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Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

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6. Murad der II
auf seine Klauen einzulassen. Er kam daher im Jahre 831 in tiefster Ehrer-H. 831.


J. C. 1427.

bietigkeit an Murads Hof, und überreichte ihm freywillig die Schlüssel zu allen
seinen Städten. Murad empfing denselben mit vieler Hochachtung, überhäufte
ihn mit königlichen Geschenken, und machte ihn zum immerwährenden San-
dschak von Ipsalam.

14.

Um aber dasjenige vollends unter seine Gewalt zu bringen, wasMurad thut ei-
nen Einfall in
Griechenland:

noch in Griechenland unter der Herrschaft des Kaisers zu Constantinopel übrig
geblieben war: so versammelte derselbe hiernächst sowol seine europäischen als
asiatischen Völker, und nahm damit einen Feldzug in Griechenland vor. Weil
er hier keinen Widerstand fand: so eroberte er Selanikj, Atine* und Karline,
und kehrete mit einer großen Menge Gefangenen und Vieh, in Begleitung sei-
nes siegreichen Heeres, wieder nach Edrene zurück.

15.

Im nächstfolgenden Jahre 832, nachdem Griechenland völlig untervermälet sich mit
Isfendijarbegjs
Tochter.

den Fuß gebracht war, legte sich derselbe Isfendijarbegjs Tochter, die ihm be-
reits vor vier Jahren versprochen war, ehelich bey: und von dieser wurde sechsH. 832.



J. C. 1428.
Jahre hernach der große Muhämmed geboren, der Constantinopel eroberte und
eine Geißel der Christenheit wurde.

16.

Eben zu der Zeit, als dieser Held geboren wurde, nämlich im JahreKaraman Ogli
fänget einen
Aufruhr an.

der Hidschret 838, fing Karaman Ogli 20 einen Aufruhr in Asien an, eben als
wenn er die Absicht hätte, den Besieger der halben Welt in seiner ersten Kind-H. 838.



J. C. 1434.
heit zu vertilgen. Murad ziehet ungesäumt mit seinem Kriegsheere nach Asien
hinüber, und erobert gleich in dem ersten Angriffe die Städte Akschehri 21 und
Konia. Weil Karaman Ibrahim Begj sich zu schwach befindet, dem kaiserli-
chen Heere Widerstand zu thun: so gehet er zu Menla Gämße 22, einem Mön-
chen, der wegen seiner Tugend und Heiligkeit in großem Ansehen stund, und
[Spaltenumbruch]
adriatischen Meere, den Venetianern zugehö-
rig. Itzo wird es Zante genennet: vor Al-
ters hieß es Zacynthus.
19 Gjögjerdschinlikj] Eine Festung an
den Grenzen von Morea, dessen alter Name
verloren gegangen ist. Es bedeutet, dem Ur-
sprunge des Wortes nach, ein Taubenhaus.
20 Karaman Ogli] Eben derselbe Fürst
[Spaltenumbruch]
Karaman Ogli, der sein Land Sultan Mu-
rad übergeben und dessen älteste Schwester
geheiratet hat. Wie es aber gekommen, daß
derselbe aus Rumilien nach Asien geflohen ist:
das ist unbekannt.
21 Akschehri] oder Weißenburg, in
Kleinasien.
22 Menla (oder Mola) Gämße] Die-

ersuchet
* Athen.
Q

6. Murad der II
auf ſeine Klauen einzulaſſen. Er kam daher im Jahre 831 in tiefſter Ehrer-H. 831.


J. C. 1427.

bietigkeit an Murads Hof, und uͤberreichte ihm freywillig die Schluͤſſel zu allen
ſeinen Staͤdten. Murad empfing denſelben mit vieler Hochachtung, uͤberhaͤufte
ihn mit koͤniglichen Geſchenken, und machte ihn zum immerwaͤhrenden San-
dſchak von Ipſalam.

14.

Um aber dasjenige vollends unter ſeine Gewalt zu bringen, wasMurad thut ei-
nen Einfall in
Griechenland:

noch in Griechenland unter der Herrſchaft des Kaiſers zu Conſtantinopel uͤbrig
geblieben war: ſo verſammelte derſelbe hiernaͤchſt ſowol ſeine europaͤiſchen als
aſiatiſchen Voͤlker, und nahm damit einen Feldzug in Griechenland vor. Weil
er hier keinen Widerſtand fand: ſo eroberte er Selanikj, Atine* und Karline,
und kehrete mit einer großen Menge Gefangenen und Vieh, in Begleitung ſei-
nes ſiegreichen Heeres, wieder nach Edrene zuruͤck.

15.

Im naͤchſtfolgenden Jahre 832, nachdem Griechenland voͤllig untervermaͤlet ſich mit
Isfendijarbegjs
Tochter.

den Fuß gebracht war, legte ſich derſelbe Isfendijarbegjs Tochter, die ihm be-
reits vor vier Jahren verſprochen war, ehelich bey: und von dieſer wurde ſechsH. 832.



J. C. 1428.
Jahre hernach der große Muhaͤmmed geboren, der Conſtantinopel eroberte und
eine Geißel der Chriſtenheit wurde.

16.

Eben zu der Zeit, als dieſer Held geboren wurde, naͤmlich im JahreKaraman Ogli
faͤnget einen
Aufruhr an.

der Hidſchret 838, fing Karaman Ogli 20 einen Aufruhr in Aſien an, eben als
wenn er die Abſicht haͤtte, den Beſieger der halben Welt in ſeiner erſten Kind-H. 838.



