Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.22. Mustäfa der II [Spaltenumbruch]
in welchem Treffen er vier Hundert von den Feinden mit eigener Hand erleget haben soll. Nach diesem erfochtenen Siege eroberte er Bostra wieder, nahm diejenigen arabischen Truppen, die ihn um Gnade anfleheten, in seinen Schutz auf, legte einen schwerern Tri- but auf dieselben, als sie bisher zu bezahlen gepflogen hatten, und verschaffete solcherge- stalt der Paschaschaft Bägdad nicht nur ihre alten Grenzen wieder; sondern erweiterte auch dieselben, und machte sie einträglicher, als sie vorher iemals gewesen war. Mitten un- ter diesen Beschäfftigungen wurde er von Rami Rejs Efendi bey dem Weßire verleum- det, und dieser verklagte ihn bey dem Sul- tane als einen Aufrührer, der die Partey der Araber halte; und vermochte den Sultan da- hin, daß er seinen gewesenen Stallmeister, Bättal Osman Aga, mit einem Chättischerif nach Bägdad sendete, denselben aus der Welt zu schaffen. Als dieser bey Daltaban, der mit seinem Lager bey Bostra stunde und wegen seines letztern Sieges groß that, an- kommt, und merket, daß er wegen der großen Liebe, die derselbe bey den Soldaten hatte, des Sultans Befehl nicht werde vollziehen können: so gebrauchet er die Klugheit, die Ursache seiner Ankunft zu verhehlen, und giebt vor; er sey von dem Sultane zu keinem an- dern Ende abgeschicket worden, als um zu erfahren, ob Daltabans Thaten mit dem Ge- rüchte von demselben übereinkämen. Dal- taban zeiget ihm hierauf zwey und dreyßig tausend Köpfe der Araber, und saget zu ihm: "Gehet hin und hinterbringet meinem Herrn, "dem Sultane, getreulich, was ihr gesehen "habt." Nachdem Osman Aga alle Um- stände genau untersuchet hatte: so kehret er wieder nach Constantinopel zurück, und be- richtet dem Sultane, daß er den Mann, dem derselbe den Tod zuerkennet habe, mitten unter einem siegreichen Heere angetroffen, und da- her dessen Befehl nicht habe vollziehen kön- nen. Hierauf fänget er an zu erzählen, was [Spaltenumbruch] Daltaban zum Besten des osmanischen Stats gethan habe: wie er die Araber gänzlich be- zwungen, Mesopotamien von den Streifereyen derselben befreyet, und die angrenzenden Land- schaften völlig in Sicherheit gesetzet habe. Nach Osman Agas Abreise überschickte Dal- taban dem Müfti, Fäjßüllah Efendi, weil ihm dessen geiziges Gemüth sowol, als dessen große Gewalt über den Sultan, bekannt war, durch einige von seinen Leuten ein Geschenk von sechszig tausend güldenen Kronen. Der Müfti konnte wohl muthmaßen, daß eine solche große Summe Geldes, die ihm so un- vermuthet zukomme, der Anzeiger oder Vorbote eines gewissen sehr wichtigen Gesuchs seyn müsse, und schickte daher einen vertrauten Menschen an Daltaban, um dessen Verlangen zu erfahren, mit dem Vermelden; wenn er die Stelle des Weßirs suche: so könne er ihm dieselbe von dem Sultane leicht zuwege bringen; denn der gegenwärtige Weßir Hu- sejn Pascha sey sehr kränklich, und habe durch seine Trunkenheit sein Ansehen größtentheils verloren. Hierauf ließ Daltaban demselben zur Antwort wissen: er glaube allerdings, daß die Dienste, die er dem osmanischen Reiche geleistet, einige