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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Vorrede
dem scythischen Volke der Türken redet, das Dschingjiß Chan nachgefolget ist:
das erhellet aus der Zeit, da er diesen Rosengarten verfertiget hat, welches
war (wie er selbst saget) im Jahre der Hidschret 656, unter der Regierung
Ebubekjrs, Sädis Sohnes; das ist, vier und vierzig Jahre vor Osman, und
acht und vierzig Jahre nach dem Zuge Dschingjiß Chans. Nicephorus
erwähnet unter dem Namen der Türken desjenigen Volkes, das zu seiner Zeit
Azatines (wie er Aeladdin verderbter Weise nennet), dem Sultane von Iko-
nien, unterworfen war. Er saget; "Als der Kaiser" (Theodor Laskaris
der Jüngere, im Jahre 1255) "mit diesen Dingen beschäfftiget war: so
"empfing derselbe Briefe von Nicäa, und mit denselben die Nachricht, daß
"Paläologus zu den Türken geflohen sey." Daß Michael zu diesem Aelad-
din, Sultane von Ikonien, geflohen ist: das soll weiter unten aus den ein-
stimmigen Zeugnissen der Geschichtschreiber dargethan werden. Da es also
offenbar ist, daß der Name Türken in ganz Asien lange vor Osman bekannt
gewesen, und vornehmlich denjenigen scythischen Stämmen, die Dschingjiß
Chan nachgefolget sind und sich durch Persien und Kleinasien zerstreuet haben,
beygeleget worden ist: so ist noch übrig zu zeigen, wie es gekommen, daß man
diesen Namen den Osmanen zugeeignet hat. Sülejman, der Stammvater
des osmanischen Geschlechts und Fürst zu Nere, der in die Fußstapfen des
großen Dschingjiß Chans trat, kam aus seinem Lande hervor mit funfzig tau-
send seiner Nachfolger, dem Kerne der scythischen jungen Mannschaft, und
überschwemmete damit nicht allein die benachbarten Länder; sondern auch
ganz Oßerbedschan und Syrien, bis nach Aleppo hin. Als die Zeitung von
diesen Eroberungen an den persischen Hof kam: so legte man daselbst den Na-
men Türkj, der insgemein den dschingjißchanischen Scythen gegeben wurde,
auch diesem Heere bey. Noch eine andere Ursache dieser Benennung, außer
derjenigen, die ich vorhin aus den Büchern Tadschüt-Tewarich und Nimetül-
[Spaltenumbruch]
in der persischen Sprache einen Blumen-
garten (Rosengarten) heißet.] Müsliheddin
bedeutet einen Hersteller des Glaubens.
[Spaltenumbruch]
10 Sitrab im Persischen, ein veraltetes
Wort.

lah

Vorrede
dem ſcythiſchen Volke der Tuͤrken redet, das Dſchingjiß Chan nachgefolget iſt:
das erhellet aus der Zeit, da er dieſen Roſengarten verfertiget hat, welches
war (wie er ſelbſt ſaget) im Jahre der Hidſchret 656, unter der Regierung
Ebubekjrs, Saͤdis Sohnes; das iſt, vier und vierzig Jahre vor Osman, und
acht und vierzig Jahre nach dem Zuge Dſchingjiß Chans. Nicephorus
erwaͤhnet unter dem Namen der Tuͤrken desjenigen Volkes, das zu ſeiner Zeit
Azatines (wie er Aeladdin verderbter Weiſe nennet), dem Sultane von Iko-
nien, unterworfen war. Er ſaget; “Als der Kaiſer„ (Theodor Laskaris
der Juͤngere, im Jahre 1255) “mit dieſen Dingen beſchaͤfftiget war: ſo
“empfing derſelbe Briefe von Nicaͤa, und mit denſelben die Nachricht, daß
“Palaͤologus zu den Tuͤrken geflohen ſey.„ Daß Michael zu dieſem Aelad-
din, Sultane von Ikonien, geflohen iſt: das ſoll weiter unten aus den ein-
ſtimmigen Zeugniſſen der Geſchichtſchreiber dargethan werden. Da es alſo
offenbar iſt, daß der Name Tuͤrken in ganz Aſien lange vor Osman bekannt
geweſen, und vornehmlich denjenigen ſcythiſchen Staͤmmen, die Dſchingjiß
Chan nachgefolget ſind und ſich durch Perſien und Kleinaſien zerſtreuet haben,
beygeleget worden iſt: ſo iſt noch uͤbrig zu zeigen, wie es gekommen, daß man
dieſen Namen den Osmanen zugeeignet hat. Suͤlejman, der Stammvater
des osmaniſchen Geſchlechts und Fuͤrſt zu Nere, der in die Fußſtapfen des
großen Dſchingjiß Chans trat, kam aus ſeinem Lande hervor mit funfzig tau-
ſend ſeiner Nachfolger, dem Kerne der ſcythiſchen jungen Mannſchaft, und
uͤberſchwemmete damit nicht allein die benachbarten Laͤnder; ſondern auch
ganz Oßerbedſchan und Syrien, bis nach Aleppo hin. Als die Zeitung von
dieſen Eroberungen an den perſiſchen Hof kam: ſo legte man daſelbſt den Na-
men Tuͤrkj, der insgemein den dſchingjißchaniſchen Scythen gegeben wurde,
auch dieſem Heere bey. Noch eine andere Urſache dieſer Benennung, außer
derjenigen, die ich vorhin aus den Buͤchern Tadſchuͤt-Tewarich und Nimetuͤl-
[Spaltenumbruch]
in der perſiſchen Sprache einen Blumen-
garten (Roſengarten) heißet.] Muͤsliheddin
bedeutet einen Herſteller des Glaubens.
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10 Sitrab im Perſiſchen, ein veraltetes
Wort.

