Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.23. Aehmed der III [Spaltenumbruch]
niemals wieder darein aufgenommen werden solle: so stand er von seinem Vorsatze ab, und gab seiner Liebste diesen Baltadschi Me- hemmed Aga zum Gemale, den er bereits zu seinem Stallmeister ernennet hatte. Des- sen aber ungeachtet besuchte er sie doch inge- heim sehr fleißig, und (was am meisten ungewöhnlich und zuvor niemals erhöret worden war) brachte dieselbe oft mit großem Gepränge in das Seraj. Diese Frau nun war die Ursache von Mehemmeds ganzem Glücke. Nämlich, kurz hierauf bat sie den Sultan, ihren Mann mit dreyen Roßschwei- fen zu beehren, und ihm eine Stelle zu geben, dabey er nicht genöthiget sey, sich weit von Constantinopel zu entfernen; denn es dünkte ihr zu gering zu seyn, da sie die Beyschläfe- rinn eines so großen Kaisers war, einen bloßen Mirochor zum Manne zu haben. Darauf versetzte der Sultan: Ihr sorget zwar für eure Bequemlichkeit; aber nicht für die mei- nige. Damit ich aber doch mit euch als ein gerechter Richter handele: so will ich das Jahr mit ihm in gleiche Theile theilen, und ihm ein Amt geben, dabey er sechs Monate außer Constantinopel, und sechs Monate in demselben, seyn muß; nämlich das Amt des Admirals (denn bey den Türken sind sowol die Jeng-itscheri als das Seevolk nicht länger zu dienen verbunden, als sechs Mo- nate). Solchergestalt machte er denselben innerhalb weniger Tage zum Kapudan Pa- scha; und kurz hernach, auf eben dieser Frau Ansuchen, erhob er ihn zu der Würde des obersten Weßirs. Als man ihn aber dersel- ben entließ: so wurde er, wegen der Liebe des Sultans gegen seine Gemalinn, anfangs in die Paschaschaft von Erßirum, und nach- gehends in die von Aleppo, gesendet. Von diesem letztern Orte berief man ihn zurück, und trug ihm zum andernmale das Weßir- amt auf. In dem Feldzuge gegen die Rus- sen führete er die Befehlhabung über das türkische Heer; und da er merkte, daß er [Spaltenumbruch] nicht in das Lager derselben einbrechen konn- te: so machte er mit ihnen Frieden auf sol- che Bedingungen, die dem osmanischen Rei- che sehr vortheilhaft waren. Allein, eben diese That, damit er glaubte große Gunst bey dem Sultane verdienet zu haben, war die Ursache seines Falles. Denn als der Sultan hörete, wie sehr das russische Heer an Lebensmitteln Mangel gelitten habe: so glaubte er, man hätte dasselbe in solche Noth bringen können, daß der russische Kaiser selbst, nebst seinem ganzen Lager, gezwungen gewesen wäre, sich den osmanischen Truppen zu erge- ben. Daher bildete er sich ein, weil der Weßir demselben einen unzeitigen, obgleich vortheil- haften, Frieden zugestanden habe: so sey er von dem Feinde bestochen worden. Der Weßir im Gegentheile, nachdem er durch seine Freunde Nachricht erhalten hatte, daß sein Verfahren bey dem Prut dem Sultane misfalle, verweilete mit dem Heere zu Adri- anopel, und schob seine Rückkunft nach Con- stantinopel, ungeachtet der Sultan dieselbe ernstlich verlangte, unter mancherley Vor- wande auf, bis der Zorn des Sultans durch des Müftis Silahtar, Ali Pascha, besänfti- get wäre (dieses ist eben derselbe, der nach- her Weßir wurde, und im Jahre 1716 in der Schlacht bey Peterwaradin ums Leben kam). Allein, dieses vergrößerte