in das Weltmeer, sey. Der Abgesandte des Zars antwortet hierauf: sein Herr lasse keine neuen Schiffe bauen; sondern nur diejenigen, die bereits vor dem Frie- den angefangen worden, vollends fertig machen, damit sie nicht verfaulten. Er wolle Bürge dafür seyn, daß der Zar vor Ablaufe des Stillstandes nicht die mindesten Feindseligkeiten, ohne dringende Noth, begehen werde.
25.
Ungeachtet nun der Weßir dieses dem Sultane hinterbringet: soDer Sultan setzet den Weßir von seinem Am- te ab, weil er sich seinem Vor- haben entgegen leget. fasset dieser dennoch den Entschluß, mit dem Zare einen Krieg anzufangen, und befiehlet zu dem Ende dem Weßire, Geld zu schaffen und von dem Volke größere Auflagen, als gewöhnlich, zu fordern. Der Weßir versetzet: dieses sey unmöglich; man könne nichts weiteres von den Unterthanen erheben, als was das Gesetz und der Prophet selbst vorschreibe. Nach dieses seinen Ver- ordnungen müsse man ein Kriegesheer aufrichten; und wenn dasselbe gleich der Zahl nach geringer sey, als ein anderes: so werde es dennoch, weil es mit die- sem Gelde angeworben worden, mehrere Dienste thun, als ein weit größerer Haufen Truppen. Wenn aber dieser Rath dem Sultane nicht angenehm seyn sollte: so bitte er denselben, sich einen andern Weßir auszusuchen, der die Kunst, das Volk zu unterdrücken, besser verstehe.
26.
Der Sultan gewähret ihm auch seine Bitte, nimmt demselben dasBaltadschi Mehemmed Pa- scha wird wie- derum Weßir. Siegel des Weßiramtes ab, und übergiebt dasselbe zum andern male Baltadschi Mehemmed Pascha, seiner Beyschläferinn Gemale; Numan Pascha aber sendet er als Statthalter nach Negroponte. Unter dem neuen Weßire nun werden die Kriegesanstalten öffentlicher getrieben, mit großer Aemsigkeit Soldaten an- geworben, und alles zu einem frühzeitigen Feldzuge fertig gemacht.
27.
Die Venetianer werden hierdurch in äußerste Furcht gesetzet; undDer Sultan lässet seinen Vorsatz, Ruß- land zu bekrie- gen, öffentlich merken, und den Abgesandten die- ses Landes ge- fangen setzen. weil sie die Absicht dieser Zurüstungen nicht wissen, sondern sich einbilden, die Türken wollten Morea anfallen: so machen sie dem Müfti und andern hohen Bedienten große Geschenke. Der russische Abgesandte aber verlässet sich auf den Frieden, der letzthin gemacht und bestätiget worden war: er ist daher in seiner Aufführung nachlässiger, und hält es für unnöthig, dasjenige durch Be- stechungen zu suchen, was bereits in den Friedensbedingungen festgesetzet sey. [Spaltenumbruch]
Fliege, die er zu dem Ende in der Hand ge- halten hatte. Hierüber rief Numan Pascha alsobald aus: Wahrhaftig! dieses ist die [Spaltenumbruch] Fliege, die mich so lange geplaget hat; und solchergestalt war derselbe von dieser seltsa- men Einbildung vollkommen geheilet.
Der
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23. Aehmed der III
in das Weltmeer, ſey. Der Abgeſandte des Zars antwortet hierauf: ſein Herr laſſe keine neuen Schiffe bauen; ſondern nur diejenigen, die bereits vor dem Frie- den angefangen worden, vollends fertig machen, damit ſie nicht verfaulten. Er wolle Buͤrge dafuͤr ſeyn, daß der Zar vor Ablaufe des Stillſtandes nicht die mindeſten Feindſeligkeiten, ohne dringende Noth, begehen werde.
25.
Ungeachtet nun der Weßir dieſes dem Sultane hinterbringet: ſoDer Sultan ſetzet den Weßir von ſeinem Am- te ab, weil er ſich ſeinem Vor- haben entgegen leget. faſſet dieſer dennoch den Entſchluß, mit dem Zare einen Krieg anzufangen, und befiehlet zu dem Ende dem Weßire, Geld zu ſchaffen und von dem Volke groͤßere Auflagen, als gewoͤhnlich, zu fordern. Der Weßir verſetzet: dieſes ſey unmoͤglich; man koͤnne nichts weiteres von den Unterthanen erheben, als was das Geſetz und der Prophet ſelbſt vorſchreibe. Nach dieſes ſeinen Ver- ordnungen muͤſſe man ein Kriegesheer aufrichten; und wenn daſſelbe gleich der Zahl nach geringer ſey, als ein anderes: ſo werde es dennoch, weil es mit die- ſem Gelde angeworben worden, mehrere Dienſte thun, als ein weit groͤßerer Haufen Truppen. Wenn aber dieſer Rath dem Sultane nicht angenehm ſeyn ſollte: ſo bitte er denſelben, ſich einen andern Weßir auszuſuchen, der die Kunſt, das Volk zu unterdruͤcken, beſſer verſtehe.
26.
Der Sultan gewaͤhret ihm auch ſeine Bitte, nimmt demſelben dasBaltadſchi Mehemmed Pa- ſcha wird wie- derum Weßir. Siegel des Weßiramtes ab, und uͤbergiebt daſſelbe zum andern male Baltadſchi Mehemmed Paſcha, ſeiner Beyſchlaͤferinn Gemale; Numan Paſcha aber ſendet er als Statthalter nach Negroponte. Unter dem neuen Weßire nun werden die Kriegesanſtalten oͤffentlicher getrieben, mit großer Aemſigkeit Soldaten an- geworben, und alles zu einem fruͤhzeitigen Feldzuge fertig gemacht.