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[40/0046] Vorrede dem ſcythiſchen Volke der Tuͤrken redet, das Dſchingjiß Chan nachgefolget iſt: das erhellet aus der Zeit, da er dieſen Roſengarten verfertiget hat, welches war (wie er ſelbſt ſaget) im Jahre der Hidſchret 656, unter der Regierung Ebubekjrs, Saͤdis Sohnes; das iſt, vier und vierzig Jahre vor Osman, und acht und vierzig Jahre nach dem Zuge Dſchingjiß Chans. Nicephorus erwaͤhnet unter dem Namen der Tuͤrken desjenigen Volkes, das zu ſeiner Zeit Azatines (wie er Aeladdin verderbter Weiſe nennet), dem Sultane von Iko- nien, unterworfen war. Er ſaget; “Als der Kaiſer„ (Theodor Laskaris der Juͤngere, im Jahre 1255) “mit dieſen Dingen beſchaͤfftiget war: ſo “empfing derſelbe Briefe von Nicaͤa, und mit denſelben die Nachricht, daß “Palaͤologus zu den Tuͤrken geflohen ſey.„ Daß Michael zu dieſem Aelad- din, Sultane von Ikonien, geflohen iſt: das ſoll weiter unten aus den ein- ſtimmigen Zeugniſſen der Geſchichtſchreiber dargethan werden. Da es alſo offenbar iſt, daß der Name Tuͤrken in ganz Aſien lange vor Osman bekannt geweſen, und vornehmlich denjenigen ſcythiſchen Staͤmmen, die Dſchingjiß Chan nachgefolget ſind und ſich durch Perſien und Kleinaſien zerſtreuet haben, beygeleget worden iſt: ſo iſt noch uͤbrig zu zeigen, wie es gekommen, daß man dieſen Namen den Osmanen zugeeignet hat. Suͤlejman, der Stammvater des osmaniſchen Geſchlechts und Fuͤrſt zu Nere, der in die Fußſtapfen des großen Dſchingjiß Chans trat, kam aus ſeinem Lande hervor mit funfzig tau- ſend ſeiner Nachfolger, dem Kerne der ſcythiſchen jungen Mannſchaft, und uͤberſchwemmete damit nicht allein die benachbarten Laͤnder; ſondern auch ganz Oßerbedſchan und Syrien, bis nach Aleppo hin. Als die Zeitung von dieſen Eroberungen an den perſiſchen Hof kam: ſo legte man daſelbſt den Na- men Tuͤrkj, der insgemein den dſchingjißchaniſchen Scythen gegeben wurde, auch dieſem Heere bey. Noch eine andere Urſache dieſer Benennung, außer derjenigen, die ich vorhin aus den Buͤchern Tadſchuͤt-Tewarich und Nimetuͤl- lah in der perſiſchen Sprache einen Blumen- garten (Roſengarten) heißet.] Muͤsliheddin bedeutet einen Herſteller des Glaubens. ¹⁰ Sitrab im Perſiſchen, ein veraltetes Wort.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 40. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/46>, abgerufen am 27.11.2024.