vielmehr den Zorn und Argwohn des Sultans gegen denselben. Denn er befürchtete, wenn der Weßir merkte, daß er nicht nach Constantinopel zurück keh- ren könne, ohne eine Strafe daselbst gewärtig zu seyn: so möchte derselbe eine Empörung anrichten; sonderlich, da er die Sandschak- scherif bey sich führete, und das ganze Heer, das ihm gewogen war, zu seinem Befehl hatte. Aus dieser Ursache, und weil er glaubte, es sey, um allem Aufruhre vorzukommen, keine Zeit zu verlieren, schickte er ingeheim den Chassäkji Aga an den Befehlhaber der Jeng- itscheri, Jusüf Aga, mit einem Chättischerif, darinnen ihm befohlen wurde, die Obschak 23. Aehmed der III [Spaltenumbruch]
niemals wieder darein aufgenommen werden ſolle: ſo ſtand er von ſeinem Vorſatze ab, und gab ſeiner Liebſte dieſen Baltadſchi Me- hemmed Aga zum Gemale, den er bereits zu ſeinem Stallmeiſter ernennet hatte. Deſ- ſen aber ungeachtet beſuchte er ſie doch inge- heim ſehr fleißig, und (was am meiſten ungewoͤhnlich und zuvor niemals erhoͤret worden war) brachte dieſelbe oft mit großem Gepraͤnge in das Seraj. Dieſe Frau nun war die Urſache von Mehemmeds ganzem Gluͤcke. Naͤmlich, kurz hierauf bat ſie den Sultan, ihren Mann mit dreyen Roßſchwei- fen zu beehren, und ihm eine Stelle zu geben, dabey er nicht genoͤthiget ſey, ſich weit von Conſtantinopel zu entfernen; denn es duͤnkte ihr zu gering zu ſeyn, da ſie die Beyſchlaͤfe- rinn eines ſo großen Kaiſers war, einen bloßen Mirochor zum Manne zu haben. Darauf verſetzte der Sultan: Ihr ſorget zwar fuͤr eure Bequemlichkeit; aber nicht fuͤr die mei- nige. Damit ich aber doch mit euch als ein gerechter Richter handele: ſo will ich das Jahr mit ihm in gleiche Theile theilen, und ihm ein Amt geben, dabey er ſechs Monate außer Conſtantinopel, und ſechs Monate in demſelben, ſeyn muß; naͤmlich das Amt des Admirals (denn bey den Tuͤrken ſind ſowol die Jeng-itſcheri als das Seevolk nicht laͤnger zu dienen verbunden, als ſechs Mo- nate). Solchergeſtalt machte er denſelben innerhalb weniger Tage zum Kapudan Pa- ſcha; und kurz hernach, auf eben dieſer Frau Anſuchen, erhob er ihn zu der Wuͤrde des oberſten Weßirs. Als man ihn aber derſel- ben entließ: ſo wurde er, wegen der Liebe des Sultans gegen ſeine Gemalinn, anfangs in die Paſchaſchaft von Erßirum, und nach- gehends in die von Aleppo, geſendet. Von dieſem letztern Orte berief man ihn zuruͤck, und trug ihm zum andernmale das Weßir- amt auf. In dem Feldzuge gegen die Ruſ- ſen fuͤhrete er die Befehlhabung uͤber das tuͤrkiſche Heer; und da er merkte, daß er [Spaltenumbruch] nicht in das Lager derſelben einbrechen konn- te: ſo machte er mit ihnen Frieden auf ſol- che Bedingungen, die dem osmaniſchen Rei- che ſehr vortheilhaft waren. Allein, eben dieſe That, damit er glaubte große Gunſt bey dem Sultane verdienet zu haben, war die Urſache ſeines Falles. Denn als der Sultan hoͤrete, wie ſehr das ruſſiſche Heer an Lebensmitteln Mangel gelitten habe: ſo glaubte er, man haͤtte daſſelbe in ſolche Noth bringen koͤnnen, daß der ruſſiſche Kaiſer ſelbſt, nebſt ſeinem ganzen Lager, gezwungen geweſen waͤre, ſich den osmaniſchen Truppen zu erge- ben. Daher bildete er ſich ein, weil der Weßir demſelben einen unzeitigen, obgleich vortheil- haften, Frieden zugeſtanden