bis nach Korinth, und ein Stück von Dalmatien, nebst der Niederreißung der Häfen Dulcigno und Antivari.
26.
Die Abgesandten ertheilten Sülejman von dieser Antwort der christ-Der König in Frankreich ma- chet den Sultan von dem Frieden abwendig: lichen Mächte durch einen reitenden Boten ungesäumt Nachricht, und verlangten von ihm Verhaltungsbefehle, was sie darauf erwiedern sollten. Es ist auch kein Zweifel, daß der Friede würde zu Stande gekommen seyn: wenn nicht die allerchristlichste Sonne den abnehmenden Mond mit ihrem Lichte belebet und verhindert hätte, daß derselbe durch die Waffen der Deutschen nicht gänzlich verfinstert würde. Denn als der König in Frankreich, der die Errettung Deutsch- landes und die Siege der Christen in Ungarn mit schelen Augen ansahe, merkte, daß das kaiserliche Heer alle Bolwerke, dadurch Constantinopel beschützet wird, niedergerissen hatte, und mit nächstem das ganze osmanische Reich über einen Haufen werfen werde: so wurde er darüber neidisch, erklärete, ungeachtet er keine rechtmäßige Ursache dazu hatte, gegen den Kaiser den Krieg, und zog da- durch die deutschen Völker von der Donau nach dem Rhein. Damit er aber doch nicht die ganze Last des Krieges von den Türken auf sich wälzen möchte: so ließ er dem Sultane durch seinen Abgesandten zu Constantinopel, Chateauneuf, zureden, er sollte keinen Frieden mit den Deutschen machen; denn im zukünfti- gen Jahre wolle er mit einem starken Kriegesheer in das Herz von Deutschland eindringen, und es so veranstalten, daß beyde Padischah mit vereinigten Kräf- ten gegen die Deutschen kriegeten, wie er dann bereits viermal hundert tausend Mann zu dieser Unternehmung in Bereitschaft habe.
27.
Er fügte diesem noch hinzu: wenn der Erfolg mit seinem Wunscheverspricht das deutsche Reich unter sich und den Sultan zu theilen. übereinkommen werde: so wolle er Wien nebst ganz Deutschland für sich be- halten; Ungarn aber dem Sultane überlassen. Diese Versprechen flößeten den niedergeschlagenen Türken wieder einen Muth ein, und erfülleten ihre Gemüther mit solcher starken Hoffnung vom zukünftigen Glücke, daß der Sultan sich um die Abgesandten, die er, einen Frieden zu erlangen, abgeschicket hatte, unbe- kümmert ließe, und an nichts anderes gedachte, als an den Krieg.
28.
Seine erste Sorge ging also dahin, die einheimischen Sachen inAlles Gewerbe wegen eines Friedens wird beyseite geleget, der Krieg erneu- ert, und die Auf- rührer in Euro- pa und Asien ge- schlagen. Ordnung zu bringen. Da er nun vernahm, daß die Deutschen sich in ihre Winterläger zurück gezogen hatten: so schickte er den größten Theil seines Heeres [Spaltenumbruch]
und an die benachbarten Fürsten, mit denen er im Frieden lebet, absendet, um ihnen seine Gelangung auf den Thron bekannt zu machen. [Spaltenumbruch] Eigentlich heißen sie Namei Dschülusi Hü- majun, das ist, Schreiben der allerhöchsten neuen Regierung.
gegen
20. Suͤlejman der II
bis nach Korinth, und ein Stuͤck von Dalmatien, nebſt der Niederreißung der Haͤfen Dulcigno und Antivari.
26.
Die Abgeſandten ertheilten Suͤlejman von dieſer Antwort der chriſt-Der Koͤnig in Frankreich ma- chet den Sultan von dem Frieden abwendig: lichen Maͤchte durch einen reitenden Boten ungeſaͤumt Nachricht, und verlangten von ihm Verhaltungsbefehle, was ſie darauf erwiedern ſollten. Es iſt auch kein Zweifel, daß der Friede wuͤrde zu Stande gekommen ſeyn: wenn nicht die allerchriſtlichſte Sonne den abnehmenden Mond mit ihrem Lichte belebet und verhindert haͤtte, daß derſelbe durch die Waffen der Deutſchen nicht gaͤnzlich verfinſtert wuͤrde. Denn als der Koͤnig in Frankreich, der die Errettung Deutſch- landes und die Siege der Chriſten in Ungarn mit ſchelen Augen anſahe, merkte, daß das kaiſerliche Heer alle Bolwerke, dadurch Conſtantinopel beſchuͤtzet wird, niedergeriſſen hatte, und mit naͤchſtem das ganze osmaniſche Reich uͤber einen Haufen werfen werde: ſo wurde er daruͤber neidiſch, erklaͤrete, ungeachtet er keine rechtmaͤßige Urſache dazu hatte, gegen den Kaiſer den Krieg, und zog da- durch die deutſchen Voͤlker von der Donau nach dem Rhein. Damit er aber doch nicht die ganze Laſt des Krieges von den Tuͤrken auf ſich waͤlzen moͤchte: ſo ließ er dem Sultane durch ſeinen Abgeſandten zu Conſtantinopel, Chateauneuf, zureden, er ſollte keinen Frieden mit den Deutſchen machen; denn im zukuͤnfti- gen Jahre wolle er mit einem ſtarken Kriegesheer in das Herz von Deutſchland eindringen, und es ſo veranſtalten, daß beyde Padiſchah mit vereinigten Kraͤf- ten gegen die Deutſchen kriegeten, wie er dann bereits viermal hundert tauſend Mann zu dieſer Unternehmung in Bereitſchaft habe.
27.
