Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Osmanische Geschichte
wolle, wenn er ein so göttliches 16 und dem gesammten osmanischen Reiche so
vortheilhaftes Unternehmen vollbringen würde. Mustäfa bekommt durch die-
ses Versprechen Muth, wirft das türkische Kleid weg, und gehet als ein Flücht-
ling zu den Franken 17 über, die zu Pera wohnen. Bey diesen beklaget er
mit verstellten Threnen, daß er seine Religion abgeschworen habe, und flehet
dieselben inständig an, daß sie ihn in Schutz nehmen und machen möchten, daß
er in sein Vaterland entfliehen könnte. Er setzet hinzu: er wolle lieber in dem
äußersten Elende unter den Christen leben, als mit Verlust seiner Seele die
höchste Ehrenstelle an dem türkischen Hofe genießen. Die Franken stellen ihm
gleich Glauben zu, bedauren seinen Zustand, und bringen ihn auf ein Schiff,
das nach Italien segelt, darauf er in wenig Tagen zu Neapel anlanget.
Dschem, der sich gerade daselbst aufhielte, erfähret, daß ein vortrefflicher Bar-
bier aus der Türkey angekommen sey, und befiehlet (vielleicht aus Neugier, zu
[Spaltenumbruch]
Kuron Häki itschün, bey der Wahrheit des
Kurons; Pejgamberüng pakj Ruhi itschün,
bey dem reinen Geiste des Propheten; u. s. w.
16 göttliches] Die Befehle des Kaisers,
sie seyen von welcher Art als sie wollen, wer-
den von den Türken nicht anders angenom-
men, als wenn sie aus der Hand Gottes kä-
men, und der Ungehorsam gegen dieselben
wird für die abscheulichste Gottlosigkeit gerech-
net. Daher, wenn der oberste Weßir ums
Leben gebracht werden soll: so träget der
Kaiser die Vollziehung seines Urtheils nie-
mand anderem, als dem Weßire selbst, auf,
und dieses thut er in einem Schreiben von
folgendem Inhalte. "Da du um dieser
"oder jener Verbrechen willen den Tod ver-
"dienest: so ist unser Belieben, daß du, nach-
"dem du das Obdest" (das ist, das Wa-
schen des Hauptes, der Hände und Füße)
"verrichtet, und das gewöhnliche Nemaß"
(oder Gebet) "gethan hast, deinen Kopf
"diesem unserm Kapudschi Baschi überant-
"worten sollst." Wenn es nun auch gleich
in des Weßirs Gewalt stehen sollte, sich zu
widersetzen: so leistet er dennoch diesem Be-
[Spaltenumbruch]
fehle willigen Gehorsam, aus Furcht (als
ein Uebertreter des kaiserlichen Befehls), für
einen Unglaubigen geachtet und von dem
Dschemaet oder Uemmeti Muhämmed (nach
der Sprache der Christen, von der Kirche) aus-
geschlossen zu werden. Dieses wiederfuhr zu
meiner Zeit einigen großen Männern, die
sich weigerten, dem Befehle des Kaisers Folge
zu leisten. Denn ob sie gleich durch die Flucht
oder Hülfe der Waffen sich von der Gefahr be-
freyeten: so mußten sie doch nachgehends
beständig den Spottnamen Firari oder Flücht-
linge tragen; als Firari Häsen Pascha, und
Firari Ismäil Pascha. Ja, der Schimpf er-
bet so gar auf ihre Söhne, die gleichsam zur
ewigen Schande Firari Ogulleri (Söhne der
Flüchtlinge) genennet werden.