habe: ſo ſey er von dem Feinde beſtochen worden. Der Weßir im Gegentheile, nachdem er durch ſeine Freunde Nachricht erhalten hatte, daß ſein Verfahren bey dem Prut dem Sultane misfalle, verweilete mit dem Heere zu Adri- anopel, und ſchob ſeine Ruͤckkunft nach Con- ſtantinopel, ungeachtet der Sultan dieſelbe ernſtlich verlangte, unter mancherley Vor- wande auf, bis der Zorn des Sultans durch des Muͤftis Silahtar, Ali Paſcha, beſaͤnfti- get waͤre (dieſes iſt eben derſelbe, der nach- her Weßir wurde, und im Jahre 1716 in der Schlacht bey Peterwaradin ums Leben kam). Allein, dieſes vergroͤßerte vielmehr den Zorn und Argwohn des Sultans gegen denſelben. Denn er befuͤrchtete, wenn der Weßir merkte, daß er nicht nach Conſtantinopel zuruͤck keh- ren koͤnne, ohne eine Strafe daſelbſt gewaͤrtig zu ſeyn: ſo moͤchte derſelbe eine Empoͤrung anrichten; ſonderlich, da er die Sandſchak- ſcherif bey ſich fuͤhrete, und das ganze Heer, das ihm gewogen war, zu ſeinem Befehl hatte. Aus dieſer Urſache, und weil er glaubte, es ſey, um allem Aufruhre vorzukommen, keine Zeit zu verlieren, ſchickte er ingeheim den Chaſſaͤkji Aga an den Befehlhaber der Jeng- itſcheri, Juſuͤf Aga, mit einem Chaͤttiſcherif, darinnen ihm befohlen wurde, die Obſchak <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0865" n="751"/> <fw place="top" type="header">23. Aehmed der <hi rendition="#aq">III</hi></fw><lb/> <cb n="1"/><lb/> <note xml:id="B865" prev="#B864" place="end" next="#B866">niemals wieder darein aufgenommen werden<lb/> ſolle: ſo ſtand er von ſeinem Vorſatze ab,<lb/> und gab ſeiner Liebſte dieſen Baltadſchi Me-<lb/> hemmed Aga zum Gemale, den er bereits<lb/> zu ſeinem Stallmeiſter ernennet hatte. Deſ-<lb/> ſen aber ungeachtet beſuchte er ſie doch inge-<lb/> heim ſehr fleißig, und (was am meiſten<lb/> ungewoͤhnlich und zuvor niemals erhoͤret<lb/> worden war) brachte dieſelbe oft mit großem<lb/> Gepraͤnge in das Seraj. Dieſe Frau nun<lb/> war die Urſache von Mehemmeds ganzem<lb/> Gluͤcke. Naͤmlich, kurz hierauf bat ſie den<lb/> Sultan, ihren Mann mit dreyen Roßſchwei-<lb/> fen zu beehren, und ihm eine Stelle zu geben,<lb/> dabey er nicht genoͤthiget ſey, ſich weit von<lb/> Conſtantinopel zu entfernen; denn es duͤnkte<lb/> ihr zu gering zu ſeyn, da ſie die Beyſchlaͤfe-<lb/> rinn eines ſo großen Kaiſers war, einen bloßen<lb/> Mirochor zum Manne zu haben. Darauf<lb/> verſetzte der Sultan: Ihr ſorget zwar fuͤr<lb/> eure Bequemlichkeit; aber nicht fuͤr die mei-<lb/> nige. Damit ich aber doch mit euch als ein<lb/> gerechter Richter handele: ſo will ich das<lb/> Jahr mit ihm in gleiche Theile theilen, und<lb/> ihm ein Amt geben, dabey er ſechs Monate<lb/> außer Conſtantinopel, und ſechs Monate in<lb/> demſelben, ſeyn muß; naͤmlich das Amt<lb/> des Admirals (denn bey den Tuͤrken ſind<lb/> ſowol die Jeng-itſcheri als das Seevolk nicht<lb/> laͤnger zu dienen verbunden, als ſechs Mo-<lb/> nate). Solchergeſtalt machte er denſelben<lb/> innerhalb weniger Tage zum Kapudan Pa-<lb/> ſcha; und kurz hernach, auf eben dieſer Frau<lb/> Anſuchen, erhob er ihn zu der Wuͤrde des<lb/> oberſten Weßirs. Als man ihn aber derſel-<lb/> ben entließ: ſo wurde er, wegen der Liebe<lb/> des Sultans gegen ſeine Gemalinn, anfangs<lb/> in