Er- hoͤhung des oͤrtlichen Entzuͤndungszuſtandes), als im Allge- meinen (durch Erhoͤhung der Lebensthaͤtigkeit) genuͤtzt werden kann. Wichtiger ſind daher vorzuͤglich bey ſcrophuloͤſem Ha- bitus, die Mittel, welche das Lymphſyſtem in Anſpruch neh- men und eben dadurch, unterſtuͤtzt von den Baͤdern, Injectio- nen, Einreibungen u. ſ. w., das Zuruͤckbilden jener Verhaͤr- tungen und die Aufloͤſung derſelben beguͤnſtigen, zu welchem Behufe denn, außer den oben ſchon in anderer Hinſicht em- pfohlnen Merkurialien, der Cicuta und Belladona, noch die friſchen bittern und ſeifenhaften ausgepreßten Kraͤuterſaͤfte gehoͤren.
§. 459.
Iſt nun aber ſchon, ſelbſt bey geringern Graden des Skirrhus, die aͤrztliche Behandlung oft keineswegs von ge- wuͤnſchtem Erfolg, und zwar eben weil die verbildeten Stel- len zu ſehr aus der Gemeinſchaft mit dem geſammten Orga- nismus herausgetreten ſind und ſich dadurch zugleich der Ein- wirkung dynamiſcher Mittel zu ſehr entziehen, ſo iſt nun, wie ſchon bemerkt, noch weniger auf dieſe Weiſe bey wirkli- chem aufgebrochenem Krebsgeſchwuͤr zu thun moͤglich, weshalb wir hier nur noch einiger Mittel gedenken, von welchen man ſelbſt noch auf dieſer Stufe des Uebels huͤlfreiche Wirkung geſehen haben will. — Hierher gehoͤrt zunaͤchſt, nach We- ſtring’s, *) wie nach aͤltern Beobachtungen, die Ringel- blume (Calendula officinalis), deren Extrakt nach Weſtring
*) J. P. Weſtring’s, Koͤnigl. Schwed. Leibarztes, Erfahrungen uͤber die Heilung der Krebsgeſchwuͤre. Aus d. Schwed. uͤberſ. mit Zuſaͤtzen von C. Sprengel. Halle 1817.
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tigkeit der Verdauungsorgane, durch den Aufenthalt in freyer
geſunder Luft, durch Aufheiterung des Gemuͤths und maͤßige
Bewegung hingewirkt werden muß. Staͤrkende Arzneymittel,
wie China, Wein, Eiſen u. dgl., ſind jedoch immer nur hoͤchſt
ſparſam oder gar nicht anzuwenden, indem gewoͤhnlich auf
der einen Seite hierbey mehr geſchadet wird (naͤmlich in Er-
hoͤhung des oͤrtlichen Entzuͤndungszuſtandes), als im Allge-
meinen (durch Erhoͤhung der Lebensthaͤtigkeit) genuͤtzt werden
kann. Wichtiger ſind daher vorzuͤglich bey ſcrophuloͤſem Ha-
bitus, die Mittel, welche das Lymphſyſtem in Anſpruch neh-
men und eben dadurch, unterſtuͤtzt von den Baͤdern, Injectio-
nen, Einreibungen u. ſ. w., das Zuruͤckbilden jener Verhaͤr-
tungen und die Aufloͤſung derſelben beguͤnſtigen, zu welchem
Behufe denn, außer den oben ſchon in anderer Hinſicht em-
pfohlnen Merkurialien, der Cicuta und Belladona, noch die
friſchen bittern und ſeifenhaften ausgepreßten Kraͤuterſaͤfte
gehoͤren.
§. 459.
Iſt nun aber ſchon, ſelbſt bey geringern Graden des
Skirrhus, die aͤrztliche Behandlung oft keineswegs von ge-
wuͤnſchtem Erfolg, und zwar eben weil die verbildeten Stel-
len zu ſehr aus der Gemeinſchaft mit dem geſammten Orga-
nismus herausgetreten ſind und ſich dadurch zugleich der Ein-
wirkung dynamiſcher Mittel zu ſehr entziehen, ſo iſt nun,
wie ſchon bemerkt, noch weniger auf dieſe Weiſe bey wirkli-
chem aufgebrochenem Krebsgeſchwuͤr zu thun moͤglich, weshalb
wir hier nur noch einiger Mittel gedenken, von welchen man
ſelbſt noch auf dieſer Stufe des Uebels huͤlfreiche Wirkung
geſehen haben will. — Hierher gehoͤrt zunaͤchſt, nach We-
ſtring’s, *) wie nach aͤltern Beobachtungen, die Ringel-
blume (Calendula officinalis), deren Extrakt nach Weſtring
*) J. P. Weſtring’s, Koͤnigl. Schwed. Leibarztes, Erfahrungen
uͤber die Heilung der Krebsgeſchwuͤre. Aus d. Schwed. uͤberſ. mit
Zuſaͤtzen von C. Sprengel. Halle 1817.
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 352. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/372>, abgerufen am 24.11.2024.
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