Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite
19. Muhämmed der IIII
41.

Weil nun der Weßir durch diese Begebenheiten überführet wurde,Die Türken sind
des Krieges mü-
de, und verlan-
gen nach dem
Frieden.

daß es vergebens sey, die Kräfte des osmanischen Reiches in diesen Gegenden
zu erschöpfen, da man dieselben in andern Ländern mit mehrerm Vortheile ge-
brauchen könnte: so gab er seine Einwilligung zu dem Frieden mit Rußland,
den beyde Parteyen auf das eifrigste wünscheten. Auf diese Weise wurde also
einem Kriege ein Ende gemacht, zu dessen Fortsetzung dem Kaiser weder Lust
noch Vermögen mangelten; sondern bloß ein Kriegesheer, das Kälte, Hun-
ger, und anderes für sterbliche Menschen allzuhartes Ungemach, auszustehen
gewohnet wäre. Außer diesem schiene es auch, als wenn das Glück die osma-
nischen Waffen verlassen wollte.

42.

Alles dieses aber hätte dennoch den osmanischen Hof nicht abzu-Teökeöli veran-
lasset den Frie-
densbruch zwi-
schen den Türken
und dem Kaiser
von Deutsch-
land.

halten vermocht, sein erstes Vorhaben auszuführen; wenn nicht die neuen Be-
wegungen in Ungarn denselben verleitet hätten, seine Waffen auf diese Seite
zu kehren, da er glaubte, daß der Krieg mit weniger Schwierigkeit und mehrerm
Vortheile geführet werden könnte. Emerich Teökeöli 33 war um diese Zeit
gegen den Kaiser von Deutschland aufrührisch geworden, und hatte in wenigen
[Spaltenumbruch]

Stücke Zimmerholz aufschreibet, als wirklich
vorhanden sind: da sie dann die Freyheit ha-
ben, die Zahl durch Hinzufügung neuer
Stücke voll zu machen. Wenn aber die Tür-
ken ein ansehnliches Gebäude aufzuführen
haben; als einen Dschami, oder einen Palast:
so bedienen sie sich darzu eines griechischen
oder armenischen Baumeisters. Denn diese
letztern sind vortreffliche Werkleute: da hin-
gegen die Türken es selten oder niemals zu
einiger Vollkommenheit bringen. Dieses ist
aber nicht ihrer natürlichen Dummheit zuzu-
schreiben: denn sie legen durch ihre Erkennt-
niß in der Mathematik und andern Wissen-
schaften gar deutlich an den Tag, daß sie,
was den Verstand betrifft, andern Völkern,
wo nicht überlegen sind, doch wenigstens ihnen
keinesweges etwas nachgeben. Die Ursache
aber davon ist, weil die edlern Türken, oder
solche, welche wegen ihrer Gelehrsamkeit oder
[Spaltenumbruch]
Tapferkeit geadelt worden sind (denn der Adel
wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die
Nachkommen gebracht; sondern durch rühm-
liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie
bereits anderswo erwähnet worden ist*), sich
zwar auf die Mathematik legen; dabey aber
vor allen Handwerken und Künsten einen Ab-
scheu haben, als solchen Sachen, welche ihrem
Adel zu gering und unanständig seyen.
33 Teökeöli] Die Thaten dieses Fürsten
sind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß
ich nöthig hätte, sie hier zu erzählen. Nach-
dem er seiner Güter in Ungarn verlustig gewor-
den war: so bekam er von den Türken einen
täglichen Gehalt von achtzig Löwenthalern;
und wurde nachgehends, als er von Ajnadsche
Sülejman Pascha aus seiner Gefangenschaft
losgelassen war, von den Türken die ganze
Zeit über, die sie im Kriege verwickelt waren,

Mona-
* 63 S. 27 Anm.
3 L 2
19. Muhaͤmmed der IIII
41.

