Eintritt der Menstruation. Bedingt von der im Weibe überwiegenden reproduktiven Thätigkeit, welche in wiefern sie eben das Geschlecht charakterisirt, auch bey sich minderndem und aufhörendem individuellem Wachsthum namentlich durch die Organe für Fortbildung der Gattung, d. i. durch die Geschlechtsorgane sich anzeigen und entladen muß, erscheint die Menstruation, gleichsam als kritischer Blutfluß, wodurch eine vorausgegangene Congestion nach den Genitalien sich entscheidet. Ihr Eintritt wird daher von mehreren Symptomen theils verkündet, theils begleitet, welche wir als Vorboten, als Bestrebungen zur Men- struation (Molimina ad Menstruationem) bezeichnen. Wir unterscheiden bey diesen Zufällen theils allgemeine, theils lo- kale Zustände: -- Zu den erstern gehören diejenigen Wahr- nehmungen, welche auf Ueberfluß der Säftemasse hindeuten; d. i. Schwere der Glieder, Röthe der Hant, Neigung zu Congestionen nach verschiedenen einzelnen Organen, aus de- nen sich manche schmerzhafte Empfindungen erklären lassen; z. B. der dumpfe oft klopfende Kopfschmerz, Zahnschmerzen, Brustbeschwerden, und insbesondere die hier fast nie fehlen- den Kreuzschmerzen, welche von Anhäufung des Blutes in den venösen Geflechten, so das Ende des Rückenmarks um- geben, und in der Nähe der Beckennerven gefunden werden, ganz wie bey Hämorrhoidalbeschwerden, abzuleiten sind. Fer- ner gehören hierher das freywillige Entstehen von rosenartigen oder auch Geschwüre (vorzüglich Paronychia) veranlaßenden, in den Jahren der sich entwickelnden Pubertät so häufig vor- kommenden Entzündungen; die mannigfaltigen Verstimmun- gen des Gemüths, Ohnmachten, Schlafsucht u. s. w.; Zu- fälle, welche oft, wenn sie in höherem Grade erscheinen, das Eingreifen ärztlicher Kunst nöthig machen.
§. 120.
Die örtlichen Vorboten und Begleiter der Menstruation betreffend, so hängen sie nun insbesondre von der Reitzung der Gefäße und Nerven des Fruchthälters selbst, so wie
§. 119.
Eintritt der Menſtruation. Bedingt von der im Weibe uͤberwiegenden reproduktiven Thaͤtigkeit, welche in wiefern ſie eben das Geſchlecht charakteriſirt, auch bey ſich minderndem und aufhoͤrendem individuellem Wachsthum namentlich durch die Organe fuͤr Fortbildung der Gattung, d. i. durch die Geſchlechtsorgane ſich anzeigen und entladen muß, erſcheint die Menſtruation, gleichſam als kritiſcher Blutfluß, wodurch eine vorausgegangene Congeſtion nach den Genitalien ſich entſcheidet. Ihr Eintritt wird daher von mehreren Symptomen theils verkuͤndet, theils begleitet, welche wir als Vorboten, als Beſtrebungen zur Men- ſtruation (Molimina ad Menstruationem) bezeichnen. Wir unterſcheiden bey dieſen Zufaͤllen theils allgemeine, theils lo- kale Zuſtaͤnde: — Zu den erſtern gehoͤren diejenigen Wahr- nehmungen, welche auf Ueberfluß der Saͤftemaſſe hindeuten; d. i. Schwere der Glieder, Roͤthe der Hant, Neigung zu Congeſtionen nach verſchiedenen einzelnen Organen, aus de- nen ſich manche ſchmerzhafte Empfindungen erklaͤren laſſen; z. B. der dumpfe oft klopfende Kopfſchmerz, Zahnſchmerzen, Bruſtbeſchwerden, und insbeſondere die hier faſt nie fehlen- den Kreuzſchmerzen, welche von Anhaͤufung des Blutes in den venoͤſen Geflechten, ſo das Ende des Ruͤckenmarks um- geben, und in der Naͤhe der Beckennerven gefunden werden, ganz wie bey Haͤmorrhoidalbeſchwerden, abzuleiten ſind. Fer- ner gehoͤren hierher das freywillige Entſtehen von roſenartigen oder auch Geſchwuͤre (vorzuͤglich Paronychia) veranlaßenden, in den Jahren der ſich entwickelnden Pubertaͤt ſo haͤufig vor- kommenden Entzuͤndungen; die mannigfaltigen Verſtimmun- gen des Gemuͤths, Ohnmachten, Schlafſucht u. ſ. w.; Zu- faͤlle, welche oft, wenn ſie in hoͤherem Grade erſcheinen, das Eingreifen aͤrztlicher Kunſt noͤthig machen.
