Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Ausrottung durch schneidende Werkzeuge; denn das bloße
Ausreißen, Abdrehen und Abkneipen entweder mit der Hand
oder durch Polypenzangen ist wegen der Reizung oder Ver-
letzung der Uterinsubstanz gar nicht, noch weniger aber die
Ausrottung durch erregte Eiterung mittelst des Glüheisens oder
der Aetzmittel zu empfehlen, indem für letztere Mittel diese
Auswüchse theils ihres Orts wegen nicht geeignet sind, theils
diese Ausrottung langwierig, schmerzhaft seyn und meistens
nur unvollkommen gelingen würde. -- Wir sprechen zuerst
von den verschiedenen Methoden der Unterbindung der Gebär-
mutterpolypen.

§. 431.

Man kann aber die Unterbindung dieser Polypen ent-
weder durch einen mit bloßer Hand, oder durch den mit In-
strumenten umgelegten Faden bewerkstelligen. Die Unterbin-
dung mit bloßer Hand ist vorzüglich zweckmäßig, wo der
Polyp entweder äußerlich am oder im Muttermunde ansitzt,
oder zugleich Vorfall oder Umstülpung des Uterus Statt fin-
det. Man bedarf sodann bloß eines hinreichend starken sei-
denen oder hanfenen gewächsten Fadens, in welchen man eine
Schleife macht, diese, nachdem die Kranke nach gehabter
Darm- und Harnausleerung halbsitzend und halbliegend quer auf
ein Bett gebracht worden ist (ohngefähr so, wie im zweyten
Theile das Lager zum Unternehmen der Wendung beschrieben
werden wird), mit einer in die Mutterscheide gebrachten
Hand bis an die Wurzel des Polypen herauf leitet, sie dort
mit der Hand fixirt und alsdann durch einen Gehülfen zu-
ziehen läßt, bis der Zug von der Kranken schmerzhaft em-
pfunden wird. Hierauf befestigt man den Faden äußerlich
an einer Leibbinde, und zieht denselben, immer bey einge-
brachter Hand, in den nächsten Tagen täglich einigemal fester
zu. -- Indem nun aber eben dieses Zuziehen des Fadens
oft ohne weitere Hülfsmittel etwas schwieriger ist, verdie-
nen doch zweckmäßig eingerichtete Instrumente, vorzüglich die
einfacher construirten, namentlich für alle die Fälle empfohlen zu
werden, wo der Sitz des Polypen etwas höher ist.


Ausrottung durch ſchneidende Werkzeuge; denn das bloße
Ausreißen, Abdrehen und Abkneipen entweder mit der Hand
oder durch Polypenzangen iſt wegen der Reizung oder Ver-
letzung der Uterinſubſtanz gar nicht, noch weniger aber die
Ausrottung durch erregte Eiterung mittelſt des Gluͤheiſens oder
der Aetzmittel zu empfehlen, indem fuͤr letztere Mittel dieſe
Auswuͤchſe theils ihres Orts wegen nicht geeignet ſind, theils
dieſe Ausrottung langwierig, ſchmerzhaft ſeyn und meiſtens
nur unvollkommen gelingen wuͤrde. — Wir ſprechen zuerſt
von den verſchiedenen Methoden der Unterbindung der Gebaͤr-
mutterpolypen.

§. 431.