17 Franken] Es ist bey den Türken ge-
wöhnlich, daß sie fast alle christlichen Völker
(die Polen, Ungarn und andere, die lange
Kleider tragen, ausgenommen), insonderheit
aber die Italiener, mit dem Namen Efrendsch
belegen, der insgemein Firenkj ausgesprochen
wird. Sie geben aber doch auch einem ieden
Volke seinen eigenen Namen: als die Deut-

wissen,

Osmaniſche Geſchichte
wolle, wenn er ein ſo goͤttliches 16 und dem geſammten osmaniſchen Reiche ſo
vortheilhaftes Unternehmen vollbringen wuͤrde. Muſtaͤfa bekommt durch die-
ſes Verſprechen Muth, wirft das tuͤrkiſche Kleid weg, und gehet als ein Fluͤcht-
ling zu den Franken 17 uͤber, die zu Pera wohnen. Bey dieſen beklaget er
mit verſtellten Threnen, daß er ſeine Religion abgeſchworen habe, und flehet
dieſelben inſtaͤndig an, daß ſie ihn in Schutz nehmen und machen moͤchten, daß
er in ſein Vaterland entfliehen koͤnnte. Er ſetzet hinzu: er wolle lieber in dem
aͤußerſten Elende unter den Chriſten leben, als mit Verluſt ſeiner Seele die
hoͤchſte Ehrenſtelle an dem tuͤrkiſchen Hofe genießen. Die Franken ſtellen ihm
gleich Glauben zu, bedauren ſeinen Zuſtand, und bringen ihn auf ein Schiff,
das nach Italien ſegelt, darauf er in wenig Tagen zu Neapel anlanget.
Dſchem, der ſich gerade daſelbſt aufhielte, erfaͤhret, daß ein vortrefflicher Bar-
bier aus der Tuͤrkey angekommen ſey, und befiehlet (vielleicht aus Neugier, zu
[Spaltenumbruch]
Kuron Haͤki itſchuͤn, bey der Wahrheit des
Kurons; Pejgamberuͤng pakj Ruhi itſchuͤn,
bey dem reinen Geiſte des Propheten; u. ſ. w.
16 goͤttliches] Die Befehle des Kaiſers,
ſie ſeyen von welcher Art als ſie wollen, wer-
den von den Tuͤrken nicht anders angenom-
men, als wenn ſie aus der Hand Gottes kaͤ-
men, und der Ungehorſam gegen dieſelben
wird fuͤr die abſcheulichſte Gottloſigkeit gerech-
net. Daher, wenn der oberſte Weßir ums
Leben gebracht werden ſoll: ſo traͤget der
Kaiſer die Vollziehung ſeines Urtheils nie-
mand anderem, als dem Weßire ſelbſt, auf,
und dieſes thut er in einem Schreiben von
folgendem Inhalte. “Da du um dieſer
“oder jener Verbrechen willen den Tod ver-
“dieneſt: ſo iſt unſer Belieben, daß du, nach-
“dem du das Obdeſt„ (das iſt, das Wa-
ſchen des Hauptes, der Haͤnde und Fuͤße)
“verrichtet, und das gewoͤhnliche Nemaß„
(oder Gebet) “gethan haſt, deinen Kopf
“dieſem unſerm Kapudſchi Baſchi uͤberant-
“worten ſollſt.„ Wenn es nun auch gleich
in des Weßirs Gewalt ſtehen ſollte, ſich zu
widerſetzen: ſo leiſtet er dennoch dieſem Be-
[Spaltenumbruch]
fehle willigen Gehorſam, aus Furcht (als
ein Uebertreter des kaiſerlichen Befehls), fuͤr
einen Unglaubigen geachtet und von dem
Dſchemaet oder Uemmeti Muhaͤmmed (nach
der Sprache der Chriſten, von der Kirche) aus-
geſchloſſen zu werden. Dieſes wiederfuhr zu
meiner Zeit einigen großen Maͤnnern, die
ſich weigerten, dem Befehle des Kaiſers Folge
zu leiſten. Denn ob ſie gleich durch die Flucht
oder Huͤlfe der Waffen ſich von der Gefahr be-
freyeten: ſo mußten ſie doch nachgehends
beſtaͤndig den Spottnamen Firari oder Fluͤcht-
linge tragen; als Firari Haͤſen Paſcha, und
Firari Ismaͤil Paſcha. Ja, der Schimpf er-
bet ſo gar auf ihre Soͤhne, die gleichſam zur
ewigen Schande Firari Ogulleri (Soͤhne der
Fluͤchtlinge) genennet werden.
