Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820.

Bild:
<< vorherige Seite

Fußbäder mit Asche, Salz oder Senf geschärft, wollene Be-
kleidung der untern Extremitäten, reitzende Friktionen (etwa
von Spiritus serpilli, formicarum u. s. w. mit T. Can-
tharid.
vermischt) an die Fußsohlen, aromatische Halbbäder,
fleißige Bewegung, auch wohl öfteres Reiten und Fahren.

§. 165.

Ist allein unzweckmäßige Lebensweise die Ursache der
gehinderten Entwicklung der Menstrualfunktion, so muß man
zunächst die äußern Verhältnisse zu verbessern suchen, für ge-
sündere Luft und Nahrung Sorge tragen, die Aufheiterung
des Gemürhs auf alle Weise begünstigen, und übrigens den
Zustand von Unthätigkeit der Reproduktion im Allgemeinen
sowohl als Besondern auf dieselbe Weise, wie in den beiden
vorhergehenden Paragraphen gelehrt wurde, behandeln.

§. 166.

Die dritte Ursache, den männlichen Habitus be-
treffend, so ist hier das Vermögen der Kunst allerdings am
meisten beschränkt, wir können und müssen auch hier nur er-
innern, daß man nicht etwa die Entwicklung einer nur aus
dem Ganzen hervorgehenden Funktion durch gewaltsames
Hervorheben des Systems der Uteringefäße, d. i. durch unzei-
tig gegebene Emmenagoga u. s. w. beschleunigen wolle, son-
dern diese Entwicklung, welche einzig Werk der Natur seyn
muß, auch dieser ganz zu überlassen, und sich allein auf
vorsichtige Unterstützung derselben, so wie auf Beseitigung
einzelner sich darbietender Krankheitszustände zu beschränken,
als Regel annehme. Was aber Unterstützung der Reproduk-
tion betrifft, so werden wieder namentlich die Verdauungs-
werkzeuge zu berücksichtigen, durch eine zweckmäßige Anwen-
dung tonischer Mittel die assimilativen Kräfte zu heben,
überhaupt aber der Gebrauch von Bädern, hinlänglicher Be-
wegung und freier Luft von Nutzen seyn, wobey übrigens
durch wollene Binden um den Leib, wärmere Bekleidung der
Unterglieder, gelind zur Erhöhung der Thätigkeit in den Be-
ckengefäßen mitgewirkt werden kann; auch wird bey mehr
torpidem Habitus, der Genuß eines guten alten Weins, mehr

Fußbaͤder mit Aſche, Salz oder Senf geſchaͤrft, wollene Be-
kleidung der untern Extremitaͤten, reitzende Friktionen (etwa
von Spiritus serpilli, formicarum u. ſ. w. mit T. Can-
tharid.
vermiſcht) an die Fußſohlen, aromatiſche Halbbaͤder,
fleißige Bewegung, auch wohl oͤfteres Reiten und Fahren.

§. 165.

Iſt allein unzweckmaͤßige Lebensweiſe die Urſache der
gehinderten Entwicklung der Menſtrualfunktion, ſo muß man
zunaͤchſt die aͤußern Verhaͤltniſſe zu verbeſſern ſuchen, fuͤr ge-
ſuͤndere Luft und Nahrung Sorge tragen, die Aufheiterung
des Gemuͤrhs auf alle Weiſe beguͤnſtigen, und uͤbrigens den
Zuſtand von Unthaͤtigkeit der Reproduktion im Allgemeinen
ſowohl als Beſondern auf dieſelbe Weiſe, wie in den beiden
vorhergehenden Paragraphen gelehrt wurde, behandeln.

§. 166.

