Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745.

Bild:
<< vorherige Seite

Vorrede
Hindernisse gewesen, die uns die wahren Nachrichten von diesem
mächtigen Reiche bis auf unsere Zeiten größtentheils vorent-
halten haben.

Desto begieriger hat man die Bemühungen solcher Männer
aufzunehmen, welche geschickt und bereitwillig gewesen sind, uns
die Geschichte der Osmanen aus den Quellen ihrer einheimischen
Nachrichten zu liefern. Der fürstliche Verfasser des gegenwär-
tigen Werkes befand sich in allen denen Umständen, die zu einer
solchen Unternehmung erfordert werden. Er hatte alle die dazu
gehörigen Sprachen bis zu der Fertigkeit des Redens begriffen.
Eine zehenjährige Muße in der Hauptstadt dieses Reiches verstat-
tete ihm Zeit genug, sich die Urkunden dieses Volkes bekannt
zu machen; und sein hoher Stand bahnete ihm den Zutritt zu den
vornehmsten Statsbedienten und Gelehrten, durch deren Umgang
er die innere Beschaffenheit sowol des Reichs, als der besondern
Gemüthsart der Türken erlernete, und manche geheime Nachricht
erfuhr, die einem andern verborgen bleibet. Seine Liebe zur
historischen Wahrheit leuchtet aus allen Seiten seines Werkes
hervor. Er liebet seine eigenen Landesleute nicht so sehr, daß er

nicht

Vorrede
Hinderniſſe geweſen, die uns die wahren Nachrichten von dieſem
maͤchtigen Reiche bis auf unſere Zeiten groͤßtentheils vorent-
halten haben.

Deſto begieriger hat man die Bemuͤhungen ſolcher Maͤnner
aufzunehmen, welche geſchickt und bereitwillig geweſen ſind, uns
die Geſchichte der Osmanen aus den Quellen ihrer einheimiſchen
Nachrichten zu liefern. Der fuͤrſtliche Verfaſſer des gegenwaͤr-
tigen Werkes befand ſich in allen denen Umſtaͤnden, die zu einer
ſolchen Unternehmung erfordert werden. Er hatte alle die dazu
gehoͤrigen Sprachen bis zu der Fertigkeit des Redens begriffen.
Eine zehenjaͤhrige Muße in der Hauptſtadt dieſes Reiches verſtat-
tete ihm Zeit genug, ſich die Urkunden dieſes Volkes bekannt
zu machen; und ſein hoher Stand bahnete ihm den Zutritt zu den
vornehmſten Statsbedienten und Gelehrten, durch deren Umgang
er die innere Beſchaffenheit ſowol des Reichs, als der beſondern
Gemuͤthsart der Tuͤrken erlernete, und manche geheime Nachricht
erfuhr, die einem andern verborgen bleibet. Seine Liebe zur
hiſtoriſchen Wahrheit leuchtet aus allen Seiten ſeines Werkes
hervor. Er liebet ſeine eigenen Landesleute nicht ſo ſehr, daß er

nicht
<TEI>
  <text>
    <front>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="14"/><fw place="top" type="header">Vorrede</fw><lb/>
Hinderni&#x017F;&#x017F;e gewe&#x017F;en, die uns die wahren Nachrichten von die&#x017F;em<lb/>
ma&#x0364;chtigen Reiche bis auf un&#x017F;ere Zeiten gro&#x0364;ßtentheils vorent-<lb/>
halten haben.</p><lb/>
        <p>De&#x017F;to begieriger hat man die Bemu&#x0364;hungen &#x017F;olcher Ma&#x0364;nner<lb/>
aufzunehmen, welche ge&#x017F;chickt und bereitwillig gewe&#x017F;en &#x017F;ind, uns<lb/>
die Ge&#x017F;chichte der Osmanen aus den Quellen ihrer einheimi&#x017F;chen<lb/>
Nachrichten zu liefern. Der fu&#x0364;r&#x017F;tliche Verfa&#x017F;&#x017F;er des gegenwa&#x0364;r-<lb/>
tigen Werkes befand &#x017F;ich in allen denen Um&#x017F;ta&#x0364;nden, die zu einer<lb/>
&#x017F;olchen Unternehmung erfordert werden. Er hatte alle die dazu<lb/>
geho&#x0364;rigen Sprachen bis zu der Fertigkeit des Redens begriffen.<lb/>
Eine zehenja&#x0364;hrige Muße in der Haupt&#x017F;tadt die&#x017F;es Reiches ver&#x017F;tat-<lb/>
tete ihm Zeit genug, &#x017F;ich die Urkunden die&#x017F;es Volkes bekannt<lb/>
zu machen; und &#x017F;ein hoher Stand bahnete ihm den Zutritt zu den<lb/>
vornehm&#x017F;ten Statsbedienten und Gelehrten, durch deren Umgang<lb/>
er die innere Be&#x017F;chaffenheit &#x017F;owol des Reichs, als der be&#x017F;ondern<lb/>
Gemu&#x0364;thsart der Tu&#x0364;rken erlernete, und manche geheime Nachricht<lb/>
erfuhr, die einem andern verborgen bleibet. Seine Liebe zur<lb/>
hi&#x017F;tori&#x017F;chen Wahrheit leuchtet aus allen Seiten &#x017F;eines Werkes<lb/>
hervor. Er liebet &#x017F;eine eigenen Landesleute nicht &#x017F;o &#x017F;ehr, daß er<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">nicht</fw><lb/></p>
      </div>
    </front>
  </text>
</TEI>
[14/0020] Vorrede Hinderniſſe geweſen, die uns die wahren Nachrichten von dieſem maͤchtigen Reiche bis auf unſere Zeiten groͤßtentheils vorent- halten haben. Deſto begieriger hat man die Bemuͤhungen ſolcher Maͤnner aufzunehmen, welche geſchickt und bereitwillig geweſen ſind, uns die Geſchichte der Osmanen aus den Quellen ihrer einheimiſchen Nachrichten zu liefern. Der fuͤrſtliche Verfaſſer des gegenwaͤr- tigen Werkes befand ſich in allen denen Umſtaͤnden, die zu einer ſolchen Unternehmung erfordert werden. Er hatte alle die dazu gehoͤrigen Sprachen bis zu der Fertigkeit des Redens begriffen. Eine zehenjaͤhrige Muße in der Hauptſtadt dieſes Reiches verſtat- tete ihm Zeit genug, ſich die Urkunden dieſes Volkes bekannt zu machen; und ſein hoher Stand bahnete ihm den Zutritt zu den vornehmſten Statsbedienten und Gelehrten, durch deren Umgang er die innere Beſchaffenheit ſowol des Reichs, als der beſondern Gemuͤthsart der Tuͤrken erlernete, und manche geheime Nachricht erfuhr, die einem andern verborgen bleibet. Seine Liebe zur hiſtoriſchen Wahrheit leuchtet aus allen Seiten ſeines Werkes hervor. Er liebet ſeine eigenen Landesleute nicht ſo ſehr, daß er nicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/20
Zitationshilfe: Dimitrie [Moldau, Woiwode], (Cantemir, Dimitrie): Geschichte des osmanischen Reichs nach seinem Anwachse und Abnehmen. Hamburg, 1745, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/cantemir_geschichte_1745/20>, abgerufen am 23.11.2024.