Siege erobert er sieben ihrer stärksten Schlösser, und schleifet dieselben bis auf den Grund; und weil nunmehr die Jahreszeit ihm nicht verstattet, etwas wei- teres zu unternehmen: so lässet er seine Truppen in Dijarbekjir überwintern. H. 958. J. C. 1549.Im Frühjahre gehet er sehr zeitig wiederum in Gjürdschistan; und weil er da- selbst keinen Widerstand mehr findet: so bringet er über zwanzig Städte wieder unter die osmanische Gewalt. Nachdem er nun das Land in dem Gehorsame des Kaisers befestiget, und die Festungen mit Besatzungen versehen hatte: so begab er sich nach Constantinopel, um daselbst von seinen Verrichtungen Bericht abzustatten.
nimmt Temesch-war ein.
44.
Als Sülejmans Reich solchergestalt in Osten befestiget war: so war er darauf bedacht, seine Herrschaft auch gegen Westen auszubreiten. Zu dem H. 959. J. C. 1552.Ende schickte er den Begjlerbegj von Rumili, Mehemmed Pascha, mit dem eu- ropäischen Kriegesheere ins Feld, um Temischwar*, die festeste Stadt in Un- garn, einzunehmen. Nachdem also Mehemmed sich der benachbarten Städte, Batschi, Bütschgjergi, Ratschu und Tschenad 88, bemächtiget hatte: so schloß er Temischwar genau ein, und belagerte dasselbe. Mittlerweile kam ein Krieges- heer heran gezogen, die Stadt zu entsetzen; und da Mehemmed Pascha merket, daß dasselbe seiner Macht überlegen war: so giebt er dem Kaiser von dieser be- vorstehenden Gefahr Nachricht, und bittet um schleunige Verstärkung von Volke. Sülejman sendet daher unverzüglich seinen obersten Weßir, Mähmud Pascha, mit dem übrigen Heere ab, sich mit demselben zu Mehemmed zu fügen. Nach dieser erhaltenen Verstärkung schläget er die Feinde aus dem Felde, ero- bert hierauf die Stadt mit Sturme, und bringet das ganze Gebiet von Te- mischwar, das fast so groß war als eine Begjlerbegjschaft, an das osmanische [Spaltenumbruch]
88 Batschi u. s. w.] Es sind allem An- sehen nach lauter Städte, die zwischen der Donau und Sawa liegen. Dieses Land hei- ßet bey den Türken Batscha Owasi.
89 Kasim Pascha] Ein berühmter tür- kischer Feldhauptmann, der nachher zu der Würde des obersten Weßirs erhoben wurde. Er stiftete oder erweiterte die neue Pflanzstadt zu Galata, da itzo die Vorrathshäuser sind, und nennete sie daher nach seinem Namen.
[Spaltenumbruch]
90 Erdisch u. s. w.] Sind Städte, die an den Grenzen von Schirwan liegen. In den Landkarten werden sie verderbter Weise Ergisch und Elata genennet.
91 Tokad] Eine Stadt in Natolien, nicht weit von Amasia. Nach einigen soll es das alte Eudocia seyn.
92 Mustäfa] Sülejmans vierter Sohn, der alle seine Brüder gegen ihren Vater auf-
Reich.
* Temeschwar.
Osmaniſche Geſchichte
Siege erobert er ſieben ihrer ſtaͤrkſten Schloͤſſer, und ſchleifet dieſelben bis auf den Grund; und weil nunmehr die Jahreszeit ihm nicht verſtattet, etwas wei- teres zu unternehmen: ſo laͤſſet er ſeine Truppen in Dijarbekjir uͤberwintern. H. 958. J. C. 1549.Im Fruͤhjahre gehet er ſehr zeitig wiederum in Gjuͤrdſchiſtan; und weil er da- ſelbſt keinen Widerſtand mehr findet: ſo bringet er uͤber zwanzig Staͤdte wieder unter die osmaniſche Gewalt. Nachdem er nun das Land in dem Gehorſame des Kaiſers befeſtiget, und die Feſtungen mit Beſatzungen verſehen hatte: ſo begab er ſich nach Conſtantinopel, um daſelbſt von ſeinen Verrichtungen Bericht abzuſtatten.
nimmt Temeſch-war ein.
