Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.10. Sülejman der I Weil er merkte, daß es mit vielen Dingen am Hofe und in dem Reiche unor-dentlich zuginge, und die verwirrte Folge der Aemter Uneinigkeit und Streit unter seinen Beamten verursachte: so machte er neue Verordnungen, sowol im bürgerlichen als Kriegswesen, schrieb selbige dem gesammten Volke der Mü- sülmanen als Gesetze vor, und wies einem ieden bey Hofe, in der Stadt und bey dem Kriegsstate seinen Rang an. Auf diese Art ruheten zwar die Waffen Sülejmans; aber nicht sein Gemüth: denn er zog sich zurück, wie ein stoßen- der Ziegenbock, bloß um seinen Feinden einen desto heftigern Streich zu versetzen. Nämlich, er hatte in seinen vorigen Feldzügen angemerket, daß das deutsche Reich viel zu mächtig sey, als daß man es mit bloßen Pferdehufen über einen Haufen rennen könnte; und daß größere Anstalten und längere Zeit erfordert würden, die Vormauren, die es beschützten, einzureißen. Daher machte derselbe diese zehen Jahre hindurch die stärksten Kriegeszurüstungen, füllete seine er- schöpften Schatzkammern wieder an, brachte von allen Seiten her Truppen zusammen, und nahm sich itzo vor, dasjenige Vorhaben auszuführen, darinnen er niemanden, als Muhämmed Fatih, zum Vorgänger gehabt, und das er bereits selbst vergebens versucht hatte. 53. Zu dem Ende begab er sich im Jahre 974 mit einem mächtigen Krie-stirbet bey der das vornehmste unter den balearischen Ey- ländern. 115 dreyen ... kleinern Eyländern] Vielleicht Minorca, Yvica und Formentera. Es ist aber bloß eine Muthmaßung. 116 Sülejmanije] Dieser Tempel lieget auf einem Hügel, der gegen den Hafen zu siehet, und ist mit so vieler Kunst und Zier- lichkeit aufgeführet, daß kein anderes Gebäude mit demselben in Vergleichung zu stellen ist. Dieses habe ich nicht allein von Türken, son- dern auch von Fremden aus verschiedenen Län- dern, sagen gehöret. Es ist auch kein Wun- der, daß dieses Gebäude so schön ist: denn es hat nicht nur alles an sich, was die gemei- [Spaltenumbruch] nen Steinbrüche von Marmor und die über- gebliebenen Reste von Troas hergeben konn- ten; sondern auch alles Kostbare oder Sel- tene, was noch in den Werken der alten Grie- chen anzutreffen war, durch die die Türken sich thörichter Weise einbildeten, sich einen unsterblichen Namen zu machen. Vier Thür- me zieren diese Kirche: zweene mit dreyen Schürfe oder Gängen, von denen das Eßan herunter gesungen wird; und die andern mit zweenen Gängen. Der Obervorsteher der da- bey befindlichen hohen Schule hat über alle die andern den Rang, und steiget von diesem Amte zu der Würde eines Mewla. 117 Gjule] ist der Name, der noch heu- tiges Tages in den Landkarten stehet. einzu- 2 S 2
10. Suͤlejman der I Weil er merkte, daß es mit vielen Dingen am Hofe und in dem Reiche unor-dentlich zuginge, und die verwirrte Folge der Aemter Uneinigkeit und Streit unter ſeinen Beamten verurſachte: ſo machte er neue Verordnungen, ſowol im buͤrgerlichen als Kriegsweſen, ſchrieb ſelbige dem geſammten Volke der Muͤ- ſuͤlmanen als Geſetze vor, und wies einem ieden bey Hofe, in der Stadt und bey dem Kriegsſtate ſeinen Rang an. Auf dieſe Art ruheten zwar die Waffen Suͤlejmans; aber nicht ſein Gemuͤth: denn er zog ſich zuruͤck, wie ein ſtoßen- der Ziegenbock, bloß um ſeinen Feinden einen deſto heftigern Streich zu verſetzen. Naͤmlich, er hatte in ſeinen vorigen Feldzuͤgen angemerket, daß das deutſche Reich viel zu maͤchtig ſey, als daß man es mit bloßen Pferdehufen uͤber einen Haufen rennen koͤnnte; und daß groͤßere Anſtalten und laͤngere Zeit erfordert wuͤrden, die Vormauren, die es beſchuͤtzten, einzureißen. Daher machte derſelbe dieſe zehen Jahre hindurch die ſtaͤrkſten Kriegeszuruͤſtungen, fuͤllete ſeine er- ſchoͤpften Schatzkammern wieder an, brachte von allen Seiten her Truppen zuſammen, und nahm ſich itzo vor, dasjenige Vorhaben auszufuͤhren, darinnen er niemanden, als Muhaͤmmed Fatih, zum Vorgaͤnger gehabt, und das er bereits ſelbſt vergebens verſucht hatte. 53. Zu dem Ende begab er ſich im Jahre 974 mit einem maͤchtigen Krie-ſtirbet bey der das vornehmſte unter den baleariſchen Ey- laͤndern. 115 dreyen ... kleinern Eylaͤndern] Vielleicht Minorca, Yvica und Formentera. Es iſt aber bloß eine Muthmaßung. 