Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.Menstrualfunktion gelind mit hinzuwirken. -- Merkwürdig *) Chambon de Montaux (des Maladies des filles. T. I. p. 119.) sagt daher: "La premiere Indication est de diminuer la masse du sang, puisqu'il y a une plethore reelle dans presque tous les sujets attaques de la chlorose." **) A. a. O. S. 204. Auch bey einigen Alten schon findet sich das
Binden der Glieder als Beförderungsmittel der Menstruation em- pfohlen. Menſtrualfunktion gelind mit hinzuwirken. — Merkwuͤrdig *) Chambon de Montaux (des Maladies des filles. T. I. p. 119.) ſagt daher: „La premiêre Indication est de diminuer la masse du sang, puisqu’il y a une pléthore réelle dans presque tous les sujets attaqués de la chlorose.“ **) A. a. O. S. 204. Auch bey einigen Alten ſchon findet ſich das
Binden der Glieder als Befoͤrderungsmittel der Menſtruation em- pfohlen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <div n="5"> <div n="6"> <div n="7"> <div n="8"> <div n="9"> <div n="10"> <p><pb facs="#f0190" n="170"/> Menſtrualfunktion gelind mit hinzuwirken. — Merkwuͤrdig<lb/> iſt es hierbey zu finden, daß in dieſer Hinſicht aͤltere und<lb/> neuere Aerzte in der Behandlung dieſer Krankheit faſt ganz<lb/> auf entgegengeſetzten Wegen gingen, indem bey jenen das<lb/> Herſtellen der Menſtruation, oder in Ermanglung derſelben<lb/> die Blutentziehungen <note place="foot" n="*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">Chambon de Montaux</hi> (des Maladies des filles. T. I. p. 119.)</hi><lb/> ſagt daher: <hi rendition="#aq">„La premiêre Indication est de diminuer la masse du<lb/> sang, puisqu’il y a une pléthore réelle dans presque tous les<lb/> sujets attaqués de la chlorose.“</hi></note> faſt eben ſo ſehr als Hauptſache be-<lb/> trachtet wurde, als von den Neuern im Durchſchnitte das<lb/> Anwenden ſtaͤrkender Mittel an die Spitze geſtellt wird; ja<lb/> man glaubte ſogar ziemlich gewaltſame Mittel, um die Her-<lb/> ſtellung der Menſtruation zu bewirken, erlaubt, wohin na-<lb/> mentlich das Verfahren <hi rendition="#aq">Hamilton’s,</hi> welches <hi rendition="#aq">Chambon de<lb/> Montaux</hi> anfuͤhrt, gehoͤrt. Dieſer naͤmlich, als er eine<lb/> zwanzigjaͤhrige Bleichſuͤchtige behandeln ſollte, deren Regeln<lb/> ſeit 7 Monaten gehemmt waren, wo der Puls ſchwach und<lb/> ſelten, die Verdauung geſtoͤrt und die Kraͤfte geſunken wa-<lb/> ren, glaubte von den gewoͤhnlichen innern Mitteln eine zu<lb/> langſame Wirkung erwarten zu muͤſſen, dagegegen von einem<lb/> mechaniſchen Mittel, welches den Blutlauf mehr gegen die<lb/> innern Genitalien richtete, eine guͤnſtige Umaͤnderung hoffen<lb/> zu duͤrfen. Nachdem er daher der Kranken eine Abfuͤhrung<lb/> gegeben, legte er ein Tourniket an den Schenkel <note place="foot" n="**)">A. a. O. S. 204. Auch bey einigen Alten ſchon findet ſich das<lb/> Binden der Glieder als Befoͤrderungsmittel der Menſtruation em-<lb/> pfohlen.</note> (ohnge-<lb/> faͤhr wie Behufs der Amputation), komprimirte die Schen-<lb/> kelarterien maͤßig, ließ zugleich ein Dampfbad an die Ge-<lb/> nitalien leiten, und ſpaͤterhin ein <hi rendition="#aq">Cardiacum</hi> reichen, worauf<lb/> alsbald die Regeln floßen. — Unter den Umſtaͤnden jedoch,<lb/> welche wir hier im Sinne haben, koͤnnen ſolche gewaltſame<lb/> Mittel eben ſo wenig als ſtellvertretende allgemeine Blutent-<lb/> ziehungen Statt finden, ſondern es empfehlen ſich hier Be-<lb/> hufs der Befoͤrderung der Menſtruation nur die gelindern<lb/> Mittel, als Fußbaͤder, Halbbaͤder, weniger die Dampfbaͤder<lb/> der Genitalien, wollene Bekleidung oder trockene Friktionen<lb/></p> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [170/0190]
Menſtrualfunktion gelind mit hinzuwirken. — Merkwuͤrdig
iſt es hierbey zu finden, daß in dieſer Hinſicht aͤltere und
neuere Aerzte in der Behandlung dieſer Krankheit faſt ganz
auf entgegengeſetzten Wegen gingen, indem bey jenen das
Herſtellen der Menſtruation, oder in Ermanglung derſelben
die Blutentziehungen *) faſt eben ſo ſehr als Hauptſache be-
trachtet wurde, als von den Neuern im Durchſchnitte das
Anwenden ſtaͤrkender Mittel an die Spitze geſtellt wird; ja
man glaubte ſogar ziemlich gewaltſame Mittel, um die Her-
ſtellung der Menſtruation zu bewirken, erlaubt, wohin na-
mentlich das Verfahren Hamilton’s, welches Chambon de
Montaux anfuͤhrt, gehoͤrt. Dieſer naͤmlich, als er eine
zwanzigjaͤhrige Bleichſuͤchtige behandeln ſollte, deren Regeln
ſeit 7 Monaten gehemmt waren, wo der Puls ſchwach und
ſelten, die Verdauung geſtoͤrt und die Kraͤfte geſunken wa-
ren, glaubte von den gewoͤhnlichen innern Mitteln eine zu
langſame Wirkung erwarten zu muͤſſen, dagegegen von einem
mechaniſchen Mittel, welches den Blutlauf mehr gegen die
innern Genitalien richtete, eine guͤnſtige Umaͤnderung hoffen
zu duͤrfen. Nachdem er daher der Kranken eine Abfuͤhrung
gegeben, legte er ein Tourniket an den Schenkel **) (ohnge-
faͤhr wie Behufs der Amputation), komprimirte die Schen-
kelarterien maͤßig, ließ zugleich ein Dampfbad an die Ge-
nitalien leiten, und ſpaͤterhin ein Cardiacum reichen, worauf
alsbald die Regeln floßen. — Unter den Umſtaͤnden jedoch,
welche wir hier im Sinne haben, koͤnnen ſolche gewaltſame
Mittel eben ſo wenig als ſtellvertretende allgemeine Blutent-
ziehungen Statt finden, ſondern es empfehlen ſich hier Be-
hufs der Befoͤrderung der Menſtruation nur die gelindern
Mittel, als Fußbaͤder, Halbbaͤder, weniger die Dampfbaͤder
der Genitalien, wollene Bekleidung oder trockene Friktionen
*) Chambon de Montaux (des Maladies des filles. T. I. p. 119.)
ſagt daher: „La premiêre Indication est de diminuer la masse du
sang, puisqu’il y a une pléthore réelle dans presque tous les
sujets attaqués de la chlorose.“
**) A. a. O. S. 204. Auch bey einigen Alten ſchon findet ſich das
Binden der Glieder als Befoͤrderungsmittel der Menſtruation em-
pfohlen.
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