Weil nun der Weßir durch dieſe Begebenheiten uͤberfuͤhret wurde,Die Tuͤrken ſind
des Krieges muͤ-
de, und verlan-
gen nach dem
Frieden.

daß es vergebens ſey, die Kraͤfte des osmaniſchen Reiches in dieſen Gegenden
zu erſchoͤpfen, da man dieſelben in andern Laͤndern mit mehrerm Vortheile ge-
brauchen koͤnnte: ſo gab er ſeine Einwilligung zu dem Frieden mit Rußland,
den beyde Parteyen auf das eifrigſte wuͤnſcheten. Auf dieſe Weiſe wurde alſo
einem Kriege ein Ende gemacht, zu deſſen Fortſetzung dem Kaiſer weder Luſt
noch Vermoͤgen mangelten; ſondern bloß ein Kriegesheer, das Kaͤlte, Hun-
ger, und anderes fuͤr ſterbliche Menſchen allzuhartes Ungemach, auszuſtehen
gewohnet waͤre. Außer dieſem ſchiene es auch, als wenn das Gluͤck die osma-
niſchen Waffen verlaſſen wollte.

42.

Alles dieſes aber haͤtte dennoch den osmaniſchen Hof nicht abzu-Teoͤkeoͤli veran-
laſſet den Frie-
densbruch zwi-
ſchen den Tuͤrken
und dem Kaiſer
von Deutſch-
land.

halten vermocht, ſein erſtes Vorhaben auszufuͤhren; wenn nicht die neuen Be-
wegungen in Ungarn denſelben verleitet haͤtten, ſeine Waffen auf dieſe Seite
zu kehren, da er glaubte, daß der Krieg mit weniger Schwierigkeit und mehrerm
Vortheile gefuͤhret werden koͤnnte. Emerich Teoͤkeoͤli 33 war um dieſe Zeit
gegen den Kaiſer von Deutſchland aufruͤhriſch geworden, und hatte in wenigen
[Spaltenumbruch]

Stuͤcke Zimmerholz aufſchreibet, als wirklich
vorhanden ſind: da ſie dann die Freyheit ha-
ben, die Zahl durch Hinzufuͤgung neuer
Stuͤcke voll zu machen. Wenn aber die Tuͤr-
ken ein anſehnliches Gebaͤude aufzufuͤhren
haben; als einen Dſchami, oder einen Palaſt:
ſo bedienen ſie ſich darzu eines griechiſchen
oder armeniſchen Baumeiſters. Denn dieſe
letztern ſind vortreffliche Werkleute: da hin-
gegen die Tuͤrken es ſelten oder niemals zu
einiger Vollkommenheit bringen. Dieſes iſt
aber nicht ihrer natuͤrlichen Dummheit zuzu-
ſchreiben: denn ſie legen durch ihre Erkennt-
niß in der Mathematik und andern Wiſſen-
ſchaften gar deutlich an den Tag, daß ſie,
was den Verſtand betrifft, andern Voͤlkern,
wo nicht uͤberlegen ſind, doch wenigſtens ihnen
keinesweges etwas nachgeben. Die Urſache
aber davon iſt, weil die edlern Tuͤrken, oder
ſolche, welche wegen ihrer Gelehrſamkeit oder
[Spaltenumbruch]
Tapferkeit geadelt worden ſind (denn der Adel
wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die
Nachkommen gebracht; ſondern durch ruͤhm-
liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie
bereits anderswo erwaͤhnet worden iſt*), ſich
zwar auf die Mathematik legen; dabey aber
vor allen Handwerken und Kuͤnſten einen Ab-
ſcheu haben, als ſolchen Sachen, welche ihrem
Adel zu gering und unanſtaͤndig ſeyen.
33 Teoͤkeoͤli] Die Thaten dieſes Fuͤrſten
ſind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß
ich noͤthig haͤtte, ſie hier zu erzaͤhlen. Nach-
dem er ſeiner Guͤter in Ungarn verluſtig gewor-
den war: ſo bekam er von den Tuͤrken einen
taͤglichen Gehalt von achtzig Loͤwenthalern;
und wurde nachgehends, als er von Ajnadſche
Suͤlejman Paſcha aus ſeiner Gefangenſchaft
losgelaſſen war, von den Tuͤrken die ganze
Zeit uͤber, die ſie im Kriege verwickelt waren,