116 Suͤlejmanije] Dieſer Tempel lieget auf einem Huͤgel, der gegen den Hafen zu ſiehet, und iſt mit ſo vieler Kunſt und Zier- lichkeit aufgefuͤhret, daß kein anderes Gebaͤude mit demſelben in Vergleichung zu ſtellen iſt. Dieſes habe ich nicht allein von Tuͤrken, ſon- dern auch von Fremden aus verſchiedenen Laͤn- dern, ſagen gehoͤret. Es iſt auch kein Wun- der, daß dieſes Gebaͤude ſo ſchoͤn iſt: denn es hat nicht nur alles an ſich, was die gemei- [Spaltenumbruch] nen Steinbruͤche von Marmor und die uͤber- gebliebenen Reſte von Troas hergeben konn- ten; ſondern auch alles Koſtbare oder Sel- tene, was noch in den Werken der alten Grie- chen anzutreffen war, durch die die Tuͤrken ſich thoͤrichter Weiſe einbildeten, ſich einen unſterblichen Namen zu machen. Vier Thuͤr- me zieren dieſe Kirche: zweene mit dreyen Schuͤrfe oder Gaͤngen, von denen das Eßan herunter geſungen wird; und die andern mit zweenen Gaͤngen. Der Obervorſteher der da- bey befindlichen hohen Schule hat uͤber alle die andern den Rang, und ſteiget von dieſem Amte zu der Wuͤrde eines Mewla. 117 Gjule] iſt der Name, der noch heu- tiges Tages in den Landkarten ſtehet. einzu- 2 S 2
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10. Suͤlejman der I
Weil er merkte, daß es mit vielen Dingen am Hofe und in dem Reiche unor-
dentlich zuginge, und die verwirrte Folge der Aemter Uneinigkeit und Streit
unter ſeinen Beamten verurſachte: ſo machte er neue Verordnungen, ſowol
im buͤrgerlichen als Kriegsweſen, ſchrieb ſelbige dem geſammten Volke der Muͤ-
ſuͤlmanen als Geſetze vor, und wies einem ieden bey Hofe, in der Stadt und
bey dem Kriegsſtate ſeinen Rang an. Auf dieſe Art ruheten zwar die Waffen
Suͤlejmans; aber nicht ſein Gemuͤth: denn er zog ſich zuruͤck, wie ein ſtoßen-
der Ziegenbock, bloß um ſeinen Feinden einen deſto heftigern Streich zu verſetzen.
Naͤmlich, er hatte in ſeinen vorigen Feldzuͤgen angemerket, daß das deutſche
Reich viel zu maͤchtig ſey, als daß man es mit bloßen Pferdehufen uͤber einen
Haufen rennen koͤnnte; und daß groͤßere Anſtalten und laͤngere Zeit erfordert
wuͤrden, die Vormauren, die es beſchuͤtzten, einzureißen. Daher machte derſelbe
dieſe zehen Jahre hindurch die ſtaͤrkſten Kriegeszuruͤſtungen, fuͤllete ſeine er-
ſchoͤpften Schatzkammern wieder an, brachte von allen Seiten her Truppen
zuſammen, und nahm ſich itzo vor, dasjenige Vorhaben auszufuͤhren, darinnen
er niemanden, als Muhaͤmmed Fatih, zum Vorgaͤnger gehabt, und das er bereits
ſelbſt vergebens verſucht hatte.
53. Zu dem Ende begab er ſich im Jahre 974 mit einem maͤchtigen Krie-
gesheere von Conſtantinopel nach Adrianopel, fertigte hier einen Theil der Trup-
pen unter Befehlhabung des oberſten Weßirs, Pertew Paſchas, ab, um Gjule
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einzu-
das vornehmſte unter den baleariſchen Ey-
laͤndern.
¹¹⁵ dreyen ... kleinern Eylaͤndern]
Vielleicht Minorca, Yvica und Formentera.
Es iſt aber bloß eine Muthmaßung.
¹¹⁶ Suͤlejmanije] Dieſer Tempel lieget
auf einem Huͤgel, der gegen den Hafen zu
ſiehet, und iſt mit ſo vieler Kunſt und Zier-
lichkeit aufgefuͤhret, daß kein anderes Gebaͤude
mit demſelben in Vergleichung zu ſtellen iſt.
Dieſes habe ich nicht allein von Tuͤrken, ſon-
dern auch von Fremden aus verſchiedenen Laͤn-
dern, ſagen gehoͤret. Es iſt auch kein Wun-
der, daß dieſes Gebaͤude ſo ſchoͤn iſt: denn
es hat nicht nur alles an ſich, was die gemei-
nen Steinbruͤche von Marmor und die uͤber-
gebliebenen Reſte von Troas hergeben konn-
ten; ſondern auch alles Koſtbare oder Sel-
tene, was noch in den Werken der alten Grie-
chen anzutreffen war, durch die die Tuͤrken
ſich thoͤrichter Weiſe einbildeten, ſich einen
unſterblichen Namen zu machen. Vier Thuͤr-
me zieren dieſe Kirche: zweene mit dreyen
Schuͤrfe oder Gaͤngen, von denen das Eßan
herunter geſungen wird; und die andern mit
zweenen Gaͤngen. Der Obervorſteher der da-
bey befindlichen hohen Schule hat uͤber alle die
andern den Rang, und ſteiget von dieſem
Amte zu der Wuͤrde eines Mewla.
¹¹⁷ Gjule] iſt der Name, der noch heu-
tiges Tages in den Landkarten ſtehet.
ſtirbet bey der
Belagerung von
Schegetwar.
H. 974.
J. C. 1566.
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