Belohnung verdienet haben. Weil er nun wohl wisse, daß er zu der Würde, die ihm angetragen werde, nicht ohne seinen Schutz und Beystand gelangen könne: so er- suche er ihn hiemit, durch eine so ansehnliche Gewogenheit, sich selbst einen neuen und ewig getreuen Vasallen verbindlich zu machen. Es fehle ihm nicht an Mitteln, seine Erkenntlich- keit dafür zu bezeigen, und es stehen schon andere Geschenke für ihn bereit, die weit an- sehnlicher seyn sollten, als das vorige. Nach Zurückerhaltung dieser Antwort, und um sein Vorhaben ins Werk zu richten, redete der Müfti, der bereits über Husejn Pascha Misvergnügen geschöpfet hatte, dem Sul- tane zu, daß er Daltaban näher an den Hof bringen und ihn zum Pascha von Kjutahi machen möchte. Als er vernahm, daß der- 22. Muſtaͤfa der II [Spaltenumbruch]
in welchem Treffen er vier Hundert von den Feinden mit eigener Hand erleget haben ſoll. Nach dieſem erfochtenen Siege eroberte er Boſtra wieder, nahm diejenigen arabiſchen Truppen, die ihn um Gnade anfleheten, in ſeinen Schutz auf, legte einen ſchwerern Tri- but auf dieſelben, als ſie bisher zu bezahlen gepflogen hatten, und verſchaffete ſolcherge- ſtalt der Paſchaſchaft Baͤgdad nicht nur ihre alten Grenzen wieder; ſondern erweiterte auch dieſelben, und machte ſie eintraͤglicher, als ſie vorher iemals geweſen war. Mitten un- ter dieſen Beſchaͤfftigungen wurde er von Rami Rejs Efendi bey dem Weßire verleum- det, und dieſer verklagte ihn bey dem Sul- tane als einen Aufruͤhrer, der die Partey der Araber halte; und vermochte den Sultan da- hin, daß er ſeinen geweſenen Stallmeiſter, Baͤttal Osman Aga, mit einem Chaͤttiſcherif nach Baͤgdad ſendete, denſelben aus der Welt zu ſchaffen. Als dieſer bey Daltaban, der mit ſeinem Lager bey Boſtra ſtunde und wegen ſeines letztern Sieges groß that, an- kommt, und merket, daß er wegen der großen Liebe, die derſelbe bey den Soldaten hatte, des Sultans Befehl nicht werde vollziehen koͤnnen: ſo gebrauchet er die Klugheit, die Urſache ſeiner Ankunft zu verhehlen, und giebt vor; er ſey von dem Sultane zu keinem an- dern Ende abgeſchicket worden, als um zu erfahren, ob Daltabans Thaten mit dem Ge- ruͤchte von demſelben uͤbereinkaͤmen. Dal- taban zeiget ihm hierauf zwey und dreyßig tauſend Koͤpfe der Araber, und ſaget zu ihm: “Gehet hin und hinterbringet meinem Herrn, “dem Sultane, getreulich, was ihr geſehen “habt.„ Nachdem Osman Aga alle Um- ſtaͤnde genau unterſuchet hatte: ſo kehret er wieder nach Conſtantinopel zuruͤck, und be- richtet dem Sultane, daß er den Mann, dem derſelbe den Tod zuerkennet habe, mitten unter einem ſiegreichen Heere angetroffen, und da- her deſſen Befehl nicht habe vollziehen koͤn- nen. Hierauf faͤnget er an zu erzaͤhlen, was [Spaltenumbruch] Daltaban zum Beſten des osmaniſchen Stats gethan habe: wie er die Araber gaͤnzlich be- zwungen, Meſopotamien von den Streifereyen derſelben befreyet, und die angrenzenden Land- ſchaften voͤllig in Sicherheit geſetzet habe. Nach Osman Agas Abreiſe uͤberſchickte Dal- taban dem Muͤfti, Faͤjßuͤllah Efendi, weil ihm deſſen geiziges Gemuͤth ſowol, als deſſen große Gewalt uͤber den Sultan, bekannt war, durch