häufig Excoriationen der äußern Geburtstheile, ein schleichen- des Fieber und immer stärkere Abzehrung des Körpers stellen sich ein, und unter der abfließenden Janche werden nicht selten klei- nere oder größere abgelöste schwammige faulige Stücke der ver- dorbenen Gebärmuttersubstanz bemerkt.
§. 443.
Die Zeichen betreffend, welche durch äußere und innere geburtshülfliche Untersuchung aufgefunden werden, so gehören dahin verhärtete schmerzhafte Knoten in den Brüsten, der Unter- leib ist, wenigstens durch den Uterus, selten aufgetrieben, allein bey der äußern Berührung, oder vielmehr bey dem tiefern Ein- greifen der Hand über den Schambogen schmerzhaft; die äußern Geburtstheile sind zuweilen ödematös, zuweilen, ohngefähr wie bey einer Wöchnerin, mehr kühl und schlaff anzufühlen. Bey der innern Untersuchung durch die Mutterscheide (welche für die Diagnose hier überhaupt die wichtigste und entscheidenste ist) zeigt sich namentlich der Muttermund und Mutterhals, so lange das Uebel noch auf einer frühern Stufe verweilt, in begränzten Stellen verhärtet und höchst empfindlich; wenn die Krankheit be- reits weiter um sich gegriffen hat, ist die Vaginalportion zugleich aufgetrieben, die Muttermundslippen sind ungleich, höckerig und hart anzufühlen, die Mutterscheide ist schlaff und an ihren Wänden mit riechendem, mißfarbigem Schleim überzogen, die Kranke klagt bey der Untersuchung über heftige Schmerzen.
§. 444.
Bey völlig ausgebrochenem Carcinom werden die Ränder des Muttermundes noch unebner und wie ausgenagt sich darstel- len, ein bedeutender Theil, ja oft die ganze Vaginalportion, ist verschwunden, die ausfließende Jauche ist von dem unerträglich- sten Geruche begleitet, oft ist ein Theil der Vagina selbst mit ergriffen und mit höckerigten Geschwüren bedeckt, ja selbst die Harnwege werden mit davon ergriffen gefunden. Geht man etwas in den Kanal des Mutterhalses ein, so findet man diesen voll schwammiger, leicht blutender Excrescenzen, und durch das Scheidengewölbe, oft noch deutlicher bey der Untersuchung durch
haͤufig Excoriationen der aͤußern Geburtstheile, ein ſchleichen- des Fieber und immer ſtaͤrkere Abzehrung des Koͤrpers ſtellen ſich ein, und unter der abfließenden Janche werden nicht ſelten klei- nere oder groͤßere abgeloͤſte ſchwammige faulige Stuͤcke der ver- dorbenen Gebaͤrmutterſubſtanz bemerkt.
§. 443.
Die Zeichen betreffend, welche durch aͤußere und innere geburtshuͤlfliche Unterſuchung aufgefunden werden, ſo gehoͤren dahin verhaͤrtete ſchmerzhafte Knoten in den Bruͤſten, der Unter- leib iſt, wenigſtens durch den Uterus, ſelten aufgetrieben, allein bey der aͤußern Beruͤhrung, oder vielmehr bey dem tiefern Ein- greifen der Hand uͤber den Schambogen ſchmerzhaft; die aͤußern Geburtstheile ſind zuweilen oͤdematoͤs, zuweilen, ohngefaͤhr wie bey einer Woͤchnerin, mehr kuͤhl und ſchlaff anzufuͤhlen. Bey der innern Unterſuchung durch die Mutterſcheide (welche fuͤr die Diagnoſe hier uͤberhaupt die wichtigſte und entſcheidenſte iſt) zeigt ſich namentlich der Muttermund und Mutterhals, ſo lange das Uebel noch auf einer fruͤhern Stufe verweilt, in begraͤnzten Stellen verhaͤrtet und hoͤchſt empfindlich; wenn die Krankheit be- reits weiter um ſich gegriffen hat, iſt die Vaginalportion zugleich aufgetrieben, die Muttermundslippen ſind ungleich, hoͤckerig und hart anzufuͤhlen, die Mutterſcheide iſt ſchlaff und an ihren Waͤnden mit riechendem, mißfarbigem Schleim uͤberzogen, die Kranke klagt bey der Unterſuchung uͤber heftige Schmerzen.
§. 444.