§. 120.
Die oͤrtlichen Vorboten und Begleiter der Menſtruation betreffend, ſo haͤngen ſie nun insbeſondre von der Reitzung der Gefaͤße und Nerven des Fruchthaͤlters ſelbſt, ſo wie
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§. 119.
Eintritt der Menſtruation. Bedingt von der
im Weibe uͤberwiegenden reproduktiven Thaͤtigkeit, welche in
wiefern ſie eben das Geſchlecht charakteriſirt, auch bey
ſich minderndem und aufhoͤrendem individuellem Wachsthum
namentlich durch die Organe fuͤr Fortbildung der Gattung,
d. i. durch die Geſchlechtsorgane ſich anzeigen und entladen
muß, erſcheint die Menſtruation, gleichſam als kritiſcher
Blutfluß, wodurch eine vorausgegangene Congeſtion nach den
Genitalien ſich entſcheidet. Ihr Eintritt wird daher von
mehreren Symptomen theils verkuͤndet, theils begleitet, welche
wir als Vorboten, als Beſtrebungen zur Men-
ſtruation (Molimina ad Menstruationem) bezeichnen. Wir
unterſcheiden bey dieſen Zufaͤllen theils allgemeine, theils lo-
kale Zuſtaͤnde: — Zu den erſtern gehoͤren diejenigen Wahr-
nehmungen, welche auf Ueberfluß der Saͤftemaſſe hindeuten;
d. i. Schwere der Glieder, Roͤthe der Hant, Neigung zu
Congeſtionen nach verſchiedenen einzelnen Organen, aus de-
nen ſich manche ſchmerzhafte Empfindungen erklaͤren laſſen;
z. B. der dumpfe oft klopfende Kopfſchmerz, Zahnſchmerzen,
Bruſtbeſchwerden, und insbeſondere die hier faſt nie fehlen-
den Kreuzſchmerzen, welche von Anhaͤufung des Blutes in
den venoͤſen Geflechten, ſo das Ende des Ruͤckenmarks um-
geben, und in der Naͤhe der Beckennerven gefunden werden,
ganz wie bey Haͤmorrhoidalbeſchwerden, abzuleiten ſind. Fer-
ner gehoͤren hierher das freywillige Entſtehen von roſenartigen
oder auch Geſchwuͤre (vorzuͤglich Paronychia) veranlaßenden,
in den Jahren der ſich entwickelnden Pubertaͤt ſo haͤufig vor-
kommenden Entzuͤndungen; die mannigfaltigen Verſtimmun-
gen des Gemuͤths, Ohnmachten, Schlafſucht u. ſ. w.; Zu-
faͤlle, welche oft, wenn ſie in hoͤherem Grade erſcheinen, das
Eingreifen aͤrztlicher Kunſt noͤthig machen.
§. 120.
Die oͤrtlichen Vorboten und Begleiter der Menſtruation
betreffend, ſo haͤngen ſie nun insbeſondre von der Reitzung
der Gefaͤße und Nerven des Fruchthaͤlters ſelbſt, ſo wie
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Carus, Carl Gustav: Lehrbuch der Gynäkologie. Bd. 1. Leipzig, 1820, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_gynaekologie01_1820/110>, abgerufen am 28.11.2024.
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