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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
säumniß und Nachlässigkeit angeklaget, und nach geschehener Ueberzeugung ent-
hauptet. Mehemmed Pascha kommt als oberster Weßir an seine Stelle, und
erhält Befehl, den persischen Krieg mit mehrerm Ernste fortzusetzen, und, da-
mit er desto eher dazu in Bereitschaft seyn möchte, das Winterlager zu Aleppo
H. 1015.


J. C. 1606.
zu halten. Von hier bricht er im Jahre 1015 mit einem sehr zahlreichen Krie-
gesheere auf, gehet über die persischen Grenzen, und belagert Rewan. Er be-
stürmet dasselbe vierzig Tage lang auf das heftigste; wird aber durch die tapfere
Gegenwehre der feindlichen Besatzung zurück geschlagen, und endlich nach gro-
ßem Verluste genöthiget, die Belagerung aufzuheben.

wird erdrosselt,
und hat Halil
Pascha zumNachfolger.
8.

Als Mehemmed Pascha auf dem Rückwege von diesem Feldzuge be-
griffen ist, und zu Erßirum anlanget, mit dem Vorhaben, seine Völker das
Winterlager beziehen zu lassen: so wird er allda, zufolge eines kaiserlichen Be-
H. 1015.



J. C. 1606.fehls, von Kapudschi Baschi erdrosselt. Seine Würde erhielte Halil Pascha,
ein braver und kluger Feldherr. Dieser ließe sich die Beyspiele seiner Vorfahrer
zur Warnung dienen, und wendete den ganzen Winter an, die erforderlichen
Kriegesnothwendigkeiten anzuschaffen, damit er im folgenden Frühjahre den
Krieg gegen den Feind ohne alle Hinderniß führen könnte.

Aehmeds Tod:
9.

Indem man nun große Hoffnung schöpfte, den Hochmuth der Perser
zu erniedrigen: so wurde dieselbe durch ein plötzliches Fieber zu nichte gemacht,
H. 1026.



J. C. 1617.das in eben dem Jahre, da Persien der Untergang gedrohet war, nämlich 1026,
den Kaiser überfiel. Anfangs achtete man es gering, weil es nicht gefährlich
zu seyn schiene: nachher aber nahm es täglich dergestalt zu, daß Aehmed, der
[Spaltenumbruch]
Benjamin, Josephs Bruder, Nasih* genen-
net, und von derselben Zeit an hat dieser Na-
me angefangen, unter den Muhämmedischen
gemein zu werden.
5 Dschami] Dieses Gebäude übertrifft
die St. Sophienkirche an Prachte; es ist aber
nicht so groß, als diese. Außer den unzäh-
ligen Zieraten, die sich an den äußern Mau-
ren befinden, sind inwendig an den Wänden
über zwey hundert göldene Tafeln aufgehän-
[Spaltenumbruch]
get, darauf die Namen der Propheten, nebst
gewissen Stellen aus dem Kuron, eingegraben
sind, und von denen iede funfzig tausend
Thaler gekostet haben soll: denn eine iede,
saget man, sey mit sechszig Demanten besetzt.
So viel ist gewiß, es ist so viel Geld auf die-
ses Werk verwendet worden, daß man nach
Vollendung desselben und nach richtig gezoge-
ner Rechnung befunden hat, eine iede Drach-
me2* Stein oder Mörtel komme auf drey
Asper3* zu stehen.

der
* der Rathgeber.
2* 1 Drachme ist 3.4775 Pfenn. cölnisch, oder, 4.601 derselben gehen
auf ein cölnisches Loth.
3* das ist, 6 sächsische Pfenninge.

Osmaniſche Geſchichte
ſaͤumniß und Nachlaͤſſigkeit angeklaget, und nach geſchehener Ueberzeugung ent-
hauptet. Mehemmed Paſcha kommt als oberſter Weßir an ſeine Stelle, und
erhaͤlt Befehl, den perſiſchen Krieg mit mehrerm Ernſte fortzuſetzen, und, da-
mit er deſto eher dazu in Bereitſchaft ſeyn moͤchte, das Winterlager zu Aleppo
H. 1015.