die Paſchaſchaft von Erßirum, und nach-<lb/> gehends in die von Aleppo, geſendet. Von<lb/> dieſem letztern Orte berief man ihn zuruͤck,<lb/> und trug ihm zum andernmale das Weßir-<lb/> amt auf. In dem Feldzuge gegen die Ruſ-<lb/> ſen fuͤhrete er die Befehlhabung uͤber das<lb/> tuͤrkiſche Heer; und da er merkte, daß er<lb/><cb n="2"/><lb/> nicht in das Lager derſelben einbrechen konn-<lb/> te: ſo machte er mit ihnen Frieden auf ſol-<lb/> che Bedingungen, die dem osmaniſchen Rei-<lb/> che ſehr vortheilhaft waren. Allein, eben<lb/> dieſe That, damit er glaubte große Gunſt<lb/> bey dem Sultane verdienet zu haben, war<lb/> die Urſache ſeines Falles. Denn als der<lb/> Sultan hoͤrete, wie ſehr das ruſſiſche Heer<lb/> an Lebensmitteln Mangel gelitten habe: ſo<lb/> glaubte er, man haͤtte daſſelbe in ſolche Noth<lb/> bringen koͤnnen, daß der ruſſiſche Kaiſer ſelbſt,<lb/> nebſt ſeinem ganzen Lager, gezwungen geweſen<lb/> waͤre, ſich den osmaniſchen Truppen zu erge-<lb/> ben. Daher bildete er ſich ein, weil der Weßir<lb/> demſelben einen unzeitigen, obgleich vortheil-<lb/> haften, Frieden zugeſtanden habe: ſo ſey er<lb/> von dem Feinde beſtochen worden. Der<lb/> Weßir im Gegentheile, nachdem er durch<lb/> ſeine Freunde Nachricht erhalten hatte, daß<lb/> ſein Verfahren bey dem Prut dem Sultane<lb/> misfalle, verweilete mit dem Heere zu Adri-<lb/> anopel, und ſchob ſeine Ruͤckkunft nach Con-<lb/> ſtantinopel, ungeachtet der Sultan dieſelbe<lb/> ernſtlich verlangte, unter mancherley Vor-<lb/> wande auf, bis der Zorn des Sultans durch<lb/> des Muͤftis Silahtar, Ali Paſcha, beſaͤnfti-<lb/> get waͤre (dieſes iſt eben derſelbe, der nach-<lb/> her Weßir wurde, und im Jahre 1716 in der<lb/> Schlacht bey Peterwaradin ums Leben kam).<lb/> Allein, dieſes vergroͤßerte vielmehr den Zorn<lb/> und Argwohn des Sultans gegen denſelben.<lb/> Denn er befuͤrchtete, wenn der Weßir merkte,<lb/> daß er nicht nach Conſtantinopel zuruͤck keh-<lb/> ren koͤnne, ohne eine Strafe daſelbſt gewaͤrtig<lb/> zu ſeyn: ſo moͤchte derſelbe eine Empoͤrung<lb/> anrichten; ſonderlich, da er die Sandſchak-<lb/> ſcherif bey ſich fuͤhrete, und das ganze Heer,<lb/> das ihm gewogen war, zu ſeinem Befehl hatte.<lb/> Aus dieſer Urſache, und weil er glaubte, es<lb/> ſey, um allem Aufruhre vorzukommen, keine<lb/> Zeit zu verlieren, ſchickte er ingeheim den<lb/> Chaſſaͤkji Aga an den Befehlhaber der Jeng-<lb/> itſcheri, Juſuͤf Aga, mit einem Chaͤttiſcherif,<lb/> darinnen ihm befohlen wurde, die Obſchak<lb/> <fw place="bottom" type="catch">der</fw></note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [751/0865]
23. Aehmed der III
niemals wieder darein aufgenommen werden
ſolle: ſo ſtand er von ſeinem Vorſatze ab,
und gab ſeiner Liebſte dieſen Baltadſchi Me-
hemmed Aga zum Gemale, den er bereits
zu ſeinem Stallmeiſter ernennet hatte. Deſ-
ſen aber ungeachtet beſuchte er ſie doch inge-
heim ſehr fleißig, und (was am meiſten
ungewoͤhnlich und zuvor niemals erhoͤret
worden war) brachte dieſelbe oft mit großem
Gepraͤnge in das Seraj. Dieſe Frau nun
war die Urſache von Mehemmeds ganzem
Gluͤcke. Naͤmlich, kurz hierauf bat ſie den
Sultan, ihren Mann mit dreyen Roßſchwei-
fen zu beehren, und ihm eine Stelle zu geben,
dabey er nicht genoͤthiget ſey, ſich weit von
