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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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11. Selim der II
kam seine Stelle. Diesen schickte der Kaiser im Jahre 982 mit der ganzenH. 982.


J. C. 1574.

Flote aus, um Tunis wieder einzunehmen. Als Sinan Pascha seine Truppen
an das Land gesetzet hatte: so gab er unverzüglich Befehl, die Stadt, und zu-
gleich eine nahe gelegene Festung, Chalkülwadi 27 genennet, anzugreifen. Er
eroberte auch dieselben, nach verschiedenen Stürmen, alle beyde, und opferte
die Besatzungen denen Geistern der Müsülmanen auf, die im verwichenen Jahre
von den Christen in Tunis waren erschlagen worden. Hierauf schleifte er Chal-
külwadi bis auf den Grund, ließ die Mauren von Tunis ausbessern, und ver-
sahe die Stadt mit einer hinlänglichen Besatzung.

18.

Um eben diese Zeit versammeln sich funfzehen hundert Ungarn, undEinige Ungarn
werden bey
Schegetwar
ums Leben ge-
bracht.

berathschlagen sich mit einander, wie sie Schegetwar* überrumpeln wollen.
Als der Kriegsbefehlhaber zu Gjula, Dschäfer Pascha, hievon Nachricht be-
kommt: so passet er ihnen mit wenigstens fünf hundert Jeng-itscheri in einem
Hinterhalte auf, greifet dieselben an, da sie ganz sicher heran zogen, schläget sie,
und sendet die besten von den Gefangenen nach Constantinopel.

19.

Gegen das Ende dieses Jahres bauete Selim ein großes und herr-Selims Tod,
liches Bad 28 in demjenigen Theile des Palastes, der nach Morgen zu siehet.
Der Kaiser ging zuerst in dasselbe hinein, als der Kalch noch giftige Dünste
von sich gab; und wenn man einigen Schriftstellern glauben darf: so nahm
er darinnen ein gutes Theil Wein zu sich, um die schädlichen Dünste zu ver-
treiben. Er bekam aber ein gelindes Kopfwehe davon, darauf Schwindel und
endlich eine Art eines Schlagflusses folgten, der denselben am eilften Tage seiner
Krankheit, und am 28 des Monats Schäban, von der Welt hinwegnahm.
Sein Sohn Murad langte mit dem Anfange des Monats Remäßan zu Con-
stantinopel an, und wurde gleich von allen Großen als Kaiser erkennet, die
[Spaltenumbruch]

am wahrscheinlichsten zu seyn: denn außer
dem kaiserlichen Hause haben sich wenige oder
gar keine Geschlechter bey den Türken erhal-
ten; ausgenommen die Geschlechter Ibrahim
Ogli und Kjüprili Ogli.
27 Chalkülwadi] Es scheinet das feste
Schloß Goleta zu seyn, das am Eingange
der Baje von Tunis lieget.
[Spaltenumbruch]
28 Bad] Dieses ist ein recht vortreffli-
ches Gebäude, in vierzig Zimmer eingethei-
let, die insgesamt inwendig mit Marmor
ausgesetzet und auswendig von gehauenen
Steinen sind. Es stehet im Seraj zwischen
den Wohnungen für die Mannspersonen und
denen für das Frauenzimmer mitten inne,
so daß es gerade in die Augen fallen muß,
wann man durch den constantinopelischen Ka-
nal fähret.

dem-
* Sigeth.

11. Selim der II
kam ſeine Stelle. Dieſen ſchickte der Kaiſer im Jahre 982 mit der ganzenH. 982.


J. C. 1574.

Flote aus, um Tunis wieder einzunehmen. Als Sinan Paſcha ſeine Truppen
an das Land geſetzet hatte: ſo gab er unverzuͤglich Befehl, die Stadt, und zu-
gleich eine nahe gelegene Feſtung, Chalkuͤlwadi 27 genennet, anzugreifen. Er
eroberte auch dieſelben, nach verſchiedenen Stuͤrmen, alle beyde, und opferte
die Beſatzungen denen Geiſtern der Muͤſuͤlmanen auf, die im verwichenen Jahre
von den Chriſten in Tunis waren erſchlagen worden. Hierauf ſchleifte er Chal-
kuͤlwadi bis auf den Grund, ließ die Mauren von Tunis ausbeſſern, und ver-
ſahe die Stadt mit einer hinlaͤnglichen Beſatzung.

18.

Um eben dieſe Zeit verſammeln ſich funfzehen hundert Ungarn, undEinige Ungarn
werden bey
Schegetwar
ums Leben ge-
bracht.

berathſchlagen ſich mit einander, wie ſie Schegetwar* uͤberrumpeln wollen.
Als der Kriegsbefehlhaber zu Gjula, Dſchaͤfer Paſcha, hievon Nachricht be-
kommt: ſo paſſet er ihnen mit wenigſtens fuͤnf hundert Jeng-itſcheri in einem
Hinterhalte auf, greifet dieſelben an, da ſie ganz ſicher heran zogen, ſchlaͤget ſie,
und ſendet die beſten von den Gefangenen nach Conſtantinopel.

19.