17 Franken] Es iſt bey den Tuͤrken ge-
woͤhnlich, daß ſie faſt alle chriſtlichen Voͤlker
(die Polen, Ungarn und andere, die lange
Kleider tragen, ausgenommen), inſonderheit
aber die Italiener, mit dem Namen Efrendſch
belegen, der insgemein Firenkj ausgeſprochen
wird. Sie geben aber doch auch einem ieden
Volke ſeinen eigenen Namen: als die Deut-

wiſſen,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0266" n="180"/><fw place="top" type="header">Osmani&#x017F;che Ge&#x017F;chichte</fw><lb/>
wolle, wenn er ein &#x017F;o go&#x0364;ttliches <note place="end" n="16"/> und dem ge&#x017F;ammten osmani&#x017F;chen Reiche &#x017F;o<lb/>
vortheilhaftes Unternehmen vollbringen wu&#x0364;rde. Mu&#x017F;ta&#x0364;fa bekommt durch die-<lb/>
&#x017F;es Ver&#x017F;prechen Muth, wirft das tu&#x0364;rki&#x017F;che Kleid weg, und gehet als ein Flu&#x0364;cht-<lb/>
ling zu den Franken <note place="end" n="17"/> u&#x0364;ber, die zu Pera wohnen. Bey die&#x017F;en beklaget er<lb/>
mit ver&#x017F;tellten Threnen, daß er &#x017F;eine Religion abge&#x017F;chworen habe, und flehet<lb/>
die&#x017F;elben in&#x017F;ta&#x0364;ndig an, daß &#x017F;ie ihn in Schutz nehmen und machen mo&#x0364;chten, daß<lb/>
er in &#x017F;ein Vaterland entfliehen ko&#x0364;nnte. Er &#x017F;etzet hinzu: er wolle lieber in dem<lb/>
a&#x0364;ußer&#x017F;ten Elende unter den Chri&#x017F;ten leben, als mit Verlu&#x017F;t &#x017F;einer Seele die<lb/>
ho&#x0364;ch&#x017F;te Ehren&#x017F;telle an dem tu&#x0364;rki&#x017F;chen Hofe genießen. Die Franken &#x017F;tellen ihm<lb/>
gleich Glauben zu, bedauren &#x017F;einen Zu&#x017F;tand, und bringen ihn auf ein Schiff,<lb/>
das nach Italien &#x017F;egelt, darauf er in wenig Tagen zu Neapel anlanget.<lb/>
D&#x017F;chem, der &#x017F;ich gerade da&#x017F;elb&#x017F;t aufhielte, erfa&#x0364;hret, daß ein vortrefflicher Bar-<lb/>
bier aus der Tu&#x0364;rkey angekommen &#x017F;ey, und befiehlet (vielleicht aus Neugier, zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wi&#x017F;&#x017F;en,</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note xml:id="Z266" prev="#Z265" place="end">Kuron Ha&#x0364;ki it&#x017F;chu&#x0364;n, bey der Wahrheit des<lb/>
Kurons; Pejgamberu&#x0364;ng pakj Ruhi it&#x017F;chu&#x0364;n,<lb/>
bey dem reinen Gei&#x017F;te des Propheten; u. &#x017F;. w.</note><lb/><note place="end" n="16">go&#x0364;ttliches] Die Befehle des Kai&#x017F;ers,<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;eyen von welcher Art als &#x017F;ie wollen, wer-<lb/>
den von den Tu&#x0364;rken nicht anders angenom-<lb/>
men, als wenn &#x017F;ie aus der Hand Gottes ka&#x0364;-<lb/>
men, und der Ungehor&#x017F;am gegen die&#x017F;elben<lb/>
wird fu&#x0364;r die ab&#x017F;cheulich&#x017F;te Gottlo&#x017F;igkeit gerech-<lb/>
net. Daher, wenn der ober&#x017F;te Weßir ums<lb/>
Leben gebracht werden &#x017F;oll: &#x017F;o tra&#x0364;get der<lb/>
Kai&#x017F;er die Vollziehung &#x017F;eines Urtheils nie-<lb/>
mand anderem, als dem Weßire &#x017F;elb&#x017F;t, auf,<lb/>