J. C. 1606.
zu halten. Von hier bricht er im Jahre 1015 mit einem ſehr zahlreichen Krie-
gesheere auf, gehet uͤber die perſiſchen Grenzen, und belagert Rewan. Er be-
ſtuͤrmet daſſelbe vierzig Tage lang auf das heftigſte; wird aber durch die tapfere
Gegenwehre der feindlichen Beſatzung zuruͤck geſchlagen, und endlich nach gro-
ßem Verluſte genoͤthiget, die Belagerung aufzuheben.

wird erdroſſelt,
und hat Halil
Paſcha zumNachfolger.
8.

Als Mehemmed Paſcha auf dem Ruͤckwege von dieſem Feldzuge be-
griffen iſt, und zu Erßirum anlanget, mit dem Vorhaben, ſeine Voͤlker das
Winterlager beziehen zu laſſen: ſo wird er allda, zufolge eines kaiſerlichen Be-
H. 1015.



J. C. 1606.fehls, von Kapudſchi Baſchi erdroſſelt. Seine Wuͤrde erhielte Halil Paſcha,
ein braver und kluger Feldherr. Dieſer ließe ſich die Beyſpiele ſeiner Vorfahrer
zur Warnung dienen, und wendete den ganzen Winter an, die erforderlichen
Kriegesnothwendigkeiten anzuſchaffen, damit er im folgenden Fruͤhjahre den
Krieg gegen den Feind ohne alle Hinderniß fuͤhren koͤnnte.

Aehmeds Tod:
9.

Indem man nun große Hoffnung ſchoͤpfte, den Hochmuth der Perſer
zu erniedrigen: ſo wurde dieſelbe durch ein ploͤtzliches Fieber zu nichte gemacht,
H. 1026.



J. C. 1617.das in eben dem Jahre, da Perſien der Untergang gedrohet war, naͤmlich 1026,
den Kaiſer uͤberfiel. Anfangs achtete man es gering, weil es nicht gefaͤhrlich
zu ſeyn ſchiene: nachher aber nahm es taͤglich dergeſtalt zu, daß Aehmed, der
[Spaltenumbruch]
Benjamin, Joſephs Bruder, Naſih* genen-
net, und von derſelben Zeit an hat dieſer Na-
me angefangen, unter den Muhaͤmmediſchen
gemein zu werden.
5 Dſchami] Dieſes Gebaͤude uͤbertrifft
die St. Sophienkirche an Prachte; es iſt aber
nicht ſo groß, als dieſe. Außer den unzaͤh-
ligen Zieraten, die ſich an den aͤußern Mau-
ren befinden, ſind inwendig an den Waͤnden
uͤber zwey hundert goͤldene Tafeln aufgehaͤn-
[Spaltenumbruch]
get, darauf die Namen der Propheten, nebſt
gewiſſen Stellen aus dem Kuron, eingegraben
ſind, und von denen iede funfzig tauſend
Thaler gekoſtet haben ſoll: denn eine iede,
ſaget man, ſey mit ſechszig Demanten beſetzt.
So viel iſt gewiß, es iſt ſo viel Geld auf die-
ſes Werk verwendet worden, daß man nach
Vollendung deſſelben und nach richtig gezoge-
ner Rechnung befunden hat, eine iede Drach-
me2* Stein oder Moͤrtel komme auf drey
Aſper3* zu ſtehen.