44.
Als Suͤlejmans Reich ſolchergeſtalt in Oſten befeſtiget war: ſo war er darauf bedacht, ſeine Herrſchaft auch gegen Weſten auszubreiten. Zu dem H. 959. J. C. 1552.Ende ſchickte er den Begjlerbegj von Rumili, Mehemmed Paſcha, mit dem eu- ropaͤiſchen Kriegesheere ins Feld, um Temiſchwar*, die feſteſte Stadt in Un- garn, einzunehmen. Nachdem alſo Mehemmed ſich der benachbarten Staͤdte, Batſchi, Buͤtſchgjergi, Ratſchu und Tſchenad 88, bemaͤchtiget hatte: ſo ſchloß er Temiſchwar genau ein, und belagerte daſſelbe. Mittlerweile kam ein Krieges- heer heran gezogen, die Stadt zu entſetzen; und da Mehemmed Paſcha merket, daß daſſelbe ſeiner Macht uͤberlegen war: ſo giebt er dem Kaiſer von dieſer be- vorſtehenden Gefahr Nachricht, und bittet um ſchleunige Verſtaͤrkung von Volke. Suͤlejman ſendet daher unverzuͤglich ſeinen oberſten Weßir, Maͤhmud Paſcha, mit dem uͤbrigen Heere ab, ſich mit demſelben zu Mehemmed zu fuͤgen. Nach dieſer erhaltenen Verſtaͤrkung ſchlaͤget er die Feinde aus dem Felde, ero- bert hierauf die Stadt mit Sturme, und bringet das ganze Gebiet von Te- miſchwar, das faſt ſo groß war als eine Begjlerbegjſchaft, an das osmaniſche [Spaltenumbruch]
88 Batſchi u. ſ. w.] Es ſind allem An- ſehen nach lauter Staͤdte, die zwiſchen der Donau und Sawa liegen. Dieſes Land hei- ßet bey den Tuͤrken Batſcha Owaſi.
89 Kaſim Paſcha] Ein beruͤhmter tuͤr- kiſcher Feldhauptmann, der nachher zu der Wuͤrde des oberſten Weßirs erhoben wurde. Er ſtiftete oder erweiterte die neue Pflanzſtadt zu Galata, da itzo die Vorrathshaͤuſer ſind, und nennete ſie daher nach ſeinem Namen.
[Spaltenumbruch]
90 Erdiſch u. ſ. w.] Sind Staͤdte, die an den Grenzen von Schirwan liegen. In den Landkarten werden ſie verderbter Weiſe Ergiſch und Elata genennet.
91 Tokad] Eine Stadt in Natolien, nicht weit von Amaſia. Nach einigen ſoll es das alte Eudocia ſeyn.
92 Muſtaͤfa] Suͤlejmans vierter Sohn, der alle ſeine Bruͤder gegen ihren Vater auf-
Reich.