Mona-
* 63 S. 27 Anm.
3 L 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0559" n="451"/>
          <fw place="top" type="header">19. Muha&#x0364;mmed der <hi rendition="#aq">IIII</hi></fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>41.</head>
            <p>Weil nun der Weßir durch die&#x017F;e Begebenheiten u&#x0364;berfu&#x0364;hret wurde,<note place="right">Die Tu&#x0364;rken &#x017F;ind<lb/>
des Krieges mu&#x0364;-<lb/>
de, und verlan-<lb/>
gen nach dem<lb/>
Frieden.</note><lb/>
daß es vergebens &#x017F;ey, die Kra&#x0364;fte des osmani&#x017F;chen Reiches in die&#x017F;en Gegenden<lb/>
zu er&#x017F;cho&#x0364;pfen, da man die&#x017F;elben in andern La&#x0364;ndern mit mehrerm Vortheile ge-<lb/>
brauchen ko&#x0364;nnte: &#x017F;o gab er &#x017F;eine Einwilligung zu dem Frieden mit Rußland,<lb/>
den beyde Parteyen auf das eifrig&#x017F;te wu&#x0364;n&#x017F;cheten. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e wurde al&#x017F;o<lb/>
einem Kriege ein Ende gemacht, zu de&#x017F;&#x017F;en Fort&#x017F;etzung dem Kai&#x017F;er weder Lu&#x017F;t<lb/>
noch Vermo&#x0364;gen mangelten; &#x017F;ondern bloß ein Kriegesheer, das Ka&#x0364;lte, Hun-<lb/>
ger, und anderes fu&#x0364;r &#x017F;terbliche Men&#x017F;chen allzuhartes Ungemach, auszu&#x017F;tehen<lb/>
gewohnet wa&#x0364;re. Außer die&#x017F;em &#x017F;chiene es auch, als wenn das Glu&#x0364;ck die osma-<lb/>
ni&#x017F;chen Waffen verla&#x017F;&#x017F;en wollte.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>42.</head>
            <p>Alles die&#x017F;es aber ha&#x0364;tte dennoch den osmani&#x017F;chen Hof nicht abzu-<note place="right">Teo&#x0364;keo&#x0364;li veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;et den Frie-<lb/>
densbruch zwi-<lb/>
&#x017F;chen den Tu&#x0364;rken<lb/>
und dem Kai&#x017F;er<lb/>
von Deut&#x017F;ch-<lb/>
land.</note><lb/>
halten vermocht, &#x017F;ein er&#x017F;tes Vorhaben auszufu&#x0364;hren; wenn nicht die neuen Be-<lb/>
wegungen in Ungarn den&#x017F;elben verleitet ha&#x0364;tten, &#x017F;eine Waffen auf die&#x017F;e Seite<lb/>
zu kehren, da er glaubte, daß der Krieg mit weniger Schwierigkeit und mehrerm<lb/>
Vortheile gefu&#x0364;hret werden ko&#x0364;nnte. Emerich Teo&#x0364;keo&#x0364;li <note place="end" n="33"/> war um die&#x017F;e Zeit<lb/>
gegen den Kai&#x017F;er von Deut&#x017F;chland aufru&#x0364;hri&#x017F;ch geworden, und hatte in wenigen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Mona-</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="M559" prev="#M558" place="end">Stu&#x0364;cke Zimmerholz auf&#x017F;chreibet, als wirklich<lb/>
vorhanden &#x017F;ind: da &#x017F;ie dann die Freyheit ha-<lb/>
ben, die Zahl durch Hinzufu&#x0364;gung neuer<lb/>
Stu&#x0364;cke voll zu machen. Wenn aber die Tu&#x0364;r-<lb/>
ken ein an&#x017F;ehnliches Geba&#x0364;ude aufzufu&#x0364;hren<lb/>
haben; als einen D&#x017F;chami, oder einen Pala&#x017F;t:<lb/>
