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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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19. Muhämmed der IIII
"dia; reiße dieses Raubnest der Bundesbrüchigen über einen Haufen, mache
"die Schärfe an den Schwertern der Unglaubigen stumpf; übersteige die
"Mauren durch göttlichen Beystand und deine eigene Tapferkeit, besiege die
"Räuber, und jage dieselben aus dem Eylande heraus. Wenn du hiebey
"den gehörigen Fleiß anwenden wirst: so werden ohne allen Zweifel, durch
"die Fürbitte unseres allerheiligsten Propheten, die Feinde gar bald aufgerie-
"ben und ihr Schlupfloch zerstöret seyn. Dabey sey versichert, daß du dafür
"nicht allein große Ehre bey mir genießen sollst; sondern auch von Gott, dem
"Offenbarer unseres Gesetzes, eine reiche Belohnung zu gewarten haben wirst."
Durch diese Rede des Kaisers wurden alle, die zugegen waren, nachdrücklich
gerühret, so daß sie seiner Meinung einhellig beypflichteten, und versprachen,
dieses Vorhaben mit ihren äußersten Kräften befördern zu helfen.

6.

Der Weßir selbst nahm noch in demselben Winter eine BesichtigungDer Weßir setzet
seine Truppen in
Krete aus Land:

der Seehäfen und Zeughäuser vor, bauete an gelegenen Oertern Vorrathshäu-
ser, füllete dieselben mit Vorrathe an, und brachte mit großer Sorgfalt alles
Nothwendige zusammen, was zu einer langen Belagerung erfordert wird. Im
Frühlinge des Jahres 1066 ließ er alle die Truppen sich versammeln, und am 5H. 1066.



J. C. 1655.
des Monats Schewwal reisete er von Constantinopel ab. Der Kaiser selbst
begleitete ihn bis nach Adrianopel; und nachdem er daselbst über das Heer die
Musterung gehalten hatte: so schickte er denselben zu dieser Unternehmung aus.
Zu Stife ließ Aehmed Pascha seine Truppen etwas stille liegen, um den Sol-
daten Zeit zu geben, nach diesem Zuge auszurasten und sich zu ihrer Seereise
anzuschicken. Hierauf ließ er seine Völker zu Termes 5 zu Schiffe gehen, langte
mit denselben in dem Hafen zu Chanije an, setzte sein Heer ans Land, ließ das-
selbe in das Winterlager gehen, und wendete allen Fleiß an, alle Kriegsnoth-
wendigkeiten, welche noch mangelten, herbey zu schaffen.

7.

Als er nun glaubte, alles in Bereitschaft zu haben, was zu einer lan-belagert Kandia:
gen Belagerung nöthig sey: so segelte er im folgenden Jahre, am 18 des Mo-
nats Ssülkäde, von Chanije ab. Nachdem er nicht weit von Kandia angelan-
get war: so setzte er seine Truppen ohne Widerstand bey dem Dorfe Kawlochor
ans Land, und ließ auf dem dasigen Felde das Lager ausstecken. Des andern
Morgens ließ er das Kriegesheer ausrücken, das mit unbeschreiblichem Prachte
und großer Herrlichkeit geschahe, und besichtigte in Begleitung desselben die Ge-
[Spaltenumbruch]

den Griechen [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] genennet. Die Alten
nenneten sie schon [fremdsprachliches Material - Zeichen fehlt] und der Sinus
[Spaltenumbruch]
thermaicus
hat daher seinen Namen.

genden
3 D

19. Muhaͤmmed der IIII
“dia; reiße dieſes Raubneſt der Bundesbruͤchigen uͤber einen Haufen, mache
“die Schaͤrfe an den Schwertern der Unglaubigen ſtumpf; uͤberſteige die
“Mauren durch goͤttlichen Beyſtand und deine eigene Tapferkeit, beſiege die
“Raͤuber, und jage dieſelben aus dem Eylande heraus. Wenn du hiebey
“den gehoͤrigen Fleiß anwenden wirſt: ſo werden ohne allen Zweifel, durch
“die Fuͤrbitte unſeres allerheiligſten Propheten, die Feinde gar bald aufgerie-
“ben und ihr Schlupfloch zerſtoͤret ſeyn. Dabey ſey verſichert, daß du dafuͤr
“nicht allein große Ehre bey mir genießen ſollſt; ſondern auch von Gott, dem
“Offenbarer unſeres Geſetzes, eine reiche Belohnung zu gewarten haben wirſt.„
Durch dieſe Rede des Kaiſers wurden alle, die zugegen waren, nachdruͤcklich
geruͤhret, ſo daß ſie ſeiner Meinung einhellig beypflichteten, und verſprachen,
dieſes Vorhaben mit ihren aͤußerſten Kraͤften befoͤrdern zu helfen.

6.

Der Weßir ſelbſt nahm noch in demſelben Winter eine BeſichtigungDer Weßir ſetzet
ſeine Truppen in
Krete aus Land:

der Seehaͤfen und Zeughaͤuſer vor, bauete an gelegenen Oertern Vorrathshaͤu-
ſer, fuͤllete dieſelben mit Vorrathe an, und brachte mit großer Sorgfalt alles
Nothwendige zuſammen, was zu einer langen Belagerung erfordert wird. Im
Fruͤhlinge des Jahres 1066 ließ er alle die Truppen ſich verſammeln, und am 5H. 1066.



