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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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Osmanische Geschichte
H. 867.


J. C. 1462.
fen der dreyrudrigen Galeen, gegen Süden innerhalb der Stadtmauren anle-
gen, damit es nicht an einem Vorrathshause zu Seeunternehmungen, und an
einem sichern Hafen für seine Schiffe auf allen Vorfall, fehlen möchte. Indem
derselbe mit diesem Werke beschäfftiget ist: so erregen die Griechen, in Verbin-
dung mit den Venetianern, einen Aufstand in Morea, erobern Gjögjerdschin-
likj, Sada, Gjüßeldschehisar, Duradsch 29 und Eßornik, und trachten die Tür-
ken aus der ganzen Halbinsel zu vertreiben. Als Muhämmed von diesen Din-
gen Nachricht bekommt: so schicket er ungesäumt Mehemmed Pascha mit einem
ansehnlichen Kriegsheere ab, die Aufrührer zu züchtigen. Diese aber erwarten
nicht einmal die Ankunft desselben, sondern verlassen ihr Lager, und geben da-
durch Mehemmed bequeme Gelegenheit, nicht nur die verlornen Städte wieder
einzunehmen, sondern auch die ganze Landschaft Kodscha Hersekj 30 seinem Herrn
unterwürfig zu machen.

bauet einen
Dschami zu Con-stantinopel:
18.

Damit nun Muhämmed wegen so großer Siege, die er bisher erhal-
ten, Gott seine Dankbarkeit abstatten, und zugleich der Nachkommenschaft ein
Denkmal seiner Gottseligkeit hinterlassen möchte: so befahl er noch in diesem
Jahre, im Monate Dschemaßiül ochir, die Kirche zu den heiligen Aposteln 31 niederzureißen, und auf die Stelle derselben einen großen Dschami aufzubauen,
[Spaltenumbruch]

dreyrudrigen Galeen. Er lieget zwischen den
Thoren Tschatladi* und Kumkapu2*, in dem
südlichen Theile, gegen das Meer von Mar-
mora zu. Itzo ist er mit Erde zugefüllet
und ein Küchengarten, Ulanga genennet,
daraus gemacht worden, darinnen die nied-
lichsten Gurken wachsen.
29 Duradsch] Ehedem Dyrrachium,
der berühmteste Handelsort in ganz Rumi-
lien, an dem Gestade des adriatischen Mee-
res und den Grenzen von Dalmatien und Al-
banien gelegen.
30 Kodscha Hersekj] Das alte Illy-
rien: denn kodscha heißet alt, und Hersekj,
Illyrien.
31 zu den heiligen Aposteln] Dieses
[Spaltenumbruch]
war eine Kirche, die die Gemalinn Kaisers
Justinians des Großen hat erbauen lassen.
Itzo ist es ein Platz oder Berg, mitten in der
Stadt gelegen, iedoch näher nach dem innern
Hafen zu, als nach dem festen Lande. Er
ist höher, als die sechs übrigen Berge, und
der Dschami von 120 Ellen ins Gevierte, den
Muhämmed Fatih daselbst aufführen lassen,
wird nach St. Sophia für den größten Tem-
pel gehalten. Der Baumeister dabey soll ein
Grieche, mit Namen Christodulus, gewesen,
und zur Belohnung für ein so weitläuftiges
und wunderbares Werk mit einer ganzen
Straße und andern kaiserlichen Gaben be-
schenket worden seyn. Man setzet hinzu: als
man ihn gefraget, ob er wohl noch einen grö-
ßern und schönern Dschami, als dieser sey,
bauen könnte; so habe er zur Antwort gege-
ben: er könnte dieses wohl thun, wenn man

der
* ein Ritz, Spalt.
2* das Sandthor.

Osmaniſche Geſchichte
H. 867.