Man kann aber die Unterbindung dieſer Polypen ent-
weder durch einen mit bloßer Hand, oder durch den mit In-
ſtrumenten umgelegten Faden bewerkſtelligen. Die Unterbin-
dung mit bloßer Hand iſt vorzuͤglich zweckmaͤßig, wo der
Polyp entweder aͤußerlich am oder im Muttermunde anſitzt,
oder zugleich Vorfall oder Umſtuͤlpung des Uterus Statt fin-
det. Man bedarf ſodann bloß eines hinreichend ſtarken ſei-
denen oder hanfenen gewaͤchſten Fadens, in welchen man eine
Schleife macht, dieſe, nachdem die Kranke nach gehabter
Darm- und Harnausleerung halbſitzend und halbliegend quer auf
ein Bett gebracht worden iſt (ohngefaͤhr ſo, wie im zweyten
Theile das Lager zum Unternehmen der Wendung beſchrieben
werden wird), mit einer in die Mutterſcheide gebrachten
Hand bis an die Wurzel des Polypen herauf leitet, ſie dort
mit der Hand fixirt und alsdann durch einen Gehuͤlfen zu-
ziehen laͤßt, bis der Zug von der Kranken ſchmerzhaft em-
pfunden wird. Hierauf befeſtigt man den Faden aͤußerlich
an einer Leibbinde, und zieht denſelben, immer bey einge-
brachter Hand, in den naͤchſten Tagen taͤglich einigemal feſter
zu. — Indem nun aber eben dieſes Zuziehen des Fadens
oft ohne weitere Huͤlfsmittel etwas ſchwieriger iſt, verdie-
nen doch zweckmaͤßig eingerichtete Inſtrumente, vorzuͤglich die
einfacher conſtruirten, namentlich fuͤr alle die Faͤlle empfohlen zu
werden, wo der Sitz des Polypen etwas hoͤher iſt.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <div n="10">
                          <p><pb facs="#f0353" n="333"/>
Ausrottung durch &#x017F;chneidende Werkzeuge; denn das bloße<lb/>
Ausreißen, Abdrehen und Abkneipen entweder mit der Hand<lb/>
oder durch Polypenzangen i&#x017F;t wegen der Reizung oder Ver-<lb/>
letzung der Uterin&#x017F;ub&#x017F;tanz gar nicht, noch weniger aber die<lb/>
Ausrottung durch erregte Eiterung mittel&#x017F;t des Glu&#x0364;hei&#x017F;ens oder<lb/>
der Aetzmittel zu empfehlen, indem fu&#x0364;r letztere Mittel die&#x017F;e<lb/>
Auswu&#x0364;ch&#x017F;e theils ihres Orts wegen nicht geeignet &#x017F;ind, theils<lb/>
die&#x017F;e Ausrottung langwierig, &#x017F;chmerzhaft &#x017F;eyn und mei&#x017F;tens<lb/>
nur unvollkommen gelingen wu&#x0364;rde. &#x2014; Wir &#x017F;prechen zuer&#x017F;t<lb/>
von den ver&#x017F;chiedenen Methoden der Unterbindung der Geba&#x0364;r-<lb/>
mutterpolypen.</p>
                        </div><lb/>
                        <div n="10">
                          <head>§. 431.</head><lb/>
                          <p>Man kann aber die Unterbindung die&#x017F;er Polypen ent-<lb/>
weder durch einen mit bloßer Hand, oder durch den mit In-<lb/>
&#x017F;trumenten umgelegten Faden bewerk&#x017F;telligen. Die Unterbin-<lb/>
dung mit bloßer Hand i&#x017F;t vorzu&#x0364;glich zweckma&#x0364;ßig, wo der<lb/>
Polyp entweder a&#x0364;ußerlich am oder im Muttermunde an&#x017F;itzt,<lb/>
oder zugleich Vorfall oder Um&#x017F;tu&#x0364;lpung des Uterus Statt fin-<lb/>
det. Man bedarf &#x017F;odann bloß eines hinreichend &#x017F;tarken &#x017F;ei-<lb/>
denen oder hanfenen gewa&#x0364;ch&#x017F;ten Fadens, in welchen man eine<lb/>
Schleife macht, die&#x017F;e, nachdem die Kranke nach gehabter<lb/>
Darm- und Harnausleerung halb&#x017F;itzend und halbliegend quer auf<lb/>
ein Bett gebracht worden i&#x017F;t (ohngefa&#x0364;hr &#x017F;o, wie im zweyten<lb/>
