Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.Osmanische Geschichte weil Kajetbaj nicht nur seinen Bruder Dschem aufgenommen, sondern auchheimlich mit Gelde 29 versehen hatte, um denselben in den Stand zu setzen, daß er neue Unruhen anfangen könnte. Weil aber dieses keine hinlängliche Ursache zu seyn schiene, sein Reich in einen Krieg zu verwickeln: so hielte er es für dienlich, seine Absicht zu verbergen, bis sich eine günstigere Gelegenheit von [Spaltenumbruch] habe es oft wehmüthig beklaget, daß er einen unschuldigen Mann, geschickten Rathgeber und berühmten Feldherrn habe umbringen lassen. Solchergestalt vergießet das Kroko- dil Threnen über das Opfer, das es selbst ge- schlachtet hat. 29 Gelde] Es scheinet, daß man hier- unter dasjenige Geld verstehen müsse, das der Sultan von Aegypten demselben zu seiner Reise nach Mekka gegeben hat. 30 Olajdewlet] Vielleicht einer von den persischen Fürsten. Die türkischen Jahr- bücher gedenken weiter nichts von ihm, da doch dessen Land noch seinen Namen von ihm führet, das einige Landkarten auf verderbte Weise Aladuli beylegen. Es ist ein Land, das zwischen dem Taurus und Antitaurus eingeschlossen ist, oder Kappadocien. 31 Tscherkassiern] Dieses ist das edelste von allen scythischen Völkern. Sie wohnen in einem gebirgigen und rauhen Lande, zwi- schen dem schwarzen Meere und der kaspischen See. Die Russen nennen dieselben Tscher- kjessi pätigorskoi, und unterscheiden sie durch diesen Namen von den kosakischen Tscherkas- siern. Denn alle ukrainischen Kosaken wer- den in der russischen Sprache Tscherkassier genennet, sonderlich aber diejenigen, die an dem Gestade des Flusses Donetz wohnen und in Sloboden oder Pflanzstädten leben. Es giebt aber von diesen Tscherkassiern, die sol- chergestalt in Pflanzstädte vertheilet sind, fünf [Spaltenumbruch] Landschaften, deren Hauptstädte sind Ißy, Charkow, Ochtirka, Ribinska und Sumy. Zu diesen kommt noch die sehr alte russische Stadt, Tschuhujow genennet, die ehedem die Grenzfestung des russischen Reichs gegen die Tatarn gewesen ist, als dieses Reich noch in engere Grenzen eingeschlossen war. Sie lie- get an dem Donetz. Die pätigorischen Tscherkassier erkennen keine Gottheit, und haben weder Gottesdienst noch Religion. Sie besitzen einen dicken Wald, in einer Ebene gelegen, der allenthalben mit hohen Gebirgen umgeben ist. Er ist wohl mit Wasser verse- hen, und mit einem breiten Graben rings herum eingeschlossen. Hier hält das ge- sammte Volk seine Zusammenkunft, gegen das Ende des Augusts, als wenn es sich zu den olympischen Spielen versammelte, und treibet seine Handlung unter einander, wel- ches durch Umtauschen ihrer allerseitigen Wa- ren geschiehet. Bey dieser Zusammenkunft wiedmen sie, zufolge einer hergebrachten Ge- wohnheit, deren Ursprung bey ihnen selbst ungewiß ist, ihre besten Waffen, und hängen dieselben an einen gewissen Baum in diesem Walde auf. Diese putzen sie im folgenden Jahre bey ihrer Wiederkunft sauber, küssen dieselben, und hängen sie wieder an ihren vo- rigen Platz. Hier bleiben nun diese Waffen ohne die geringste Wache hängen, bis sie von dem Roste oder der Zeit verzehret werden. Viele Geschichtschreiber haben uns bey Be- schreibung dieser Völker zugleich die Nachricht gegeben, daß sie ehedem von den Genuesern, die damals Herren von Kjefe gewesen, zu selbst
