heftige Kreuzschmerzen, Druck auf benachbarte Organe u. s. w sind die Folge davon; oder endlich es treten auch sogleich heftige krampfhafte Schmerzen der Unterleibseingeweide, Brust- krämpfe, ja Zuckungen und wirkliche epileptische Anfälle oder Lähmungen ein. Die Heftigkeit aller dieser Zufälle und die Dauer der Unterdrückung richtet sich vorzüglich nach der mehr oder minder reichlichen Bluterzeugung, nach dem Grade der Reitzbarkeit und der Heftigkeit der einwirkenden Ursachen, da- her man denn bey kräftigen, wenig erregbaren Naturen oft diese krankhaften Zustände sich ganz allein und bald wieder ausgleichen sieht, dahingegen unter andern Verhältnissen aller- dings oft nur schwierig und langsam der Normalzustand zu- rückgeführt werden kann.
§. 208.
Bey der nunmehr zu erwägenden Behandlung ist aber wieder zuvörderst zu erinnern, daß man auch hier nicht etwa blos das zurückgehaltene Blut, sondern die Störung einer aus allgemeiner organischer Thätigkeit sich ergebenden wichti- gen Funktion berücksichtige, indem das erstere leicht zu einer sehr oberflächlichen Behandlung verleiten würde, und z. B. eine künstliche Blutentziehung allein, keineswegs die Blutsecre- tion des Uterus ersetzt, ja man oft sogar mit erhitzenden bluttreibenden Mitteln in diesen Zuständen Mißbrauch treiben sieht, als welches doch bey Entzündungen u. s. w. den größten Nachtheil herbeyführen muß. Eine vernünftige Behandlung wird demnach auch hier zunächst das Allgemeinbefinden ins Auge fassen, überzeugt, daß, wenn dieses geregelt ist, auch die örtliche Thätigkeit zur Norm zurückkehren müsse, und unter ein- facher Hinleitung bald zurückkehren werde. -- Es ergiebt sich hieraus, daß, wenn blos starke Ausleerungen oder geschwächte Bluterzeugung die Unterdrückung veranlaßte, gar keine un- mittelbar auf Wiederherstellung der Menstruation gerichtete Behandlung weiter Statt finden könne, sondern blos die Un- terstützungsmittel der Reproduktion überhaupt, durch Verbesse- rung der äußern Lebensverhältnisse u. s. w. angezeigt seyen, und daß bey allgemeinen oder örtlichen Krankheiten, in so- fern sie Ursache, nicht Folge dieser Abnormität sind, diese
heftige Kreuzſchmerzen, Druck auf benachbarte Organe u. ſ. w ſind die Folge davon; oder endlich es treten auch ſogleich heftige krampfhafte Schmerzen der Unterleibseingeweide, Bruſt- kraͤmpfe, ja Zuckungen und wirkliche epileptiſche Anfaͤlle oder Laͤhmungen ein. Die Heftigkeit aller dieſer Zufaͤlle und die Dauer der Unterdruͤckung richtet ſich vorzuͤglich nach der mehr oder minder reichlichen Bluterzeugung, nach dem Grade der Reitzbarkeit und der Heftigkeit der einwirkenden Urſachen, da- her man denn bey kraͤftigen, wenig erregbaren Naturen oft dieſe krankhaften Zuſtaͤnde ſich ganz allein und bald wieder ausgleichen ſieht, dahingegen unter andern Verhaͤltniſſen aller- dings oft nur ſchwierig und langſam der Normalzuſtand zu- ruͤckgefuͤhrt werden kann.
§. 208.