Bey voͤllig ausgebrochenem Carcinom werden die Raͤnder des Muttermundes noch unebner und wie ausgenagt ſich darſtel- len, ein bedeutender Theil, ja oft die ganze Vaginalportion, iſt verſchwunden, die ausfließende Jauche iſt von dem unertraͤglich- ſten Geruche begleitet, oft iſt ein Theil der Vagina ſelbſt mit ergriffen und mit hoͤckerigten Geſchwuͤren bedeckt, ja ſelbſt die Harnwege werden mit davon ergriffen gefunden. Geht man etwas in den Kanal des Mutterhalſes ein, ſo findet man dieſen voll ſchwammiger, leicht blutender Excreſcenzen, und durch das Scheidengewoͤlbe, oft noch deutlicher bey der Unterſuchung durch
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0361"n="341"/>
haͤufig Excoriationen der aͤußern Geburtstheile, ein ſchleichen-<lb/>
des Fieber und immer ſtaͤrkere Abzehrung des Koͤrpers ſtellen ſich<lb/>
ein, und unter der abfließenden Janche werden nicht ſelten klei-<lb/>
nere oder groͤßere abgeloͤſte ſchwammige faulige Stuͤcke der ver-<lb/>
dorbenen Gebaͤrmutterſubſtanz bemerkt.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 443.</head><lb/><p>Die Zeichen betreffend, welche durch aͤußere und innere<lb/>
geburtshuͤlfliche Unterſuchung aufgefunden werden, ſo gehoͤren<lb/>
dahin verhaͤrtete ſchmerzhafte Knoten in den Bruͤſten, der Unter-<lb/>
leib iſt, wenigſtens durch den Uterus, ſelten aufgetrieben, allein<lb/>
bey der aͤußern Beruͤhrung, oder vielmehr bey dem tiefern Ein-<lb/>
greifen der Hand uͤber den Schambogen ſchmerzhaft; die aͤußern<lb/>
Geburtstheile ſind zuweilen oͤdematoͤs, zuweilen, ohngefaͤhr<lb/>
wie bey einer Woͤchnerin, mehr kuͤhl und ſchlaff anzufuͤhlen.<lb/>
Bey der innern Unterſuchung durch die Mutterſcheide (welche fuͤr<lb/>
die Diagnoſe hier uͤberhaupt die wichtigſte und entſcheidenſte iſt)<lb/>
zeigt ſich namentlich der Muttermund und Mutterhals, ſo lange<lb/>
das Uebel noch auf einer fruͤhern Stufe verweilt, in begraͤnzten<lb/>
Stellen verhaͤrtet und hoͤchſt empfindlich; wenn die Krankheit be-<lb/>
reits weiter um ſich gegriffen hat, iſt die Vaginalportion zugleich<lb/>
aufgetrieben, die Muttermundslippen ſind ungleich, hoͤckerig<lb/>
und hart anzufuͤhlen, die Mutterſcheide iſt ſchlaff und an ihren<lb/>
Waͤnden mit riechendem, mißfarbigem Schleim uͤberzogen, die<lb/>
Kranke klagt bey der Unterſuchung uͤber heftige Schmerzen.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 444.</head><lb/><p>Bey voͤllig ausgebrochenem Carcinom werden die Raͤnder<lb/>
des Muttermundes noch unebner und wie ausgenagt ſich darſtel-<lb/>
len, ein bedeutender Theil, ja oft die ganze Vaginalportion, iſt<lb/>
verſchwunden, die ausfließende Jauche iſt von dem unertraͤglich-<lb/>ſten Geruche begleitet, oft iſt ein Theil der Vagina ſelbſt mit<lb/>
ergriffen und mit hoͤckerigten Geſchwuͤren bedeckt, ja ſelbſt die<lb/>
Harnwege werden mit davon ergriffen gefunden. Geht man<lb/>
etwas in den Kanal des Mutterhalſes ein, ſo findet man dieſen<lb/>
voll ſchwammiger, leicht blutender Excreſcenzen, und durch das<lb/>
Scheidengewoͤlbe, oft noch deutlicher bey der Unterſuchung durch<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[341/0361]
haͤufig Excoriationen der aͤußern Geburtstheile, ein ſchleichen-
des Fieber und immer ſtaͤrkere Abzehrung des Koͤrpers ſtellen ſich
ein, und unter der abfließenden Janche werden nicht ſelten klei-
nere oder groͤßere abgeloͤſte ſchwammige faulige Stuͤcke der ver-
dorbenen Gebaͤrmutterſubſtanz bemerkt.
§. 443.
Die Zeichen betreffend, welche durch aͤußere und innere
geburtshuͤlfliche Unterſuchung aufgefunden werden, ſo gehoͤren
dahin verhaͤrtete ſchmerzhafte Knoten in den Bruͤſten, der Unter-
leib iſt, wenigſtens durch den Uterus, ſelten aufgetrieben, allein
bey der aͤußern Beruͤhrung, oder vielmehr bey dem tiefern Ein-
greifen der Hand uͤber den Schambogen ſchmerzhaft; die aͤußern
Geburtstheile ſind zuweilen oͤdematoͤs, zuweilen, ohngefaͤhr
wie bey einer Woͤchnerin, mehr kuͤhl und ſchlaff anzufuͤhlen.
Bey der innern Unterſuchung durch die Mutterſcheide (welche fuͤr
die Diagnoſe hier uͤberhaupt die wichtigſte und entſcheidenſte iſt)
zeigt ſich namentlich der Muttermund und Mutterhals, ſo lange
das Uebel noch auf einer fruͤhern Stufe verweilt, in begraͤnzten
Stellen verhaͤrtet und hoͤchſt empfindlich; wenn die Krankheit be-
reits weiter um ſich gegriffen hat, iſt die Vaginalportion zugleich
aufgetrieben, die Muttermundslippen ſind ungleich, hoͤckerig
und hart anzufuͤhlen, die Mutterſcheide iſt ſchlaff und an ihren
Waͤnden mit riechendem, mißfarbigem Schleim uͤberzogen, die
Kranke klagt bey der Unterſuchung uͤber heftige Schmerzen.
§. 444.
Bey voͤllig ausgebrochenem Carcinom werden die Raͤnder
des Muttermundes noch unebner und wie ausgenagt ſich darſtel-
len, ein bedeutender Theil, ja oft die ganze Vaginalportion, iſt
verſchwunden, die ausfließende Jauche iſt von dem unertraͤglich-
ſten Geruche begleitet, oft iſt ein Theil der Vagina ſelbſt mit
ergriffen und mit hoͤckerigten Geſchwuͤren bedeckt, ja ſelbſt die
Harnwege werden mit davon ergriffen gefunden. Geht man
etwas in den Kanal des Mutterhalſes ein, ſo findet man dieſen
voll ſchwammiger, leicht blutender Excreſcenzen, und durch das
Scheidengewoͤlbe, oft noch deutlicher bey der Unterſuchung durch
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 341. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/361>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.