Die dritte Urſache, den maͤnnlichen Habitus be-
treffend, ſo iſt hier das Vermoͤgen der Kunſt allerdings am
meiſten beſchraͤnkt, wir koͤnnen und muͤſſen auch hier nur er-
innern, daß man nicht etwa die Entwicklung einer nur aus
dem Ganzen hervorgehenden Funktion durch gewaltſames
Hervorheben des Syſtems der Uteringefaͤße, d. i. durch unzei-
tig gegebene Emmenagoga u. ſ. w. beſchleunigen wolle, ſon-
dern dieſe Entwicklung, welche einzig Werk der Natur ſeyn
muß, auch dieſer ganz zu uͤberlaſſen, und ſich allein auf
vorſichtige Unterſtuͤtzung derſelben, ſo wie auf Beſeitigung
einzelner ſich darbietender Krankheitszuſtaͤnde zu beſchraͤnken,
als Regel annehme. Was aber Unterſtuͤtzung der Reproduk-
tion betrifft, ſo werden wieder namentlich die Verdauungs-
werkzeuge zu beruͤckſichtigen, durch eine zweckmaͤßige Anwen-
dung toniſcher Mittel die aſſimilativen Kraͤfte zu heben,
uͤberhaupt aber der Gebrauch von Baͤdern, hinlaͤnglicher Be-
wegung und freier Luft von Nutzen ſeyn, wobey uͤbrigens
durch wollene Binden um den Leib, waͤrmere Bekleidung der
Unterglieder, gelind zur Erhoͤhung der Thaͤtigkeit in den Be-
ckengefaͤßen mitgewirkt werden kann; auch wird bey mehr
torpidem Habitus, der Genuß eines guten alten Weins, mehr