Er fuͤgte dieſem noch hinzu: wenn der Erfolg mit ſeinem Wunſcheverſpricht das deutſche Reich unter ſich und den Sultan zu theilen. uͤbereinkommen werde: ſo wolle er Wien nebſt ganz Deutſchland fuͤr ſich be- halten; Ungarn aber dem Sultane uͤberlaſſen. Dieſe Verſprechen floͤßeten den niedergeſchlagenen Tuͤrken wieder einen Muth ein, und erfuͤlleten ihre Gemuͤther mit ſolcher ſtarken Hoffnung vom zukuͤnftigen Gluͤcke, daß der Sultan ſich um die Abgeſandten, die er, einen Frieden zu erlangen, abgeſchicket hatte, unbe- kuͤmmert ließe, und an nichts anderes gedachte, als an den Krieg.
28.
Seine erſte Sorge ging alſo dahin, die einheimiſchen Sachen inAlles Gewerbe wegen eines Friedens wird beyſeite geleget, der Krieg erneu- ert, und die Auf- ruͤhrer in Euro- pa und Aſien ge- ſchlagen. Ordnung zu bringen. Da er nun vernahm, daß die Deutſchen ſich in ihre Winterlaͤger zuruͤck gezogen hatten: ſo ſchickte er den groͤßten Theil ſeines Heeres [Spaltenumbruch]
und an die benachbarten Fuͤrſten, mit denen er im Frieden lebet, abſendet, um ihnen ſeine Gelangung auf den Thron bekannt zu machen. [Spaltenumbruch] Eigentlich heißen ſie Namei Dſchuͤluſi Huͤ- majun, das iſt, Schreiben der allerhoͤchſten neuen Regierung.
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Haͤfen Dulcigno und Antivari.
26. Die Abgeſandten ertheilten Suͤlejman von dieſer Antwort der chriſt-
lichen Maͤchte durch einen reitenden Boten ungeſaͤumt Nachricht, und verlangten
von ihm Verhaltungsbefehle, was ſie darauf erwiedern ſollten. Es iſt auch
kein Zweifel, daß der Friede wuͤrde zu Stande gekommen ſeyn: wenn nicht die
allerchriſtlichſte Sonne den abnehmenden Mond mit ihrem Lichte belebet und
verhindert haͤtte, daß derſelbe durch die Waffen der Deutſchen nicht gaͤnzlich
verfinſtert wuͤrde. Denn als der Koͤnig in Frankreich, der die Errettung Deutſch-
landes und die Siege der Chriſten in Ungarn mit ſchelen Augen anſahe, merkte,
daß das kaiſerliche Heer alle Bolwerke, dadurch Conſtantinopel beſchuͤtzet wird,
niedergeriſſen hatte, und mit naͤchſtem das ganze osmaniſche Reich uͤber einen
Haufen werfen werde: ſo wurde er daruͤber neidiſch, erklaͤrete, ungeachtet er
keine rechtmaͤßige Urſache dazu hatte, gegen den Kaiſer den Krieg, und zog da-
durch die deutſchen Voͤlker von der Donau nach dem Rhein. Damit er aber
doch nicht die ganze Laſt des Krieges von den Tuͤrken auf ſich waͤlzen moͤchte:
ſo ließ er dem Sultane durch ſeinen Abgeſandten zu Conſtantinopel, Chateauneuf,
zureden, er ſollte keinen Frieden mit den Deutſchen machen; denn im zukuͤnfti-
gen Jahre wolle er mit einem ſtarken Kriegesheer in das Herz von Deutſchland
eindringen, und es ſo veranſtalten, daß beyde Padiſchah mit vereinigten Kraͤf-
ten gegen die Deutſchen kriegeten, wie er dann bereits viermal hundert tauſend
Mann zu dieſer Unternehmung in Bereitſchaft habe.
Der Koͤnig in
Frankreich ma-
chet den Sultan
von dem Frieden
abwendig:
27. Er fuͤgte dieſem noch hinzu: wenn der Erfolg mit ſeinem Wunſche
uͤbereinkommen werde: ſo wolle er Wien nebſt ganz Deutſchland fuͤr ſich be-
halten; Ungarn aber dem Sultane uͤberlaſſen. Dieſe Verſprechen floͤßeten den
niedergeſchlagenen Tuͤrken wieder einen Muth ein, und erfuͤlleten ihre Gemuͤther
mit ſolcher ſtarken Hoffnung vom zukuͤnftigen Gluͤcke, daß der Sultan ſich um
die Abgeſandten, die er, einen Frieden zu erlangen, abgeſchicket hatte, unbe-
kuͤmmert ließe, und an nichts anderes gedachte, als an den Krieg.
verſpricht das
deutſche Reich
unter ſich und
den Sultan
zu theilen.
28. Seine erſte Sorge ging alſo dahin, die einheimiſchen Sachen in
Ordnung zu bringen. Da er nun vernahm, daß die Deutſchen ſich in ihre
Winterlaͤger zuruͤck gezogen hatten: ſo ſchickte er den groͤßten Theil ſeines Heeres
gegen
und an die benachbarten Fuͤrſten, mit denen
er im Frieden lebet, abſendet, um ihnen ſeine
Gelangung auf den Thron bekannt zu machen.
Eigentlich heißen ſie Namei Dſchuͤluſi Huͤ-
majun, das iſt, Schreiben der allerhoͤchſten
neuen Regierung.
Alles Gewerbe
wegen eines
Friedens wird
beyſeite geleget,
der Krieg erneu-
ert, und die Auf-
ruͤhrer in Euro-
pa und Aſien ge-
ſchlagen.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/693>, abgerufen am 22.11.2024.
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