J. C. 1462.
fen der dreyrudrigen Galeen, gegen Suͤden innerhalb der Stadtmauren anle-
gen, damit es nicht an einem Vorrathshauſe zu Seeunternehmungen, und an
einem ſichern Hafen fuͤr ſeine Schiffe auf allen Vorfall, fehlen moͤchte. Indem
derſelbe mit dieſem Werke beſchaͤfftiget iſt: ſo erregen die Griechen, in Verbin-
dung mit den Venetianern, einen Aufſtand in Morea, erobern Gjoͤgjerdſchin-
likj, Sada, Gjuͤßeldſchehiſar, Duradſch 29 und Eßornik, und trachten die Tuͤr-
ken aus der ganzen Halbinſel zu vertreiben. Als Muhaͤmmed von dieſen Din-
gen Nachricht bekommt: ſo ſchicket er ungeſaͤumt Mehemmed Paſcha mit einem
anſehnlichen Kriegsheere ab, die Aufruͤhrer zu zuͤchtigen. Dieſe aber erwarten
nicht einmal die Ankunft deſſelben, ſondern verlaſſen ihr Lager, und geben da-
durch Mehemmed bequeme Gelegenheit, nicht nur die verlornen Staͤdte wieder
einzunehmen, ſondern auch die ganze Landſchaft Kodſcha Herſekj 30 ſeinem Herrn
unterwuͤrfig zu machen.

bauet einen
Dſchami zu Con-ſtantinopel:
18.

Damit nun Muhaͤmmed wegen ſo großer Siege, die er bisher erhal-
ten, Gott ſeine Dankbarkeit abſtatten, und zugleich der Nachkommenſchaft ein
Denkmal ſeiner Gottſeligkeit hinterlaſſen moͤchte: ſo befahl er noch in dieſem
Jahre, im Monate Dſchemaßiuͤl ochir, die Kirche zu den heiligen Apoſteln 31 niederzureißen, und auf die Stelle derſelben einen großen Dſchami aufzubauen,
[Spaltenumbruch]

dreyrudrigen Galeen. Er lieget zwiſchen den
Thoren Tſchatladi* und Kumkapu2*, in dem
ſuͤdlichen Theile, gegen das Meer von Mar-
mora zu. Itzo iſt er mit Erde zugefuͤllet
und ein Kuͤchengarten, Ulanga genennet,
daraus gemacht worden, darinnen die nied-
lichſten Gurken wachſen.
29 Duradſch] Ehedem Dyrrachium
der beruͤhmteſte Handelsort in ganz Rumi-
lien, an dem Geſtade des adriatiſchen Mee-
res und den Grenzen von Dalmatien und Al-
banien gelegen.
30 Kodſcha Herſekj] Das alte Illy-
rien: denn kodſcha heißet alt, und Herſekj,
Illyrien.
31 zu den heiligen Apoſteln] Dieſes
[Spaltenumbruch]
war eine Kirche, die die Gemalinn Kaiſers
Juſtinians des Großen hat erbauen laſſen.
Itzo iſt es ein Platz oder Berg, mitten in der
Stadt gelegen, iedoch naͤher nach dem innern
Hafen zu, als nach dem feſten Lande. Er
iſt hoͤher, als die ſechs uͤbrigen Berge, und
der Dſchami von 120 Ellen ins Gevierte, den
Muhaͤmmed Fatih daſelbſt auffuͤhren laſſen,
wird nach St. Sophia fuͤr den groͤßten Tem-
pel gehalten. Der Baumeiſter dabey ſoll ein
Grieche, mit Namen Chriſtodulus, geweſen,
und zur Belohnung fuͤr ein ſo weitlaͤuftiges
und wunderbares Werk mit einer ganzen
Straße und andern kaiſerlichen Gaben be-
ſchenket worden ſeyn. Man ſetzet hinzu: als
man ihn gefraget, ob er wohl noch einen groͤ-
ßern und ſchoͤnern Dſchami, als dieſer ſey,
bauen koͤnnte; ſo habe er zur Antwort gege-
ben: er koͤnnte dieſes wohl thun, wenn man