* Temeſchwar.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0404"n="314"/><fwplace="top"type="header">Osmaniſche Geſchichte</fw><lb/>
Siege erobert er ſieben ihrer ſtaͤrkſten Schloͤſſer, und ſchleifet dieſelben bis auf<lb/>
den Grund; und weil nunmehr die Jahreszeit ihm nicht verſtattet, etwas wei-<lb/>
teres zu unternehmen: ſo laͤſſet er ſeine Truppen in Dijarbekjir uͤberwintern.<lb/><noteplace="left">H. 958.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
J. C. 1549.</note>Im Fruͤhjahre gehet er ſehr zeitig wiederum in Gjuͤrdſchiſtan; und weil er da-<lb/>ſelbſt keinen Widerſtand mehr findet: ſo bringet er uͤber zwanzig Staͤdte wieder<lb/>
unter die osmaniſche Gewalt. Nachdem er nun das Land in dem Gehorſame<lb/>
des Kaiſers befeſtiget, und die Feſtungen mit Beſatzungen verſehen hatte: ſo<lb/>
begab er ſich nach Conſtantinopel, um daſelbſt von ſeinen Verrichtungen Bericht<lb/>
abzuſtatten.</p><lb/><noteplace="left">nimmt Temeſch-war ein.</note></div><lb/><divn="3"><head>44.</head><p>Als Suͤlejmans Reich ſolchergeſtalt in Oſten befeſtiget war: ſo war<lb/>
er darauf bedacht, ſeine Herrſchaft auch gegen Weſten auszubreiten. Zu dem<lb/><noteplace="left">H. 959.<lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
J. C. 1552.</note>Ende ſchickte er den Begjlerbegj von Rumili, Mehemmed Paſcha, mit dem eu-<lb/>
ropaͤiſchen Kriegesheere ins Feld, um Temiſchwar<noteplace="foot"n="*">Temeſchwar.</note>, die feſteſte Stadt in Un-<lb/>
garn, einzunehmen. Nachdem alſo Mehemmed ſich der benachbarten Staͤdte,<lb/>
Batſchi, Buͤtſchgjergi, Ratſchu und Tſchenad <noteplace="end"n="88"/>, bemaͤchtiget hatte: ſo ſchloß er<lb/>
Temiſchwar genau ein, und belagerte daſſelbe. Mittlerweile kam ein Krieges-<lb/>
heer heran gezogen, die Stadt zu entſetzen; und da Mehemmed Paſcha merket,<lb/>
daß daſſelbe ſeiner Macht uͤberlegen war: ſo giebt er dem Kaiſer von dieſer be-<lb/>
vorſtehenden Gefahr Nachricht, und bittet um ſchleunige Verſtaͤrkung von<lb/>
Volke. Suͤlejman ſendet daher unverzuͤglich ſeinen oberſten Weßir, Maͤhmud<lb/>
Paſcha, mit dem uͤbrigen Heere ab, ſich mit demſelben zu Mehemmed zu fuͤgen.<lb/>
Nach dieſer erhaltenen Verſtaͤrkung ſchlaͤget er die Feinde aus dem Felde, ero-<lb/>
bert hierauf die Stadt mit Sturme, und bringet das ganze Gebiet von Te-<lb/>
miſchwar, das faſt ſo groß war als eine Begjlerbegjſchaft, an das osmaniſche<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Reich.</fw><lb/><cbn="1"/><lb/><noteplace="end"n="88">Batſchi u. ſ. w.] Es ſind allem An-<lb/>ſehen nach lauter Staͤdte, die zwiſchen der<lb/>
Donau und Sawa liegen. Dieſes Land hei-<lb/>
ßet bey den Tuͤrken Batſcha Owaſi.</note><lb/><noteplace="end"n="89">Kaſim Paſcha] Ein beruͤhmter tuͤr-<lb/>
kiſcher Feldhauptmann, der nachher zu der<lb/>
Wuͤrde des oberſten Weßirs erhoben wurde.<lb/>
Er ſtiftete oder erweiterte die neue Pflanzſtadt<lb/>
zu Galata, da itzo die Vorrathshaͤuſer ſind,<lb/>
und nennete ſie daher nach ſeinem Namen.</note><lb/><cbn="2"/><lb/><noteplace="end"n="90">Erdiſch u. ſ. w.] Sind Staͤdte, die<lb/>
an den Grenzen von Schirwan liegen. In<lb/>
den Landkarten werden ſie verderbter Weiſe<lb/>
Ergiſch und Elata genennet.</note><lb/><noteplace="end"n="91">Tokad] Eine Stadt in Natolien,<lb/>
nicht weit von Amaſia. Nach einigen ſoll<lb/>
es das alte Eudocia ſeyn.</note><lb/><notexml:id="B404"next="#B405"place="end"n="92">Muſtaͤfa] Suͤlejmans vierter Sohn,<lb/>
der alle ſeine Bruͤder gegen ihren Vater auf-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">gewiegelt</fw></note><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[314/0404]
Osmaniſche Geſchichte
Siege erobert er ſieben ihrer ſtaͤrkſten Schloͤſſer, und ſchleifet dieſelben bis auf
den Grund; und weil nunmehr die Jahreszeit ihm nicht verſtattet, etwas wei-
teres zu unternehmen: ſo laͤſſet er ſeine Truppen in Dijarbekjir uͤberwintern.