einige von ſeinen Leuten ein Geſchenk von ſechszig tauſend guͤldenen Kronen. Der Muͤfti konnte wohl muthmaßen, daß eine ſolche große Summe Geldes, die ihm ſo un- vermuthet zukomme, der Anzeiger oder Vorbote eines gewiſſen ſehr wichtigen Geſuchs ſeyn muͤſſe, und ſchickte daher einen vertrauten Menſchen an Daltaban, um deſſen Verlangen zu erfahren, mit dem Vermelden; wenn er die Stelle des Weßirs ſuche: ſo koͤnne er ihm dieſelbe von dem Sultane leicht zuwege bringen; denn der gegenwaͤrtige Weßir Hu- ſejn Paſcha ſey ſehr kraͤnklich, und habe durch ſeine Trunkenheit ſein Anſehen groͤßtentheils verloren. Hierauf ließ Daltaban demſelben zur Antwort wiſſen: er glaube allerdings, daß die Dienſte, die er dem osmaniſchen Reiche geleiſtet, einige Belohnung verdienet haben. Weil er nun wohl wiſſe, daß er zu der Wuͤrde, die ihm angetragen werde, nicht ohne ſeinen Schutz und Beyſtand gelangen koͤnne: ſo er- ſuche er ihn hiemit, durch eine ſo anſehnliche Gewogenheit, ſich ſelbſt einen neuen und ewig getreuen Vaſallen verbindlich zu machen. Es fehle ihm nicht an Mitteln, ſeine Erkenntlich- keit dafuͤr zu bezeigen, und es ſtehen ſchon andere Geſchenke fuͤr ihn bereit, die weit an- ſehnlicher ſeyn ſollten, als das vorige. Nach Zuruͤckerhaltung dieſer Antwort, und um ſein Vorhaben ins Werk zu richten, redete der Muͤfti, der bereits uͤber Huſejn Paſcha Misvergnuͤgen geſchoͤpfet hatte, dem Sul- tane zu, daß er Daltaban naͤher an den Hof bringen und ihn zum Paſcha von Kjutahi machen moͤchte. Als er vernahm, daß der- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0809" n="695"/> <fw place="top" type="header">22. Muſtaͤfa der <hi rendition="#aq">II</hi></fw><lb/> <cb n="1"/><lb/> <note xml:id="K809" prev="#K808" place="end" next="#K810">in welchem Treffen er vier Hundert von den<lb/> Feinden mit eigener Hand erleget haben ſoll.<lb/> Nach dieſem erfochtenen Siege eroberte er<lb/> Boſtra wieder, nahm diejenigen arabiſchen<lb/> Truppen, die ihn um Gnade anfleheten, in<lb/> ſeinen Schutz auf, legte einen ſchwerern Tri-<lb/> but auf dieſelben, als ſie bisher zu bezahlen<lb/> gepflogen hatten, und verſchaffete ſolcherge-<lb/> ſtalt der Paſchaſchaft Baͤgdad nicht nur ihre<lb/> alten Grenzen wieder; ſondern erweiterte auch<lb/> dieſelben, und machte ſie eintraͤglicher, als<lb/> ſie vorher iemals geweſen war. Mitten un-<lb/> ter dieſen Beſchaͤfftigungen wurde er von<lb/> Rami Rejs Efendi bey dem Weßire verleum-<lb/> det, und dieſer verklagte ihn bey dem Sul-<lb/> tane als einen Aufruͤhrer, der die Partey der<lb/> Araber halte; und vermochte den Sultan da-<lb/> hin, daß er ſeinen geweſenen Stallmeiſter,<lb/> Baͤttal Osman Aga, mit einem Chaͤttiſcherif<lb/> nach Baͤgdad ſendete, denſelben aus der<lb/> Welt zu ſchaffen. Als dieſer bey Daltaban,<lb/> der mit ſeinem Lager bey Boſtra ſtunde und<lb/> wegen ſeines letztern Sieges groß that, an-<lb/> kommt, und merket, daß er wegen der großen<lb/> Liebe, die derſelbe bey den Soldaten hatte,<lb/> des Sultans Befehl nicht werde vollziehen<lb/> koͤnnen: ſo gebrauchet er die Klugheit, die<lb/> Urſache ſeiner Ankunft zu verhehlen, und giebt<lb/> vor; er ſey von dem Sultane zu keinem an-<lb/> dern Ende abgeſchicket worden, als um zu<lb/> erfahren, ob Daltabans Thaten mit dem Ge-<lb/> ruͤchte von demſelben uͤbereinkaͤmen. Dal-<lb/> taban zeiget ihm hierauf zwey und dreyßig<lb/> tauſend Koͤpfe der Araber, und ſaget zu ihm:<lb/> “Gehet hin und hinterbringet meinem Herrn,<lb/> “dem Sultane, getreulich, was ihr geſehen<lb/> “habt.