dung, oder durch verminderte Aufsaugung, oder durch beide Momente gleichzeitig ihrem Wesen nach begründet werden; betrachtet man indeß die Natur der Krankheit näher, so muß man wohl geneigt werden, sie vorzüglich in die vermehrte Ausscheidung zu setzen, eines Theils, weil eine gewisse Er- regung des Organs schon erforderlich ist, um die Verschlie- ßung des Muttermundes (ohngefähr wie bey der Schwan- gerschaft) zu bewirken, ohne welche die Ansammlung über- haupt nicht Statt finden würde; andern Theils, weil wir sie vorzüglich häufig nach Einflüssen entstehen sehen, welche of- fenbar eine vermehrte Erregung der Uteringefäße bedingen, wie dieses sich noch näher bey Betrachtung der entfernten Ursachen ergeben wird. Hierhin gehören aber 1) die §. 400. erwähnte allgemeine Körperbildung; 2) vorausgegangene Ge- bärmutterentzündung; 3) Verbildungen derselben, als Eiterun- gen, Indurationen, Auswüchse; 4) hoher Grad von Atonie des gesammten Geschlechtssystems in Folge vorausgegangener Blutungen, Fehlgeburten, langwieriger Leukorrhöe, häufig nach einander kommender Wochenbetten, sitzender Lebensweise, schlech- ter Kost, deprimirender Affekte, sehr warmer oder kalter feuch- ter Luft u. s. w.; 5) häufig einwirkender Geschlechtsreiz ohne wirklich erregte Schwangerschaft, oder wohl selbst bey bereits erloschener Zeugungsfähigkeit, und eben so bey disponirten Subjekten alles, wodurch Congestionen nach den Geschlechts- organen veranlaßt werden, als geistige Getränke, erhitzende Speisen, treibende Mittel u. s. w.; 6) können auch Ge- schwülste benachbarter Organe durch ihren Druck die Re- sorption stören und Wasseranhäufungen herbeyführen, oder Verwachsungen des Muttermundes nach vorausgegangenen schwierigen Geburten, Verschließungen desselben durch Nach- geburtsreste, Schleimpfröpfe und coagulirtes Blut die An- häufung von Flüssigkeiten innerhalb der Gebärmutterhöhle begünstigen.
§. 403.
Ausgänge und Folgen der Gebärmutterwas- sersucht nebst der daraus sich ergebenden Pro-
dung, oder durch verminderte Aufſaugung, oder durch beide Momente gleichzeitig ihrem Weſen nach begruͤndet werden; betrachtet man indeß die Natur der Krankheit naͤher, ſo muß man wohl geneigt werden, ſie vorzuͤglich in die vermehrte Ausſcheidung zu ſetzen, eines Theils, weil eine gewiſſe Er- regung des Organs ſchon erforderlich iſt, um die Verſchlie- ßung des Muttermundes (ohngefaͤhr wie bey der Schwan- gerſchaft) zu bewirken, ohne welche die Anſammlung uͤber- haupt nicht Statt finden wuͤrde; andern Theils, weil wir ſie vorzuͤglich haͤufig nach Einfluͤſſen entſtehen ſehen, welche of- fenbar eine vermehrte Erregung der Uteringefaͤße bedingen, wie dieſes ſich noch naͤher bey Betrachtung der entfernten Urſachen ergeben wird. Hierhin gehoͤren aber 1) die §. 400. erwaͤhnte allgemeine Koͤrperbildung; 2) vorausgegangene Ge- baͤrmutterentzuͤndung; 3) Verbildungen derſelben, als Eiterun- gen, Indurationen, Auswuͤchſe; 4) hoher Grad von Atonie des geſammten Geſchlechtsſyſtems in Folge vorausgegangener Blutungen, Fehlgeburten, langwieriger Leukorrhoͤe, haͤufig nach einander kommender Wochenbetten, ſitzender Lebensweiſe, ſchlech- ter Koſt, deprimirender Affekte, ſehr warmer oder kalter feuch- ter Luft u. ſ. w.; 5) haͤufig einwirkender Geſchlechtsreiz ohne wirklich erregte Schwangerſchaft, oder wohl ſelbſt bey bereits erloſchener Zeugungsfaͤhigkeit, und eben ſo bey disponirten Subjekten alles, wodurch Congeſtionen nach den Geſchlechts- organen veranlaßt werden, als geiſtige Getraͤnke, erhitzende Speiſen, treibende Mittel u. ſ. w.; 6) koͤnnen auch Ge- ſchwuͤlſte benachbarter Organe durch ihren Druck die Re- ſorption ſtoͤren und Waſſeranhaͤufungen herbeyfuͤhren, oder Verwachſungen des Muttermundes nach vorausgegangenen ſchwierigen Geburten, Verſchließungen deſſelben durch Nach- geburtsreſte, Schleimpfroͤpfe und coagulirtes Blut die An- haͤufung von Fluͤſſigkeiten innerhalb der Gebaͤrmutterhoͤhle beguͤnſtigen.
