sich dem Kaiser von Deutschland zu unterwerfen. Caprara, der itzo Schul- zens Truppen anführete, kam bald hierauf an, nämlich am dritten des Monats Ssülkäde, die Stadt zu belagern, zog rings um dieselbe eine Linie, und fing hierauf an, dieselbe zu beschießen.
115.
Als Teökeöli siehet, in welcher Gefahr sich seine Völker befinden:Teökeöli wird durch eine List gefangen, in Ket- ten geleget, und nach Constanti- nopel gesendet. so sendet er vielfältige Boten an den Pascha von Waradin, und ersuchet densel- ben um seinen Beystand. Der Pascha saget ihm auch denselben zu, und ver- langet, daß Teökeöli zu ihm kommen und ihm einen Anschlag geben möchte, auf welche Weise die Stadt am füglichsten könnte gerettet werden. Teökeöli, der ein allzugroßes Vertrauen in denselben setzte, verfüget sich nach Waradin, in Begleitung sieben tausend seiner Landesleute. Ehe er noch die Stadt erreichet: so kommt ihm der Pascha entgegen, empfänget ihn mit großen Ehrenbezeigun- gen, und ersuchet ihn, mit seinen vornehmsten Kriegsbefehlhabern in die Stadt zu kommen; weiset auch seinen Soldaten in der Nachbarschaft die Quartiere an, und machet Anstalt zu ihrer Verpflegung. Als Teökeöli in die Stadt kommt: so wird er bey dem Pascha zur Mittagsmalzeit eingeladen. Nachdem diese vor- bey ist: so tritt ein türkischer Kriegsbefehlhaber, in Begleitung verschiedener Jeng-itscheri, in das Zimmer, und zeiget des Sultans Befehl vor, darinnen ihm aufgetragen war, Teökeöli in Ketten zu schließen und nach Constantinopel zu senden. Teökeöli, der als ein Gast angekommen war, ist wegen seines we- nigen bey sich habenden Geleites nicht im Stande, den mindesten Widerstand zu thun; er wird daher sogleich weggeführet, gebunden, und unter einer star- ken Wache gehalten. Seine Begleiter sind über dieser unvermutheten und plötzlichen Begebenheit dergestalt erschrocken, daß sie ohne Bewegung da stehen; und weil sie nicht wissen, was ihnen etwann für ein Schicksal zugedacht seyn möchte: so haben sie nicht das Herz, nach der Ursache davon zu fragen, oder nur einmal ihren Mund aufzuthun.
116.
Nachdem Teökeöli solchergestalt auf die Seite gebracht wordenDie Befehlha- bung über die ungarischen Auf- rührer wird Pe- trozzi aufgetra- gen; war: so wird Petrozzi, die Hauptperson unter seinen Begleitern, vor den Pascha gefordert, der denselben ermahnet, alle Furcht beyseite zu legen, und die Befehlhabung über die ungarischen Truppen, bis auf weitere Verordnung des Sultans, zu übernehmen, und gegen das osmanische Reich die schuldige Treue zu beobachten; mit angehängter Versicherung, daß er einem Herrn diene, der im Stande sey, nicht allein die Ungehorsamen und Verrätherischen zu bestrafen, sondern auch die Getreuen reichlich zu belohnen.
117. Pe-
3 S 2
19. Muhaͤmmed der IIII
ſich dem Kaiſer von Deutſchland zu unterwerfen. Caprara, der itzo Schul- zens Truppen anfuͤhrete, kam bald hierauf an, naͤmlich am dritten des Monats Sſuͤlkaͤde, die Stadt zu belagern, zog rings um dieſelbe eine Linie, und fing hierauf an, dieſelbe zu beſchießen.
115.
Als Teoͤkeoͤli ſiehet, in welcher Gefahr ſich ſeine Voͤlker befinden:Teoͤkeoͤli wird durch eine Liſt gefangen, in Ket- ten geleget, und nach Conſtanti- nopel geſendet. ſo ſendet er vielfaͤltige Boten an den Paſcha von Waradin, und erſuchet denſel- ben um ſeinen Beyſtand. Der Paſcha ſaget ihm auch denſelben zu, und ver- langet, daß Teoͤkeoͤli zu ihm kommen und ihm einen Anſchlag geben moͤchte, auf welche Weiſe die Stadt am fuͤglichſten koͤnnte gerettet werden. Teoͤkeoͤli, der ein allzugroßes Vertrauen in denſelben ſetzte, verfuͤget ſich nach Waradin, in Begleitung ſieben tauſend ſeiner Landesleute. Ehe er noch die Stadt erreichet: ſo kommt ihm der Paſcha entgegen, empfaͤnget ihn mit großen Ehrenbezeigun- gen, und erſuchet ihn, mit ſeinen vornehmſten Kriegsbefehlhabern in die Stadt zu kommen; weiſet auch ſeinen Soldaten in der Nachbarſchaft die Quartiere an, und machet Anſtalt zu ihrer Verpflegung. Als Teoͤkeoͤli in die Stadt kommt: ſo wird er bey dem Paſcha zur Mittagsmalzeit eingeladen. Nachdem dieſe vor- bey iſt: ſo tritt ein tuͤrkiſcher Kriegsbefehlhaber, in Begleitung verſchiedener Jeng-itſcheri, in das Zimmer, und zeiget des Sultans Befehl vor, darinnen ihm aufgetragen war, Teoͤkeoͤli in Ketten zu ſchließen und nach Conſtantinopel zu ſenden. Teoͤkeoͤli, der als ein Gaſt angekommen war, iſt wegen ſeines we- nigen bey ſich habenden Geleites nicht im Stande, den mindeſten Widerſtand zu thun; er wird daher ſogleich weggefuͤhret, gebunden, und unter einer ſtar- ken Wache gehalten. Seine Begleiter ſind uͤber dieſer unvermutheten und ploͤtzlichen Begebenheit dergeſtalt erſchrocken, daß ſie ohne Bewegung da ſtehen; und weil ſie nicht wiſſen, was ihnen etwann fuͤr ein Schickſal zugedacht ſeyn moͤchte: ſo haben ſie nicht das Herz, nach der Urſache davon zu fragen, oder nur einmal ihren Mund aufzuthun.
