Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede
daher verursachte er dem Leser die Unbequemlichkeit, dieselben
hinter einem ieden Hauptstücke zu suchen. Eben aus dieser Ursache
mußten bey ihm die Bilder der türkischen Kaiser, das Bild des
Verfassers und der Grundriß von Constantinopel wegbleiben.
Die Uebersetzung ist nach der angewöhnten Zierlichkeit und den
witzigen Ausdrücken der französischen Sprache eingerichtet; dabey
die Ernsthaftigkeit, der Sinn und Nachdruck des Vortrags so viel
verlieren, daß man den Fürsten Kantemir, wenn man ihn im
Englischen gelesen hat, vor lauter Zierraten nicht mehr kennet.
Doch, dieses sind Dinge, die ihm vielleicht noch einigermaßen
zu verzeihen wären. Allein, Herr Joncquieres begehet in seinem
Uebersetzen vielfältige Untreue. Die Beschreibung der Geilheit
Ibrahims erachtete er für sich, als einen geistlichen Herrn, unan-
[Spaltenumbruch]
* Man sehe unten die 386 S. 7 Absatz
(im Englischen, 254 S.), davon im Fran-
zösischen alles fehlet, von den Worten an:
"Die Wände in seinem Schlafzimmer;"
bis auf die Worte: "bisher noch unbekannte
Stellungen erfand." Im 3 Bande, 112 S.
2* Wir wollen hievon zwey merkwürdige
Beyspiele anführen. Die Worte auf der
127 S. 25 Abs. "wenn ihn nicht das An-
"sehen des Pabstes zu Rum verführet hätte"
[Spaltenumbruch]
(im Englischen, auf der 88 S. "if he had
"not been perverted by the authority of
"the Pope of Rum
"); übersetzet Herr
Joncquieres: "mais le Pape calma sa con-
"science en l'absolvant de son serment
"
(im 1 Bande, 257 S.). Der 79 Absatz
auf der 711 S. lautet im Englischen, 423 S.
also. "Feriole, the French embassador,
"hearing this affair publickly talked of,
"by various arts, bribes, and promises,
"endeavours to disturb the approaching

ständig;
calm,

Vorrede
daher verurſachte er dem Leſer die Unbequemlichkeit, dieſelben
hinter einem ieden Hauptſtuͤcke zu ſuchen. Eben aus dieſer Urſache
mußten bey ihm die Bilder der tuͤrkiſchen Kaiſer, das Bild des
Verfaſſers und der Grundriß von Conſtantinopel wegbleiben.
Die Ueberſetzung iſt nach der angewoͤhnten Zierlichkeit und den
witzigen Ausdruͤcken der franzoͤſiſchen Sprache eingerichtet; dabey
die Ernſthaftigkeit, der Sinn und Nachdruck des Vortrags ſo viel
verlieren, daß man den Fuͤrſten Kantemir, wenn man ihn im
Engliſchen geleſen hat, vor lauter Zierraten nicht mehr kennet.
Doch, dieſes ſind Dinge, die ihm vielleicht noch einigermaßen
zu verzeihen waͤren. Allein, Herr Joncquieres begehet in ſeinem
Ueberſetzen vielfaͤltige Untreue. Die Beſchreibung der Geilheit
Ibrahims erachtete er fuͤr ſich, als einen geiſtlichen Herrn, unan-
[Spaltenumbruch]
* Man ſehe unten die 386 S. 7 Abſatz
(im Engliſchen, 254 S.), davon im Fran-
zoͤſiſchen alles fehlet, von den Worten an:
“Die Waͤnde in ſeinem Schlafzimmer;„
bis auf die Worte: “bisher noch unbekannte
Stellungen erfand.„ Im 3 Bande, 112 S.
2* Wir wollen hievon zwey merkwuͤrdige
Beyſpiele anfuͤhren. Die Worte auf der
127 S. 25 Abſ. “wenn ihn nicht das An-
“ſehen des Pabſtes zu Rum verfuͤhret haͤtte„
[Spaltenumbruch]
(im Engliſchen, auf der 88 S. “if he had
“not been perverted by the authority of
“the Pope of Rum
„); uͤberſetzet Herr
Joncquieres: “mais le Pape calma ſa con-
“ſcience en l'abſolvant de ſon ſerment

(im 1 Bande, 257 S.). Der 79 Abſatz
auf der 711 S. lautet im Engliſchen, 423 S.
alſo. “Feriole, the French embaſſador,
“hearing this affair publickly talked of,
“by various arts, bribes, and promiſes,
“endeavours to diſturb the approaching