Theile das Lager zum Unternehmen der Wendung be&#x017F;chrieben<lb/>
werden wird), mit einer in die Mutter&#x017F;cheide gebrachten<lb/>
Hand bis an die Wurzel des Polypen herauf leitet, &#x017F;ie dort<lb/>
mit der Hand fixirt und alsdann durch einen Gehu&#x0364;lfen zu-<lb/>
ziehen la&#x0364;ßt, bis der Zug von der Kranken &#x017F;chmerzhaft em-<lb/>
pfunden wird. Hierauf befe&#x017F;tigt man den Faden a&#x0364;ußerlich<lb/>
an einer Leibbinde, und zieht den&#x017F;elben, immer bey einge-<lb/>
brachter Hand, in den na&#x0364;ch&#x017F;ten Tagen ta&#x0364;glich einigemal fe&#x017F;ter<lb/>
zu. &#x2014; Indem nun aber eben die&#x017F;es Zuziehen des Fadens<lb/>
oft ohne weitere Hu&#x0364;lfsmittel etwas &#x017F;chwieriger i&#x017F;t, verdie-<lb/>
nen doch zweckma&#x0364;ßig eingerichtete In&#x017F;trumente, vorzu&#x0364;glich die<lb/>
einfacher con&#x017F;truirten, namentlich fu&#x0364;r alle die Fa&#x0364;lle empfohlen zu<lb/>
werden, wo der Sitz des Polypen etwas ho&#x0364;her i&#x017F;t.</p>
                        </div><lb/>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[333/0353] Ausrottung durch ſchneidende Werkzeuge; denn das bloße Ausreißen, Abdrehen und Abkneipen entweder mit der Hand oder durch Polypenzangen iſt wegen der Reizung oder Ver- letzung der Uterinſubſtanz gar nicht, noch weniger aber die Ausrottung durch erregte Eiterung mittelſt des Gluͤheiſens oder der Aetzmittel zu empfehlen, indem fuͤr letztere Mittel dieſe Auswuͤchſe theils ihres Orts wegen nicht geeignet ſind, theils dieſe Ausrottung langwierig, ſchmerzhaft ſeyn und meiſtens nur unvollkommen gelingen wuͤrde. — Wir ſprechen zuerſt von den verſchiedenen Methoden der Unterbindung der Gebaͤr- mutterpolypen. §. 431. Man kann aber die Unterbindung dieſer Polypen ent- weder durch einen mit bloßer Hand, oder durch den mit In- ſtrumenten umgelegten Faden bewerkſtelligen. Die Unterbin- dung mit bloßer Hand iſt vorzuͤglich zweckmaͤßig, wo der Polyp entweder aͤußerlich am oder im Muttermunde anſitzt, oder zugleich Vorfall oder Umſtuͤlpung des Uterus Statt fin- det. Man bedarf ſodann bloß eines hinreichend ſtarken ſei- denen oder hanfenen gewaͤchſten Fadens, in welchen man eine Schleife macht, dieſe, nachdem die Kranke nach gehabter Darm- und Harnausleerung halbſitzend und halbliegend quer auf ein Bett gebracht worden iſt (ohngefaͤhr ſo, wie im zweyten Theile das Lager zum Unternehmen der Wendung beſchrieben werden wird), mit einer in die Mutterſcheide gebrachten Hand bis an die Wurzel des Polypen herauf leitet, ſie dort mit der Hand fixirt und alsdann durch einen Gehuͤlfen zu- ziehen laͤßt, bis der Zug von der Kranken ſchmerzhaft em- pfunden wird. Hierauf befeſtigt man den Faden aͤußerlich an einer Leibbinde, und zieht denſelben, immer bey einge- brachter Hand, in den naͤchſten Tagen taͤglich einigemal feſter zu. — Indem nun aber eben dieſes Zuziehen des Fadens oft ohne weitere Huͤlfsmittel etwas ſchwieriger iſt, verdie- nen doch zweckmaͤßig eingerichtete Inſtrumente, vorzuͤglich die einfacher conſtruirten, namentlich fuͤr alle die Faͤlle empfohlen zu werden, wo der Sitz des Polypen etwas hoͤher iſt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/353
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 333. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/353>, abgerufen am 23.11.2024.