116.
Nachdem Teoͤkeoͤli ſolchergeſtalt auf die Seite gebracht wordenDie Befehlha- bung uͤber die ungariſchen Auf- ruͤhrer wird Pe- trozzi aufgetra- gen; war: ſo wird Petrozzi, die Hauptperſon unter ſeinen Begleitern, vor den Paſcha gefordert, der denſelben ermahnet, alle Furcht beyſeite zu legen, und die Befehlhabung uͤber die ungariſchen Truppen, bis auf weitere Verordnung des Sultans, zu uͤbernehmen, und gegen das osmaniſche Reich die ſchuldige Treue zu beobachten; mit angehaͤngter Verſicherung, daß er einem Herrn diene, der im Stande ſey, nicht allein die Ungehorſamen und Verraͤtheriſchen zu beſtrafen, ſondern auch die Getreuen reichlich zu belohnen.
117. Pe-
3 S 2
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19. Muhaͤmmed der IIII
ſich dem Kaiſer von Deutſchland zu unterwerfen. Caprara, der itzo Schul-
zens Truppen anfuͤhrete, kam bald hierauf an, naͤmlich am dritten des Monats
Sſuͤlkaͤde, die Stadt zu belagern, zog rings um dieſelbe eine Linie, und fing
hierauf an, dieſelbe zu beſchießen.
115. Als Teoͤkeoͤli ſiehet, in welcher Gefahr ſich ſeine Voͤlker befinden:
ſo ſendet er vielfaͤltige Boten an den Paſcha von Waradin, und erſuchet denſel-
ben um ſeinen Beyſtand. Der Paſcha ſaget ihm auch denſelben zu, und ver-
langet, daß Teoͤkeoͤli zu ihm kommen und ihm einen Anſchlag geben moͤchte, auf
welche Weiſe die Stadt am fuͤglichſten koͤnnte gerettet werden. Teoͤkeoͤli, der
ein allzugroßes Vertrauen in denſelben ſetzte, verfuͤget ſich nach Waradin, in
Begleitung ſieben tauſend ſeiner Landesleute. Ehe er noch die Stadt erreichet:
ſo kommt ihm der Paſcha entgegen, empfaͤnget ihn mit großen Ehrenbezeigun-
gen, und erſuchet ihn, mit ſeinen vornehmſten Kriegsbefehlhabern in die Stadt
zu kommen; weiſet auch ſeinen Soldaten in der Nachbarſchaft die Quartiere
an, und machet Anſtalt zu ihrer Verpflegung. Als Teoͤkeoͤli in die Stadt kommt:
ſo wird er bey dem Paſcha zur Mittagsmalzeit eingeladen. Nachdem dieſe vor-
bey iſt: ſo tritt ein tuͤrkiſcher Kriegsbefehlhaber, in Begleitung verſchiedener
Jeng-itſcheri, in das Zimmer, und zeiget des Sultans Befehl vor, darinnen ihm
aufgetragen war, Teoͤkeoͤli in Ketten zu ſchließen und nach Conſtantinopel
zu ſenden. Teoͤkeoͤli, der als ein Gaſt angekommen war, iſt wegen ſeines we-
nigen bey ſich habenden Geleites nicht im Stande, den mindeſten Widerſtand
zu thun; er wird daher ſogleich weggefuͤhret, gebunden, und unter einer ſtar-
ken Wache gehalten. Seine Begleiter ſind uͤber dieſer unvermutheten und
ploͤtzlichen Begebenheit dergeſtalt erſchrocken, daß ſie ohne Bewegung da ſtehen;
und weil ſie nicht wiſſen, was ihnen etwann fuͤr ein Schickſal zugedacht ſeyn
moͤchte: ſo haben ſie nicht das Herz, nach der Urſache davon zu fragen, oder
nur einmal ihren Mund aufzuthun.
Teoͤkeoͤli wird
durch eine Liſt
gefangen, in Ket-
ten geleget, und
nach Conſtanti-
nopel geſendet.
116. Nachdem Teoͤkeoͤli ſolchergeſtalt auf die Seite gebracht worden
war: ſo wird Petrozzi, die Hauptperſon unter ſeinen Begleitern, vor den
Paſcha gefordert, der denſelben ermahnet, alle Furcht beyſeite zu legen, und
die Befehlhabung uͤber die ungariſchen Truppen, bis auf weitere Verordnung
des Sultans, zu uͤbernehmen, und gegen das osmaniſche Reich die ſchuldige
Treue zu beobachten; mit angehaͤngter Verſicherung, daß er einem Herrn
diene, der im Stande ſey, nicht allein die Ungehorſamen und Verraͤtheriſchen
zu beſtrafen, ſondern auch die Getreuen reichlich zu belohnen.
Die Befehlha-
bung uͤber die
ungariſchen Auf-
ruͤhrer wird Pe-
trozzi aufgetra-
gen;
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 507. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/615>, abgerufen am 25.11.2024.
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