wollte verabfolgen lassen: so verursachte er dadurch, daß der Kaiser einen gro- ßen Verdacht auf ihn warf. Nach geschehener Untersuchung entdeckte man, daß er ingeheim den Polen günstig und von ihnen bestochen sey, das Bauen der Brücke zu verzögern. Daher wird derselbe abgesetzet, so viel das Leben betrifft zwar begnadiget; aber aller seiner Schätze beraubet. An seine Stelle erwählete der moldauische Adel wieder einen Fürsten, mit Namen Peter.
Kamjenjez wirdbelagert,
15.
Nachdem endlich alle Hindernisse überwunden waren: so ging der Kaiser über den Dnjester, und erschiene am dritten Tage des Monats Rebiül ochir vor Kamjenjez. Diese Stadt ist drey Stunden Weges von dem Dnjester abgelegen, von Natur und Kunst stark befestiget, und sehr schwer zu bestürmen. Sie wird von dem schnellen Flusse Smotritsch umgeben, dessen Ufer allenthal- ben mit nacketen Felsen dicht besetzet sind, und eine starke Vormauer für die Stadt abgeben. Ueber dieses befindet sich mitten in der Stadt noch eine Fe- stung, mit sehr hohen Wällen versehen, die nicht können eingeschossen werden. Weil nun die Polen sich auf diese Befestigungen verließen, und hoffeten, die erste Hitze der Osmanen durch diese Belagerung zu dämpfen: so erschienen sie nicht im Felde; sondern legten bloß eine starke Besatzung in die Festung, und versahen dieselbe mit allem Vorrathe, der zu einer langen Belagerung nö- thig war. Der Sultan aber, nachdem die Einrichtung des Lagers geschehen war, berief einen großen Kriegsrath von allen erfahrnen Kriegsbefehlhabern zusammen, und gab nach dem einstimmigen Rathe derselben Befehl, die Stadt zu berennen, die Laufgräben zu eröffnen, und den Platz von allen Seiten her zu bestürmen. Die Befehlhabung von der einen Seite trug er dem obersten Weßire Aehmed Pascha und dem Aga der Jeng-itscheri auf, und untergab ihnen die europäischen Truppen und die Jeng-itscheri: die von der andern Seite bekam der andere Weßir, Musahib Mustäfa Pascha, mit den asiatischen Truppen: und die von der dritten Seite, der Kaimmäkam Kara Mustäfa Pascha, mit den Karamaniern und den übrigen Truppen.
und zur Ueberga-be gezwungen.
16.
Als die Feldherren solchergestalt ihre angewiesenen Oerter hatten: so führeten sie die Belagerung um die Wette, und beschossen die Wälle mit sol- cher Heftigkeit, daß dieselben in Zeit von zehen Tagen, so stark sie auch waren, durch die Gewalt der Kugeln niedergerissen waren, und durch die gemachten Oeffnungen allenthalben Sturm gelaufen wurde. Die von der Besatzung sahen wohl, daß sie das Stürmen nicht aushalten konnten: sie verließen daher [Spaltenumbruch]
Tiranney neigte, als eine gerechte Regierung führete, wurde er von den Baronen den Po- [Spaltenumbruch] len zur Gefangenschaft überliefert, und en- digte sein Leben zu Warschaw.
die
Osmaniſche Geſchichte
wollte verabfolgen laſſen: ſo verurſachte er dadurch, daß der Kaiſer einen gro- ßen Verdacht auf ihn warf. Nach geſchehener Unterſuchung entdeckte man, daß er ingeheim den Polen guͤnſtig und von ihnen beſtochen ſey, das Bauen der Bruͤcke zu verzoͤgern. Daher wird derſelbe abgeſetzet, ſo viel das Leben betrifft zwar begnadiget; aber aller ſeiner Schaͤtze beraubet. An ſeine Stelle erwaͤhlete der moldauiſche Adel wieder einen Fuͤrſten, mit Namen Peter.
Kamjenjez wirdbelagert,
15.
Nachdem endlich alle Hinderniſſe uͤberwunden waren: ſo ging der Kaiſer uͤber den Dnjeſter, und erſchiene am dritten Tage des Monats Rebiuͤl ochir vor Kamjenjez. Dieſe Stadt iſt drey Stunden Weges von dem Dnjeſter abgelegen, von Natur und Kunſt ſtark befeſtiget, und ſehr ſchwer zu beſtuͤrmen. Sie wird von dem ſchnellen Fluſſe Smotritſch umgeben, deſſen Ufer allenthal- ben mit nacketen Felſen dicht beſetzet ſind, und eine ſtarke Vormauer fuͤr die Stadt abgeben. Ueber dieſes befindet ſich mitten in der Stadt noch eine Fe- ſtung, mit ſehr hohen Waͤllen verſehen, die nicht koͤnnen eingeſchoſſen werden. Weil nun die Polen ſich auf dieſe Befeſtigungen verließen, und hoffeten, die erſte Hitze der Osmanen durch dieſe Belagerung zu daͤmpfen: ſo erſchienen ſie nicht im Felde; ſondern legten bloß eine ſtarke Beſatzung in die Feſtung, und verſahen dieſelbe mit allem Vorrathe, der zu einer langen Belagerung noͤ- thig war. Der Sultan aber, nachdem die Einrichtung des Lagers geſchehen war, berief einen großen Kriegsrath von allen erfahrnen Kriegsbefehlhabern zuſammen, und gab nach dem einſtimmigen Rathe derſelben Befehl, die Stadt zu berennen, die Laufgraͤben zu eroͤffnen, und den Platz von allen Seiten her zu beſtuͤrmen. Die Befehlhabung von der einen Seite trug er dem oberſten Weßire Aehmed Paſcha und dem Aga der Jeng-itſcheri auf, und untergab ihnen die europaͤiſchen Truppen und die Jeng-itſcheri: die von der andern Seite bekam der andere Weßir, Muſahib Muſtaͤfa Paſcha, mit den aſiatiſchen Truppen: und die von der dritten Seite, der Kaimmaͤkam Kara Muſtaͤfa Paſcha, mit den Karamaniern und den uͤbrigen Truppen.
und zur Ueberga-be gezwungen.
