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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
ließe, und, ungeachtet sie mit Bomben grausam geängstiget wurde, sich dennoch
mit großer Tapferkeit vertheidigte. Jedoch, Morosini ließ diesen Platz liegen,
und segelte mit seiner Flote durch den korinthischen Meerbusen gerades Weges
nach Korinth: in Hoffnung, wenn diese Stadt bezwungen wäre, daß alsdann
den Türken nicht allein alle Möglichkeit, wieder in Morea zu kommen, abge-
schnitten seyn; sondern auch es weit leichter fallen würde, die übrigen Schlösser,
die die Türken noch inne hatten, vollends unter den Fuß zu bringen. Als der
Seräskjer von Morosinis Annäherung Nachricht bekommt, und überleget, daß
die vier tausend Mann, die er bey sich hatte, nicht im Stande seyen, mit den
Venetianern anzubinden: so stecket er die Vorrathshäuser zu Korinth in Brand,
reißet den größten Theil der Wälle darnieder, und ziehet sich mit seinen Soldaten
in die thebanischen Gebirge zurück; auf welchem Zuge derselbe die sehr schänd-
liche That begehet, daß er alle Griechen, die er unterweges antrifft, umbringet,
unter dem Vorwande: sie wären die Ursache seines Unglücks. Als aber Mo-
rosini das Feuer gewahr wird, und wohl merket, was es bedeute: so sendet er
einige Völker dahin, und lässet die Flamme löschen, ehe dieselbe noch allen Vor-
rath völlig verzehren konnte.

172.

Hierauf schickte derselbe den Grafen von Königsmark mit einemKönigsmark
erobert Athen.

Theile des Heeres nach Athen, und zwang es nach einer kurzen Belagerung
zur Uebergabe. In dieser Belagerung zündeten die Venetianer durch eine Bombe
den Pulvervorrath an, den die Türken in dem berühmten Tempel, vor Alters
dem unbekannten Gott* gewidmet, liegen hatten; dadurch derselbe gänzlich
über einen Haufen geworfen wurde. Solchergestalt haben also die Venetianer,
die sonst das bestgesittete Volk von Italien sind, diese Denkmale des Alterthums,
sowol zu Constantinopel2* als zu Athen, zerstöret, die die Barbarn unberührt
gelassen hatten; und verdienen aus der Ursache eben so heftig getadelt zu wer-
den, als Herostratus3*: wiewol sich noch dieser Unterschied dabey befindet, daß
[Spaltenumbruch]

[fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt], von den Türken Menewtsche,
und von den Italienern Napoli di Malvasia
[Spaltenumbruch]
genennet wird. Sie ist die stärkste Festung
in ganz Morea.

dieses
* Es wird bey den Alten keines Tempels, sondern nur eines Altars des unbekannten Gottes, gedacht.
Der Tempel, der hier im Feuer aufging, war der Tempel des Sieges; dabey zugleich der berühmte
Tempel Minerva, Parthenon genennet, zu Grunde gerichtet wurde. Ricaut Fortsetzung der ottoman-
nischen Pforte, 420 S.
2* Als die Venetianer im Jahre 1203 Constantinopel erobert hat-
ten, und in der Stadt von des Kaisers Alexius Komnens Soldaten verfolget wurden: so zündeten
sie die Stadt an; dabey das Stück von dem blachernischen Hügel bis an das Kloster Evergetes ab-
brannte. Nicetas Choniates in seiner Geschichte, 288 S. der venetianischen Ausgabe.
3* der den Tempel der Diana zu Ephesus in Brand gestecket hat.
3 Z