ſtaͤndig;
calm,
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0024" n="18"/><fw place="top" type="header">Vorrede</fw><lb/>
daher verur&#x017F;achte er dem Le&#x017F;er die Unbequemlichkeit, die&#x017F;elben<lb/>
hinter einem ieden Haupt&#x017F;tu&#x0364;cke zu &#x017F;uchen. Eben aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache<lb/>
mußten bey ihm die Bilder der tu&#x0364;rki&#x017F;chen Kai&#x017F;er, das Bild des<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;ers und der Grundriß von Con&#x017F;tantinopel wegbleiben.<lb/>
Die Ueber&#x017F;etzung i&#x017F;t nach der angewo&#x0364;hnten Zierlichkeit und den<lb/>
witzigen Ausdru&#x0364;cken der franzo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen Sprache eingerichtet; dabey<lb/>
die Ern&#x017F;thaftigkeit, der Sinn und Nachdruck des Vortrags &#x017F;o viel<lb/>
verlieren, daß man den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Kantemir, wenn man ihn im<lb/>
Engli&#x017F;chen gele&#x017F;en hat, vor lauter Zierraten nicht mehr kennet.<lb/>
Doch, die&#x017F;es &#x017F;ind Dinge, die ihm vielleicht noch einigermaßen<lb/>
zu verzeihen wa&#x0364;ren. Allein, Herr Joncquieres begehet in &#x017F;einem<lb/>
Ueber&#x017F;etzen vielfa&#x0364;ltige Untreue. Die Be&#x017F;chreibung der Geilheit<lb/>
Ibrahims erachtete er fu&#x0364;r &#x017F;ich, als einen gei&#x017F;tlichen Herrn, unan-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ta&#x0364;ndig;</fw><lb/><cb n="1"/><lb/><note place="end" n="*">Man &#x017F;ehe unten die 386 S. 7 Ab&#x017F;atz<lb/>
(im Engli&#x017F;chen, 254 S.), davon im Fran-<lb/>
zo&#x0364;&#x017F;i&#x017F;chen alles fehlet, von den Worten an:<lb/>
&#x201C;Die Wa&#x0364;nde in &#x017F;einem Schlafzimmer;&#x201E;<lb/>
bis auf die Worte: &#x201C;bisher noch unbekannte<lb/>
Stellungen erfand.&#x201E; Im 3 Bande, 112 S.</note><lb/><note xml:id="A24" next="#A25" place="end" n="2*">Wir wollen hievon zwey merkwu&#x0364;rdige<lb/>
Bey&#x017F;piele anfu&#x0364;hren. Die Worte auf der<lb/>
127 S. 25 Ab&#x017F;. &#x201C;wenn ihn nicht das An-<lb/>
&#x201C;&#x017F;ehen des Pab&#x017F;tes zu Rum verfu&#x0364;hret ha&#x0364;tte&#x201E;<lb/><cb n="2"/><lb/>
(im Engli&#x017F;chen, auf der 88 S. &#x201C;<hi rendition="#aq">if he had<lb/>
&#x201C;not been perverted by the authority of<lb/>
&#x201C;the Pope of Rum</hi>&#x201E;); u&#x0364;ber&#x017F;etzet Herr<lb/>
Joncquieres: &#x201C;<hi rendition="#aq">mais le Pape calma &#x017F;a con-<lb/>
&#x201C;&#x017F;cience en l'ab&#x017F;olvant de &#x017F;on &#x017F;erment</hi>&#x201E;<lb/>
(im 1 Bande, 257 S.). Der 79 Ab&#x017F;atz<lb/>
auf der 711 S. lautet im Engli&#x017F;chen, 423 S.<lb/>
al&#x017F;o. &#x201C;<hi rendition="#aq">Feriole, the French emba&#x017F;&#x017F;ador,<lb/>
&#x201C;hearing this affair publickly talked of,<lb/>
&#x201C;by various arts, bribes, and promi&#x017F;es,<lb/>
&#x201C;endeavours to di&#x017F;turb the approaching<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">calm,</fw></hi></note><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[18/0024] Vorrede daher verurſachte er dem Leſer die Unbequemlichkeit, dieſelben hinter einem ieden Hauptſtuͤcke zu ſuchen. Eben aus dieſer Urſache mußten bey ihm die Bilder der tuͤrkiſchen Kaiſer, das Bild des Verfaſſers und der Grundriß von Conſtantinopel wegbleiben. Die Ueberſetzung iſt nach der angewoͤhnten Zierlichkeit und den witzigen Ausdruͤcken der franzoͤſiſchen Sprache eingerichtet; dabey die Ernſthaftigkeit, der Sinn und Nachdruck des Vortrags ſo viel verlieren, daß man den Fuͤrſten Kantemir, wenn man ihn im Engliſchen geleſen hat, vor lauter Zierraten nicht mehr kennet. Doch, dieſes ſind Dinge, die ihm vielleicht noch einigermaßen zu verzeihen waͤren. Allein, Herr Joncquieres begehet in ſeinem Ueberſetzen vielfaͤltige Untreue. Die Beſchreibung der Geilheit Ibrahims erachtete er fuͤr ſich, als einen geiſtlichen Herrn, unan- ſtaͤndig; * Man ſehe unten die 386 S. 7 Abſatz (im Engliſchen, 254 S.), davon im Fran- zoͤſiſchen alles fehlet, von den Worten an: “Die Waͤnde in ſeinem Schlafzimmer;„ bis auf die Worte: “bisher noch unbekannte Stellungen erfand.„ Im 3 Bande, 112 S. ²* Wir wollen hievon zwey merkwuͤrdige Beyſpiele anfuͤhren. Die Worte auf der 127 S. 25 Abſ. “wenn ihn nicht das An- “ſehen des Pabſtes zu Rum verfuͤhret haͤtte„ (im Engliſchen, auf der 88 S. “if he had “not been perverted by the authority of “the Pope of Rum„); uͤberſetzet Herr Joncquieres: “mais le Pape calma ſa con- “ſcience en l'abſolvant de ſon ſerment„ (im 1 Bande, 257 S.). Der 79 Abſatz auf der 711 S. lautet im Engliſchen, 423 S. alſo. “Feriole, the French embaſſador, “hearing this affair publickly talked of, “by various arts, bribes, and promiſes, “endeavours to diſturb the approaching calm,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/24
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/24>, abgerufen am 25.11.2024.