Im Fruͤhjahre gehet er ſehr zeitig wiederum in Gjuͤrdſchiſtan; und weil er da-
ſelbſt keinen Widerſtand mehr findet: ſo bringet er uͤber zwanzig Staͤdte wieder
unter die osmaniſche Gewalt. Nachdem er nun das Land in dem Gehorſame
des Kaiſers befeſtiget, und die Feſtungen mit Beſatzungen verſehen hatte: ſo
begab er ſich nach Conſtantinopel, um daſelbſt von ſeinen Verrichtungen Bericht
abzuſtatten.
H. 958.
J. C. 1549.
44. Als Suͤlejmans Reich ſolchergeſtalt in Oſten befeſtiget war: ſo war
er darauf bedacht, ſeine Herrſchaft auch gegen Weſten auszubreiten. Zu dem
Ende ſchickte er den Begjlerbegj von Rumili, Mehemmed Paſcha, mit dem eu-
ropaͤiſchen Kriegesheere ins Feld, um Temiſchwar *, die feſteſte Stadt in Un-
garn, einzunehmen. Nachdem alſo Mehemmed ſich der benachbarten Staͤdte,
Batſchi, Buͤtſchgjergi, Ratſchu und Tſchenad
⁸⁸
, bemaͤchtiget hatte: ſo ſchloß er
Temiſchwar genau ein, und belagerte daſſelbe. Mittlerweile kam ein Krieges-
heer heran gezogen, die Stadt zu entſetzen; und da Mehemmed Paſcha merket,
daß daſſelbe ſeiner Macht uͤberlegen war: ſo giebt er dem Kaiſer von dieſer be-
vorſtehenden Gefahr Nachricht, und bittet um ſchleunige Verſtaͤrkung von
Volke. Suͤlejman ſendet daher unverzuͤglich ſeinen oberſten Weßir, Maͤhmud
Paſcha, mit dem uͤbrigen Heere ab, ſich mit demſelben zu Mehemmed zu fuͤgen.
Nach dieſer erhaltenen Verſtaͤrkung ſchlaͤget er die Feinde aus dem Felde, ero-
bert hierauf die Stadt mit Sturme, und bringet das ganze Gebiet von Te-
miſchwar, das faſt ſo groß war als eine Begjlerbegjſchaft, an das osmaniſche
Reich.
⁸⁸ Batſchi u. ſ. w.] Es ſind allem An-
ſehen nach lauter Staͤdte, die zwiſchen der
Donau und Sawa liegen. Dieſes Land hei-
ßet bey den Tuͤrken Batſcha Owaſi.
⁸⁹ Kaſim Paſcha] Ein beruͤhmter tuͤr-
kiſcher Feldhauptmann, der nachher zu der
Wuͤrde des oberſten Weßirs erhoben wurde.
Er ſtiftete oder erweiterte die neue Pflanzſtadt
zu Galata, da itzo die Vorrathshaͤuſer ſind,
und nennete ſie daher nach ſeinem Namen.
⁹⁰ Erdiſch u. ſ. w.] Sind Staͤdte, die
an den Grenzen von Schirwan liegen. In
den Landkarten werden ſie verderbter Weiſe
Ergiſch und Elata genennet.
⁹¹ Tokad] Eine Stadt in Natolien,
nicht weit von Amaſia. Nach einigen ſoll
es das alte Eudocia ſeyn.
⁹² Muſtaͤfa] Suͤlejmans vierter Sohn,
der alle ſeine Bruͤder gegen ihren Vater auf-
gewiegelt
H. 959.
J. C. 1552.
* Temeſchwar.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/404>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.