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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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21. Aehmed der II
"bitten, nach Mekka zu gehen. Gott wolle euch durch seinen Geist auf den
"rechten Weg leiten, und euch in euren Kriegen gegen die Gjawur mit seiner
"allmächtigen rechten Hand beschützen!"

9.

Jeng-itscheriler Agasi und die übrigen Feldhauptleute bezeigten beyDie Feldhaupt-
leute der Jeng-
itscheri verspre-
chen dem Weßire
mit einem Eide,
ihm treu zu seyn.

Vernehmung dessen, was ihnen der Weßir vortrug, ihren äußersten Unwillen;
nenneten den Sultan einen dummen, unverständigen und einfältigen Mann,
und riefen aus: er lasse sich von seinen Hofleuten eben so leicht lenken, als der
Wind die Zweige auf den Bäumen bewege. Ja sie setzten hinzu; wenn der
Sultan auf seinem Vorhaben bestehen sollte: so müßten sie vielmehr ihn absetzen,
als Kjüprili Ogli, diesen Vertheidiger des Gesetzes, Aufrechthalter des osma-
nischen Reiches und unüberwindlichen Feldherrn. Dabey versprachen sie dem-
selben, ihr Leben für ihn aufzusetzen; und nicht geschehen zu lassen, daß ihm
nur ein einziges Har auf dem Kopfe gekrümmet werde: verbanden sich auch
unter einander mit einem Eide, so lange er lebe, durchaus keinen andern Feld-
herrn, er sey welcher es wolle, zu dulden, und seinen Befehlen mit der größten
Bereitwilligkeit Folge zu leisten.

10.

Als der Weßir (der die Feldhauptleute zu keinem andern EndeDer Weßir ent-
schuldiget sich
auf eine listige
Weise, daß er
nicht bey Hofe
erschienen, da
man nach ihm
geschicket hatte.

zu sich beschieden hatte, als um zu erfahren, wie sie gegen ihn gesinnet seyen)
merket, daß er sich auf ihre Treue verlassen konnte: so schicket er noch an dem-
selben Tage durch ein Telchis 7 eine Antwort nach Hofe, dieses Inhalts. Er
sey zwar willens gewesen, nach ihrer Majestät Befehl sich in den Palast zu ver-
fügen; indem er aber zu Pferde steigen wollen: so sey ihm hinterbracht worden,
daß die Soldaten von den Hofbedienten beleidiget worden, und im Begriffe
seyen, einen Aufruhr zu erregen. Diese Gefahr habe er von solcher Wichtig-
keit zu seyn erachtet, daß er geglaubet, er könne ungestraft seinen Gehorsam
[Spaltenumbruch]

manischen Hofe, und kommt mit dem [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] der ehemaligen griechischen Kaiser
überein. Wann der Telchistschi das Schrei-
ben erhalten hat: so verstecket er es nicht
in den Busen oder sonst wohin; außer wenn
er es vor dem Regen bewahren muß: sondern
er träget es in der Hand, und bringet es
so geschwind, als er kann, in den Palast.
Wann er dahin kommt: so übergiebt er das-
selbe dem Kißlar Aga, der es dem Sultane
überreichet. Der Telchistschi wartet in dem
[Spaltenumbruch]
äußern Hofe so lange, bis das Chättischerif
oder die Antwort des Sultans auf des Weßirs
Schreiben fertig ist, und ihm von dem Kißlar
Aga gebracht wird; das er dann dem Weßire,
auf eben die Art, wie das Telchis, zurück
bringet. Es geschiehet aber sehr oft, daß
der Sultan dem Weßire das Chättischerif
durch Baltadschilar Kjihajasi, Chassäkji Aga
oder Rußbekjtschi zuschicket, von denen ich
kurz vorher Nachricht gegeben habe.

gegen
4 K

21. Aehmed der II
“bitten, nach Mekka zu gehen. Gott wolle euch durch ſeinen Geiſt auf den
“rechten Weg leiten, und euch in euren Kriegen gegen die Gjawur mit ſeiner
“allmaͤchtigen rechten Hand beſchuͤtzen!„

9.

