Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

des Uebersetzers
zu leisten, entschlossen wir uns endlich zu der schweren Arbeit,
dieselben insgesammt aus ihren Sprachen zu verbessern. Wir
erwähleten hiebey den berühmten Meninski zu unserem Anführer;
einen Mann, der so viel Ansehen hierinnen besitzet, daß wir ihm
getrost folgen konnten *: zumal, da derselbe die Mundart der
Deutschen zum Grunde leget, im Gegentheile bey andern ihre eigene
Aussprache große Verwirrung machet 2*. Wir beobachteten
dabey, daß Kantemir vielfältig das gemeine Türkische beybehalten
habe, als welches mehr gebräuchlich und ihm geläufiger war;
da hingegen das Hochtürkische nur allein unter den Gelehrten
üblich ist, und wegen der Seltenheit des Bücherdrucks und Zwey-
deutigkeit der Lautzeichen nicht sehr gemein werden kann. Wir
ließen uns das Hochtürkische mehr gefallen, so daß wir dasselbe
in den Text setzten; die gemeine und gröbere Aussprache aber,
wann sie weit davon abginge, unten in dem Abschnitte anführeten:
welches Verfahren hoffentlich von den Kennern gebilliget werden
wird. Herr Tindal befand für gut, die sehr gemeinen Wörter,
[Spaltenumbruch]
Obdest, Oßerbedschan, Oliosman, Kuron,
und dergleichen.
2* Es ist auch die im Jahre 1730 zu
[Spaltenumbruch]
Constantinopel herausgekommene türkische
Sprachlehre von uns zu Rathe gezogen
worden.

Maho-
c 3

des Ueberſetzers
zu leiſten, entſchloſſen wir uns endlich zu der ſchweren Arbeit,
dieſelben insgeſammt aus ihren Sprachen zu verbeſſern. Wir
erwaͤhleten hiebey den beruͤhmten Meninſki zu unſerem Anfuͤhrer;
einen Mann, der ſo viel Anſehen hierinnen beſitzet, daß wir ihm
getroſt folgen konnten *: zumal, da derſelbe die Mundart der
Deutſchen zum Grunde leget, im Gegentheile bey andern ihre eigene
Ausſprache große Verwirrung machet 2*. Wir beobachteten
dabey, daß Kantemir vielfaͤltig das gemeine Tuͤrkiſche beybehalten
habe, als welches mehr gebraͤuchlich und ihm gelaͤufiger war;
da hingegen das Hochtuͤrkiſche nur allein unter den Gelehrten
uͤblich iſt, und wegen der Seltenheit des Buͤcherdrucks und Zwey-
deutigkeit der Lautzeichen nicht ſehr gemein werden kann. Wir
ließen uns das Hochtuͤrkiſche mehr gefallen, ſo daß wir daſſelbe
in den Text ſetzten; die gemeine und groͤbere Ausſprache aber,
wann ſie weit davon abginge, unten in dem Abſchnitte anfuͤhreten:
welches Verfahren hoffentlich von den Kennern gebilliget werden
wird. Herr Tindal befand fuͤr gut, die ſehr gemeinen Woͤrter,
[Spaltenumbruch]
Obdeſt, Oßerbedſchan, Oliosman, Kuron,
und dergleichen.
2* Es iſt auch die im Jahre 1730 zu
[Spaltenumbruch]
Conſtantinopel herausgekommene tuͤrkiſche
Sprachlehre von uns zu Rathe gezogen
worden.