der
* der Rathgeber.
2* 1 Drachme iſt 3.4775 Pfenn. coͤlniſch, oder, 4.601 derſelben gehen
auf ein coͤlniſches Loth.
3* das iſt, 6 ſaͤchſiſche Pfenninge.
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[360/0458] Osmaniſche Geſchichte ſaͤumniß und Nachlaͤſſigkeit angeklaget, und nach geſchehener Ueberzeugung ent- hauptet. Mehemmed Paſcha kommt als oberſter Weßir an ſeine Stelle, und erhaͤlt Befehl, den perſiſchen Krieg mit mehrerm Ernſte fortzuſetzen, und, da- mit er deſto eher dazu in Bereitſchaft ſeyn moͤchte, das Winterlager zu Aleppo zu halten. Von hier bricht er im Jahre 1015 mit einem ſehr zahlreichen Krie- gesheere auf, gehet uͤber die perſiſchen Grenzen, und belagert Rewan. Er be- ſtuͤrmet daſſelbe vierzig Tage lang auf das heftigſte; wird aber durch die tapfere Gegenwehre der feindlichen Beſatzung zuruͤck geſchlagen, und endlich nach gro- ßem Verluſte genoͤthiget, die Belagerung aufzuheben. H. 1015. J. C. 1606. 8. Als Mehemmed Paſcha auf dem Ruͤckwege von dieſem Feldzuge be- griffen iſt, und zu Erßirum anlanget, mit dem Vorhaben, ſeine Voͤlker das Winterlager beziehen zu laſſen: ſo wird er allda, zufolge eines kaiſerlichen Be- fehls, von Kapudſchi Baſchi erdroſſelt. Seine Wuͤrde erhielte Halil Paſcha, ein braver und kluger Feldherr. Dieſer ließe ſich die Beyſpiele ſeiner Vorfahrer zur Warnung dienen, und wendete den ganzen Winter an, die erforderlichen Kriegesnothwendigkeiten anzuſchaffen, damit er im folgenden Fruͤhjahre den Krieg gegen den Feind ohne alle Hinderniß fuͤhren koͤnnte. H. 1015. J. C. 1606. 9. Indem man nun große Hoffnung ſchoͤpfte, den Hochmuth der Perſer zu erniedrigen: ſo wurde dieſelbe durch ein ploͤtzliches Fieber zu nichte gemacht, das in eben dem Jahre, da Perſien der Untergang gedrohet war, naͤmlich 1026, den Kaiſer uͤberfiel. Anfangs achtete man es gering, weil es nicht gefaͤhrlich zu ſeyn ſchiene: nachher aber nahm es taͤglich dergeſtalt zu, daß Aehmed, der der Benjamin, Joſephs Bruder, Naſih * genen- net, und von derſelben Zeit an hat dieſer Na- me angefangen, unter den Muhaͤmmediſchen gemein zu werden. ⁵ Dſchami] Dieſes Gebaͤude uͤbertrifft die St. Sophienkirche an Prachte; es iſt aber nicht ſo groß, als dieſe. Außer den unzaͤh- ligen Zieraten, die ſich an den aͤußern Mau- ren befinden, ſind inwendig an den Waͤnden uͤber zwey hundert goͤldene Tafeln aufgehaͤn- get, darauf die Namen der Propheten, nebſt gewiſſen Stellen aus dem Kuron, eingegraben ſind, und von denen iede funfzig tauſend Thaler gekoſtet haben ſoll: denn eine iede, ſaget man, ſey mit ſechszig Demanten beſetzt. So viel iſt gewiß, es iſt ſo viel Geld auf die- ſes Werk verwendet worden, daß man nach Vollendung deſſelben und nach richtig gezoge- ner Rechnung befunden hat, eine iede Drach- me 2* Stein oder Moͤrtel komme auf drey Aſper 3* zu ſtehen. H. 1026. J. C. 1617. * der Rathgeber. 2* 1 Drachme iſt 3.4775 Pfenn. coͤlniſch, oder, 4.601 derſelben gehen auf ein coͤlniſches Loth. 3* das iſt, 6[FORMEL] ſaͤchſiſche Pfenninge.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/458>, abgerufen am 25.11.2024.