der
* ein Ritz, Spalt.
2* das Sandthor.
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[158/0242] Osmaniſche Geſchichte fen der dreyrudrigen Galeen, gegen Suͤden innerhalb der Stadtmauren anle- gen, damit es nicht an einem Vorrathshauſe zu Seeunternehmungen, und an einem ſichern Hafen fuͤr ſeine Schiffe auf allen Vorfall, fehlen moͤchte. Indem derſelbe mit dieſem Werke beſchaͤfftiget iſt: ſo erregen die Griechen, in Verbin- dung mit den Venetianern, einen Aufſtand in Morea, erobern Gjoͤgjerdſchin- likj, Sada, Gjuͤßeldſchehiſar, Duradſch ²⁹ und Eßornik, und trachten die Tuͤr- ken aus der ganzen Halbinſel zu vertreiben. Als Muhaͤmmed von dieſen Din- gen Nachricht bekommt: ſo ſchicket er ungeſaͤumt Mehemmed Paſcha mit einem anſehnlichen Kriegsheere ab, die Aufruͤhrer zu zuͤchtigen. Dieſe aber erwarten nicht einmal die Ankunft deſſelben, ſondern verlaſſen ihr Lager, und geben da- durch Mehemmed bequeme Gelegenheit, nicht nur die verlornen Staͤdte wieder einzunehmen, ſondern auch die ganze Landſchaft Kodſcha Herſekj ³⁰ ſeinem Herrn unterwuͤrfig zu machen. H. 867. J. C. 1462. 18. Damit nun Muhaͤmmed wegen ſo großer Siege, die er bisher erhal- ten, Gott ſeine Dankbarkeit abſtatten, und zugleich der Nachkommenſchaft ein Denkmal ſeiner Gottſeligkeit hinterlaſſen moͤchte: ſo befahl er noch in dieſem Jahre, im Monate Dſchemaßiuͤl ochir, die Kirche zu den heiligen Apoſteln ³¹ niederzureißen, und auf die Stelle derſelben einen großen Dſchami aufzubauen, der dreyrudrigen Galeen. Er lieget zwiſchen den Thoren Tſchatladi * und Kumkapu 2*, in dem ſuͤdlichen Theile, gegen das Meer von Mar- mora zu. Itzo iſt er mit Erde zugefuͤllet und ein Kuͤchengarten, Ulanga genennet, daraus gemacht worden, darinnen die nied- lichſten Gurken wachſen. ²⁹ Duradſch] Ehedem Dyrrachium‚ der beruͤhmteſte Handelsort in ganz Rumi- lien, an dem Geſtade des adriatiſchen Mee- res und den Grenzen von Dalmatien und Al- banien gelegen. ³⁰ Kodſcha Herſekj] Das alte Illy- rien: denn kodſcha heißet alt, und Herſekj, Illyrien. ³¹ zu den heiligen Apoſteln] Dieſes war eine Kirche, die die Gemalinn Kaiſers Juſtinians des Großen hat erbauen laſſen. Itzo iſt es ein Platz oder Berg, mitten in der Stadt gelegen, iedoch naͤher nach dem innern Hafen zu, als nach dem feſten Lande. Er iſt hoͤher, als die ſechs uͤbrigen Berge, und der Dſchami von 120 Ellen ins Gevierte, den Muhaͤmmed Fatih daſelbſt auffuͤhren laſſen, wird nach St. Sophia fuͤr den groͤßten Tem- pel gehalten. Der Baumeiſter dabey ſoll ein Grieche, mit Namen Chriſtodulus, geweſen, und zur Belohnung fuͤr ein ſo weitlaͤuftiges und wunderbares Werk mit einer ganzen Straße und andern kaiſerlichen Gaben be- ſchenket worden ſeyn. Man ſetzet hinzu: als man ihn gefraget, ob er wohl noch einen groͤ- ßern und ſchoͤnern Dſchami, als dieſer ſey, bauen koͤnnte; ſo habe er zur Antwort gege- ben: er koͤnnte dieſes wohl thun, wenn man ihm * ein Ritz, Spalt. 2* das Sandthor.

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/242>, abgerufen am 23.11.2024.