Maho-
c 3
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0027" n="21"/><fw place="top" type="header">des Ueber&#x017F;etzers</fw><lb/>
zu lei&#x017F;ten, ent&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en wir uns endlich zu der &#x017F;chweren Arbeit,<lb/>
die&#x017F;elben insge&#x017F;ammt aus ihren Sprachen zu verbe&#x017F;&#x017F;ern. Wir<lb/>
erwa&#x0364;hleten hiebey den beru&#x0364;hmten Menin&#x017F;ki zu un&#x017F;erem Anfu&#x0364;hrer;<lb/>
einen Mann, der &#x017F;o viel An&#x017F;ehen hierinnen be&#x017F;itzet, daß wir ihm<lb/>
getro&#x017F;t folgen konnten <note place="end" n="*"/>: zumal, da der&#x017F;elbe die Mundart der<lb/>
Deut&#x017F;chen zum Grunde leget, im Gegentheile bey andern ihre eigene<lb/>
Aus&#x017F;prache große Verwirrung machet <note place="end" n="2*"/>. Wir beobachteten<lb/>
dabey, daß Kantemir vielfa&#x0364;ltig das gemeine Tu&#x0364;rki&#x017F;che beybehalten<lb/>
habe, als welches mehr gebra&#x0364;uchlich und ihm gela&#x0364;ufiger war;<lb/>
da hingegen das Hochtu&#x0364;rki&#x017F;che nur allein unter den Gelehrten<lb/>
u&#x0364;blich i&#x017F;t, und wegen der Seltenheit des Bu&#x0364;cherdrucks und Zwey-<lb/>
deutigkeit der Lautzeichen nicht &#x017F;ehr gemein werden kann. Wir<lb/>
ließen uns das Hochtu&#x0364;rki&#x017F;che mehr gefallen, &#x017F;o daß wir da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
in den Text &#x017F;etzten; die gemeine und gro&#x0364;bere Aus&#x017F;prache aber,<lb/>
wann &#x017F;ie weit davon abginge, unten in dem Ab&#x017F;chnitte anfu&#x0364;hreten:<lb/>
welches Verfahren hoffentlich von den Kennern gebilliget werden<lb/>
wird. Herr Tindal befand fu&#x0364;r gut, die &#x017F;ehr gemeinen Wo&#x0364;rter,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Maho-</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="A27" prev="#A26" place="end">Obde&#x017F;t, Oßerbed&#x017F;chan, Oliosman, Kuron,<lb/>
und dergleichen.</note><lb/><note place="end" n="2*">Es i&#x017F;t auch die im Jahre 1730 zu<lb/><cb n="2"/><lb/>
Con&#x017F;tantinopel herausgekommene tu&#x0364;rki&#x017F;che<lb/>
Sprachlehre von uns zu Rathe gezogen<lb/>
worden.</note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">c 3</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[21/0027] des Ueberſetzers zu leiſten, entſchloſſen wir uns endlich zu der ſchweren Arbeit, dieſelben insgeſammt aus ihren Sprachen zu verbeſſern. Wir erwaͤhleten hiebey den beruͤhmten Meninſki zu unſerem Anfuͤhrer; einen Mann, der ſo viel Anſehen hierinnen beſitzet, daß wir ihm getroſt folgen konnten * : zumal, da derſelbe die Mundart der Deutſchen zum Grunde leget, im Gegentheile bey andern ihre eigene Ausſprache große Verwirrung machet ²* . Wir beobachteten dabey, daß Kantemir vielfaͤltig das gemeine Tuͤrkiſche beybehalten habe, als welches mehr gebraͤuchlich und ihm gelaͤufiger war; da hingegen das Hochtuͤrkiſche nur allein unter den Gelehrten uͤblich iſt, und wegen der Seltenheit des Buͤcherdrucks und Zwey- deutigkeit der Lautzeichen nicht ſehr gemein werden kann. Wir ließen uns das Hochtuͤrkiſche mehr gefallen, ſo daß wir daſſelbe in den Text ſetzten; die gemeine und groͤbere Ausſprache aber, wann ſie weit davon abginge, unten in dem Abſchnitte anfuͤhreten: welches Verfahren hoffentlich von den Kennern gebilliget werden wird. Herr Tindal befand fuͤr gut, die ſehr gemeinen Woͤrter, Maho- Obdeſt, Oßerbedſchan, Oliosman, Kuron, und dergleichen. ²* Es iſt auch die im Jahre 1730 zu Conſtantinopel herausgekommene tuͤrkiſche Sprachlehre von uns zu Rathe gezogen worden. c 3

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/27
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/27>, abgerufen am 24.11.2024.