Nimmt der Polyp an Größe zu, so werden die Zeichen desselben immer deutlicher, und vorzüglich vermag dann die geburtshülfliche Untersuchung bestimmtere Aufschlüsse zu geben. Die Vaginalportion nämlich zeigt sich gewöhnlich härter und stärker, den Muttermund rundlich, und so wie der Polyp sich gegen und in denselben herabsenkt, wird er geöffnet, der Mutterhals verkürzt sich, und in dem Muttermunde wird eine derbe kuglichte Geschwulst, welche bey der Berührung unschmerzhaft ist, aber leicht blutet, fühlbar (noch leichter freylich wird er durch die Untersuchung entdeckt, wo er ganz am Muttermunde entstanden war). Zugleich nimmt die Aus- dehnung des Uterus zu, der Mastdarm und Blasenhals wer- den gedrückt, öftere Ergießungen entweder von reinem venö- sem Blute oder von wässerigtem, schleimigtem, mit Fasern des Polypen vermischtem, übel riechendem Blute stellen sich ein, der Körper magert ab, Entkräftung, Schwindel, bey den Blutungen nicht selten Ohnmachten, Schwere der Glie- der und schleichendes Fieber treten ein.
§. 426.
In diesem Grade ist nun schon das Uebel mit wahrer Schwangerschaft fast gar nicht mehr zu verwechseln, indem namentlich der sich gleich bleibende geöffnete Muttermund, so wie die Art der Ausflüsse, die Dauer des Uebels, der Man- gel fühlbarer Kindestheile oder Bewegungen zu sichere Zei- chen sind; dagegen kann jetzt das Uebel leichter mit andern krankhaften Zuständen des Uterus, namentlich mit Vorfall und Umstülpung desselben, verwechselt werden. Dem Vor- falle wird der Polyp ähnlicher, wenn er beträchtlich in die Vagina herabgesunken ist und an seiner untern Fläche etwa eine Vertiefung zeigt, ist jedoch von ersterem bald zu unter- scheiden, weil er unempfindlich ist, weil man durch Sondiren keine wahre Muttermundsöffnung entdeckt, weil er unten brei- ter als oben zu seyn pflegt und oben vom Ringe des Mut- termundes umgeben ist. Schwerer ist die Unterscheidung des
§. 425.
Nimmt der Polyp an Groͤße zu, ſo werden die Zeichen deſſelben immer deutlicher, und vorzuͤglich vermag dann die geburtshuͤlfliche Unterſuchung beſtimmtere Aufſchluͤſſe zu geben. Die Vaginalportion naͤmlich zeigt ſich gewoͤhnlich haͤrter und ſtaͤrker, den Muttermund rundlich, und ſo wie der Polyp ſich gegen und in denſelben herabſenkt, wird er geoͤffnet, der Mutterhals verkuͤrzt ſich, und in dem Muttermunde wird eine derbe kuglichte Geſchwulſt, welche bey der Beruͤhrung unſchmerzhaft iſt, aber leicht blutet, fuͤhlbar (noch leichter freylich wird er durch die Unterſuchung entdeckt, wo er ganz am Muttermunde entſtanden war). Zugleich nimmt die Aus- dehnung des Uterus zu, der Maſtdarm und Blaſenhals wer- den gedruͤckt, oͤftere Ergießungen entweder von reinem venoͤ- ſem Blute oder von waͤſſerigtem, ſchleimigtem, mit Faſern des Polypen vermiſchtem, uͤbel riechendem Blute ſtellen ſich ein, der Koͤrper magert ab, Entkraͤftung, Schwindel, bey den Blutungen nicht ſelten Ohnmachten, Schwere der Glie- der und ſchleichendes Fieber treten ein.
§. 426.
In dieſem Grade iſt nun ſchon das Uebel mit wahrer Schwangerſchaft faſt gar nicht mehr zu verwechſeln, indem namentlich der ſich gleich bleibende geoͤffnete Muttermund, ſo wie die Art der Ausfluͤſſe, die Dauer des Uebels, der Man- gel fuͤhlbarer Kindestheile oder Bewegungen zu ſichere Zei- chen ſind; dagegen kann jetzt das Uebel leichter mit andern krankhaften Zuſtaͤnden des Uterus, namentlich mit Vorfall und Umſtuͤlpung deſſelben, verwechſelt werden. Dem Vor- falle wird der Polyp aͤhnlicher, wenn er betraͤchtlich in die Vagina herabgeſunken iſt und an ſeiner untern Flaͤche etwa eine Vertiefung zeigt, iſt jedoch von erſterem bald zu unter- ſcheiden, weil er unempfindlich iſt, weil man durch Sondiren keine wahre Muttermundsoͤffnung entdeckt, weil er unten brei- ter als oben zu ſeyn pflegt und oben vom Ringe des Mut- termundes umgeben iſt. Schwerer iſt die Unterſcheidung des
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§. 425.
Nimmt der Polyp an Groͤße zu, ſo werden die Zeichen
deſſelben immer deutlicher, und vorzuͤglich vermag dann die
geburtshuͤlfliche Unterſuchung beſtimmtere Aufſchluͤſſe zu geben.
Die Vaginalportion naͤmlich zeigt ſich gewoͤhnlich haͤrter und
ſtaͤrker, den Muttermund rundlich, und ſo wie der Polyp
ſich gegen und in denſelben herabſenkt, wird er geoͤffnet, der
Mutterhals verkuͤrzt ſich, und in dem Muttermunde wird
eine derbe kuglichte Geſchwulſt, welche bey der Beruͤhrung
unſchmerzhaft iſt, aber leicht blutet, fuͤhlbar (noch leichter
freylich wird er durch die Unterſuchung entdeckt, wo er ganz
am Muttermunde entſtanden war). Zugleich nimmt die Aus-
dehnung des Uterus zu, der Maſtdarm und Blaſenhals wer-
den gedruͤckt, oͤftere Ergießungen entweder von reinem venoͤ-
ſem Blute oder von waͤſſerigtem, ſchleimigtem, mit Faſern
des Polypen vermiſchtem, uͤbel riechendem Blute ſtellen ſich
ein, der Koͤrper magert ab, Entkraͤftung, Schwindel, bey
den Blutungen nicht ſelten Ohnmachten, Schwere der Glie-
der und ſchleichendes Fieber treten ein.
§. 426.
In dieſem Grade iſt nun ſchon das Uebel mit wahrer
Schwangerſchaft faſt gar nicht mehr zu verwechſeln, indem
namentlich der ſich gleich bleibende geoͤffnete Muttermund, ſo
wie die Art der Ausfluͤſſe, die Dauer des Uebels, der Man-
gel fuͤhlbarer Kindestheile oder Bewegungen zu ſichere Zei-
chen ſind; dagegen kann jetzt das Uebel leichter mit andern
krankhaften Zuſtaͤnden des Uterus, namentlich mit Vorfall
und Umſtuͤlpung deſſelben, verwechſelt werden. Dem Vor-
falle wird der Polyp aͤhnlicher, wenn er betraͤchtlich in die
Vagina herabgeſunken iſt und an ſeiner untern Flaͤche etwa
eine Vertiefung zeigt, iſt jedoch von erſterem bald zu unter-
ſcheiden, weil er unempfindlich iſt, weil man durch Sondiren
keine wahre Muttermundsoͤffnung entdeckt, weil er unten brei-
ter als oben zu ſeyn pflegt und oben vom Ringe des Mut-
termundes umgeben iſt. Schwerer iſt die Unterſcheidung des
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/349>, abgerufen am 23.11.2024.
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