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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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heftige Diarrhöen zu schnell erregt werden, theils selbst der
Consensus zwischen Darm und Uterus diese heftigern Reizun-
gen verbietet. Von den Abführungsmitteln müssen aber
wegen letzterer Rücksicht nur die weniger reizenden, als
Manna, Oleum Ricini, Pulpa Tamarindorum, Pulpa Cas-
siae,
auch wohl bey größerer Unempfindlichkeit die Senna,
ferner die leichtern Mittelsalze, als Tartarus tartarisatus u.
s. w. in Anwendung gezogen werden. In der Regel pflegt
es für die Milderung des Fiebers am zweckmäßigsten zu seyn,
wenn täglich drei bis sechs mehr flüssige Ausleerungen erfol-
gen, welche zum Theil auch durch gegebene Lavements zu
bewerkstelligen sind.

§. 344.

Allgemein beruhigende Mittel sind theils mittelbar schon
die in den beiden vorigen §§. genannten im hohen Grade, theils
können hierher noch einige besondere Mittel gerechnet werden, un-
ter welchen dann das diätetische Verhalten mit Recht obenan
gestellt wird. Man sorgt daher für den Aufenthalt der Kran-
ken in reiner, mäßig erwärmter Luft und nicht zu erhitzender
Bedeckung, erlaubt bloß schwach nährende, kühlende Speisen
und Getränke, leichte Suppen, Kalteschalen von Wasser,
Zitronensaft, Zucker und Zwieback, Flieder- und Kamillenthee,
abgekochtes Wasser mit Himbeersaft, Zitronensaft u. s. w. zum
Getränk, läßt zwischen den übrigen Mitteln die schon für
das Stadium irritationis empfohlenen Mittel, vorzüglich die
Emulsionen, fortgebrauchen, und wendet eben so auch die
örtlich beruhigenden Mittel, Fomentationen, Cataplasmata,
Dampfbäder und (unter der angegebenen Einschränkung) auch
Injektionen noch fortwährend bis zur Linderung des Schmer-
zens an.

§. 345.

So wie nun unter solchem Verfahren die Zufälle der
Krankheit sich mindern, geht man mit demselben gleichfalls
zurück, und wenn endlich bey Eintritt des siebenten oder
neunten Tages kritische Ausleerungen sich zeigen, treten die

heftige Diarrhoͤen zu ſchnell erregt werden, theils ſelbſt der
Conſenſus zwiſchen Darm und Uterus dieſe heftigern Reizun-
gen verbietet. Von den Abfuͤhrungsmitteln muͤſſen aber
wegen letzterer Ruͤckſicht nur die weniger reizenden, als
Manna, Oleum Ricini, Pulpa Tamarindorum, Pulpa Cas-
siae,
auch wohl bey groͤßerer Unempfindlichkeit die Senna,
ferner die leichtern Mittelſalze, als Tartarus tartarisatus u.
ſ. w. in Anwendung gezogen werden. In der Regel pflegt
es fuͤr die Milderung des Fiebers am zweckmaͤßigſten zu ſeyn,
wenn taͤglich drei bis ſechs mehr fluͤſſige Ausleerungen erfol-
gen, welche zum Theil auch durch gegebene Lavements zu
bewerkſtelligen ſind.

§. 344.

Allgemein beruhigende Mittel ſind theils mittelbar ſchon
die in den beiden vorigen §§. genannten im hohen Grade, theils
koͤnnen hierher noch einige beſondere Mittel gerechnet werden, un-
ter welchen dann das diaͤtetiſche Verhalten mit Recht obenan
geſtellt wird. Man ſorgt daher fuͤr den Aufenthalt der Kran-
ken in reiner, maͤßig erwaͤrmter Luft und nicht zu erhitzender
Bedeckung, erlaubt bloß ſchwach naͤhrende, kuͤhlende Speiſen
und Getraͤnke, leichte Suppen, Kalteſchalen von Waſſer,
Zitronenſaft, Zucker und Zwieback, Flieder- und Kamillenthee,
abgekochtes Waſſer mit Himbeerſaft, Zitronenſaft u. ſ. w. zum
Getraͤnk, laͤßt zwiſchen den uͤbrigen Mitteln die ſchon fuͤr
das Stadium irritationis empfohlenen Mittel, vorzuͤglich die
Emulſionen, fortgebrauchen, und wendet eben ſo auch die
oͤrtlich beruhigenden Mittel, Fomentationen, Cataplasmata,
Dampfbaͤder und (unter der angegebenen Einſchraͤnkung) auch
Injektionen noch fortwaͤhrend bis zur Linderung des Schmer-
zens an.

§. 345.

So wie nun unter ſolchem Verfahren die Zufaͤlle der
Krankheit ſich mindern, geht man mit demſelben gleichfalls
zuruͤck, und wenn endlich bey Eintritt des ſiebenten oder
neunten Tages kritiſche Ausleerungen ſich zeigen, treten die

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[268/0288] heftige Diarrhoͤen zu ſchnell erregt werden, theils ſelbſt der Conſenſus zwiſchen Darm und Uterus dieſe heftigern Reizun- gen verbietet. Von den Abfuͤhrungsmitteln muͤſſen aber wegen letzterer Ruͤckſicht nur die weniger reizenden, als Manna, Oleum Ricini, Pulpa Tamarindorum, Pulpa Cas- siae, auch wohl bey groͤßerer Unempfindlichkeit die Senna, ferner die leichtern Mittelſalze, als Tartarus tartarisatus u. ſ. w. in Anwendung gezogen werden. In der Regel pflegt es fuͤr die Milderung des Fiebers am zweckmaͤßigſten zu ſeyn, wenn taͤglich drei bis ſechs mehr fluͤſſige Ausleerungen erfol- gen, welche zum Theil auch durch gegebene Lavements zu bewerkſtelligen ſind. §. 344. Allgemein beruhigende Mittel ſind theils mittelbar ſchon die in den beiden vorigen §§. genannten im hohen Grade, theils koͤnnen hierher noch einige beſondere Mittel gerechnet werden, un- ter welchen dann das diaͤtetiſche Verhalten mit Recht obenan geſtellt wird. Man ſorgt daher fuͤr den Aufenthalt der Kran- ken in reiner, maͤßig erwaͤrmter Luft und nicht zu erhitzender Bedeckung, erlaubt bloß ſchwach naͤhrende, kuͤhlende Speiſen und Getraͤnke, leichte Suppen, Kalteſchalen von Waſſer, Zitronenſaft, Zucker und Zwieback, Flieder- und Kamillenthee, abgekochtes Waſſer mit Himbeerſaft, Zitronenſaft u. ſ. w. zum Getraͤnk, laͤßt zwiſchen den uͤbrigen Mitteln die ſchon fuͤr das Stadium irritationis empfohlenen Mittel, vorzuͤglich die Emulſionen, fortgebrauchen, und wendet eben ſo auch die oͤrtlich beruhigenden Mittel, Fomentationen, Cataplasmata, Dampfbaͤder und (unter der angegebenen Einſchraͤnkung) auch Injektionen noch fortwaͤhrend bis zur Linderung des Schmer- zens an. §. 345. So wie nun unter ſolchem Verfahren die Zufaͤlle der Krankheit ſich mindern, geht man mit demſelben gleichfalls zuruͤck, und wenn endlich bey Eintritt des ſiebenten oder neunten Tages kritiſche Ausleerungen ſich zeigen, treten die

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 268. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/288>, abgerufen am 21.11.2024.