27.
Die Venetianer werden hierdurch in aͤußerſte Furcht geſetzet; undDer Sultan laͤſſet ſeinen Vorſatz, Ruß- land zu bekrie- gen, oͤffentlich merken, und den Abgeſandten die- ſes Landes ge- fangen ſetzen. weil ſie die Abſicht dieſer Zuruͤſtungen nicht wiſſen, ſondern ſich einbilden, die Tuͤrken wollten Morea anfallen: ſo machen ſie dem Muͤfti und andern hohen Bedienten große Geſchenke. Der ruſſiſche Abgeſandte aber verlaͤſſet ſich auf den Frieden, der letzthin gemacht und beſtaͤtiget worden war: er iſt daher in ſeiner Auffuͤhrung nachlaͤſſiger, und haͤlt es fuͤr unnoͤthig, dasjenige durch Be- ſtechungen zu ſuchen, was bereits in den Friedensbedingungen feſtgeſetzet ſey. [Spaltenumbruch]
Fliege, die er zu dem Ende in der Hand ge- halten hatte. Hieruͤber rief Numan Paſcha alſobald aus: Wahrhaftig! dieſes iſt die [Spaltenumbruch] Fliege, die mich ſo lange geplaget hat; und ſolchergeſtalt war derſelbe von dieſer ſeltſa- men Einbildung vollkommen geheilet.
Der
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23. Aehmed der III
in das Weltmeer, ſey. Der Abgeſandte des Zars antwortet hierauf: ſein Herr
laſſe keine neuen Schiffe bauen; ſondern nur diejenigen, die bereits vor dem Frie-
den angefangen worden, vollends fertig machen, damit ſie nicht verfaulten.
Er wolle Buͤrge dafuͤr ſeyn, daß der Zar vor Ablaufe des Stillſtandes nicht
die mindeſten Feindſeligkeiten, ohne dringende Noth, begehen werde.
25. Ungeachtet nun der Weßir dieſes dem Sultane hinterbringet: ſo
faſſet dieſer dennoch den Entſchluß, mit dem Zare einen Krieg anzufangen,
und befiehlet zu dem Ende dem Weßire, Geld zu ſchaffen und von dem Volke
groͤßere Auflagen, als gewoͤhnlich, zu fordern. Der Weßir verſetzet: dieſes
ſey unmoͤglich; man koͤnne nichts weiteres von den Unterthanen erheben, als
was das Geſetz und der Prophet ſelbſt vorſchreibe. Nach dieſes ſeinen Ver-
ordnungen muͤſſe man ein Kriegesheer aufrichten; und wenn daſſelbe gleich der
Zahl nach geringer ſey, als ein anderes: ſo werde es dennoch, weil es mit die-
ſem Gelde angeworben worden, mehrere Dienſte thun, als ein weit groͤßerer
Haufen Truppen. Wenn aber dieſer Rath dem Sultane nicht angenehm
ſeyn ſollte: ſo bitte er denſelben, ſich einen andern Weßir auszuſuchen, der die
Kunſt, das Volk zu unterdruͤcken, beſſer verſtehe.
Der Sultan
ſetzet den Weßir
von ſeinem Am-
te ab, weil er
ſich ſeinem Vor-
haben entgegen
leget.
26. Der Sultan gewaͤhret ihm auch ſeine Bitte, nimmt demſelben das
Siegel des Weßiramtes ab, und uͤbergiebt daſſelbe zum andern male Baltadſchi
Mehemmed Paſcha, ſeiner Beyſchlaͤferinn Gemale; Numan Paſcha aber ſendet
er als Statthalter nach Negroponte. Unter dem neuen Weßire nun werden
die Kriegesanſtalten oͤffentlicher getrieben, mit großer Aemſigkeit Soldaten an-
geworben, und alles zu einem fruͤhzeitigen Feldzuge fertig gemacht.
Baltadſchi
Mehemmed Pa-
ſcha wird wie-
derum Weßir.
27. Die Venetianer werden hierdurch in aͤußerſte Furcht geſetzet; und
weil ſie die Abſicht dieſer Zuruͤſtungen nicht wiſſen, ſondern ſich einbilden, die
Tuͤrken wollten Morea anfallen: ſo machen ſie dem Muͤfti und andern hohen
Bedienten große Geſchenke. Der ruſſiſche Abgeſandte aber verlaͤſſet ſich auf
den Frieden, der letzthin gemacht und beſtaͤtiget worden war: er iſt daher in
ſeiner Auffuͤhrung nachlaͤſſiger, und haͤlt es fuͤr unnoͤthig, dasjenige durch Be-
ſtechungen zu ſuchen, was bereits in den Friedensbedingungen feſtgeſetzet ſey.
Der
Fliege, die er zu dem Ende in der Hand ge-
halten hatte. Hieruͤber rief Numan Paſcha
alſobald aus: Wahrhaftig! dieſes iſt die
Fliege, die mich ſo lange geplaget hat; und
ſolchergeſtalt war derſelbe von dieſer ſeltſa-
men Einbildung vollkommen geheilet.
Der Sultan
laͤſſet ſeinen
Vorſatz, Ruß-
land zu bekrie-
gen, oͤffentlich
merken, und den
Abgeſandten die-
ſes Landes ge-
fangen ſetzen.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 763. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/877>, abgerufen am 22.11.2024.
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