J. C. 1655.
des Monats Schewwal reiſete er von Conſtantinopel ab. Der Kaiſer ſelbſt
begleitete ihn bis nach Adrianopel; und nachdem er daſelbſt uͤber das Heer die
Muſterung gehalten hatte: ſo ſchickte er denſelben zu dieſer Unternehmung aus.
Zu Stife ließ Aehmed Paſcha ſeine Truppen etwas ſtille liegen, um den Sol-
daten Zeit zu geben, nach dieſem Zuge auszuraſten und ſich zu ihrer Seereiſe
anzuſchicken. Hierauf ließ er ſeine Voͤlker zu Termes 5 zu Schiffe gehen, langte
mit denſelben in dem Hafen zu Chanije an, ſetzte ſein Heer ans Land, ließ daſ-
ſelbe in das Winterlager gehen, und wendete allen Fleiß an, alle Kriegsnoth-
wendigkeiten, welche noch mangelten, herbey zu ſchaffen.

7.

Als er nun glaubte, alles in Bereitſchaft zu haben, was zu einer lan-belagert Kandia:
gen Belagerung noͤthig ſey: ſo ſegelte er im folgenden Jahre, am 18 des Mo-
nats Sſuͤlkaͤde, von Chanije ab. Nachdem er nicht weit von Kandia angelan-
get war: ſo ſetzte er ſeine Truppen ohne Widerſtand bey dem Dorfe Kawlochor
ans Land, und ließ auf dem daſigen Felde das Lager ausſtecken. Des andern
Morgens ließ er das Kriegesheer ausruͤcken, das mit unbeſchreiblichem Prachte
und großer Herrlichkeit geſchahe, und beſichtigte in Begleitung deſſelben die Ge-
[Spaltenumbruch]

den Griechen [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] genennet. Die Alten
nenneten ſie ſchon [fremdsprachliches Material – Zeichen fehlt] und der Sinus
[Spaltenumbruch]
thermaicus
hat daher ſeinen Namen.

genden
3 D
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[393/0501] 19. Muhaͤmmed der IIII “dia; reiße dieſes Raubneſt der Bundesbruͤchigen uͤber einen Haufen, mache “die Schaͤrfe an den Schwertern der Unglaubigen ſtumpf; uͤberſteige die “Mauren durch goͤttlichen Beyſtand und deine eigene Tapferkeit, beſiege die “Raͤuber, und jage dieſelben aus dem Eylande heraus. Wenn du hiebey “den gehoͤrigen Fleiß anwenden wirſt: ſo werden ohne allen Zweifel, durch “die Fuͤrbitte unſeres allerheiligſten Propheten, die Feinde gar bald aufgerie- “ben und ihr Schlupfloch zerſtoͤret ſeyn. Dabey ſey verſichert, daß du dafuͤr “nicht allein große Ehre bey mir genießen ſollſt; ſondern auch von Gott, dem “Offenbarer unſeres Geſetzes, eine reiche Belohnung zu gewarten haben wirſt.„ Durch dieſe Rede des Kaiſers wurden alle, die zugegen waren, nachdruͤcklich geruͤhret, ſo daß ſie ſeiner Meinung einhellig beypflichteten, und verſprachen, dieſes Vorhaben mit ihren aͤußerſten Kraͤften befoͤrdern zu helfen. 6. Der Weßir ſelbſt nahm noch in demſelben Winter eine Beſichtigung der Seehaͤfen und Zeughaͤuſer vor, bauete an gelegenen Oertern Vorrathshaͤu- ſer, fuͤllete dieſelben mit Vorrathe an, und brachte mit großer Sorgfalt alles Nothwendige zuſammen, was zu einer langen Belagerung erfordert wird. Im Fruͤhlinge des Jahres 1066 ließ er alle die Truppen ſich verſammeln, und am 5 des Monats Schewwal reiſete er von Conſtantinopel ab. Der Kaiſer ſelbſt begleitete ihn bis nach Adrianopel; und nachdem er daſelbſt uͤber das Heer die Muſterung gehalten hatte: ſo ſchickte er denſelben zu dieſer Unternehmung aus. Zu Stife ließ Aehmed Paſcha ſeine Truppen etwas ſtille liegen, um den Sol- daten Zeit zu geben, nach dieſem Zuge auszuraſten und ſich zu ihrer Seereiſe anzuſchicken. Hierauf ließ er ſeine Voͤlker zu Termes ⁵ zu Schiffe gehen, langte mit denſelben in dem Hafen zu Chanije an, ſetzte ſein Heer ans Land, ließ daſ- ſelbe in das Winterlager gehen, und wendete allen Fleiß an, alle Kriegsnoth- wendigkeiten, welche noch mangelten, herbey zu ſchaffen. Der Weßir ſetzet ſeine Truppen in Krete aus Land: H. 1066. J. C. 1655. 7. Als er nun glaubte, alles in Bereitſchaft zu haben, was zu einer lan- gen Belagerung noͤthig ſey: ſo ſegelte er im folgenden Jahre, am 18 des Mo- nats Sſuͤlkaͤde, von Chanije ab. Nachdem er nicht weit von Kandia angelan- get war: ſo ſetzte er ſeine Truppen ohne Widerſtand bey dem Dorfe Kawlochor ans Land, und ließ auf dem daſigen Felde das Lager ausſtecken. Des andern Morgens ließ er das Kriegesheer ausruͤcken, das mit unbeſchreiblichem Prachte und großer Herrlichkeit geſchahe, und beſichtigte in Begleitung deſſelben die Ge- genden den Griechen _ genennet. Die Alten nenneten ſie ſchon _ und der Sinus thermaicus hat daher ſeinen Namen. belagert Kandia: 3 D

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 393. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/501>, abgerufen am 22.11.2024.