„ Nachdem Osman Aga alle Um-<lb/> ſtaͤnde genau unterſuchet hatte: ſo kehret er<lb/> wieder nach Conſtantinopel zuruͤck, und be-<lb/> richtet dem Sultane, daß er den Mann, dem<lb/> derſelbe den Tod zuerkennet habe, mitten unter<lb/> einem ſiegreichen Heere angetroffen, und da-<lb/> her deſſen Befehl nicht habe vollziehen koͤn-<lb/> nen. Hierauf faͤnget er an zu erzaͤhlen, was<lb/><cb n="2"/><lb/> Daltaban zum Beſten des osmaniſchen Stats<lb/> gethan habe: wie er die Araber gaͤnzlich be-<lb/> zwungen, Meſopotamien von den Streifereyen<lb/> derſelben befreyet, und die angrenzenden Land-<lb/> ſchaften voͤllig in Sicherheit geſetzet habe.<lb/> Nach Osman Agas Abreiſe uͤberſchickte Dal-<lb/> taban dem Muͤfti, Faͤjßuͤllah Efendi, weil<lb/> ihm deſſen geiziges Gemuͤth ſowol, als deſſen<lb/> große Gewalt uͤber den Sultan, bekannt war,<lb/> durch einige von ſeinen Leuten ein Geſchenk<lb/> von ſechszig tauſend guͤldenen Kronen. Der<lb/> Muͤfti konnte wohl muthmaßen, daß eine<lb/> ſolche große Summe Geldes, die ihm ſo un-<lb/> vermuthet zukomme, der Anzeiger oder Vorbote<lb/> eines gewiſſen ſehr wichtigen Geſuchs ſeyn<lb/> muͤſſe, und ſchickte daher einen vertrauten<lb/> Menſchen an Daltaban, um deſſen Verlangen<lb/> zu erfahren, mit dem Vermelden; wenn er<lb/> die Stelle des Weßirs ſuche: ſo koͤnne er<lb/> ihm dieſelbe von dem Sultane leicht zuwege<lb/> bringen; denn der gegenwaͤrtige Weßir Hu-<lb/> ſejn Paſcha ſey ſehr kraͤnklich, und habe durch<lb/> ſeine Trunkenheit ſein Anſehen groͤßtentheils<lb/> verloren. Hierauf ließ Daltaban demſelben<lb/> zur Antwort wiſſen: er glaube allerdings, daß<lb/> die Dienſte, die er dem osmaniſchen Reiche<lb/> geleiſtet, einige Belohnung verdienet haben.<lb/> Weil er nun wohl wiſſe, daß er zu der Wuͤrde,<lb/> die ihm angetragen werde, nicht ohne ſeinen<lb/> Schutz und Beyſtand gelangen koͤnne: ſo er-<lb/> ſuche er ihn hiemit, durch eine ſo anſehnliche<lb/> Gewogenheit, ſich ſelbſt einen neuen und ewig<lb/> getreuen Vaſallen verbindlich zu machen. Es<lb/> fehle ihm nicht an Mitteln, ſeine Erkenntlich-<lb/> keit dafuͤr zu bezeigen, und es ſtehen ſchon<lb/> andere Geſchenke fuͤr ihn bereit, die weit an-<lb/> ſehnlicher ſeyn ſollten, als das vorige. Nach<lb/> Zuruͤckerhaltung dieſer Antwort, und um<lb/> ſein Vorhaben ins Werk zu richten, redete<lb/> der Muͤfti, der bereits uͤber Huſejn Paſcha<lb/> Misvergnuͤgen geſchoͤpfet hatte, dem Sul-<lb/> tane zu, daß er Daltaban naͤher an den Hof<lb/> bringen und ihn zum Paſcha von Kjutahi<lb/> machen moͤchte. Als er vernahm, daß der-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſelbe</fw></note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [695/0809]
22. Muſtaͤfa der II
in welchem Treffen er vier Hundert von den
Feinden mit eigener Hand erleget haben ſoll.