Bey der nunmehr zu erwaͤgenden Behandlung iſt aber wieder zuvoͤrderſt zu erinnern, daß man auch hier nicht etwa blos das zuruͤckgehaltene Blut, ſondern die Stoͤrung einer aus allgemeiner organiſcher Thaͤtigkeit ſich ergebenden wichti- gen Funktion beruͤckſichtige, indem das erſtere leicht zu einer ſehr oberflaͤchlichen Behandlung verleiten wuͤrde, und z. B. eine kuͤnſtliche Blutentziehung allein, keineswegs die Blutſecre- tion des Uterus erſetzt, ja man oft ſogar mit erhitzenden bluttreibenden Mitteln in dieſen Zuſtaͤnden Mißbrauch treiben ſieht, als welches doch bey Entzuͤndungen u. ſ. w. den groͤßten Nachtheil herbeyfuͤhren muß. Eine vernuͤnftige Behandlung wird demnach auch hier zunaͤchſt das Allgemeinbefinden ins Auge faſſen, uͤberzeugt, daß, wenn dieſes geregelt iſt, auch die oͤrtliche Thaͤtigkeit zur Norm zuruͤckkehren muͤſſe, und unter ein- facher Hinleitung bald zuruͤckkehren werde. — Es ergiebt ſich hieraus, daß, wenn blos ſtarke Ausleerungen oder geſchwaͤchte Bluterzeugung die Unterdruͤckung veranlaßte, gar keine un- mittelbar auf Wiederherſtellung der Menſtruation gerichtete Behandlung weiter Statt finden koͤnne, ſondern blos die Un- terſtuͤtzungsmittel der Reproduktion uͤberhaupt, durch Verbeſſe- rung der aͤußern Lebensverhaͤltniſſe u. ſ. w. angezeigt ſeyen, und daß bey allgemeinen oder oͤrtlichen Krankheiten, in ſo- fern ſie Urſache, nicht Folge dieſer Abnormitaͤt ſind, dieſe
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><divn="5"><divn="6"><divn="7"><divn="8"><divn="9"><p><pbfacs="#f0174"n="154"/>
heftige Kreuzſchmerzen, Druck auf benachbarte Organe u. ſ. w<lb/>ſind die Folge davon; oder endlich es treten auch ſogleich<lb/>
heftige krampfhafte Schmerzen der Unterleibseingeweide, Bruſt-<lb/>
kraͤmpfe, ja Zuckungen und wirkliche epileptiſche Anfaͤlle oder<lb/>
Laͤhmungen ein. Die Heftigkeit aller dieſer Zufaͤlle und die<lb/>
Dauer der Unterdruͤckung richtet ſich vorzuͤglich nach der mehr<lb/>
oder minder reichlichen Bluterzeugung, nach dem Grade der<lb/>
Reitzbarkeit und der Heftigkeit der einwirkenden Urſachen, da-<lb/>
her man denn bey kraͤftigen, wenig erregbaren Naturen oft<lb/>
dieſe krankhaften Zuſtaͤnde ſich ganz allein und bald wieder<lb/>
ausgleichen ſieht, dahingegen unter andern Verhaͤltniſſen aller-<lb/>
dings oft nur ſchwierig und langſam der Normalzuſtand zu-<lb/>
ruͤckgefuͤhrt werden kann.</p></div><lb/><divn="9"><head>§. 208.</head><lb/><p>Bey der nunmehr zu erwaͤgenden Behandlung iſt aber<lb/>
wieder zuvoͤrderſt zu erinnern, daß man auch hier nicht etwa<lb/>
blos das zuruͤckgehaltene Blut, ſondern die Stoͤrung einer<lb/>
aus allgemeiner organiſcher Thaͤtigkeit ſich ergebenden wichti-<lb/>
gen Funktion beruͤckſichtige, indem das erſtere leicht zu einer<lb/>ſehr oberflaͤchlichen Behandlung verleiten wuͤrde, und z. B.<lb/>
eine kuͤnſtliche Blutentziehung allein, keineswegs die Blutſecre-<lb/>
tion des Uterus erſetzt, ja man oft ſogar mit erhitzenden<lb/>
bluttreibenden Mitteln in dieſen Zuſtaͤnden Mißbrauch treiben<lb/>ſieht, als welches doch bey Entzuͤndungen u. ſ. w. den groͤßten<lb/>
Nachtheil herbeyfuͤhren muß. Eine vernuͤnftige Behandlung<lb/>
wird demnach auch hier zunaͤchſt das Allgemeinbefinden ins<lb/>
