vorzüglich des hier ihn begleitenden Bauchfelles kommt mit den Zufällen der Peritonitis überhaupt sehr überein, und giebt sich durch stärkere Auftreibung des Unterleibes zu erkennen. Halb- seitige Entzündung wirkt vorzüglich auf die seitlichen Becken- muskeln und dadurch auf die Bewegung des Schenkels; Ent- zündung der Vaginalportion endlich ist besonders mit großer Empfindlichkeit beim Untersuchen, erhöhter Temperatur und Geschwulst des Muttermundes und gleichzeitigem Leiden des Scheidenkanals, wenigstens in seinem obern Theile (Trocken- heit, brennender Schmerz, späterhin gern Abfluß von eiter- artigem, oft mißfarbigem Schleim aus demselben) bezeichnet.
§. 333.
Die chronische Entzündung der Gebärmutter betreffend, so kann sie entweder an die acute, bey unvollkommen erfolgter Zertheilung, sich anschließen, und zwar wird sie vor- züglich bemerkt, wenn eine Metritis bey Wöchnerinnen in Folge heftiger Reizung oder wohl selbst Verletzung des Mut- termundes unter der Geburt entstanden war, ohne sich recht vollständig zu zertheilen, oder sie entwickelt sich in Folge specifischer, den Uterus in Anspruch nehmender Einwirkungen auch selbstständig. Ihre Zufälle aber sind weit weniger her- vorstechend, als die der acuten Metritis, und sie wird daher öfters übersehen (z. B. als bloße Menstrualkolik betrachtet) oder mit andern Krankheiten verwechselt, welches doch um so übler ist, als gerade an diese Form sich vorzüglich die Degenerationen der Uterinsubstanz anzuknüpfen pflegen. Kranke dieser Art sind es vorzüglich, bey welchen die Menstruation fortwährend mit Schmerzen, allgemeinem Mißbehagen, Fie- berbewegungen, gestörter Verdauung und Darmausleerung ein- tritt, indem durch die periodische Congestion gegen die Uteringe- fäße die chronische Entzündung dann oft der acuten näher gerückt wird; auch außer der Zeit der monatlichen Perioden bleibt indeß oft ein Gefühl von Schwere im Becken, unvollkommne Stuhlausleerung, oder beschwertes Urinlassen, bey Frauen schmerzhaftes Gefühl beym Coitus, große Empfindlichkeit bey der innern Untersuchung, so wie Aeußerung von Schmerz
vorzuͤglich des hier ihn begleitenden Bauchfelles kommt mit den Zufaͤllen der Peritonitis uͤberhaupt ſehr uͤberein, und giebt ſich durch ſtaͤrkere Auftreibung des Unterleibes zu erkennen. Halb- ſeitige Entzuͤndung wirkt vorzuͤglich auf die ſeitlichen Becken- muſkeln und dadurch auf die Bewegung des Schenkels; Ent- zuͤndung der Vaginalportion endlich iſt beſonders mit großer Empfindlichkeit beim Unterſuchen, erhoͤhter Temperatur und Geſchwulſt des Muttermundes und gleichzeitigem Leiden des Scheidenkanals, wenigſtens in ſeinem obern Theile (Trocken- heit, brennender Schmerz, ſpaͤterhin gern Abfluß von eiter- artigem, oft mißfarbigem Schleim aus demſelben) bezeichnet.
§. 333.
Die chroniſche Entzuͤndung der Gebaͤrmutter betreffend, ſo kann ſie entweder an die acute, bey unvollkommen erfolgter Zertheilung, ſich anſchließen, und zwar wird ſie vor- zuͤglich bemerkt, wenn eine Metritis bey Woͤchnerinnen in Folge heftiger Reizung oder wohl ſelbſt Verletzung des Mut- termundes unter der Geburt entſtanden war, ohne ſich recht vollſtaͤndig zu zertheilen, oder ſie entwickelt ſich in Folge ſpecifiſcher, den Uterus in Anſpruch nehmender Einwirkungen auch ſelbſtſtaͤndig. Ihre Zufaͤlle aber ſind weit weniger her- vorſtechend, als die der acuten Metritis, und ſie wird daher oͤfters uͤberſehen (z. B. als bloße Menſtrualkolik betrachtet) oder mit andern Krankheiten verwechſelt, welches doch um ſo uͤbler iſt, als gerade an dieſe Form ſich vorzuͤglich die Degenerationen der Uterinſubſtanz anzuknuͤpfen pflegen. Kranke dieſer Art ſind es vorzuͤglich, bey welchen die Menſtruation fortwaͤhrend mit Schmerzen, allgemeinem Mißbehagen, Fie- berbewegungen, geſtoͤrter Verdauung und Darmausleerung ein- tritt, indem durch die periodiſche Congeſtion gegen die Uteringe- faͤße die chroniſche Entzuͤndung dann oft der acuten naͤher geruͤckt wird; auch außer der Zeit der monatlichen Perioden bleibt indeß oft ein Gefuͤhl von Schwere im Becken, unvollkommne Stuhlausleerung, oder beſchwertes Urinlaſſen, bey Frauen ſchmerzhaftes Gefuͤhl beym Coitus, große Empfindlichkeit bey der innern Unterſuchung, ſo wie Aeußerung von Schmerz
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><divn="10"><p><pbfacs="#f0279"n="259"/>
vorzuͤglich des hier ihn begleitenden Bauchfelles kommt mit<lb/>
den Zufaͤllen der Peritonitis uͤberhaupt ſehr uͤberein, und giebt ſich<lb/>
durch ſtaͤrkere Auftreibung des Unterleibes zu erkennen. Halb-<lb/>ſeitige Entzuͤndung wirkt vorzuͤglich auf die ſeitlichen Becken-<lb/>
muſkeln und dadurch auf die Bewegung des Schenkels; Ent-<lb/>
zuͤndung der Vaginalportion endlich iſt beſonders mit großer<lb/>
Empfindlichkeit beim Unterſuchen, erhoͤhter Temperatur und<lb/>
Geſchwulſt des Muttermundes und gleichzeitigem Leiden des<lb/>
Scheidenkanals, wenigſtens in ſeinem obern Theile (Trocken-<lb/>
heit, brennender Schmerz, ſpaͤterhin gern Abfluß von eiter-<lb/>
artigem, oft mißfarbigem Schleim aus demſelben) bezeichnet.</p></div><lb/><divn="10"><head>§. 333.</head><lb/><p>Die chroniſche Entzuͤndung der Gebaͤrmutter betreffend,<lb/>ſo kann ſie entweder an die acute, bey unvollkommen<lb/>
erfolgter Zertheilung, ſich anſchließen, und zwar wird ſie vor-<lb/>
zuͤglich bemerkt, wenn eine Metritis bey Woͤchnerinnen in<lb/>
Folge heftiger Reizung oder wohl ſelbſt Verletzung des Mut-<lb/>
termundes unter der Geburt entſtanden war, ohne ſich recht<lb/>
vollſtaͤndig zu zertheilen, oder ſie entwickelt ſich in Folge<lb/>ſpecifiſcher, den Uterus in Anſpruch nehmender Einwirkungen<lb/>
auch ſelbſtſtaͤndig. Ihre Zufaͤlle aber ſind weit weniger her-<lb/>
vorſtechend, als die der acuten Metritis, und ſie wird daher<lb/>
oͤfters uͤberſehen (z. B. als bloße Menſtrualkolik betrachtet)<lb/>
oder mit andern Krankheiten verwechſelt, welches doch um<lb/>ſo uͤbler iſt, als gerade an dieſe Form ſich vorzuͤglich die<lb/>