§. 403.
Ausgaͤnge und Folgen der Gebaͤrmutterwaſ- ſerſucht nebſt der daraus ſich ergebenden Pro-
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dung, oder durch verminderte Aufſaugung, oder durch beide
Momente gleichzeitig ihrem Weſen nach begruͤndet werden;
betrachtet man indeß die Natur der Krankheit naͤher, ſo muß
man wohl geneigt werden, ſie vorzuͤglich in die vermehrte
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regung des Organs ſchon erforderlich iſt, um die Verſchlie-
ßung des Muttermundes (ohngefaͤhr wie bey der Schwan-
gerſchaft) zu bewirken, ohne welche die Anſammlung uͤber-
haupt nicht Statt finden wuͤrde; andern Theils, weil wir ſie
vorzuͤglich haͤufig nach Einfluͤſſen entſtehen ſehen, welche of-
fenbar eine vermehrte Erregung der Uteringefaͤße bedingen,
wie dieſes ſich noch naͤher bey Betrachtung der entfernten
Urſachen ergeben wird. Hierhin gehoͤren aber 1) die §. 400.
erwaͤhnte allgemeine Koͤrperbildung; 2) vorausgegangene Ge-
baͤrmutterentzuͤndung; 3) Verbildungen derſelben, als Eiterun-
gen, Indurationen, Auswuͤchſe; 4) hoher Grad von Atonie
des geſammten Geſchlechtsſyſtems in Folge vorausgegangener
Blutungen, Fehlgeburten, langwieriger Leukorrhoͤe, haͤufig nach
einander kommender Wochenbetten, ſitzender Lebensweiſe, ſchlech-
ter Koſt, deprimirender Affekte, ſehr warmer oder kalter feuch-
ter Luft u. ſ. w.; 5) haͤufig einwirkender Geſchlechtsreiz ohne
wirklich erregte Schwangerſchaft, oder wohl ſelbſt bey bereits
erloſchener Zeugungsfaͤhigkeit, und eben ſo bey disponirten
Subjekten alles, wodurch Congeſtionen nach den Geſchlechts-
organen veranlaßt werden, als geiſtige Getraͤnke, erhitzende
Speiſen, treibende Mittel u. ſ. w.; 6) koͤnnen auch Ge-
ſchwuͤlſte benachbarter Organe durch ihren Druck die Re-
ſorption ſtoͤren und Waſſeranhaͤufungen herbeyfuͤhren, oder
Verwachſungen des Muttermundes nach vorausgegangenen
ſchwierigen Geburten, Verſchließungen deſſelben durch Nach-
geburtsreſte, Schleimpfroͤpfe und coagulirtes Blut die An-
haͤufung von Fluͤſſigkeiten innerhalb der Gebaͤrmutterhoͤhle
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Ausgaͤnge und Folgen der Gebaͤrmutterwaſ-
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/332>, abgerufen am 25.11.2024.
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