Auge faſſen, uͤberzeugt, daß, wenn dieſes geregelt iſt, auch die<lb/>
oͤrtliche Thaͤtigkeit zur Norm zuruͤckkehren muͤſſe, und unter ein-<lb/>
facher Hinleitung bald zuruͤckkehren werde. — Es ergiebt ſich<lb/>
hieraus, daß, wenn blos ſtarke Ausleerungen oder geſchwaͤchte<lb/>
Bluterzeugung die Unterdruͤckung veranlaßte, gar keine un-<lb/>
mittelbar auf Wiederherſtellung der Menſtruation gerichtete<lb/>
Behandlung weiter Statt finden koͤnne, ſondern blos die Un-<lb/>
terſtuͤtzungsmittel der Reproduktion uͤberhaupt, durch Verbeſſe-<lb/>
rung der aͤußern Lebensverhaͤltniſſe u. ſ. w. angezeigt ſeyen,<lb/>
und daß bey allgemeinen oder oͤrtlichen Krankheiten, in ſo-<lb/>
fern ſie <hirendition="#g">Urſache</hi>, nicht Folge dieſer Abnormitaͤt ſind, dieſe<lb/></p></div></div></div></div></div></div></div></div></div></body></text></TEI>
[154/0174]
heftige Kreuzſchmerzen, Druck auf benachbarte Organe u. ſ. w
ſind die Folge davon; oder endlich es treten auch ſogleich
heftige krampfhafte Schmerzen der Unterleibseingeweide, Bruſt-
kraͤmpfe, ja Zuckungen und wirkliche epileptiſche Anfaͤlle oder
Laͤhmungen ein. Die Heftigkeit aller dieſer Zufaͤlle und die
Dauer der Unterdruͤckung richtet ſich vorzuͤglich nach der mehr
oder minder reichlichen Bluterzeugung, nach dem Grade der
Reitzbarkeit und der Heftigkeit der einwirkenden Urſachen, da-
her man denn bey kraͤftigen, wenig erregbaren Naturen oft
dieſe krankhaften Zuſtaͤnde ſich ganz allein und bald wieder
ausgleichen ſieht, dahingegen unter andern Verhaͤltniſſen aller-
dings oft nur ſchwierig und langſam der Normalzuſtand zu-
ruͤckgefuͤhrt werden kann.
§. 208.
Bey der nunmehr zu erwaͤgenden Behandlung iſt aber
wieder zuvoͤrderſt zu erinnern, daß man auch hier nicht etwa
blos das zuruͤckgehaltene Blut, ſondern die Stoͤrung einer
aus allgemeiner organiſcher Thaͤtigkeit ſich ergebenden wichti-
gen Funktion beruͤckſichtige, indem das erſtere leicht zu einer
ſehr oberflaͤchlichen Behandlung verleiten wuͤrde, und z. B.
eine kuͤnſtliche Blutentziehung allein, keineswegs die Blutſecre-
tion des Uterus erſetzt, ja man oft ſogar mit erhitzenden
bluttreibenden Mitteln in dieſen Zuſtaͤnden Mißbrauch treiben
ſieht, als welches doch bey Entzuͤndungen u. ſ. w. den groͤßten
Nachtheil herbeyfuͤhren muß. Eine vernuͤnftige Behandlung
wird demnach auch hier zunaͤchſt das Allgemeinbefinden ins
Auge faſſen, uͤberzeugt, daß, wenn dieſes geregelt iſt, auch die
oͤrtliche Thaͤtigkeit zur Norm zuruͤckkehren muͤſſe, und unter ein-
facher Hinleitung bald zuruͤckkehren werde. — Es ergiebt ſich
hieraus, daß, wenn blos ſtarke Ausleerungen oder geſchwaͤchte
Bluterzeugung die Unterdruͤckung veranlaßte, gar keine un-
mittelbar auf Wiederherſtellung der Menſtruation gerichtete
Behandlung weiter Statt finden koͤnne, ſondern blos die Un-
terſtuͤtzungsmittel der Reproduktion uͤberhaupt, durch Verbeſſe-
rung der aͤußern Lebensverhaͤltniſſe u. ſ. w. angezeigt ſeyen,
und daß bey allgemeinen oder oͤrtlichen Krankheiten, in ſo-
fern ſie Urſache, nicht Folge dieſer Abnormitaͤt ſind, dieſe
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 154. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/174>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.