Jeng-itſcheriler Agaſi und die uͤbrigen Feldhauptleute bezeigten beyDie Feldhaupt-
leute der Jeng-
itſcheri verſpre-
chen dem Weßire
mit einem Eide,
ihm treu zu ſeyn.

Vernehmung deſſen, was ihnen der Weßir vortrug, ihren aͤußerſten Unwillen;
nenneten den Sultan einen dummen, unverſtaͤndigen und einfaͤltigen Mann,
und riefen aus: er laſſe ſich von ſeinen Hofleuten eben ſo leicht lenken, als der
Wind die Zweige auf den Baͤumen bewege. Ja ſie ſetzten hinzu; wenn der
Sultan auf ſeinem Vorhaben beſtehen ſollte: ſo muͤßten ſie vielmehr ihn abſetzen,
als Kjuͤprili Ogli, dieſen Vertheidiger des Geſetzes, Aufrechthalter des osma-
niſchen Reiches und unuͤberwindlichen Feldherrn. Dabey verſprachen ſie dem-
ſelben, ihr Leben fuͤr ihn aufzuſetzen; und nicht geſchehen zu laſſen, daß ihm
nur ein einziges Har auf dem Kopfe gekruͤmmet werde: verbanden ſich auch
unter einander mit einem Eide, ſo lange er lebe, durchaus keinen andern Feld-
herrn, er ſey welcher es wolle, zu dulden, und ſeinen Befehlen mit der groͤßten
Bereitwilligkeit Folge zu leiſten.

10.

Als der Weßir (der die Feldhauptleute zu keinem andern EndeDer Weßir ent-
ſchuldiget ſich
auf eine liſtige
Weiſe, daß er
nicht bey Hofe
erſchienen, da
man nach ihm
geſchicket hatte.

zu ſich beſchieden hatte, als um zu erfahren, wie ſie gegen ihn geſinnet ſeyen)
merket, daß er ſich auf ihre Treue verlaſſen konnte: ſo ſchicket er noch an dem-
ſelben Tage durch ein Telchis 7 eine Antwort nach Hofe, dieſes Inhalts. Er
ſey zwar willens geweſen, nach ihrer Majeſtaͤt Befehl ſich in den Palaſt zu ver-
fuͤgen; indem er aber zu Pferde ſteigen wollen: ſo ſey ihm hinterbracht worden,
daß die Soldaten von den Hofbedienten beleidiget worden, und im Begriffe
ſeyen, einen Aufruhr zu erregen. Dieſe Gefahr habe er von ſolcher Wichtig-
keit zu ſeyn erachtet, daß er geglaubet, er koͤnne ungeſtraft ſeinen Gehorſam
[Spaltenumbruch]

maniſchen Hofe, und kommt mit dem [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]
[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] der ehemaligen griechiſchen Kaiſer
uͤberein. Wann der Telchistſchi das Schrei-
ben erhalten hat: ſo verſtecket er es nicht
in den Buſen oder ſonſt wohin; außer wenn
er es vor dem Regen bewahren muß: ſondern
er traͤget es in der Hand, und bringet es
ſo geſchwind, als er kann, in den Palaſt.
Wann er dahin kommt: ſo uͤbergiebt er daſ-
ſelbe dem Kißlar Aga, der es dem Sultane
uͤberreichet. Der Telchistſchi wartet in dem
[Spaltenumbruch]
aͤußern Hofe ſo lange, bis das Chaͤttiſcherif
oder die Antwort des Sultans auf des Weßirs
Schreiben fertig iſt, und ihm von dem Kißlar
Aga gebracht wird; das er dann dem Weßire,
auf eben die Art, wie das Telchis, zuruͤck
bringet. Es geſchiehet aber ſehr oft, daß
der Sultan dem Weßire das Chaͤttiſcherif
durch Baltadſchilar Kjihajaſi, Chaſſaͤkji Aga
oder Rußbekjtſchi zuſchicket, von denen ich
kurz vorher Nachricht gegeben habe.