und die&#x017F;es thut er in einem Schreiben von<lb/>
folgendem Inhalte. &#x201C;Da du um die&#x017F;er<lb/>
&#x201C;oder jener Verbrechen willen den Tod ver-<lb/>
&#x201C;diene&#x017F;t: &#x017F;o i&#x017F;t un&#x017F;er Belieben, daß du, nach-<lb/>
&#x201C;dem du das Obde&#x017F;t&#x201E; (das i&#x017F;t, das Wa-<lb/>
&#x017F;chen des Hauptes, der Ha&#x0364;nde und Fu&#x0364;ße)<lb/>
&#x201C;verrichtet, und das gewo&#x0364;hnliche Nemaß&#x201E;<lb/>
(oder Gebet) &#x201C;gethan ha&#x017F;t, deinen Kopf<lb/>
&#x201C;die&#x017F;em un&#x017F;erm Kapud&#x017F;chi Ba&#x017F;chi u&#x0364;berant-<lb/>
&#x201C;worten &#x017F;oll&#x017F;t.&#x201E; Wenn es nun auch gleich<lb/>
in des Weßirs Gewalt &#x017F;tehen &#x017F;ollte, &#x017F;ich zu<lb/>
wider&#x017F;etzen: &#x017F;o lei&#x017F;tet er dennoch die&#x017F;em Be-<lb/><cb n="2"/><lb/>
fehle willigen Gehor&#x017F;am, aus Furcht (als<lb/>
ein Uebertreter des kai&#x017F;erlichen Befehls), fu&#x0364;r<lb/>
einen Unglaubigen geachtet und von dem<lb/>
D&#x017F;chemaet oder Uemmeti Muha&#x0364;mmed (nach<lb/>
der Sprache der Chri&#x017F;ten, von der Kirche) aus-<lb/>
ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en zu werden. Die&#x017F;es wiederfuhr zu<lb/>
meiner Zeit einigen großen Ma&#x0364;nnern, die<lb/>
&#x017F;ich weigerten, dem Befehle des Kai&#x017F;ers Folge<lb/>
zu lei&#x017F;ten. Denn ob &#x017F;ie gleich durch die Flucht<lb/>
oder Hu&#x0364;lfe der Waffen &#x017F;ich von der Gefahr be-<lb/>
freyeten: &#x017F;o mußten &#x017F;ie doch nachgehends<lb/>
be&#x017F;ta&#x0364;ndig den Spottnamen Firari oder Flu&#x0364;cht-<lb/>
linge tragen; als Firari Ha&#x0364;&#x017F;en Pa&#x017F;cha, und<lb/>
Firari Isma&#x0364;il Pa&#x017F;cha. Ja, der Schimpf er-<lb/>
bet &#x017F;o gar auf ihre So&#x0364;hne, die gleich&#x017F;am zur<lb/>
ewigen Schande Firari Ogulleri (So&#x0364;hne der<lb/>
Flu&#x0364;chtlinge) genennet werden.</note><lb/><note xml:id="E266" next="#E267" place="end" n="17">Franken] Es i&#x017F;t bey den Tu&#x0364;rken ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlich, daß &#x017F;ie fa&#x017F;t alle chri&#x017F;tlichen Vo&#x0364;lker<lb/>
(die Polen, Ungarn und andere, die lange<lb/>
Kleider tragen, ausgenommen), in&#x017F;onderheit<lb/>
aber die Italiener, mit dem Namen Efrend&#x017F;ch<lb/>
belegen, der insgemein Firenkj ausge&#x017F;prochen<lb/>
wird. Sie geben aber doch auch einem ieden<lb/>
Volke &#x017F;einen eigenen Namen: als die Deut-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;chen</fw></note><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[180/0266] Osmaniſche Geſchichte wolle, wenn er ein ſo goͤttliches ¹⁶ und dem geſammten osmaniſchen Reiche ſo vortheilhaftes Unternehmen vollbringen wuͤrde. Muſtaͤfa bekommt durch die- ſes Verſprechen Muth, wirft das tuͤrkiſche Kleid weg, und gehet als ein Fluͤcht- ling zu den Franken ¹⁷ uͤber, die zu Pera wohnen. Bey dieſen beklaget er mit verſtellten Threnen, daß er ſeine Religion abgeſchworen