Nach dieſem erfochtenen Siege eroberte er
Boſtra wieder, nahm diejenigen arabiſchen
Truppen, die ihn um Gnade anfleheten, in
ſeinen Schutz auf, legte einen ſchwerern Tri-
but auf dieſelben, als ſie bisher zu bezahlen
gepflogen hatten, und verſchaffete ſolcherge-
ſtalt der Paſchaſchaft Baͤgdad nicht nur ihre
alten Grenzen wieder; ſondern erweiterte auch
dieſelben, und machte ſie eintraͤglicher, als
ſie vorher iemals geweſen war. Mitten un-
ter dieſen Beſchaͤfftigungen wurde er von
Rami Rejs Efendi bey dem Weßire verleum-
det, und dieſer verklagte ihn bey dem Sul-
tane als einen Aufruͤhrer, der die Partey der
Araber halte; und vermochte den Sultan da-
hin, daß er ſeinen geweſenen Stallmeiſter,
Baͤttal Osman Aga, mit einem Chaͤttiſcherif
nach Baͤgdad ſendete, denſelben aus der
Welt zu ſchaffen. Als dieſer bey Daltaban,
der mit ſeinem Lager bey Boſtra ſtunde und
wegen ſeines letztern Sieges groß that, an-
kommt, und merket, daß er wegen der großen
Liebe, die derſelbe bey den Soldaten hatte,
des Sultans Befehl nicht werde vollziehen
koͤnnen: ſo gebrauchet er die Klugheit, die
Urſache ſeiner Ankunft zu verhehlen, und giebt
vor; er ſey von dem Sultane zu keinem an-
dern Ende abgeſchicket worden, als um zu
erfahren, ob Daltabans Thaten mit dem Ge-
ruͤchte von demſelben uͤbereinkaͤmen. Dal-
taban zeiget ihm hierauf zwey und dreyßig
tauſend Koͤpfe der Araber, und ſaget zu ihm:
“Gehet hin und hinterbringet meinem Herrn,
“dem Sultane, getreulich, was ihr geſehen
“habt.„ Nachdem Osman Aga alle Um-
ſtaͤnde genau unterſuchet hatte: ſo kehret er
wieder nach Conſtantinopel zuruͤck, und be-
richtet dem Sultane, daß er den Mann, dem
derſelbe den Tod zuerkennet habe, mitten unter
einem ſiegreichen Heere angetroffen, und da-
her deſſen Befehl nicht habe vollziehen koͤn-
nen. Hierauf faͤnget er an zu erzaͤhlen, was
Daltaban zum Beſten des osmaniſchen Stats
gethan habe: wie er die Araber gaͤnzlich be-
zwungen, Meſopotamien von den Streifereyen
derſelben befreyet, und die angrenzenden Land-
ſchaften voͤllig in Sicherheit geſetzet habe.
Nach Osman Agas Abreiſe uͤberſchickte Dal-
taban dem Muͤfti, Faͤjßuͤllah Efendi, weil
ihm deſſen geiziges Gemuͤth ſowol, als deſſen
große Gewalt uͤber den Sultan, bekannt war,
durch einige von ſeinen Leuten ein Geſchenk
von ſechszig tauſend guͤldenen Kronen. Der
Muͤfti konnte wohl muthmaßen, daß eine
ſolche große Summe Geldes, die ihm ſo un-
vermuthet zukomme, der Anzeiger oder Vorbote
eines gewiſſen ſehr wichtigen Geſuchs ſeyn
muͤſſe, und ſchickte daher einen vertrauten
Menſchen an Daltaban, um deſſen Verlangen
zu erfahren, mit dem Vermelden; wenn er
die Stelle des Weßirs ſuche: ſo koͤnne er
ihm dieſelbe von dem Sultane leicht zuwege
bringen; denn der gegenwaͤrtige Weßir Hu-
ſejn Paſcha ſey ſehr kraͤnklich, und habe durch
ſeine Trunkenheit ſein Anſehen groͤßtentheils
verloren. Hierauf ließ Daltaban demſelben
zur Antwort wiſſen: er glaube allerdings, daß
die Dienſte, die er dem osmaniſchen Reiche
geleiſtet, einige Belohnung verdienet haben.
Weil er nun wohl wiſſe, daß er zu der Wuͤrde,
die ihm angetragen werde, nicht ohne ſeinen
Schutz und Beyſtand gelangen koͤnne: ſo er-
ſuche er ihn hiemit, durch eine ſo anſehnliche
Gewogenheit, ſich ſelbſt einen neuen und ewig
getreuen Vaſallen verbindlich zu machen. Es
fehle ihm nicht an Mitteln, ſeine Erkenntlich-
keit dafuͤr zu bezeigen, und es ſtehen ſchon
andere Geſchenke fuͤr ihn bereit, die weit an-
ſehnlicher ſeyn ſollten, als das vorige. Nach
Zuruͤckerhaltung dieſer Antwort, und um
ſein Vorhaben ins Werk zu richten, redete
der Muͤfti, der bereits uͤber Huſejn Paſcha
Misvergnuͤgen geſchoͤpfet hatte, dem Sul-
tane zu, daß er Daltaban naͤher an den Hof
bringen und ihn zum Paſcha von Kjutahi
machen moͤchte. Als er vernahm, daß der-
ſelbe
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |