achten kann, wird eine solche Ergießung vorzüglich auf zweyer- ley Weise schnell gestillt, erstens durch mechanische Zusam- menpressung der blutenden Gefäße, sey dies nun durch in- nere Muskularthätigkeit oder durch äußere Gewalt geschehen; zweytens durch aufgeregte Contraktilität der blutenden Gefäße selbst. Beobachten wir nun den Weg, welchen die Natur selbst einschlägt, um die normalen Blutergießungen aus den Uteringefäßen zu beendigen, so giebt dies wieder für die rech- te Art der Behandlung krankhafter Ergießungen dieser Art einen wichtigen Fingerzeig ab. Der Monatsfluß nämlich, als eine wahre aktive Blutung, wird in seinem Aufhören be- dingt durch Minderung des Andranges vom allgemeinen Gefäß- system aus, der Wochenfluß hingegen, welcher mehr als eine durch Eröffnung der Venenzellen des Uterus vom Ablösen der Placenta bedingte passive Blutung betrachtet werden kann, hebt sich durch die Contraktion, durch die Verkleinerung des entleerten Fruchthälters und durch die auf diese Weise bewirkte Zusammendrückung der blutenden Gefäßmündungen.
§. 369.
Schon hieraus ergiebt sich nun wohl, daß gewiß auch so wie für die Hemmung krankhafter Blutergießung aktiver Art das oben erwähnte allgemeine Verfahren das zweckmä- ßigste ist, für die schnelle Stillung der passiven Blutflüsse hingegen, die auf Erregung allgemeiner Zusammenziehung des Fruchthälters abzweckenden Mittel am meisten angezeigt seyn werden. Wir unterscheiden von diesen Mitteln die innern und äußern, und betrachten die erstern zunächst: -- a) die Zimmttinktur stellen wir wohl billig oben an, da kaum ein Arzt oder Geburtshelfer seyn wird, der nicht von ihren äußerst wohlthätigen Wirkungen Gebrauch gemacht und sie äußerst nützlich gefunden hätte. Man giebt sie zu 20--60 Tropfen, und es hat mir immer geschienen, als werde ihre Wirkung (vielleicht durch gleichzeitige Verminderung allgemei- ner Sensibilität) sehr befördert, wenn man der angegebenen Dosis einige Tropfen TR. thebaica beyfüge. b) Das Mut- terkorn (Secale cornutum), ein neuerlich von Olivier
achten kann, wird eine ſolche Ergießung vorzuͤglich auf zweyer- ley Weiſe ſchnell geſtillt, erſtens durch mechaniſche Zuſam- menpreſſung der blutenden Gefaͤße, ſey dies nun durch in- nere Muskularthaͤtigkeit oder durch aͤußere Gewalt geſchehen; zweytens durch aufgeregte Contraktilitaͤt der blutenden Gefaͤße ſelbſt. Beobachten wir nun den Weg, welchen die Natur ſelbſt einſchlaͤgt, um die normalen Blutergießungen aus den Uteringefaͤßen zu beendigen, ſo giebt dies wieder fuͤr die rech- te Art der Behandlung krankhafter Ergießungen dieſer Art einen wichtigen Fingerzeig ab. Der Monatsfluß naͤmlich, als eine wahre aktive Blutung, wird in ſeinem Aufhoͤren be- dingt durch Minderung des Andranges vom allgemeinen Gefaͤß- ſyſtem aus, der Wochenfluß hingegen, welcher mehr als eine durch Eroͤffnung der Venenzellen des Uterus vom Abloͤſen der Placenta bedingte paſſive Blutung betrachtet werden kann, hebt ſich durch die Contraktion, durch die Verkleinerung des entleerten Fruchthaͤlters und durch die auf dieſe Weiſe bewirkte Zuſammendruͤckung der blutenden Gefaͤßmuͤndungen.
§. 369.
Schon hieraus ergiebt ſich nun wohl, daß gewiß auch ſo wie fuͤr die Hemmung krankhafter Blutergießung aktiver Art das oben erwaͤhnte allgemeine Verfahren das zweckmaͤ- ßigſte iſt, fuͤr die ſchnelle Stillung der paſſiven Blutfluͤſſe hingegen, die auf Erregung allgemeiner Zuſammenziehung des Fruchthaͤlters abzweckenden Mittel am meiſten angezeigt ſeyn werden. Wir unterſcheiden von dieſen Mitteln die innern und aͤußern, und betrachten die erſtern zunaͤchſt: — a) die Zimmttinktur ſtellen wir wohl billig oben an, da kaum ein Arzt oder Geburtshelfer ſeyn wird, der nicht von ihren aͤußerſt wohlthaͤtigen Wirkungen Gebrauch gemacht und ſie aͤußerſt nuͤtzlich gefunden haͤtte. Man giebt ſie zu 20—60 Tropfen, und es hat mir immer geſchienen, als werde ihre Wirkung (vielleicht durch gleichzeitige Verminderung allgemei- ner Senſibilitaͤt) ſehr befoͤrdert, wenn man der angegebenen Doſis einige Tropfen TR. thebaica beyfuͤge. b) Das Mut- terkorn (Secale cornutum), ein neuerlich von Olivier
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0306"n="286"/>
achten kann, wird eine ſolche Ergießung vorzuͤglich auf zweyer-<lb/>
ley Weiſe ſchnell geſtillt, erſtens durch mechaniſche Zuſam-<lb/>
menpreſſung der blutenden Gefaͤße, ſey dies nun durch in-<lb/>
nere Muskularthaͤtigkeit oder durch aͤußere Gewalt geſchehen;<lb/>
zweytens durch aufgeregte Contraktilitaͤt der blutenden Gefaͤße<lb/>ſelbſt. Beobachten wir nun den Weg, welchen die Natur<lb/>ſelbſt einſchlaͤgt, um die normalen Blutergießungen aus den<lb/>
Uteringefaͤßen zu beendigen, ſo giebt dies wieder fuͤr die rech-<lb/>
te Art der Behandlung krankhafter Ergießungen dieſer Art<lb/>
einen wichtigen Fingerzeig ab. Der Monatsfluß naͤmlich,<lb/>
als eine wahre aktive Blutung, wird in ſeinem Aufhoͤren be-<lb/>
dingt durch Minderung des Andranges vom allgemeinen Gefaͤß-<lb/>ſyſtem aus, der Wochenfluß hingegen, welcher mehr als eine<lb/>
durch Eroͤffnung der Venenzellen des Uterus vom Abloͤſen der<lb/>
Placenta bedingte paſſive Blutung betrachtet werden kann,<lb/>
hebt ſich durch die Contraktion, durch die Verkleinerung des<lb/>
entleerten Fruchthaͤlters und durch die auf dieſe Weiſe bewirkte<lb/>
Zuſammendruͤckung der blutenden Gefaͤßmuͤndungen.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 369.</head><lb/><p>Schon hieraus ergiebt ſich nun wohl, daß gewiß auch<lb/>ſo wie fuͤr die Hemmung krankhafter Blutergießung aktiver<lb/>
Art das oben erwaͤhnte allgemeine Verfahren das zweckmaͤ-<lb/>
ßigſte iſt, fuͤr die ſchnelle Stillung der paſſiven Blutfluͤſſe<lb/>
hingegen, die auf Erregung allgemeiner Zuſammenziehung des<lb/>
Fruchthaͤlters abzweckenden Mittel am meiſten angezeigt ſeyn<lb/>
werden. Wir unterſcheiden von dieſen Mitteln die innern<lb/>
und aͤußern, und betrachten die erſtern zunaͤchſt: —<hirendition="#aq">a</hi>) die<lb/><hirendition="#g">Zimmttinktur</hi>ſtellen wir wohl billig oben an, da kaum<lb/>