Osmaniſche Geſchichte weil Kajetbaj nicht nur ſeinen Bruder Dſchem aufgenommen, ſondern auchheimlich mit Gelde 29 verſehen hatte, um denſelben in den Stand zu ſetzen, daß er neue Unruhen anfangen koͤnnte. Weil aber dieſes keine hinlaͤngliche Urſache zu ſeyn ſchiene, ſein Reich in einen Krieg zu verwickeln: ſo hielte er es fuͤr dienlich, ſeine Abſicht zu verbergen, bis ſich eine guͤnſtigere Gelegenheit von [Spaltenumbruch] habe es oft wehmuͤthig beklaget, daß er einen unſchuldigen Mann, geſchickten Rathgeber und beruͤhmten Feldherrn habe umbringen laſſen. Solchergeſtalt vergießet das Kroko- dil Threnen uͤber das Opfer, das es ſelbſt ge- ſchlachtet hat. 29 Gelde] Es ſcheinet, daß man hier- unter dasjenige Geld verſtehen muͤſſe, das der Sultan von Aegypten demſelben zu ſeiner Reiſe nach Mekka gegeben hat. 30 Olajdewlet] Vielleicht einer von den perſiſchen Fuͤrſten. Die tuͤrkiſchen Jahr- buͤcher gedenken weiter nichts von ihm, da doch deſſen Land noch ſeinen Namen von ihm fuͤhret, das einige Landkarten auf verderbte Weiſe Aladuli beylegen. Es iſt ein Land, das zwiſchen dem Taurus und Antitaurus eingeſchloſſen iſt, oder Kappadocien. 31 Tſcherkaſſiern] Dieſes iſt das edelſte von allen ſcythiſchen Voͤlkern. Sie wohnen in einem gebirgigen und rauhen Lande, zwi- ſchen dem ſchwarzen Meere und der kaſpiſchen See. Die Ruſſen nennen dieſelben Tſcher- kjeſſi paͤtigorſkoi, und unterſcheiden ſie durch dieſen Namen von den koſakiſchen Tſcherkaſ- ſiern. Denn alle ukrainiſchen Koſaken wer- den in der ruſſiſchen Sprache Tſcherkaſſier genennet, ſonderlich aber diejenigen, die an dem Geſtade des Fluſſes Donetz wohnen und in Sloboden oder Pflanzſtaͤdten leben. Es giebt aber von dieſen Tſcherkaſſiern, die ſol- chergeſtalt in Pflanzſtaͤdte vertheilet ſind, fuͤnf [Spaltenumbruch] Landſchaften, deren Hauptſtaͤdte ſind Ißy, Charkow, Ochtirka, Ribinſka und Sumy. Zu dieſen kommt noch die ſehr alte ruſſiſche Stadt, Tſchuhujow genennet, die ehedem die Grenzfeſtung des ruſſiſchen Reichs gegen die Tatarn geweſen iſt, als dieſes Reich noch in engere Grenzen eingeſchloſſen war. Sie lie- get an dem Donetz. Die paͤtigoriſchen Tſcherkaſſier erkennen keine Gottheit, und haben weder Gottesdienſt noch Religion. Sie beſitzen einen dicken Wald, in einer Ebene gelegen, der allenthalben mit hohen Gebirgen umgeben iſt. Er iſt wohl mit Waſſer verſe- hen, und mit einem breiten Graben rings herum eingeſchloſſen. Hier haͤlt das ge- ſammte Volk ſeine Zuſammenkunft, gegen das Ende des Auguſts, als wenn es ſich zu den olympiſchen Spielen verſammelte, und treibet ſeine Handlung unter einander, wel- ches durch Umtauſchen ihrer allerſeitigen Wa- ren geſchiehet. Bey dieſer Zuſammenkunft wiedmen ſie, zufolge einer hergebrachten Ge- wohnheit, deren Urſprung bey ihnen ſelbſt ungewiß iſt, ihre beſten Waffen, und haͤngen dieſelben an einen gewiſſen Baum in dieſem Walde auf. Dieſe putzen ſie im folgenden Jahre bey ihrer Wiederkunft ſauber, kuͤſſen dieſelben, und haͤngen ſie wieder an ihren vo- rigen Platz. Hier bleiben nun dieſe Waffen ohne die geringſte Wache haͤngen, bis ſie von dem Roſte oder der Zeit verzehret werden. Viele Geſchichtſchreiber haben uns bey Be- ſchreibung dieſer Voͤlker zugleich die Nachricht gegeben, daß ſie ehedem von den Genueſern, die damals Herren von Kjefe geweſen, zu ſelbſt
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Osmaniſche Geſchichte
weil Kajetbaj nicht nur ſeinen Bruder Dſchem aufgenommen, ſondern auch
heimlich mit Gelde
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verſehen hatte, um denſelben in den Stand zu ſetzen, daß
er neue Unruhen anfangen koͤnnte. Weil aber dieſes keine hinlaͤngliche Urſache
zu ſeyn ſchiene, ſein Reich in einen Krieg zu verwickeln: ſo hielte er es fuͤr
dienlich, ſeine Abſicht zu verbergen, bis ſich eine guͤnſtigere Gelegenheit von
ſelbſt
habe es oft wehmuͤthig beklaget, daß er einen
unſchuldigen Mann, geſchickten Rathgeber
und beruͤhmten Feldherrn habe umbringen
laſſen. Solchergeſtalt vergießet das Kroko-
dil Threnen uͤber das Opfer, das es ſelbſt ge-
ſchlachtet hat.