J. C. 1434.
heit zu vertilgen. Murad ziehet ungeſaͤumt mit ſeinem Kriegsheere nach Aſien
hinuͤber, und erobert gleich in dem erſten Angriffe die Staͤdte Akſchehri 21 und
Konia. Weil Karaman Ibrahim Begj ſich zu ſchwach befindet, dem kaiſerli-
chen Heere Widerſtand zu thun: ſo gehet er zu Menla Gaͤmße 22, einem Moͤn-
chen, der wegen ſeiner Tugend und Heiligkeit in großem Anſehen ſtund, und
[Spaltenumbruch]
adriatiſchen Meere, den Venetianern zugehoͤ-
rig. Itzo wird es Zante genennet: vor Al-
ters hieß es Zacynthus.
19 Gjoͤgjerdſchinlikj] Eine Feſtung an
den Grenzen von Morea, deſſen alter Name
verloren gegangen iſt. Es bedeutet, dem Ur-
ſprunge des Wortes nach, ein Taubenhaus.
20 Karaman Ogli] Eben derſelbe Fuͤrſt
[Spaltenumbruch]
Karaman Ogli, der ſein Land Sultan Mu-
rad uͤbergeben und deſſen aͤlteſte Schweſter
geheiratet hat. Wie es aber gekommen, daß
derſelbe aus Rumilien nach Aſien geflohen iſt:
das iſt unbekannt.
21 Akſchehri] oder Weißenburg, in
Kleinaſien.
22 Menla (oder Mola) Gaͤmße] Die-

erſuchet
* Athen.
Q
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[121/0203] 6. Murad der II auf ſeine Klauen einzulaſſen. Er kam daher im Jahre 831 in tiefſter Ehrer- bietigkeit an Murads Hof, und uͤberreichte ihm freywillig die Schluͤſſel zu allen ſeinen Staͤdten. Murad empfing denſelben mit vieler Hochachtung, uͤberhaͤufte ihn mit koͤniglichen Geſchenken, und machte ihn zum immerwaͤhrenden San- dſchak von Ipſalam. H. 831. J. C. 1427. 14. Um aber dasjenige vollends unter ſeine Gewalt zu bringen, was noch in Griechenland unter der Herrſchaft des Kaiſers zu Conſtantinopel uͤbrig geblieben war: ſo verſammelte derſelbe hiernaͤchſt ſowol ſeine europaͤiſchen als aſiatiſchen Voͤlker, und nahm damit einen Feldzug in Griechenland vor. Weil er hier keinen Widerſtand fand: ſo eroberte er Selanikj, Atine * und Karline, und kehrete mit einer großen Menge Gefangenen und Vieh, in Begleitung ſei- nes ſiegreichen Heeres, wieder nach Edrene zuruͤck. Murad thut ei- nen Einfall in Griechenland: 15. Im naͤchſtfolgenden Jahre 832, nachdem Griechenland voͤllig unter den Fuß gebracht war, legte ſich derſelbe Isfendijarbegjs Tochter, die ihm be- reits vor vier Jahren verſprochen war, ehelich bey: und von dieſer wurde ſechs Jahre hernach der große Muhaͤmmed geboren, der Conſtantinopel eroberte und eine Geißel der Chriſtenheit wurde. vermaͤlet ſich mit Isfendijarbegjs Tochter. H. 832. J. C. 1428. 16. Eben zu der Zeit, als dieſer Held geboren wurde, naͤmlich im Jahre der Hidſchret 838, fing Karaman Ogli ²⁰ einen Aufruhr in Aſien an, eben als wenn er die Abſicht haͤtte, den Beſieger der halben Welt in ſeiner erſten Kind- heit zu vertilgen. Murad ziehet ungeſaͤumt mit ſeinem Kriegsheere nach Aſien hinuͤber, und erobert gleich in dem erſten Angriffe die Staͤdte Akſchehri ²¹ und Konia. Weil Karaman Ibrahim Begj ſich zu ſchwach befindet, dem kaiſerli- chen Heere Widerſtand zu thun: ſo gehet er zu Menla Gaͤmße ²² , einem Moͤn- chen, der wegen ſeiner Tugend und Heiligkeit in großem Anſehen ſtund, und erſuchet adriatiſchen Meere, den Venetianern zugehoͤ- rig. Itzo wird es Zante genennet: vor Al- ters hieß es Zacynthus. ¹⁹ Gjoͤgjerdſchinlikj] Eine Feſtung an den Grenzen von Morea, deſſen alter Name verloren gegangen iſt. Es bedeutet, dem Ur- ſprunge des Wortes nach, ein Taubenhaus. ²⁰ Karaman Ogli] Eben derſelbe Fuͤrſt Karaman Ogli, der ſein Land Sultan Mu- rad uͤbergeben und deſſen aͤlteſte Schweſter geheiratet hat. Wie es aber gekommen, daß derſelbe aus Rumilien nach Aſien geflohen iſt: das iſt unbekannt. ²¹ Akſchehri] oder Weißenburg, in Kleinaſien. ²² Menla (oder Mola) Gaͤmße] Die- ſes Karaman Ogli faͤnget einen Aufruhr an. H. 838. J. C. 1434. * Athen. Q

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Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/203>, abgerufen am 27.11.2024.