ein Arzt oder Geburtshelfer ſeyn wird, der nicht von ihren<lb/>
aͤußerſt wohlthaͤtigen Wirkungen Gebrauch gemacht und ſie<lb/>
aͤußerſt nuͤtzlich gefunden haͤtte. Man giebt ſie zu 20—60<lb/>
Tropfen, und es hat mir immer geſchienen, als werde ihre<lb/>
Wirkung (vielleicht durch gleichzeitige Verminderung allgemei-<lb/>
ner Senſibilitaͤt) ſehr befoͤrdert, wenn man der angegebenen<lb/>
Doſis einige Tropfen <hirendition="#aq">TR. thebaica</hi> beyfuͤge. <hirendition="#aq">b</hi>) <hirendition="#g">Das Mut-<lb/>
terkorn</hi> (<hirendition="#aq">Secale cornutum</hi>), ein neuerlich von <hirendition="#g">Olivier<lb/></hi></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[286/0306]
achten kann, wird eine ſolche Ergießung vorzuͤglich auf zweyer-
ley Weiſe ſchnell geſtillt, erſtens durch mechaniſche Zuſam-
menpreſſung der blutenden Gefaͤße, ſey dies nun durch in-
nere Muskularthaͤtigkeit oder durch aͤußere Gewalt geſchehen;
zweytens durch aufgeregte Contraktilitaͤt der blutenden Gefaͤße
ſelbſt. Beobachten wir nun den Weg, welchen die Natur
ſelbſt einſchlaͤgt, um die normalen Blutergießungen aus den
Uteringefaͤßen zu beendigen, ſo giebt dies wieder fuͤr die rech-
te Art der Behandlung krankhafter Ergießungen dieſer Art
einen wichtigen Fingerzeig ab. Der Monatsfluß naͤmlich,
als eine wahre aktive Blutung, wird in ſeinem Aufhoͤren be-
dingt durch Minderung des Andranges vom allgemeinen Gefaͤß-
ſyſtem aus, der Wochenfluß hingegen, welcher mehr als eine
durch Eroͤffnung der Venenzellen des Uterus vom Abloͤſen der
Placenta bedingte paſſive Blutung betrachtet werden kann,
hebt ſich durch die Contraktion, durch die Verkleinerung des
entleerten Fruchthaͤlters und durch die auf dieſe Weiſe bewirkte
Zuſammendruͤckung der blutenden Gefaͤßmuͤndungen.
§. 369.
Schon hieraus ergiebt ſich nun wohl, daß gewiß auch
ſo wie fuͤr die Hemmung krankhafter Blutergießung aktiver
Art das oben erwaͤhnte allgemeine Verfahren das zweckmaͤ-
ßigſte iſt, fuͤr die ſchnelle Stillung der paſſiven Blutfluͤſſe
hingegen, die auf Erregung allgemeiner Zuſammenziehung des
Fruchthaͤlters abzweckenden Mittel am meiſten angezeigt ſeyn
werden. Wir unterſcheiden von dieſen Mitteln die innern
und aͤußern, und betrachten die erſtern zunaͤchſt: — a) die
Zimmttinktur ſtellen wir wohl billig oben an, da kaum
ein Arzt oder Geburtshelfer ſeyn wird, der nicht von ihren
aͤußerſt wohlthaͤtigen Wirkungen Gebrauch gemacht und ſie
aͤußerſt nuͤtzlich gefunden haͤtte. Man giebt ſie zu 20—60
Tropfen, und es hat mir immer geſchienen, als werde ihre
Wirkung (vielleicht durch gleichzeitige Verminderung allgemei-
ner Senſibilitaͤt) ſehr befoͤrdert, wenn man der angegebenen
Doſis einige Tropfen TR. thebaica beyfuͤge. b) Das Mut-
terkorn (Secale cornutum), ein neuerlich von Olivier
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/306>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.