&#x017F;o bedienen &#x017F;ie &#x017F;ich darzu eines griechi&#x017F;chen<lb/>
oder armeni&#x017F;chen Baumei&#x017F;ters. Denn die&#x017F;e<lb/>
letztern &#x017F;ind vortreffliche Werkleute: da hin-<lb/>
gegen die Tu&#x0364;rken es &#x017F;elten oder niemals zu<lb/>
einiger Vollkommenheit bringen. Die&#x017F;es i&#x017F;t<lb/>
aber nicht ihrer natu&#x0364;rlichen Dummheit zuzu-<lb/>
&#x017F;chreiben: denn &#x017F;ie legen durch ihre Erkennt-<lb/>
niß in der Mathematik und andern Wi&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
&#x017F;chaften gar deutlich an den Tag, daß &#x017F;ie,<lb/>
was den Ver&#x017F;tand betrifft, andern Vo&#x0364;lkern,<lb/>
wo nicht u&#x0364;berlegen &#x017F;ind, doch wenig&#x017F;tens ihnen<lb/>
keinesweges etwas nachgeben. Die Ur&#x017F;ache<lb/>
aber davon i&#x017F;t, weil die edlern Tu&#x0364;rken, oder<lb/>
&#x017F;olche, welche wegen ihrer Gelehr&#x017F;amkeit oder<lb/><cb n="2"/><lb/>
Tapferkeit geadelt worden &#x017F;ind (denn der Adel<lb/>
wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die<lb/>
Nachkommen gebracht; &#x017F;ondern durch ru&#x0364;hm-<lb/>
liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie<lb/>
bereits anderswo erwa&#x0364;hnet worden i&#x017F;t<note place="foot" n="*">63 S. 27 Anm.</note>), &#x017F;ich<lb/>
zwar auf die Mathematik legen; dabey aber<lb/>
vor allen Handwerken und Ku&#x0364;n&#x017F;ten einen Ab-<lb/>
&#x017F;cheu haben, als &#x017F;olchen Sachen, welche ihrem<lb/>
Adel zu gering und unan&#x017F;ta&#x0364;ndig &#x017F;eyen.</note><lb/><note xml:id="N559" next="#N560" place="end" n="33"><p>Teo&#x0364;keo&#x0364;li] Die Thaten die&#x017F;es Fu&#x0364;r&#x017F;ten<lb/>
&#x017F;ind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß<lb/>
ich no&#x0364;thig ha&#x0364;tte, &#x017F;ie hier zu erza&#x0364;hlen. Nach-<lb/>
dem er &#x017F;einer Gu&#x0364;ter in Ungarn verlu&#x017F;tig gewor-<lb/>
den war: &#x017F;o bekam er von den Tu&#x0364;rken einen<lb/>
ta&#x0364;glichen Gehalt von achtzig Lo&#x0364;wenthalern;<lb/>
und wurde nachgehends, als er von Ajnad&#x017F;che<lb/>
Su&#x0364;lejman Pa&#x017F;cha aus &#x017F;einer Gefangen&#x017F;chaft<lb/>
losgela&#x017F;&#x017F;en war, von den Tu&#x0364;rken die ganze<lb/>
Zeit u&#x0364;ber, die &#x017F;ie im Kriege verwickelt waren,</p><lb/>
<fw place="bottom" type="catch">in</fw></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">3 L 2</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[451/0559] 19. Muhaͤmmed der IIII 41.Weil nun der Weßir durch dieſe Begebenheiten uͤberfuͤhret wurde, daß es vergebens ſey, die Kraͤfte des osmaniſchen Reiches in dieſen Gegenden zu erſchoͤpfen, da man dieſelben in andern Laͤndern mit mehrerm Vortheile ge- brauchen koͤnnte: ſo gab er ſeine Einwilligung zu dem Frieden mit Rußland, den beyde Parteyen auf das eifrigſte wuͤnſcheten. Auf dieſe Weiſe wurde alſo einem Kriege ein Ende gemacht, zu deſſen Fortſetzung dem Kaiſer weder Luſt noch Vermoͤgen mangelten; ſondern bloß ein Kriegesheer, das Kaͤlte, Hun- ger, und anderes fuͤr ſterbliche Menſchen allzuhartes Ungemach, auszuſtehen gewohnet waͤre. Außer dieſem ſchiene es auch, als wenn das Gluͤck die osma- niſchen Waffen verlaſſen wollte. Die Tuͤrken ſind des Krieges muͤ- de, und verlan- gen nach dem Frieden. 