Conſtantinopel zu entfernen; denn es duͤnkte
ihr zu gering zu ſeyn, da ſie die Beyſchlaͤfe-
rinn eines ſo großen Kaiſers war, einen bloßen
Mirochor zum Manne zu haben. Darauf
verſetzte der Sultan: Ihr ſorget zwar fuͤr
eure Bequemlichkeit; aber nicht fuͤr die mei-
nige. Damit ich aber doch mit euch als ein
gerechter Richter handele: ſo will ich das
Jahr mit ihm in gleiche Theile theilen, und
ihm ein Amt geben, dabey er ſechs Monate
außer Conſtantinopel, und ſechs Monate in
demſelben, ſeyn muß; naͤmlich das Amt
des Admirals (denn bey den Tuͤrken ſind
ſowol die Jeng-itſcheri als das Seevolk nicht
laͤnger zu dienen verbunden, als ſechs Mo-
nate). Solchergeſtalt machte er denſelben
innerhalb weniger Tage zum Kapudan Pa-
ſcha; und kurz hernach, auf eben dieſer Frau
Anſuchen, erhob er ihn zu der Wuͤrde des
oberſten Weßirs. Als man ihn aber derſel-
ben entließ: ſo wurde er, wegen der Liebe
des Sultans gegen ſeine Gemalinn, anfangs
in die Paſchaſchaft von Erßirum, und nach-
gehends in die von Aleppo, geſendet. Von
dieſem letztern Orte berief man ihn zuruͤck,
und trug ihm zum andernmale das Weßir-
amt auf. In dem Feldzuge gegen die Ruſ-
ſen fuͤhrete er die Befehlhabung uͤber das
tuͤrkiſche Heer; und da er merkte, daß er
nicht in das Lager derſelben einbrechen konn-
te: ſo machte er mit ihnen Frieden auf ſol-
che Bedingungen, die dem osmaniſchen Rei-
che ſehr vortheilhaft waren. Allein, eben
dieſe That, damit er glaubte große Gunſt
bey dem Sultane verdienet zu haben, war
die Urſache ſeines Falles. Denn als der
Sultan hoͤrete, wie ſehr das ruſſiſche Heer
an Lebensmitteln Mangel gelitten habe: ſo
glaubte er, man haͤtte daſſelbe in ſolche Noth
bringen koͤnnen, daß der ruſſiſche Kaiſer ſelbſt,
nebſt ſeinem ganzen Lager, gezwungen geweſen
waͤre, ſich den osmaniſchen Truppen zu erge-
ben. Daher bildete er ſich ein, weil der Weßir
demſelben einen unzeitigen, obgleich vortheil-
haften, Frieden zugeſtanden habe: ſo ſey er
von dem Feinde beſtochen worden. Der
Weßir im Gegentheile, nachdem er durch
ſeine Freunde Nachricht erhalten hatte, daß
ſein Verfahren bey dem Prut dem Sultane
misfalle, verweilete mit dem Heere zu Adri-
anopel, und ſchob ſeine Ruͤckkunft nach Con-
ſtantinopel, ungeachtet der Sultan dieſelbe
ernſtlich verlangte, unter mancherley Vor-
wande auf, bis der Zorn des Sultans durch
des Muͤftis Silahtar, Ali Paſcha, beſaͤnfti-
get waͤre (dieſes iſt eben derſelbe, der nach-
her Weßir wurde, und im Jahre 1716 in der
Schlacht bey Peterwaradin ums Leben kam).
Allein, dieſes vergroͤßerte vielmehr den Zorn
und Argwohn des Sultans gegen denſelben.
Denn er befuͤrchtete, wenn der Weßir merkte,
daß er nicht nach Conſtantinopel zuruͤck keh-
ren koͤnne, ohne eine Strafe daſelbſt gewaͤrtig
zu ſeyn: ſo moͤchte derſelbe eine Empoͤrung
anrichten; ſonderlich, da er die Sandſchak-
ſcherif bey ſich fuͤhrete, und das ganze Heer,
das ihm gewogen war, zu ſeinem Befehl hatte.
Aus dieſer Urſache, und weil er glaubte, es
ſey, um allem Aufruhre vorzukommen, keine
Zeit zu verlieren, ſchickte er ingeheim den
Chaſſaͤkji Aga an den Befehlhaber der Jeng-
itſcheri, Juſuͤf Aga, mit einem Chaͤttiſcherif,
darinnen ihm befohlen wurde, die Obſchak
der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |