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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

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häufigsten erzeugten Unregelmäßigkeit in der Menstruation er-
wähnt werden muß. Zuvörderst gehören aber hierher die Ab-
normitäten in der Bildung der Geschlechtsor-
gane
, welche entweder ursprüngliche oder später entstandene
seyn können. So findet sich namentlich bey mehr männ-
lichem Habitus des gesammten Körperbaues oft eine ge-
ringe Ausbildung des Uterus, welche sich bey der innern
Untersuchung durch besondere Dünnheit der Vaginalportion
und Kleinheit des Gebärmutterkörpers *), und äußerlich ge-
wöhnlich durch sehr schwach entwickelte Brüste zu erkennen
giebt, und es wird dadurch theils eine zu seltene, theils
eine zu schwache Ausscheidung monathlichen Blutes zu
Wege gebracht, welches dann, wo die allgemeine Ernährung
gut ist, und vornehmlich etwa durch sitzende Lebensweise,
nährende Speisen u. s. w. unterstützt wird, Veranlassung zu
Congestionen, Entzündungen, Brustkrankheiten, Nervenleiden,
ja selbst zu stellvertretenden Blutungen giebt. Aehnliche Un-
ordnungen werden bey unvollkommener Entwicklung anderer
innerer Geschlechtstheile erfolgen können.

§. 173.

Außer den ursprünglichen sind nun zweytens die später
entstandenen Störungen in Form und Struktur der Geburts-
theile zu erwähnen; es gehören hierher Zerstörungen, Ab-
scesse, Verhärtungen, namentlich Scirrhus, Steatomata und
Sarcomata, Wasseranhäufungen u. s. w., sowohl des Uterus,
als der Ovarien, Zustände, für welche die Kennzeichen spä-
terhin bey Betrachtung der örtlichen Krankheiten angegeben
werden. Es ist hierbey zu bemerken, daß in der Zeit, wo
solche Verbildungen sich entwickeln, oft das sparsamere Er-

*) Die Dicke des Uterus ist überhaupt bey verschiedenen Körpern sehr
verschieden, und es zeigt sich dieses oft bey Schwangerschaft und
Wochenbett vorzüglich deutlich. Ich bewahre in der Sammlung der
Gebäranstalt den Uterus einer Wöchnerin von mehr männlichem
Körperbau, welcher nur die Hälfte der Dicke eines gewöhnlichen
Uterus zeigt.
I. Theil. 9

haͤufigſten erzeugten Unregelmaͤßigkeit in der Menſtruation er-
waͤhnt werden muß. Zuvoͤrderſt gehoͤren aber hierher die Ab-
normitaͤten in der Bildung der Geſchlechtsor-
gane
, welche entweder urſpruͤngliche oder ſpaͤter entſtandene
ſeyn koͤnnen. So findet ſich namentlich bey mehr maͤnn-
lichem Habitus des geſammten Koͤrperbaues oft eine ge-
ringe Ausbildung des Uterus, welche ſich bey der innern
Unterſuchung durch beſondere Duͤnnheit der Vaginalportion
und Kleinheit des Gebaͤrmutterkoͤrpers *), und aͤußerlich ge-
woͤhnlich durch ſehr ſchwach entwickelte Bruͤſte zu erkennen
giebt, und es wird dadurch theils eine zu ſeltene, theils
eine zu ſchwache Ausſcheidung monathlichen Blutes zu
Wege gebracht, welches dann, wo die allgemeine Ernaͤhrung
gut iſt, und vornehmlich etwa durch ſitzende Lebensweiſe,
naͤhrende Speiſen u. ſ. w. unterſtuͤtzt wird, Veranlaſſung zu
Congeſtionen, Entzuͤndungen, Bruſtkrankheiten, Nervenleiden,
ja ſelbſt zu ſtellvertretenden Blutungen giebt. Aehnliche Un-
ordnungen werden bey unvollkommener Entwicklung anderer
innerer Geſchlechtstheile erfolgen koͤnnen.

§. 173.

Außer den urſpruͤnglichen ſind nun zweytens die ſpaͤter
entſtandenen Stoͤrungen in Form und Struktur der Geburts-
theile zu erwaͤhnen; es gehoͤren hierher Zerſtoͤrungen, Ab-
ſceſſe, Verhaͤrtungen, namentlich Scirrhus, Steatomata und
Sarcomata, Waſſeranhaͤufungen u. ſ. w., ſowohl des Uterus,
als der Ovarien, Zuſtaͤnde, fuͤr welche die Kennzeichen ſpaͤ-
terhin bey Betrachtung der oͤrtlichen Krankheiten angegeben
werden. Es iſt hierbey zu bemerken, daß in der Zeit, wo
ſolche Verbildungen ſich entwickeln, oft das ſparſamere Er-

*) Die Dicke des Uterus iſt uͤberhaupt bey verſchiedenen Koͤrpern ſehr
verſchieden, und es zeigt ſich dieſes oft bey Schwangerſchaft und
Wochenbett vorzuͤglich deutlich. Ich bewahre in der Sammlung der
Gebaͤranſtalt den Uterus einer Woͤchnerin von mehr maͤnnlichem
Koͤrperbau, welcher nur die Haͤlfte der Dicke eines gewoͤhnlichen
Uterus zeigt.
I. Theil. 9
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[129/0149] haͤufigſten erzeugten Unregelmaͤßigkeit in der Menſtruation er- waͤhnt werden muß. Zuvoͤrderſt gehoͤren aber hierher die Ab- normitaͤten in der Bildung der Geſchlechtsor- gane, welche entweder urſpruͤngliche oder ſpaͤter entſtandene ſeyn koͤnnen. So findet ſich namentlich bey mehr maͤnn- lichem Habitus des geſammten Koͤrperbaues oft eine ge- ringe Ausbildung des Uterus, welche ſich bey der innern Unterſuchung durch beſondere Duͤnnheit der Vaginalportion und Kleinheit des Gebaͤrmutterkoͤrpers *), und aͤußerlich ge- woͤhnlich durch ſehr ſchwach entwickelte Bruͤſte zu erkennen giebt, und es wird dadurch theils eine zu ſeltene, theils eine zu ſchwache Ausſcheidung monathlichen Blutes zu Wege gebracht, welches dann, wo die allgemeine Ernaͤhrung gut iſt, und vornehmlich etwa durch ſitzende Lebensweiſe, naͤhrende Speiſen u. ſ. w. unterſtuͤtzt wird, Veranlaſſung zu Congeſtionen, Entzuͤndungen, Bruſtkrankheiten, Nervenleiden, ja ſelbſt zu ſtellvertretenden Blutungen giebt. Aehnliche Un- ordnungen werden bey unvollkommener Entwicklung anderer innerer Geſchlechtstheile erfolgen koͤnnen. §. 173. Außer den urſpruͤnglichen ſind nun zweytens die ſpaͤter entſtandenen Stoͤrungen in Form und Struktur der Geburts- theile zu erwaͤhnen; es gehoͤren hierher Zerſtoͤrungen, Ab- ſceſſe, Verhaͤrtungen, namentlich Scirrhus, Steatomata und Sarcomata, Waſſeranhaͤufungen u. ſ. w., ſowohl des Uterus, als der Ovarien, Zuſtaͤnde, fuͤr welche die Kennzeichen ſpaͤ- terhin bey Betrachtung der oͤrtlichen Krankheiten angegeben werden. Es iſt hierbey zu bemerken, daß in der Zeit, wo ſolche Verbildungen ſich entwickeln, oft das ſparſamere Er- *) Die Dicke des Uterus iſt uͤberhaupt bey verſchiedenen Koͤrpern ſehr verſchieden, und es zeigt ſich dieſes oft bey Schwangerſchaft und Wochenbett vorzuͤglich deutlich. Ich bewahre in der Sammlung der Gebaͤranſtalt den Uterus einer Woͤchnerin von mehr maͤnnlichem Koͤrperbau, welcher nur die Haͤlfte der Dicke eines gewoͤhnlichen Uterus zeigt. I. Theil. 9

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Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/149>, abgerufen am 22.12.2024.