Gegen das Ende dieſes Jahres bauete Selim ein großes und herr-Selims Tod,
liches Bad 28 in demjenigen Theile des Palaſtes, der nach Morgen zu ſiehet.
Der Kaiſer ging zuerſt in daſſelbe hinein, als der Kalch noch giftige Duͤnſte
von ſich gab; und wenn man einigen Schriftſtellern glauben darf: ſo nahm
er darinnen ein gutes Theil Wein zu ſich, um die ſchaͤdlichen Duͤnſte zu ver-
treiben. Er bekam aber ein gelindes Kopfwehe davon, darauf Schwindel und
endlich eine Art eines Schlagfluſſes folgten, der denſelben am eilften Tage ſeiner
Krankheit, und am 28 des Monats Schaͤban, von der Welt hinwegnahm.
Sein Sohn Murad langte mit dem Anfange des Monats Remaͤßan zu Con-
ſtantinopel an, und wurde gleich von allen Großen als Kaiſer erkennet, die
[Spaltenumbruch]

am wahrſcheinlichſten zu ſeyn: denn außer
dem kaiſerlichen Hauſe haben ſich wenige oder
gar keine Geſchlechter bey den Tuͤrken erhal-
ten; ausgenommen die Geſchlechter Ibrahim
Ogli und Kjuͤprili Ogli.
27 Chalkuͤlwadi] Es ſcheinet das feſte
Schloß Goleta zu ſeyn, das am Eingange
der Baje von Tunis lieget.
[Spaltenumbruch]
28 Bad] Dieſes iſt ein recht vortreffli-
ches Gebaͤude, in vierzig Zimmer eingethei-
let, die insgeſamt inwendig mit Marmor
ausgeſetzet und auswendig von gehauenen
Steinen ſind. Es ſtehet im Seraj zwiſchen
den Wohnungen fuͤr die Mannsperſonen und
denen fuͤr das Frauenzimmer mitten inne,
ſo daß es gerade in die Augen fallen muß,
wann man durch den conſtantinopeliſchen Ka-
nal faͤhret.

dem-
* Sigeth.
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[343/0435] 11. Selim der II kam ſeine Stelle. Dieſen ſchickte der Kaiſer im Jahre 982 mit der ganzen Flote aus, um Tunis wieder einzunehmen. Als Sinan Paſcha ſeine Truppen an das Land geſetzet hatte: ſo gab er unverzuͤglich Befehl, die Stadt, und zu- gleich eine nahe gelegene Feſtung, Chalkuͤlwadi ²⁷ genennet, anzugreifen. Er eroberte auch dieſelben, nach verſchiedenen Stuͤrmen, alle beyde, und opferte die Beſatzungen denen Geiſtern der Muͤſuͤlmanen auf, die im verwichenen Jahre von den Chriſten in Tunis waren erſchlagen worden. Hierauf ſchleifte er Chal- kuͤlwadi bis auf den Grund, ließ die Mauren von Tunis ausbeſſern, und ver- ſahe die Stadt mit einer hinlaͤnglichen Beſatzung. H. 982. J. C. 1574. 18. Um eben dieſe Zeit verſammeln ſich funfzehen hundert Ungarn, und berathſchlagen ſich mit einander, wie ſie Schegetwar * uͤberrumpeln wollen. Als der Kriegsbefehlhaber zu Gjula, Dſchaͤfer Paſcha, hievon Nachricht be- kommt: ſo paſſet er ihnen mit wenigſtens fuͤnf hundert Jeng-itſcheri in einem Hinterhalte auf, greifet dieſelben an, da ſie ganz ſicher heran zogen, ſchlaͤget ſie, und ſendet die beſten von den Gefangenen nach Conſtantinopel. Einige Ungarn werden bey Schegetwar ums Leben ge- bracht. 19. Gegen das Ende dieſes Jahres bauete Selim ein großes und herr- liches Bad ²⁸ in demjenigen Theile des Palaſtes, der nach Morgen zu ſiehet. Der Kaiſer ging zuerſt in daſſelbe hinein, als der Kalch noch giftige Duͤnſte von ſich gab; und wenn man einigen Schriftſtellern glauben darf: ſo nahm er darinnen ein gutes Theil Wein zu ſich, um die ſchaͤdlichen Duͤnſte zu ver- treiben. Er bekam aber ein gelindes Kopfwehe davon, darauf Schwindel und endlich eine Art eines Schlagfluſſes folgten, der denſelben am eilften Tage ſeiner Krankheit, und am 28 des Monats Schaͤban, von der Welt hinwegnahm. Sein Sohn Murad langte mit dem Anfange des Monats Remaͤßan zu Con- ſtantinopel an, und wurde gleich von allen Großen als Kaiſer erkennet, die dem- am wahrſcheinlichſten zu ſeyn: denn außer dem kaiſerlichen Hauſe haben ſich wenige oder gar keine Geſchlechter bey den Tuͤrken erhal- ten; ausgenommen die Geſchlechter Ibrahim Ogli und Kjuͤprili Ogli. ²⁷ Chalkuͤlwadi] Es ſcheinet das feſte Schloß Goleta zu ſeyn, das am Eingange der Baje von Tunis lieget. ²⁸ Bad] Dieſes iſt ein recht vortreffli- ches Gebaͤude, in vierzig Zimmer eingethei- let, die insgeſamt inwendig mit Marmor ausgeſetzet und auswendig von gehauenen Steinen ſind. Es ſtehet im Seraj zwiſchen den Wohnungen fuͤr die Mannsperſonen und denen fuͤr das Frauenzimmer mitten inne, ſo daß es gerade in die Augen fallen muß, wann man durch den conſtantinopeliſchen Ka- nal faͤhret. Selims Tod, * Sigeth.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 343. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/435>, abgerufen am 22.11.2024.