gegen
4 K
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[625/0737] 21. Aehmed der II “bitten, nach Mekka zu gehen. Gott wolle euch durch ſeinen Geiſt auf den “rechten Weg leiten, und euch in euren Kriegen gegen die Gjawur mit ſeiner “allmaͤchtigen rechten Hand beſchuͤtzen!„ 9. Jeng-itſcheriler Agaſi und die uͤbrigen Feldhauptleute bezeigten bey Vernehmung deſſen, was ihnen der Weßir vortrug, ihren aͤußerſten Unwillen; nenneten den Sultan einen dummen, unverſtaͤndigen und einfaͤltigen Mann, und riefen aus: er laſſe ſich von ſeinen Hofleuten eben ſo leicht lenken, als der Wind die Zweige auf den Baͤumen bewege. Ja ſie ſetzten hinzu; wenn der Sultan auf ſeinem Vorhaben beſtehen ſollte: ſo muͤßten ſie vielmehr ihn abſetzen, als Kjuͤprili Ogli, dieſen Vertheidiger des Geſetzes, Aufrechthalter des osma- niſchen Reiches und unuͤberwindlichen Feldherrn. Dabey verſprachen ſie dem- ſelben, ihr Leben fuͤr ihn aufzuſetzen; und nicht geſchehen zu laſſen, daß ihm nur ein einziges Har auf dem Kopfe gekruͤmmet werde: verbanden ſich auch unter einander mit einem Eide, ſo lange er lebe, durchaus keinen andern Feld- herrn, er ſey welcher es wolle, zu dulden, und ſeinen Befehlen mit der groͤßten Bereitwilligkeit Folge zu leiſten. Die Feldhaupt- leute der Jeng- itſcheri verſpre- chen dem Weßire mit einem Eide, ihm treu zu ſeyn. 10. Als der Weßir (der die Feldhauptleute zu keinem andern Ende zu ſich beſchieden hatte, als um zu erfahren, wie ſie gegen ihn geſinnet ſeyen) merket, daß er ſich auf ihre Treue verlaſſen konnte: ſo ſchicket er noch an dem- ſelben Tage durch ein Telchis ⁷ eine Antwort nach Hofe, dieſes Inhalts. Er ſey zwar willens geweſen, nach ihrer Majeſtaͤt Befehl ſich in den Palaſt zu ver- fuͤgen; indem er aber zu Pferde ſteigen wollen: ſo ſey ihm hinterbracht worden, daß die Soldaten von den Hofbedienten beleidiget worden, und im Begriffe ſeyen, einen Aufruhr zu erregen. Dieſe Gefahr habe er von ſolcher Wichtig- keit zu ſeyn erachtet, daß er geglaubet, er koͤnne ungeſtraft ſeinen Gehorſam gegen maniſchen Hofe, und kommt mit dem _ _ der ehemaligen griechiſchen Kaiſer uͤberein. Wann der Telchistſchi das Schrei- ben erhalten hat: ſo verſtecket er es nicht in den Buſen oder ſonſt wohin; außer wenn er es vor dem Regen bewahren muß: ſondern er traͤget es in der Hand, und bringet es ſo geſchwind, als er kann, in den Palaſt. Wann er dahin kommt: ſo uͤbergiebt er daſ- ſelbe dem Kißlar Aga, der es dem Sultane uͤberreichet. Der Telchistſchi wartet in dem aͤußern Hofe ſo lange, bis das Chaͤttiſcherif oder die Antwort des Sultans auf des Weßirs Schreiben fertig iſt, und ihm von dem Kißlar Aga gebracht wird; das er dann dem Weßire, auf eben die Art, wie das Telchis, zuruͤck bringet. Es geſchiehet aber ſehr oft, daß der Sultan dem Weßire das Chaͤttiſcherif durch Baltadſchilar Kjihajaſi, Chaſſaͤkji Aga oder Rußbekjtſchi zuſchicket, von denen ich kurz vorher Nachricht gegeben habe. Der Weßir ent- ſchuldiget ſich auf eine liſtige Weiſe, daß er nicht bey Hofe erſchienen, da man nach ihm geſchicket hatte. 4 K

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 625. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/737>, abgerufen am 22.11.2024.