Reproduktive oder vegetative Sphäre. 1) Symptome gestörter Gefäßthätigkeit sind zu- nächst der sowohl außerhalb als namentlich innerhalb der Anfälle veränderte Pulsschlag, gewöhnlich durch Frequenz und Kleinheit, seltner durch Langsamkeit, dagegen oft durch Unordentlichkeit ausgezeichnet, ferner große Neigung zu Con- gestionen und Fieberbewegungen, häufiges Herzklopfen, schnel- ler Wechsel der Temperatur an der Oberfläche des Körpers, so wie der Hautfarbe, namentlich aber die vielfachen Rück- wirkungen, welche die abnorme Gefäßthätigkeit auf andere Systeme äußert, wohin die Anfälle von Schwindel, Ohn- machten, ja vollkommen asphyktischer Zustand, so wie meh- rere der oben erwähnten Sinnestäuschungen u. s. w. zu rech- nen sind.
§. 306.
2) Die Symptome gestörter Verdauung be- treffend, so fehlen sie fast nie und äußern sich auf die verschiedenste Weise, nämlich: 1) durch Appetitlosigkeit oder widernatürliche Appetite; 2) verdorbenen, bald bittern oder fauligten, bald salzigen oder sauren Geschmack; 3) eine be- legte schleimige Zunge; 4) durch öfteres Aufstoßen und überhaupt ganz besondere Neigung zu starker Luftentwicklung im Darmkanal; 5) Erzeugung von Säure in den ersten We- gen (obwohl es mir scheint, als ob dieses Symptom der Hypochondrie, und zwar vielleicht der im Manne überhaupt vorwaltenden Oxydation wegen weit mehr als der Hysterie eigenthümlich sey); 6) schlechte Verdauung, wo entweder die Nahrungsmittel zum Theil unverändert wieder abgehen, oder Druck, Schmerzen und Krämpfe veranlassen, auch wohl überhaupt die Assimilation sehr langsam von Statten geht, so daß daher Kranke solcher Art mitunter eines ungewöhnlich langen Fastens fähig sind; 7) fehlerhafte Gallenabsonderung theils der Menge nach (Polycholie), theils der Qualität nach (wo sich zuweilen Gallensteine erzeugen); 8) Unord- nung in den Stuhlausleerungen, daher oft stäter Wechsel von theils flüßigen, theils verhärteten Stuhlausleerungen,
§. 305.
Reproduktive oder vegetative Sphaͤre. 1) Symptome geſtoͤrter Gefaͤßthaͤtigkeit ſind zu- naͤchſt der ſowohl außerhalb als namentlich innerhalb der Anfaͤlle veraͤnderte Pulsſchlag, gewoͤhnlich durch Frequenz und Kleinheit, ſeltner durch Langſamkeit, dagegen oft durch Unordentlichkeit ausgezeichnet, ferner große Neigung zu Con- geſtionen und Fieberbewegungen, haͤufiges Herzklopfen, ſchnel- ler Wechſel der Temperatur an der Oberflaͤche des Koͤrpers, ſo wie der Hautfarbe, namentlich aber die vielfachen Ruͤck- wirkungen, welche die abnorme Gefaͤßthaͤtigkeit auf andere Syſteme aͤußert, wohin die Anfaͤlle von Schwindel, Ohn- machten, ja vollkommen aſphyktiſcher Zuſtand, ſo wie meh- rere der oben erwaͤhnten Sinnestaͤuſchungen u. ſ. w. zu rech- nen ſind.
§. 306.
2) Die Symptome geſtoͤrter Verdauung be- treffend, ſo fehlen ſie faſt nie und aͤußern ſich auf die verſchiedenſte Weiſe, naͤmlich: 1) durch Appetitloſigkeit oder widernatuͤrliche Appetite; 2) verdorbenen, bald bittern oder fauligten, bald ſalzigen oder ſauren Geſchmack; 3) eine be- legte ſchleimige Zunge; 4) durch oͤfteres Aufſtoßen und uͤberhaupt ganz beſondere Neigung zu ſtarker Luftentwicklung im Darmkanal; 5) Erzeugung von Saͤure in den erſten We- gen (obwohl es mir ſcheint, als ob dieſes Symptom der Hypochondrie, und zwar vielleicht der im Manne uͤberhaupt vorwaltenden Oxydation wegen weit mehr als der Hyſterie eigenthuͤmlich ſey); 6) ſchlechte Verdauung, wo entweder die Nahrungsmittel zum Theil unveraͤndert wieder abgehen, oder Druck, Schmerzen und Kraͤmpfe veranlaſſen, auch wohl uͤberhaupt die Aſſimilation ſehr langſam von Statten geht, ſo daß daher Kranke ſolcher Art mitunter eines ungewoͤhnlich langen Faſtens faͤhig ſind; 7) fehlerhafte Gallenabſonderung theils der Menge nach (Polycholie), theils der Qualitaͤt nach (wo ſich zuweilen Gallenſteine erzeugen); 8) Unord- nung in den Stuhlausleerungen, daher oft ſtaͤter Wechſel von theils fluͤßigen, theils verhaͤrteten Stuhlausleerungen,
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><pbfacs="#f0258"n="238"/><divn="8"><head>§. 305.</head><lb/><p><hirendition="#g">Reproduktive oder vegetative Sphaͤre</hi>.<lb/>
1) <hirendition="#g">Symptome geſtoͤrter Gefaͤßthaͤtigkeit</hi>ſind zu-<lb/>
naͤchſt der ſowohl außerhalb als namentlich innerhalb der<lb/>
Anfaͤlle veraͤnderte Pulsſchlag, gewoͤhnlich durch Frequenz<lb/>
und Kleinheit, ſeltner durch Langſamkeit, dagegen oft durch<lb/>
Unordentlichkeit ausgezeichnet, ferner große Neigung zu Con-<lb/>
geſtionen und Fieberbewegungen, haͤufiges Herzklopfen, ſchnel-<lb/>
ler Wechſel der Temperatur an der Oberflaͤche des Koͤrpers,<lb/>ſo wie der Hautfarbe, namentlich aber die vielfachen Ruͤck-<lb/>
wirkungen, welche die abnorme Gefaͤßthaͤtigkeit auf andere<lb/>
Syſteme aͤußert, wohin die Anfaͤlle von Schwindel, Ohn-<lb/>
machten, ja vollkommen aſphyktiſcher Zuſtand, ſo wie meh-<lb/>
rere der oben erwaͤhnten Sinnestaͤuſchungen u. ſ. w. zu rech-<lb/>
nen ſind.</p></div><lb/><divn="8"><head>§. 306.</head><lb/><p>2) <hirendition="#g">Die Symptome geſtoͤrter Verdauung</hi> be-<lb/>
treffend, ſo fehlen ſie faſt nie und aͤußern ſich auf die<lb/>
verſchiedenſte Weiſe, naͤmlich: 1) durch Appetitloſigkeit oder<lb/>
widernatuͤrliche Appetite; 2) verdorbenen, bald bittern oder<lb/>
fauligten, bald ſalzigen oder ſauren Geſchmack; 3) eine be-<lb/>
legte ſchleimige Zunge; 4) durch oͤfteres Aufſtoßen und<lb/>
uͤberhaupt ganz beſondere Neigung zu ſtarker Luftentwicklung<lb/>
im Darmkanal; 5) Erzeugung von Saͤure in den erſten We-<lb/>
gen (obwohl es mir ſcheint, als ob dieſes Symptom der<lb/>
Hypochondrie, und zwar vielleicht der im Manne uͤberhaupt<lb/>
vorwaltenden Oxydation wegen weit mehr als der Hyſterie<lb/>
eigenthuͤmlich ſey); 6) ſchlechte Verdauung, wo entweder die<lb/>
Nahrungsmittel zum Theil unveraͤndert wieder abgehen, oder<lb/>
Druck, Schmerzen und Kraͤmpfe veranlaſſen, auch wohl<lb/>
uͤberhaupt die Aſſimilation ſehr langſam von Statten geht,<lb/>ſo daß daher Kranke ſolcher Art mitunter eines ungewoͤhnlich<lb/>
langen Faſtens faͤhig ſind; 7) fehlerhafte Gallenabſonderung<lb/>
theils der Menge nach (Polycholie), theils der Qualitaͤt<lb/>
nach (wo ſich zuweilen Gallenſteine erzeugen); 8) Unord-<lb/>
nung in den Stuhlausleerungen, daher oft ſtaͤter Wechſel<lb/>
von theils fluͤßigen, theils verhaͤrteten Stuhlausleerungen,<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[238/0258]
§. 305.
Reproduktive oder vegetative Sphaͤre.
1) Symptome geſtoͤrter Gefaͤßthaͤtigkeit ſind zu-
naͤchſt der ſowohl außerhalb als namentlich innerhalb der
Anfaͤlle veraͤnderte Pulsſchlag, gewoͤhnlich durch Frequenz
und Kleinheit, ſeltner durch Langſamkeit, dagegen oft durch
Unordentlichkeit ausgezeichnet, ferner große Neigung zu Con-
geſtionen und Fieberbewegungen, haͤufiges Herzklopfen, ſchnel-
ler Wechſel der Temperatur an der Oberflaͤche des Koͤrpers,
ſo wie der Hautfarbe, namentlich aber die vielfachen Ruͤck-
wirkungen, welche die abnorme Gefaͤßthaͤtigkeit auf andere
Syſteme aͤußert, wohin die Anfaͤlle von Schwindel, Ohn-
machten, ja vollkommen aſphyktiſcher Zuſtand, ſo wie meh-
rere der oben erwaͤhnten Sinnestaͤuſchungen u. ſ. w. zu rech-
nen ſind.
§. 306.
2) Die Symptome geſtoͤrter Verdauung be-
treffend, ſo fehlen ſie faſt nie und aͤußern ſich auf die
verſchiedenſte Weiſe, naͤmlich: 1) durch Appetitloſigkeit oder
widernatuͤrliche Appetite; 2) verdorbenen, bald bittern oder
fauligten, bald ſalzigen oder ſauren Geſchmack; 3) eine be-
legte ſchleimige Zunge; 4) durch oͤfteres Aufſtoßen und
uͤberhaupt ganz beſondere Neigung zu ſtarker Luftentwicklung
im Darmkanal; 5) Erzeugung von Saͤure in den erſten We-
gen (obwohl es mir ſcheint, als ob dieſes Symptom der
Hypochondrie, und zwar vielleicht der im Manne uͤberhaupt
vorwaltenden Oxydation wegen weit mehr als der Hyſterie
eigenthuͤmlich ſey); 6) ſchlechte Verdauung, wo entweder die
Nahrungsmittel zum Theil unveraͤndert wieder abgehen, oder
Druck, Schmerzen und Kraͤmpfe veranlaſſen, auch wohl
uͤberhaupt die Aſſimilation ſehr langſam von Statten geht,
ſo daß daher Kranke ſolcher Art mitunter eines ungewoͤhnlich
langen Faſtens faͤhig ſind; 7) fehlerhafte Gallenabſonderung
theils der Menge nach (Polycholie), theils der Qualitaͤt
nach (wo ſich zuweilen Gallenſteine erzeugen); 8) Unord-
nung in den Stuhlausleerungen, daher oft ſtaͤter Wechſel
von theils fluͤßigen, theils verhaͤrteten Stuhlausleerungen,
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 238. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/258>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.