Degenerationen der Uterinſubſtanz anzuknuͤpfen pflegen. Kranke<lb/>
dieſer Art ſind es vorzuͤglich, bey welchen die Menſtruation<lb/>
fortwaͤhrend mit Schmerzen, allgemeinem Mißbehagen, Fie-<lb/>
berbewegungen, geſtoͤrter Verdauung und Darmausleerung ein-<lb/>
tritt, indem durch die periodiſche Congeſtion gegen die Uteringe-<lb/>
faͤße die chroniſche Entzuͤndung dann oft der acuten naͤher geruͤckt<lb/>
wird; auch außer der Zeit der monatlichen Perioden bleibt<lb/>
indeß oft ein Gefuͤhl von Schwere im Becken, unvollkommne<lb/>
Stuhlausleerung, oder beſchwertes Urinlaſſen, bey Frauen<lb/>ſchmerzhaftes Gefuͤhl beym Coitus, große Empfindlichkeit bey<lb/>
der innern Unterſuchung, ſo wie Aeußerung von Schmerz<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[259/0279]
vorzuͤglich des hier ihn begleitenden Bauchfelles kommt mit
den Zufaͤllen der Peritonitis uͤberhaupt ſehr uͤberein, und giebt ſich
durch ſtaͤrkere Auftreibung des Unterleibes zu erkennen. Halb-
ſeitige Entzuͤndung wirkt vorzuͤglich auf die ſeitlichen Becken-
muſkeln und dadurch auf die Bewegung des Schenkels; Ent-
zuͤndung der Vaginalportion endlich iſt beſonders mit großer
Empfindlichkeit beim Unterſuchen, erhoͤhter Temperatur und
Geſchwulſt des Muttermundes und gleichzeitigem Leiden des
Scheidenkanals, wenigſtens in ſeinem obern Theile (Trocken-
heit, brennender Schmerz, ſpaͤterhin gern Abfluß von eiter-
artigem, oft mißfarbigem Schleim aus demſelben) bezeichnet.
§. 333.
Die chroniſche Entzuͤndung der Gebaͤrmutter betreffend,
ſo kann ſie entweder an die acute, bey unvollkommen
erfolgter Zertheilung, ſich anſchließen, und zwar wird ſie vor-
zuͤglich bemerkt, wenn eine Metritis bey Woͤchnerinnen in
Folge heftiger Reizung oder wohl ſelbſt Verletzung des Mut-
termundes unter der Geburt entſtanden war, ohne ſich recht
vollſtaͤndig zu zertheilen, oder ſie entwickelt ſich in Folge
ſpecifiſcher, den Uterus in Anſpruch nehmender Einwirkungen
auch ſelbſtſtaͤndig. Ihre Zufaͤlle aber ſind weit weniger her-
vorſtechend, als die der acuten Metritis, und ſie wird daher
oͤfters uͤberſehen (z. B. als bloße Menſtrualkolik betrachtet)
oder mit andern Krankheiten verwechſelt, welches doch um
ſo uͤbler iſt, als gerade an dieſe Form ſich vorzuͤglich die
Degenerationen der Uterinſubſtanz anzuknuͤpfen pflegen. Kranke
dieſer Art ſind es vorzuͤglich, bey welchen die Menſtruation
fortwaͤhrend mit Schmerzen, allgemeinem Mißbehagen, Fie-
berbewegungen, geſtoͤrter Verdauung und Darmausleerung ein-
tritt, indem durch die periodiſche Congeſtion gegen die Uteringe-
faͤße die chroniſche Entzuͤndung dann oft der acuten naͤher geruͤckt
wird; auch außer der Zeit der monatlichen Perioden bleibt
indeß oft ein Gefuͤhl von Schwere im Becken, unvollkommne
Stuhlausleerung, oder beſchwertes Urinlaſſen, bey Frauen
ſchmerzhaftes Gefuͤhl beym Coitus, große Empfindlichkeit bey
der innern Unterſuchung, ſo wie Aeußerung von Schmerz
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 259. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/279>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.