42.Alles dieſes aber haͤtte dennoch den osmaniſchen Hof nicht abzu- halten vermocht, ſein erſtes Vorhaben auszufuͤhren; wenn nicht die neuen Be- wegungen in Ungarn denſelben verleitet haͤtten, ſeine Waffen auf dieſe Seite zu kehren, da er glaubte, daß der Krieg mit weniger Schwierigkeit und mehrerm Vortheile gefuͤhret werden koͤnnte. Emerich Teoͤkeoͤli ³³ war um dieſe Zeit gegen den Kaiſer von Deutſchland aufruͤhriſch geworden, und hatte in wenigen Mona- Stuͤcke Zimmerholz aufſchreibet, als wirklich vorhanden ſind: da ſie dann die Freyheit ha- ben, die Zahl durch Hinzufuͤgung neuer Stuͤcke voll zu machen. Wenn aber die Tuͤr- ken ein anſehnliches Gebaͤude aufzufuͤhren haben; als einen Dſchami, oder einen Palaſt: ſo bedienen ſie ſich darzu eines griechiſchen oder armeniſchen Baumeiſters. Denn dieſe letztern ſind vortreffliche Werkleute: da hin- gegen die Tuͤrken es ſelten oder niemals zu einiger Vollkommenheit bringen. Dieſes iſt aber nicht ihrer natuͤrlichen Dummheit zuzu- ſchreiben: denn ſie legen durch ihre Erkennt- niß in der Mathematik und andern Wiſſen- ſchaften gar deutlich an den Tag, daß ſie, was den Verſtand betrifft, andern Voͤlkern, wo nicht uͤberlegen ſind, doch wenigſtens ihnen keinesweges etwas nachgeben. Die Urſache aber davon iſt, weil die edlern Tuͤrken, oder ſolche, welche wegen ihrer Gelehrſamkeit oder Tapferkeit geadelt worden ſind (denn der Adel wird bey ihnen nicht von den Ahnen auf die Nachkommen gebracht; ſondern durch ruͤhm- liche und tugendhafte Thaten erlanget: wie bereits anderswo erwaͤhnet worden iſt *), ſich zwar auf die Mathematik legen; dabey aber vor allen Handwerken und Kuͤnſten einen Ab- ſcheu haben, als ſolchen Sachen, welche ihrem Adel zu gering und unanſtaͤndig ſeyen. ³³ Teoͤkeoͤli] Die Thaten dieſes Fuͤrſten ſind in Europa viel zu wohl bekannt, als daß ich noͤthig haͤtte, ſie hier zu erzaͤhlen. Nach- dem er ſeiner Guͤter in Ungarn verluſtig gewor- den war: ſo bekam er von den Tuͤrken einen taͤglichen Gehalt von achtzig Loͤwenthalern; und wurde nachgehends, als er von Ajnadſche Suͤlejman Paſcha aus ſeiner Gefangenſchaft losgelaſſen war, von den Tuͤrken die ganze Zeit uͤber, die ſie im Kriege verwickelt waren, in Teoͤkeoͤli veran- laſſet den Frie- densbruch zwi- ſchen den Tuͤrken und dem Kaiſer von Deutſch- land. * 63 S. 27 Anm. 3 L 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/559
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 451. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/559>, abgerufen am 15.08.2024.