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <div n="8">
                      <div n="9">
                        <p><pb facs="#f0144" n="124"/>
Fußba&#x0364;der mit A&#x017F;che, Salz oder Senf ge&#x017F;cha&#x0364;rft, wollene Be-<lb/>
kleidung der untern Extremita&#x0364;ten, reitzende Friktionen (etwa<lb/>
von <hi rendition="#aq">Spiritus serpilli, formicarum</hi> u. &#x017F;. w. mit <hi rendition="#aq">T. Can-<lb/>
tharid.</hi> vermi&#x017F;cht) an die Fuß&#x017F;ohlen, aromati&#x017F;che Halbba&#x0364;der,<lb/>
fleißige Bewegung, auch wohl o&#x0364;fteres Reiten und Fahren.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 165.</head><lb/>
                        <p>I&#x017F;t allein unzweckma&#x0364;ßige Lebenswei&#x017F;e die Ur&#x017F;ache der<lb/>
gehinderten Entwicklung der Men&#x017F;trualfunktion, &#x017F;o muß man<lb/>
zuna&#x0364;ch&#x017F;t die a&#x0364;ußern Verha&#x0364;ltni&#x017F;&#x017F;e zu verbe&#x017F;&#x017F;ern &#x017F;uchen, fu&#x0364;r ge-<lb/>
&#x017F;u&#x0364;ndere Luft und Nahrung Sorge tragen, die Aufheiterung<lb/>
des Gemu&#x0364;rhs auf alle Wei&#x017F;e begu&#x0364;n&#x017F;tigen, und u&#x0364;brigens den<lb/>
Zu&#x017F;tand von Untha&#x0364;tigkeit der Reproduktion im Allgemeinen<lb/>
&#x017F;owohl als Be&#x017F;ondern auf die&#x017F;elbe Wei&#x017F;e, wie in den beiden<lb/>
vorhergehenden Paragraphen gelehrt wurde, behandeln.</p>
                      </div><lb/>
                      <div n="9">
                        <head>§. 166.</head><lb/>
                        <p>Die dritte Ur&#x017F;ache, den <hi rendition="#g">ma&#x0364;nnlichen Habitus</hi> be-<lb/>
treffend, &#x017F;o i&#x017F;t hier das Vermo&#x0364;gen der Kun&#x017F;t allerdings am<lb/>
mei&#x017F;ten be&#x017F;chra&#x0364;nkt, wir ko&#x0364;nnen und mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en auch hier nur er-<lb/>
innern, daß man nicht etwa die Entwicklung einer nur aus<lb/>
dem Ganzen hervorgehenden Funktion durch gewalt&#x017F;ames<lb/>
Hervorheben des Sy&#x017F;tems der Uteringefa&#x0364;ße, d. i. durch unzei-<lb/>
tig gegebene <hi rendition="#aq">Emmenagoga</hi> u. &#x017F;. w. be&#x017F;chleunigen wolle, &#x017F;on-<lb/>
dern die&#x017F;e Entwicklung, welche einzig Werk der Natur &#x017F;eyn<lb/>
muß, auch die&#x017F;er ganz zu u&#x0364;berla&#x017F;&#x017F;en, und &#x017F;ich allein auf<lb/>
vor&#x017F;ichtige Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der&#x017F;elben, &#x017F;o wie auf Be&#x017F;eitigung<lb/>
einzelner &#x017F;ich darbietender Krankheitszu&#x017F;ta&#x0364;nde zu be&#x017F;chra&#x0364;nken,<lb/>
als Regel annehme. Was aber Unter&#x017F;tu&#x0364;tzung der Reproduk-<lb/>
tion betrifft, &#x017F;o werden wieder namentlich die Verdauungs-<lb/>
werkzeuge zu beru&#x0364;ck&#x017F;ichtigen, durch eine zweckma&#x0364;ßige Anwen-<lb/>
dung toni&#x017F;cher Mittel die a&#x017F;&#x017F;imilativen Kra&#x0364;fte zu heben,<lb/>
u&#x0364;berhaupt aber der Gebrauch von Ba&#x0364;dern, hinla&#x0364;nglicher Be-<lb/>
wegung und freier Luft von Nutzen &#x017F;eyn, wobey u&#x0364;brigens<lb/>
durch wollene Binden um den Leib, wa&#x0364;rmere Bekleidung der<lb/>
Unterglieder, gelind zur Erho&#x0364;hung der Tha&#x0364;tigkeit in den Be-<lb/>
ckengefa&#x0364;ßen mitgewirkt werden kann; auch wird bey mehr<lb/>
torpidem Habitus, der Genuß eines guten alten Weins, mehr<lb/></p>
                      </div>
                    </div>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0144] Fußbaͤder mit Aſche, Salz oder Senf geſchaͤrft, wollene Be- kleidung der untern Extremitaͤten, reitzende Friktionen (etwa von Spiritus serpilli, formicarum u. ſ. w. mit T. Can- tharid. vermiſcht) an die Fußſohlen, aromatiſche Halbbaͤder, fleißige Bewegung, auch wohl oͤfteres Reiten und Fahren. §. 165. Iſt allein unzweckmaͤßige Lebensweiſe die Urſache der gehinderten Entwicklung der Menſtrualfunktion, ſo muß man zunaͤchſt die aͤußern Verhaͤltniſſe zu verbeſſern ſuchen, fuͤr ge- ſuͤndere Luft und Nahrung Sorge tragen, die Aufheiterung des Gemuͤrhs auf alle Weiſe beguͤnſtigen, und uͤbrigens den Zuſtand von Unthaͤtigkeit der Reproduktion im Allgemeinen ſowohl als Beſondern auf dieſelbe Weiſe, wie in den beiden vorhergehenden Paragraphen gelehrt wurde, behandeln. §. 166. Die dritte Urſache, den maͤnnlichen Habitus be- treffend, ſo iſt hier das Vermoͤgen der Kunſt allerdings am meiſten beſchraͤnkt, wir koͤnnen und muͤſſen auch hier nur er- innern, daß man nicht etwa die Entwicklung einer nur aus dem Ganzen hervorgehenden Funktion durch gewaltſames Hervorheben des Syſtems der Uteringefaͤße, d. i. durch unzei- tig gegebene Emmenagoga u. ſ. w. beſchleunigen wolle, ſon- dern dieſe Entwicklung, welche einzig Werk der Natur ſeyn muß, auch dieſer ganz zu uͤberlaſſen, und ſich allein auf vorſichtige Unterſtuͤtzung derſelben, ſo wie auf Beſeitigung einzelner ſich darbietender Krankheitszuſtaͤnde zu beſchraͤnken, als Regel annehme. Was aber Unterſtuͤtzung der Reproduk- tion betrifft, ſo werden wieder namentlich die Verdauungs- werkzeuge zu beruͤckſichtigen, durch eine zweckmaͤßige Anwen- dung toniſcher Mittel die aſſimilativen Kraͤfte zu heben, uͤberhaupt aber der Gebrauch von Baͤdern, hinlaͤnglicher Be- wegung und freier Luft von Nutzen ſeyn, wobey uͤbrigens durch wollene Binden um den Leib, waͤrmere Bekleidung der Unterglieder, gelind zur Erhoͤhung der Thaͤtigkeit in den Be- ckengefaͤßen mitgewirkt werden kann; auch wird bey mehr torpidem Habitus, der Genuß eines guten alten Weins, mehr

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/144
Zitationshilfe: Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/144>, abgerufen am 22.12.2024.