²⁹ Gelde] Es ſcheinet, daß man hier-
unter dasjenige Geld verſtehen muͤſſe, das
der Sultan von Aegypten demſelben zu ſeiner
Reiſe nach Mekka gegeben hat.
³⁰ Olajdewlet] Vielleicht einer von
den perſiſchen Fuͤrſten. Die tuͤrkiſchen Jahr-
buͤcher gedenken weiter nichts von ihm, da
doch deſſen Land noch ſeinen Namen von ihm
fuͤhret, das einige Landkarten auf verderbte
Weiſe Aladuli beylegen. Es iſt ein Land,
das zwiſchen dem Taurus und Antitaurus
eingeſchloſſen iſt, oder Kappadocien.
³¹ Tſcherkaſſiern] Dieſes iſt das edelſte
von allen ſcythiſchen Voͤlkern. Sie wohnen
in einem gebirgigen und rauhen Lande, zwi-
ſchen dem ſchwarzen Meere und der kaſpiſchen
See. Die Ruſſen nennen dieſelben Tſcher-
kjeſſi paͤtigorſkoi, und unterſcheiden ſie durch
dieſen Namen von den koſakiſchen Tſcherkaſ-
ſiern. Denn alle ukrainiſchen Koſaken wer-
den in der ruſſiſchen Sprache Tſcherkaſſier
genennet, ſonderlich aber diejenigen, die an
dem Geſtade des Fluſſes Donetz wohnen und
in Sloboden oder Pflanzſtaͤdten leben. Es
giebt aber von dieſen Tſcherkaſſiern, die ſol-
chergeſtalt in Pflanzſtaͤdte vertheilet ſind, fuͤnf
Landſchaften, deren Hauptſtaͤdte ſind Ißy,
Charkow, Ochtirka, Ribinſka und Sumy.
Zu dieſen kommt noch die ſehr alte ruſſiſche
Stadt, Tſchuhujow genennet, die ehedem die
Grenzfeſtung des ruſſiſchen Reichs gegen die
Tatarn geweſen iſt, als dieſes Reich noch in
engere Grenzen eingeſchloſſen war. Sie lie-
get an dem Donetz. Die paͤtigoriſchen
Tſcherkaſſier erkennen keine Gottheit, und
haben weder Gottesdienſt noch Religion.
Sie beſitzen einen dicken Wald, in einer Ebene
gelegen, der allenthalben mit hohen Gebirgen
umgeben iſt. Er iſt wohl mit Waſſer verſe-
hen, und mit einem breiten Graben rings
herum eingeſchloſſen. Hier haͤlt das ge-
ſammte Volk ſeine Zuſammenkunft, gegen
das Ende des Auguſts, als wenn es ſich zu
den olympiſchen Spielen verſammelte, und
treibet ſeine Handlung unter einander, wel-
ches durch Umtauſchen ihrer allerſeitigen Wa-
ren geſchiehet. Bey dieſer Zuſammenkunft
wiedmen ſie, zufolge einer hergebrachten Ge-
wohnheit, deren Urſprung bey ihnen ſelbſt
ungewiß iſt, ihre beſten Waffen, und haͤngen
dieſelben an einen gewiſſen Baum in dieſem
Walde auf. Dieſe putzen ſie im folgenden
Jahre bey ihrer Wiederkunft ſauber, kuͤſſen
dieſelben, und haͤngen ſie wieder an ihren vo-
rigen Platz. Hier bleiben nun dieſe Waffen
ohne die geringſte Wache haͤngen, bis ſie von
dem Roſte oder der Zeit verzehret werden.
Viele Geſchichtſchreiber haben uns bey Be-
ſchreibung dieſer Voͤlker zugleich die Nachricht
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