19. Muhaͤmmed der IIII
ließe, und, ungeachtet ſie mit Bomben grauſam geaͤngſtiget wurde, ſich dennoch
mit großer Tapferkeit vertheidigte. Jedoch, Moroſini ließ dieſen Platz liegen,
und ſegelte mit ſeiner Flote durch den korinthiſchen Meerbuſen gerades Weges
nach Korinth: in Hoffnung, wenn dieſe Stadt bezwungen waͤre, daß alsdann
den Tuͤrken nicht allein alle Moͤglichkeit, wieder in Morea zu kommen, abge-
ſchnitten ſeyn; ſondern auch es weit leichter fallen wuͤrde, die uͤbrigen Schloͤſſer,
die die Tuͤrken noch inne hatten, vollends unter den Fuß zu bringen. Als der
Seraͤskjer von Moroſinis Annaͤherung Nachricht bekommt, und uͤberleget, daß
die vier tauſend Mann, die er bey ſich hatte, nicht im Stande ſeyen, mit den
Venetianern anzubinden: ſo ſtecket er die Vorrathshaͤuſer zu Korinth in Brand,
reißet den groͤßten Theil der Waͤlle darnieder, und ziehet ſich mit ſeinen Soldaten
in die thebaniſchen Gebirge zuruͤck; auf welchem Zuge derſelbe die ſehr ſchaͤnd-
liche That begehet, daß er alle Griechen, die er unterweges antrifft, umbringet,
unter dem Vorwande: ſie waͤren die Urſache ſeines Ungluͤcks. Als aber Mo-
roſini das Feuer gewahr wird, und wohl merket, was es bedeute: ſo ſendet er
einige Voͤlker dahin, und laͤſſet die Flamme loͤſchen, ehe dieſelbe noch allen Vor-
rath voͤllig verzehren konnte.

172.

Hierauf ſchickte derſelbe den Grafen von Koͤnigsmark mit einemKoͤnigsmark
erobert Athen.

Theile des Heeres nach Athen, und zwang es nach einer kurzen Belagerung
zur Uebergabe. In dieſer Belagerung zuͤndeten die Venetianer durch eine Bombe
den Pulvervorrath an, den die Tuͤrken in dem beruͤhmten Tempel, vor Alters
dem unbekannten Gott* gewidmet, liegen hatten; dadurch derſelbe gaͤnzlich
uͤber einen Haufen geworfen wurde. Solchergeſtalt haben alſo die Venetianer,
die ſonſt das beſtgeſittete Volk von Italien ſind, dieſe Denkmale des Alterthums,
ſowol zu Conſtantinopel2* als zu Athen, zerſtoͤret, die die Barbarn unberuͤhrt
gelaſſen hatten; und verdienen aus der Urſache eben ſo heftig getadelt zu wer-
den, als Heroſtratus3*: wiewol ſich noch dieſer Unterſchied dabey befindet, daß
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[fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt]‚ von den Tuͤrken Menewtſche,
und von den Italienern Napoli di Malvaſia
[Spaltenumbruch]
genennet wird. Sie iſt die ſtaͤrkſte Feſtung
in ganz Morea.