habe, und flehet dieſelben inſtaͤndig an, daß ſie ihn in Schutz nehmen und machen moͤchten, daß er in ſein Vaterland entfliehen koͤnnte. Er ſetzet hinzu: er wolle lieber in dem aͤußerſten Elende unter den Chriſten leben, als mit Verluſt ſeiner Seele die hoͤchſte Ehrenſtelle an dem tuͤrkiſchen Hofe genießen. Die Franken ſtellen ihm gleich Glauben zu, bedauren ſeinen Zuſtand, und bringen ihn auf ein Schiff, das nach Italien ſegelt, darauf er in wenig Tagen zu Neapel anlanget. Dſchem, der ſich gerade daſelbſt aufhielte, erfaͤhret, daß ein vortrefflicher Bar- bier aus der Tuͤrkey angekommen ſey, und befiehlet (vielleicht aus Neugier, zu wiſſen, Kuron Haͤki itſchuͤn, bey der Wahrheit des Kurons; Pejgamberuͤng pakj Ruhi itſchuͤn, bey dem reinen Geiſte des Propheten; u. ſ. w. ¹⁶ goͤttliches] Die Befehle des Kaiſers, ſie ſeyen von welcher Art als ſie wollen, wer- den von den Tuͤrken nicht anders angenom- men, als wenn ſie aus der Hand Gottes kaͤ- men, und der Ungehorſam gegen dieſelben wird fuͤr die abſcheulichſte Gottloſigkeit gerech- net. Daher, wenn der oberſte Weßir ums Leben gebracht werden ſoll: ſo traͤget der Kaiſer die Vollziehung ſeines Urtheils nie- mand anderem, als dem Weßire ſelbſt, auf, und dieſes thut er in einem Schreiben von folgendem Inhalte. “Da du um dieſer “oder jener Verbrechen willen den Tod ver- “dieneſt: ſo iſt unſer Belieben, daß du, nach- “dem du das Obdeſt„ (das iſt, das Wa- ſchen des Hauptes, der Haͤnde und Fuͤße) “verrichtet, und das gewoͤhnliche Nemaß„ (oder Gebet) “gethan haſt, deinen Kopf “dieſem unſerm Kapudſchi Baſchi uͤberant- “worten ſollſt.„ Wenn es nun auch gleich in des Weßirs Gewalt ſtehen ſollte, ſich zu widerſetzen: ſo leiſtet er dennoch dieſem Be- fehle willigen Gehorſam, aus Furcht (als ein Uebertreter des kaiſerlichen Befehls), fuͤr einen Unglaubigen geachtet und von dem Dſchemaet oder Uemmeti Muhaͤmmed (nach der Sprache der Chriſten, von der Kirche) aus- geſchloſſen zu werden. Dieſes wiederfuhr zu meiner Zeit einigen großen Maͤnnern, die ſich weigerten, dem Befehle des Kaiſers Folge zu leiſten. Denn ob ſie gleich durch die Flucht oder Huͤlfe der Waffen ſich von der Gefahr be- freyeten: ſo mußten ſie doch nachgehends beſtaͤndig den Spottnamen Firari oder Fluͤcht- linge tragen; als Firari Haͤſen Paſcha, und Firari Ismaͤil Paſcha. Ja, der Schimpf er- bet ſo gar auf ihre Soͤhne, die gleichſam zur ewigen Schande Firari Ogulleri (Soͤhne der Fluͤchtlinge) genennet werden. ¹⁷ Franken] Es iſt bey den Tuͤrken ge- woͤhnlich, daß ſie faſt alle chriſtlichen Voͤlker (die Polen, Ungarn und andere, die lange Kleider tragen, ausgenommen), inſonderheit aber die Italiener, mit dem Namen Efrendſch belegen, der insgemein Firenkj ausgeſprochen wird. Sie geben aber doch auch einem ieden Volke ſeinen eigenen Namen: als die Deut- ſchen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/266
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 180. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/266>, abgerufen am 25.11.2024.