16.
Als die Feldherren ſolchergeſtalt ihre angewieſenen Oerter hatten: ſo fuͤhreten ſie die Belagerung um die Wette, und beſchoſſen die Waͤlle mit ſol- cher Heftigkeit, daß dieſelben in Zeit von zehen Tagen, ſo ſtark ſie auch waren, durch die Gewalt der Kugeln niedergeriſſen waren, und durch die gemachten Oeffnungen allenthalben Sturm gelaufen wurde. Die von der Beſatzung ſahen wohl, daß ſie das Stuͤrmen nicht aushalten konnten: ſie verließen daher [Spaltenumbruch]
Tiranney neigte, als eine gerechte Regierung fuͤhrete, wurde er von den Baronen den Po- [Spaltenumbruch] len zur Gefangenſchaft uͤberliefert, und en- digte ſein Leben zu Warſchaw.
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Osmaniſche Geſchichte
wollte verabfolgen laſſen: ſo verurſachte er dadurch, daß der Kaiſer einen gro-
ßen Verdacht auf ihn warf. Nach geſchehener Unterſuchung entdeckte man,
daß er ingeheim den Polen guͤnſtig und von ihnen beſtochen ſey, das Bauen der
Bruͤcke zu verzoͤgern. Daher wird derſelbe abgeſetzet, ſo viel das Leben betrifft
zwar begnadiget; aber aller ſeiner Schaͤtze beraubet. An ſeine Stelle erwaͤhlete
der moldauiſche Adel wieder einen Fuͤrſten, mit Namen Peter.
15. Nachdem endlich alle Hinderniſſe uͤberwunden waren: ſo ging der
Kaiſer uͤber den Dnjeſter, und erſchiene am dritten Tage des Monats Rebiuͤl
ochir vor Kamjenjez. Dieſe Stadt iſt drey Stunden Weges von dem Dnjeſter
abgelegen, von Natur und Kunſt ſtark befeſtiget, und ſehr ſchwer zu beſtuͤrmen.
Sie wird von dem ſchnellen Fluſſe Smotritſch umgeben, deſſen Ufer allenthal-
ben mit nacketen Felſen dicht beſetzet ſind, und eine ſtarke Vormauer fuͤr die
Stadt abgeben. Ueber dieſes befindet ſich mitten in der Stadt noch eine Fe-
ſtung, mit ſehr hohen Waͤllen verſehen, die nicht koͤnnen eingeſchoſſen werden.
Weil nun die Polen ſich auf dieſe Befeſtigungen verließen, und hoffeten, die
erſte Hitze der Osmanen durch dieſe Belagerung zu daͤmpfen: ſo erſchienen ſie
nicht im Felde; ſondern legten bloß eine ſtarke Beſatzung in die Feſtung, und
verſahen dieſelbe mit allem Vorrathe, der zu einer langen Belagerung noͤ-
thig war. Der Sultan aber, nachdem die Einrichtung des Lagers geſchehen
war, berief einen großen Kriegsrath von allen erfahrnen Kriegsbefehlhabern
zuſammen, und gab nach dem einſtimmigen Rathe derſelben Befehl, die Stadt
zu berennen, die Laufgraͤben zu eroͤffnen, und den Platz von allen Seiten her
zu beſtuͤrmen. Die Befehlhabung von der einen Seite trug er dem oberſten
Weßire Aehmed Paſcha und dem Aga der Jeng-itſcheri auf, und untergab ihnen
die europaͤiſchen Truppen und die Jeng-itſcheri: die von der andern Seite bekam
der andere Weßir, Muſahib Muſtaͤfa Paſcha, mit den aſiatiſchen Truppen:
und die von der dritten Seite, der Kaimmaͤkam Kara Muſtaͤfa Paſcha, mit
den Karamaniern und den uͤbrigen Truppen.
16. Als die Feldherren ſolchergeſtalt ihre angewieſenen Oerter hatten:
ſo fuͤhreten ſie die Belagerung um die Wette, und beſchoſſen die Waͤlle mit ſol-
cher Heftigkeit, daß dieſelben in Zeit von zehen Tagen, ſo ſtark ſie auch waren,
durch die Gewalt der Kugeln niedergeriſſen waren, und durch die gemachten
Oeffnungen allenthalben Sturm gelaufen wurde. Die von der Beſatzung
ſahen wohl, daß ſie das Stuͤrmen nicht aushalten konnten: ſie verließen daher
die
Tiranney neigte, als eine gerechte Regierung
fuͤhrete, wurde er von den Baronen den Po-
len zur Gefangenſchaft uͤberliefert, und en-
digte ſein Leben zu Warſchaw.
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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 406. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/514>, abgerufen am 25.11.2024.
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