dieſes
* Es wird bey den Alten keines Tempels, ſondern nur eines Altars des unbekannten Gottes, gedacht.
Der Tempel, der hier im Feuer aufging, war der Tempel des Sieges; dabey zugleich der beruͤhmte
Tempel Minerva, Parthenon genennet, zu Grunde gerichtet wurde. Ricaut Fortſetzung der ottoman-
niſchen Pforte, 420 S.
2* Als die Venetianer im Jahre 1203 Conſtantinopel erobert hat-
ten, und in der Stadt von des Kaiſers Alexius Komnens Soldaten verfolget wurden: ſo zuͤndeten
ſie die Stadt an; dabey das Stuͤck von dem blacherniſchen Huͤgel bis an das Kloſter Evergetes ab-
brannte. Nicetas Choniates in ſeiner Geſchichte, 288 S. der venetianiſchen Ausgabe.
3* der den Tempel der Diana zu Epheſus in Brand geſtecket hat.
3 Z
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[545/0653] 19. Muhaͤmmed der IIII ließe, und, ungeachtet ſie mit Bomben grauſam geaͤngſtiget wurde, ſich dennoch mit großer Tapferkeit vertheidigte. Jedoch, Moroſini ließ dieſen Platz liegen, und ſegelte mit ſeiner Flote durch den korinthiſchen Meerbuſen gerades Weges nach Korinth: in Hoffnung, wenn dieſe Stadt bezwungen waͤre, daß alsdann den Tuͤrken nicht allein alle Moͤglichkeit, wieder in Morea zu kommen, abge- ſchnitten ſeyn; ſondern auch es weit leichter fallen wuͤrde, die uͤbrigen Schloͤſſer, die die Tuͤrken noch inne hatten, vollends unter den Fuß zu bringen. Als der Seraͤskjer von Moroſinis Annaͤherung Nachricht bekommt, und uͤberleget, daß die vier tauſend Mann, die er bey ſich hatte, nicht im Stande ſeyen, mit den Venetianern anzubinden: ſo ſtecket er die Vorrathshaͤuſer zu Korinth in Brand, reißet den groͤßten Theil der Waͤlle darnieder, und ziehet ſich mit ſeinen Soldaten in die thebaniſchen Gebirge zuruͤck; auf welchem Zuge derſelbe die ſehr ſchaͤnd- liche That begehet, daß er alle Griechen, die er unterweges antrifft, umbringet, unter dem Vorwande: ſie waͤren die Urſache ſeines Ungluͤcks. Als aber Mo- roſini das Feuer gewahr wird, und wohl merket, was es bedeute: ſo ſendet er einige Voͤlker dahin, und laͤſſet die Flamme loͤſchen, ehe dieſelbe noch allen Vor- rath voͤllig verzehren konnte. 172. Hierauf ſchickte derſelbe den Grafen von Koͤnigsmark mit einem Theile des Heeres nach Athen, und zwang es nach einer kurzen Belagerung zur Uebergabe. In dieſer Belagerung zuͤndeten die Venetianer durch eine Bombe den Pulvervorrath an, den die Tuͤrken in dem beruͤhmten Tempel, vor Alters dem unbekannten Gott * gewidmet, liegen hatten; dadurch derſelbe gaͤnzlich uͤber einen Haufen geworfen wurde. Solchergeſtalt haben alſo die Venetianer, die ſonſt das beſtgeſittete Volk von Italien ſind, dieſe Denkmale des Alterthums, ſowol zu Conſtantinopel 2* als zu Athen, zerſtoͤret, die die Barbarn unberuͤhrt gelaſſen hatten; und verdienen aus der Urſache eben ſo heftig getadelt zu wer- den, als Heroſtratus 3*: wiewol ſich noch dieſer Unterſchied dabey befindet, daß dieſes _ ‚ von den Tuͤrken Menewtſche, und von den Italienern Napoli di Malvaſia genennet wird. Sie iſt die ſtaͤrkſte Feſtung in ganz Morea. Koͤnigsmark erobert Athen. * Es wird bey den Alten keines Tempels, ſondern nur eines Altars des unbekannten Gottes, gedacht. Der Tempel, der hier im Feuer aufging, war der Tempel des Sieges; dabey zugleich der beruͤhmte Tempel Minerva, Parthenon genennet, zu Grunde gerichtet wurde. Ricaut Fortſetzung der ottoman- niſchen Pforte, 420 S. 2* Als die Venetianer im Jahre 1203 Conſtantinopel erobert hat- ten, und in der Stadt von des Kaiſers Alexius Komnens Soldaten verfolget wurden: ſo zuͤndeten ſie die Stadt an; dabey das Stuͤck von dem blacherniſchen Huͤgel bis an das Kloſter Evergetes ab- brannte. Nicetas Choniates in ſeiner Geſchichte, 288 S. der venetianiſchen Ausgabe. 3* der den Tempel der Diana zu Epheſus in Brand geſtecket hat. 3 Z

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 545. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/653>, abgerufen am 22.11.2024.